Auf das Buch „Dumplin‘“ war ich richtig gespannt. Als es mir das erste Mal in der Verlagsvorschau auffiel, konnten mich das Cover und der Klappentext sofort überzeugen. Das Buch wanderte daher auch sogleich auf meine Wunschliste für den März.
Willowdean, genannt Will, war schon immer übergewichtig. Bisher hatte sie damit eigentlich kein Problem, sie hat sich in ihrem rundlichen Körper immer sehr wohl gefühlt. Sie ist eben dick, was ist schlimm daran? Nichts, genau. Doch dann lernt sie Bo kennen, der wie sie in dem Burgerlokal Harpy‘s arbeitet. Bo ist sportlich und unglaublich attraktiv. Es dauert daher auch nicht lange, bis Will bis über beide Ohren in ihn verknallt ist. Nie im Leben hätte sie damit gerechnet, dass auch Bo etwas an ihr finden würde. Doch so scheint es tatsächlich zu sein, denn es kommt zu einem Kuss zwischen den beiden, der nicht von Will, sondern von Bo ausging. Will ist verunsichert und fühlt sich plötzlich gar nicht mehr wohl in ihrem Körper. Sie, die es doch nie schlimm gefunden hat, dass sie einige Kilos zu viel auf den Rippen hat, schämt sich nun plötzlich doch für ihr Aussehen. Von Selbstzweifeln geplagt, beschließt die 16-jährige, sich bei dem legendären Schönheitswettbewerb „Miss Tenn Blue Bonnet“ anzumelden, der jährlich in Clover City veranstaltet wird. Mit ihrer Teilnahme will sie allen, und vor allen sich selbst, beweisen, dass es völlig egal ist, welche Kleidergröße man trägt. Es spielt keine Rolle, was andere über deinen Körper denken, wichtig ist, dass du dich wohlfühlst und glücklich bist, genau so, wie du eben bist.
Das Thema des Buches mag ich nicht wirklich neu sein; ich habe nun schon so einige Bücher gelesen, in denen es um rundliche Protagonisten ging. Mit „Dumplin‘ - Go Big or go home“ ist der Autorin aber dennoch ein Werk gelungen, das aus der Masse heraussticht und das man in meinen Augen gelesen haben sollte. Wie so oft, macht es die Mischung aus verschiedenen Dingen, dass ein Buch so richtig gut ist und einem noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Es gab allerdings zwei Aspekte, die mir meinen Lesespaß ein klein wenig kaputt gemacht haben. Das Buch liest sich wirklich klasse, der Schreibstil ist herrlich locker-leicht und humorvoll, sodass ich hier wirklich nur so durch die Seiten geflogen bin. Womit ich mich aber einfach nicht anfreunden konnte, waren Wills Stimmungsschwankungen und ihre Entscheidungen. Ich konnte ihr Handeln öfters nicht nachvollziehen und stellenweise habe ich mich auch etwas darüber aufgeregt. So behandelt sie den armen Jungen Mitch, der ganz offensichtlich total in sie verliebt ist, meiner Meinung nach ziemlich gemein. Mitch ist so ein lieber Kerl, da fand ich es ihm gegenüber nicht fair, dass Will ihm nicht deutlich gesagt hat, was Sache ist. Nämlich, dass sie seine Gefühle nicht erwidert und in jemanden anderen verliebt ist, in Bo.
Ein weiterer Punkt, der mich nicht so wirklich zufrieden gestellt hat, war das Ende. Hier werde ich natürlich nicht näher ins Detail gehen, aber so viel: Mich hat das Ende ein klein wenig enttäuscht, es kam mir einfach zu schnell.
