Cover-Bild Super, und dir?
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein fünf
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 06.04.2018
  • ISBN: 9783961010103
Kathrin Weßling

Super, und dir?

Roman

»Ich glaube, Kathrin Weßling hat den Roman ihrer Generation geschrieben.« ZEITmagazin Newsletter, Christoph Amend

Marlene Beckmann ist 31 Jahre alt und lebt das Leben, das sie sich gewünscht hat. Auf die Frage, wie es ihr geht, antwortet sie meistens: »Super, und dir?« Marlene hat sich äußerlich im Griff. Bis sie ihren ersten richtigen Job als Social Media Managerin in einem multinationalen Unternehmen antritt. Bis sie vor lauter Überstunden kein Privatleben mehr hat. Bis der Druck schließlich zu groß wird ...

Mit emotionaler Wucht beschreibt Kathrin Weßling eine gnadenlose Welt, in der Ersetzbarkeit, fehlende Perspektiven und der Zwang zur Selbstoptimierung eine ganze Generation unter Druck setzen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2018

Wer kennt das nicht?

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Marlene ist einunddreißig, hat einen tollen Freund, war Klassenbeste, hat studiert, nun ihren ersten Job bei ihrer Traumfirma und zahlreiche Followers auf diversen Social Media Kanälen. Wer wäre da nicht ...

Marlene ist einunddreißig, hat einen tollen Freund, war Klassenbeste, hat studiert, nun ihren ersten Job bei ihrer Traumfirma und zahlreiche Followers auf diversen Social Media Kanälen. Wer wäre da nicht glücklich? Dass sie mindestens 70 Stunden pro Woche arbeitet, zahlreiche unbezahlte Überstunden macht, immer müder wird und es schließlich nur noch mit Hilfe von diversen Drogen durch den Tag schafft ist nebensächlich. Die anderen schaffen es auch, so schwer kann es nicht sein, oder? Man darf nicht zeigen, dass man es nicht leicht findet, oder? Immerhin war das doch ihr großes Ziel und Marlene hat sehr, sehr viel aufgegeben um dahin zu kommen. Nur fühlt es sich ganz und gar nicht an wie sie es sich erhofft hatte.

Ich habe schon vor dem Lesen sehr viel (Positives) über das Buch gehört und wollte mich selbst davon überzeugen. Nun, ich bin absolut überzeugt! Kathrin Weißling schreibt ehrlich und mit einem gewissen Sarkasmus und schafft es damit, uns vorzuzeigen, wie falsch das eigentlich alles läuft in unserer Gesellschaft: junge Menschen (ich will mal sagen die Generation der „Millenials“) studieren, dann kommen haufenweise unbezahlte Praktika, dann kriegt man endlich den ersten Job, wo man meist nach Strich und Faden ausgenutzt wird. Tonnenweise unbezahlte Überstunden. Wer sich nicht beugt wird ersetzt. Der Urlaub wird nicht genehmigt und man wird schliesslich zu irgendeiner unbeliebten Urlaubszeit gezwungen, diesen zu nehmen, weil „Sie wollen ja nicht den Urlaub anhäufen“ (habe ich selbst so erlebt). Wenn man versucht, sich wegen Überstunden zu wehren, wird gleich gesagt, man sei halt ineffizient und habe deshalb so viele. All das Lob der vergangenen Wochen und Monate ist da sofort vergessen. Dann wird unsere Generation auch sofort als frech dargestellt, weil wir uns eine Work-Life Balance erhoffen. Privatleben, Kinder, all das sollen wir vorerst vergessen und uns totarbeiten – aber wo führt das hin? In Marlenes Fall bis in die Drogensucht, die dann aber sogar ihr Arzt abstreitet. Nein, Leute wie wir die werden nicht süchtig. Das passiert uns doch nicht. Ist doch alles super!

Am Ende lernt Marlene, dass Karriere nicht glücklich macht und dass es im Job immer noch mehr und mehr Projekte geben wird. Das „danach“ wo man dann mal mehr Zeit hat um sich seinen Freunden oder der Familie zu widmen, das gibt es nicht. Und Marlene fragt sich endlich, wozu sie nur so viel anderes aufgegeben hat.

Kathrin Weißling ist mit diesem Buch ein sehr wichtiger, emotionaler Roman gelungen, der uns die Augen öffnen sollte und uns hoffentlich zum nachdenken bringt. Ich habe sehr viele Situationen, die Weißling beschreibt, selbst erlebt und wünschte, ich hätte das Buch schon früher gelesen.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Bedrückende Leseempfehlung

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Meinung

Super, und dir? wirft einen nüchternen Blick auf unsere Gesellschaft und die Erwartungen, die diese an uns stellt. Leistungsdruck, falsche Freund- und Bekanntschaften sowie das Gefühl der inneren ...

