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Veröffentlicht am 07.04.2018

Lieber den Erdbeerkuchen genießen!

Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen
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Die 40-jährige Doro wird zwei Wochen vor der Hochzeit von ihrem Verlobten wegen einer Brillenträgerin verlassen. Diesen Schock muss sie erst einmal verdauen, da hat ihre Mutter Gundula die rettende Idee, ...

Die 40-jährige Doro wird zwei Wochen vor der Hochzeit von ihrem Verlobten wegen einer Brillenträgerin verlassen. Diesen Schock muss sie erst einmal verdauen, da hat ihre Mutter Gundula die rettende Idee, sie beide zu einem einwöchigen Aktivurlaub im Bayerischen Wald anzumelden. Das Verhältnis zwischen Doro und Gundula ist zwiespältig, die beiden sind einfach grundverschieden. Aber Doro fügt sich ins Unvermeintliche und hofft insgeheim darauf, ihre Wunden zu lecken. Kaum im Hotel eingetroffen lernen die beiden Frauen nicht nur die 70-jährige Hanne kennen, sondern Doro stolpert regelrecht über einen attraktiven Mann, der ihr sofort bekannt vorkommt. Es ist ihr ehemaliger Schwarm Felix aus der Berufsschule, der sie damals mit einem fiesen Brief einfach abserviert hat. Noch heute leidet Doro unter den Zeilen und möchte sich auf keinen Fall zu erkennen geben. Aber Doro hat sich leider verrechnet, denn immer wieder kreuzt Felix ihren Weg, ob bei den sportlichen Aktivitäten oder auch beim Abendessen. Es ist wie verhext! Dann interessiert sich auch noch der viel jüngere Fitnesstrainer Julian für sie, so dass Doro keine entspannte, sondern eher eine sehr turbulente Woche verlebt…
Birgit Gruber hat mit ihrem Buch „Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen“ einen unterhaltsamen und humorigen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser die Geschichte aus der Perspektive von Doro miterleben. Schnell hat man sich an ihre Fersen geheftet und durchläuft mit Doro ein Wechselbad der Gefühle sowie bruchstückhafte Gedanken in die Vergangenheit, wobei der Leser Doro sehr gut kennenlernt. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft, so dass man die malerische Szenerie der Hotelumgebung regelrecht vor Augen hat. Die Autorin verarbeitet in ihrer Geschichte so manches Thema. Da geht es um die Midlife-Crisis, das Verlassenwerden, den Jugendschwarm, ein schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis, Frustfressen und Vergangenheitsbewältigung. Leider werden fast alle Themen nur oberflächlich angeschnitten und verlaufen dann im Sande. Insofern wäre eine Beschränkung hier sicherlich die bessere Wahl gewesen.
Die Charaktere sind recht einfach gestrickt und besitzen keine Tiefe. Sie lassen sich jederzeit austauschen, was dem Buch einen gewissen Touch eines Groschenromans verleiht. Doro ist eine erwachsene Frau, wirkt jedoch oftmals wie ein Teenager. Sie ist unsicher, zurückhaltend und lässt sich jederzeit von ihrer Mutter Gundula über den Tisch ziehen. Obwohl sie mit ihrer Figur unzufrieden ist, schaufelt sie weiterhin jede Menge Erdbeerkuchen in sich hinein, so tief sitzt ihr Frust. Erst mit der Wahrnehmung durch zwei Herren fühlt sich Doro wieder etwas mehr bestätigt und kommt etwas aus sich heraus. Doros Mutter Gundula ist vorlaut und ohne Taktgefühl. Sie bevormundet ihre Tochter immer und überall, obwohl sie bereits an die 40 ist. Sie fühlt sich auf eine Art überlegen und gibt dennoch ein schlechtes Vorbild, denn insgeheim schaut sie gern zu tief ins Glas und räumt dafür die Minibar aus. Hanna ist eine Hotelbekanntschaft und der einzige Lichtblick innerhalb dieser Geschichte. Sie ist fröhlich, unbedarft und lässt sich von niemandem so wirklich reinreden – sie besitzt ihren eigenen Kopf und ihr eigenes Modeverständnis. Dabei ist sie immer freundlich und verteilt gute Laune tütenweise. Felix ist ein attraktiver Mann, der sich nicht entscheiden kann. Er ist charmant und offen, aber gleichzeitig hält er sich gern mehrere Eisen im Feuer.
„Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen“ ist ein Liebesroman, der sich leicht zwischendurch lesen lässt. Leider ist er aber auch ebenso schnell wieder vergessen.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Langatmig und vorhersehbar

Eine Liebe in Apulien
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Zwei Jahre hat sie ihre Nonna nicht gesehen und nun ist sie gestorben. Nach dem Tod ihrer Großmutter Adele erbt die 28-jährige Innenarchitektin Viola Cardelli das baufällige Anwesen in Apulien. Da sie ...