Ansonsten aber bin ich hellauf begeistert von dem Buch. Mich konnte die Story von den ersten Seiten an ihren Bann ziehen. Auch wenn ich mit Will nicht komplett warm geworden bin, war sie mir dennoch sympathisch, besonders ihren Humor, der öfters auch etwas Sarkastisches hatte, mochte ich auf Anhieb. Auch für ihr Selbstbewusstsein und ihre Stärke habe ich sie sehr bewundert. Will ist 16 und hatte schon immer mit Übergewicht zu kämpfen. Allerdings hat sie sich bisher nie groß etwas daraus gemacht. Mobbingangriffe in der Schule bezüglich ihres Körpers konnte sie bisher immer gekonnt an sich abprallen lassen.
Mit Will ist der Autorin eine wundervolle Protagonistin gelungen, die mich stellenweise zwar etwas mit ihrem Verhalten aufregen konnte, die ich aber dennoch richtig lieb gewonnen habe. Jeder Mensch hat eben so seine Fehler, niemand ist perfekt, vermutlich findet man mit der Zeit immer irgendetwas an einem Menschen, das einen stört.
Auch die Nebencharaktere wurden klasse von der Autorin ausgearbeitet. Diese haben ebenfalls, wie Will, so ihre Ecken und Kanten, aber die hat ein Mensch nun einmal. Besonders gerne mochte ich den bereits erwähnten Jungen Mitch und auch Bo, der wie Will im Burgerlokal Harpy‘s arbeitet, habe ich sehr lieb gewonnen.
Auch die drei Mädels, die sich zusammen mit Will beim Schönheitswettbewerb anmelden und wie Will so ihre Problemzonen bezüglich ihres Körpers haben und deswegen gehänselt werden, mochte ich richtig gerne. Ich fand es so schön zu sehen, wie die drei und Will sich immer mehr angefreundet und sich gegenseitig Mut gemacht haben.
Weniger schön dagegen ist die Sache mit Wills bester Freundin Ellen. Seit diese ihren Freund Tim hat, entfernen sie und Will sich immer mehr voneinander. In diesem Punkt habe ich vollkommen mit Will mitgefühlt, denn auch ich hatte als Teenager damit zu kämpfen, dass sich meine beste Freundin und ich immer mehr auseinander entwickelt haben, was mir damals sehr zu schaffen gemacht hat.
Auch die Beziehung zu ihrer Mutter ist schwierig. Wills Mutter ist, anders als ihre Tochter, gertenschlank und stolz darauf. Sie leitet übrigens den Schönheitswettbewerb und hat diesen selbst einmal gewonnen. Wills Mutter hat schon sehr daran zu knabbern, dass ihre Tochter nicht so dünn ist wie sie und hat ihr auch den Spitznamen „Dumplin“ verpasst, auf Deutsch „Knödel“. Nicht wirklich nett, oder? Will jedoch hat gelernt damit umzugehen, wobei es sie schon aufregt, wenn ihre Mutter sie in der Öffentlichkeit mit diesem Namen anspricht, was ja auch verständlich ist.
Das Buch vermittelt so viele schöne und wichtige Botschaften. Das Thema, sich selbst zu akzeptieren und seinen Körper, mit all seinen Makeln und Fehlern zu lieben, ist nur eines von vielen, mit welchen wir es in diesem Buch zu tun bekommen. Weitere Themen, die die Story enthält, sind Mobbing, Freundschaft, Erwachsenenwerden, Mut, Familie, Verlust, Trauer und die erste große Liebe.
Julie Murphy ist mit „Dumplin‘“ ein besonderes Buch gelungen, welches für mich leider nicht komplett perfekt war, welches mir aber dennoch tolle Lesestunden beschert hat und von mir auch definitiv eine absolute Leseempfehlung erhält!
Fazit: Ein wundervolles Jugendbuch über eine starke und mutige Protagonistin, die einem nur zu deutlich macht, dass es wichtig ist, sich selbst und seinen Körper zu lieben und dazu zu stehen, dass man eben nicht perfekt ist. Rund, na und? Diese Botschaft und noch so viele weitere sind in diesem Buch enthalten. Ich kann euch „Dumplin‘“ wirklich ans Herz legen, sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen, und vergebe sehr gute 4 von 5 Sternen!