Meinung



Super, und dir? wirft einen nüchternen Blick auf unsere Gesellschaft und die Erwartungen, die diese an uns stellt. Leistungsdruck, falsche Freund- und Bekanntschaften sowie das Gefühl der inneren Zerrissenheit werden die meisten von uns bei sich selbst wieder erkennen. Aus diesem Grunde fiel mir das Identifizieren mit Protagonistin Marlene kaum schwer.

Marlene ist überfordert. Überfordert durch ihren Job, durch ihre Familie, durch ihre Beziehung. Jeder sucht sich sein Ventil, um den immerwährenden Druck abzubauen. In Marlenes Fall ist es der Abrutsch in psychische Probleme und letzten Endes findet sie keine andere Möglichkeit mehr, dem all zu entkommen, als nach harten Drogen zu greifen. Die Schilderungen ihrer Trips wirken erschreckend echt oder eben zumindest so echt, wie man es sich als Laie vorstellen mag. So richtig in sie hineinversetzen konnte ich mich zu Beginn ihrer Tätigkeit bei der neuen Arbeitsstelle. Einem großen Unternehmen mit Perspektiven hier und jungen Impulsen da. Wenn man selbst einmal in einer solchen Firma gearbeitet hat, wird einem bei der Lektüre dieses Romans schnell klar, dass sich hinter den Versprechen des Vorgesetzten nichts als heiße Lüftchen verbergen und so begleitet man Marlene in ihren persönlichen Abgrund aus Überstunden, Schlafstörungen und dem Gefühl der Perspektivlosigkeit.

Ich bin mir sicher, dass Super, und dir? polarisieren wird. Den einen wird der Roman aufgrund seines ernsten und nüchternen Tons zusagen, die anderen werden vielleicht sagen, dass ihnen die bedrückende Stimmung ab einem gewissen Punkt zu viel sein wird. Mit einer ganz kurzen Verschnaufpause und ein wenig Abstand zum Geschehen tendiere ich zur ersten Gruppe. Kathrin Weßlings Erzählweise gibt einem das Gefühl, selbst von diesem Leben, dass eigentlich Marlene Beckmann gehört, betroffen zu sein. Marlenes Gefühl des Ertrinkens ist auf der einen Seite so wirr und auf der anderen jedoch so nachvollziehbar. Und so hätte ich ihr gerne einen etwas anderen Romanabschluss gegönnt. Aber bin ich enttäuscht von diesem Ende? Auf keinen Fall, denn es bleibt alles offen und gleichzeitig wirkt alles so endgültig.

Fazit



Stell dir vor du fällst in einen dunklen Abgrund und es ist niemand da, der dich auffängt. Wirst du es aus eigenem Antrieb herausschaffen oder weiter fallen? Super, und dir? zog mich zusammen mit Protagonistin Marlene tief in ihr Leben, in ihre Geschichte hinein. Selten habe ich einen so bedrückenden Roman gelesen, den ich nicht nach jeder zweiten Seite weglegen oder abbrechen wollte. Super, und dir? ist so authentisch, dass das Lesen innerlich schmerzt. Ist Super, und dir? eine Abrechnung mit unserem System? Vielleicht. Eventuell möchte Kathrin Weßling jedoch auf etwas ganz anderes aufmerksam machen, was mir entgangen ist. In jedem Fall regt er an darüber nachzudenken, ob wir wirklich diesen einen Job behalten wollen der uns unglücklich macht. Ob wir unbedingt diesen Partner an unserer Seite brauchen, oder ob wir nicht alleine besser bedient wären. Und somit ist Super, und dir? nicht nur ein kleines Highlight in meiner Leseflaute, sondern auch ein vorgehaltener Spiegel.

Veröffentlicht am 12.04.2018

Emotional und packend

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Marlene Beckmann geht es super, sie hat einen tollen Job und ist glücklich mit ihrem Freund. Marlene ist nicht überfordert, in einer Beziehungskrise oder hat ein Drogenproblem, denn wenn sie nur oft genug ...

Marlene Beckmann geht es super, sie hat einen tollen Job und ist glücklich mit ihrem Freund. Marlene ist nicht überfordert, in einer Beziehungskrise oder hat ein Drogenproblem, denn wenn sie nur oft genug sagt, dass es ihr gut geht, glaubt sie es irgendwann selbst. Bis ihr Freund alleine nach Teneriffa fliegt, da ihr Urlaub nicht genehmigt wurde und ihre Fassade zu bröckeln beginnt...

Schonungslos ehrlich erzählt Kathrin Weßling die Geschichte einer Frau, der das eigene Leben entgleitet und die krampfhaft versucht, den Schein zu wahren. Marlene ist überfordert, leidet unter Panikattacken und betäubt die innere Leere mit Drogen. Ihre Angst und Verzweiflung, die unter der Oberfläche brodeln, sind spürbar und zuweilen schmerzhaft. Man möchte sie wahlweise schütteln, umarmen und ihre Drogen das Klo runterspülen.

Ein bewegender Roman, der einen ungeschönten Blick auf die moderne Arbeitswelt wirft, in der Mitarbeiter zu Höchstleistungen angetrieben werden und fernab jeglicher work-life-balance nur noch fremdbestimmt funktionieren.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Schmerzhaft und packend

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„Man sieht nicht, wie das Mädchen ertrinkt, ganz im Gegenteil.“ (S. 17/S. 168)

Marlene lebt am Ort ihrer Träume, sie hat den Job ihrer Träume und den Freund ihrer Träume. Trotzdem – oder deswegen? – rutscht ...

„Man sieht nicht, wie das Mädchen ertrinkt, ganz im Gegenteil.“ (S. 17/S. 168)

Marlene lebt am Ort ihrer Träume, sie hat den Job ihrer Träume und den Freund ihrer Träume. Trotzdem – oder deswegen? – rutscht sie langsam aber sicher ab, immer weiter, und verliert zunehmend den Halt. Wo landet jemand wie sie, wenn alles um sie herum zerbrochen ist?

Alles an diesem Buch ist ziemlich verworren, was das sich durchziehende Thema der Drogenabhängigkeit wirklich fühlbar macht. Das macht es zwischendurch etwas anstrengend zu lesen, sorgte aber zumindest bei mir für ein überwältigendes Gefühl der Beklemmung, während Marlene verzweifelt versucht, sich an irgendetwas festzuhalten. Beinahe hat man selbst das Gefühl, zu fallen und zu ertrinken.

Nicht sicher war ich mir jedoch bis zum Schluss, was ich von Marlene selbst halten sollte. Irgendwie tat sie mir unheimlich leid, aber irgendwie fand ich sie auch furchtbar anstrengend. Ja, meine Güte, das Leben ist halt manchmal ätzend, aber dann sollte man versuchen, etwas daran zu ändern, und nicht auf irgendwelche Substanzen zurück zu greifen, die einen den Mist ertragen lassen.
Und doch: Gerade damit schafft es dieses Buch vielleicht, einem ein kleines Bisschen die Augen zu öffnen.

„Etwas funktioniert nicht mehr, und dieses Etwas bin ich.“ (S. 110)
„Und in das Loch „Niemand liebt mich“ passt „Eine bunte gemischte Tüte für 4 Euro“ nicht rein, egal, wie doll man drückt und schiebt.“ (S. 116)

Ich glaube, dass viele Situationen und Gefühle, die in „Super, und dir?“ geschildert werden, Gefühle dieser Generation sind. Der Leistungsdruck, alles scheint sich der Kontrolle zu entziehen, und dann versucht man das einzige zu kontrollieren, was noch bleibt: Den eigenen Körper. Spannend, wie sehr mich das schon beim Lesen mitgerissen hat – und das trotz der teils wirklich verwirrenden Zeitsprünge.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Ängste

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Super und dir

Anfangs kann man irritiert sein von der kühlen Icherzählerin, die oberflächlich und egoistisch wirkt. Doch nach einigen Kapiteln geht es unter die Oberfläche, wo es nicht mehr kühl sondern ...

Super und dir

Anfangs kann man irritiert sein von der kühlen Icherzählerin, die oberflächlich und egoistisch wirkt. Doch nach einigen Kapiteln geht es unter die Oberfläche, wo es nicht mehr kühl sondern hitzig und voller Selbstzweifel abgeht. Die Gründe für den schlechten emotionalen Zustand erfährt man langsam. Enormer Druck baute sich schon in der Jugend auf, als der Vater die Familie verlassen hatte und die Mutter sich dem Suff ergab. Schaffte sie das Abitur noch mit Note 1,1, kann man sich vorstellen, dass der Druck auf Dauer nicht zu verkraften ist. Als junge Frau mit Bindungsängsten und anstrengendem Job sucht sie den Rausch, mit Speed, Kokain und Amphetamine
Ihr Zustand verschlechtert sich mit Aussetzern, Minderwertigkeitsgefühlen, Leistungsverlust im Beruf und Angst- bzw. Panikattacken.

Ja, es ist kein einfaches Buch, kein Wohlfühlbuch, aber eins mit Ausdruck, das Emotionen mit Nachdruck verdeutlicht und einer Hauptfigur, die wirklich mit sich und ihren Problemen ringt.