Zwei Jahre hat sie ihre Nonna nicht gesehen und nun ist sie gestorben. Nach dem Tod ihrer Großmutter Adele erbt die 28-jährige Innenarchitektin Viola Cardelli das baufällige Anwesen in Apulien. Da sie sich gerade von ihrem Freund getrennt und ihren Job verloren hat, möchte sie dem Anwesen mit Hilfe der Hinterlassenschaft ihrer Großmutter neues Leben einhauchen und plant, dort ein Hotel zu eröffnen. In Artis findet sie einen jungen Mann, der ihr bei den Instandsetzungsarbeiten hilft und ihr auch sonst immer mehr ans Herz wächst. Doch ganz ohne Schwierigkeiten gehen die Arbeiten nicht voran, immer wieder werden Viola Steine in den Weg gelegt. Wird sie am Ende erfolgreich sein und auch eine neue Liebe finden?
Sabrina Grementieri hat mit ihrem Buch „Eine Liebe in Apulien“ einen Roman vorgelegt, der mit seinen schönen Landschaftsbeschreibungen von Apulien das italienische Flair wunderbar vermitteln kann. Der Schreibstil ist flüssig, wenn auch gewöhnungsbedürftig, denn er wirkt eher sachlich anstatt gefühlvoll, dem Leser fällt es dadurch nicht leicht, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen, wirken sie doch von Anfang an distanziert und unnahbar. Gefühle und Gedanken der Charaktere werden zwar ausführlich dargelegt, doch dem Leser fällt es einfach schwer, mit ihnen zu fühlen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Da es leider auch keinerlei Spannungsbogen innerhalb der Geschichte gibt, plätschert diese langsam vor sich hin, alles zieht sich dermaßen in die Länge, was wohl auch der Detailverliebtheit der Autorin geschuldet ist, aber auch jedes Ereignis oder jede Tat auf das Ausführlichste zu beschreiben. Durch die kurzgehaltenen Kapitel wird man so leicht dazu verführt, das Buch öfter aus der Hand zu legen, denn die Geschichte kann einfach nicht fesseln.
Die Charaktere sind einfach gestrickt und bleiben zudem recht oberflächlich und gehen nicht in die Tiefe. Dadurch kann man als Leser leider auch nur wenig mitfühlen und betrachtet alles eher aus der Distanz, was die Lesefreude ein wenig trübt. Viola ist eine Frau, die momentan in einer Lebenskrise steckt. Der Verlust ihres Freundes und ihres Jobs nötigt sie dazu, sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Das Erbe ihrer Großmutter beflügelt ihre Phantasie und gibt ihr neue Perspektiven. Viola ist freundlich und pragmatisch, gleichzeitig ist sie ehrlich und schließt schnell Kontakt zu anderen, die sie hilfsbereit unterstützen. Aris ist ein junger Mann, der zu Beginn recht wortkarg und zurückhaltend ist. Er scheint ein Geheimnis zu haben, dass er unbedingt schützen will. Nico ist ein kleiner Junge, der unter Autismus leidet und durch seine liebe Art fast zum Glanzpunkt der Geschichte wird. Das Verwalterehepaar ist zwar nach außen freundlich und hilfsbereit, jedoch kochen sie ihr eigenes Süppchen und machen Viola so manches Mal das Leben schwer.
„Eine Liebe in Apulien“ ist ein Roman über Familiengeheimnisse, Intrigen und die Liebe im wunderschönen Italien. Leider reicht es nur als Happen zwischendurch, denn alles ist recht vorhersehbar und zudem sehr langatmig, so dass das Buch nicht wirklich überzeugen konnte. Schade eigentlich!

Veröffentlicht am 17.03.2018

Seichtes Drei-Gänge-Menü

Bernsteinzauber und Liebesglück
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1956. Die drei Frauen Christiane, Margarete und Susanne sind sich schon lange in inniger Freundschaft verbunden. Als sie gemeinsam in Rügen sind und einen Bernstein finden, lassen sie diesen kurzerhand ...

1956. Die drei Frauen Christiane, Margarete und Susanne sind sich schon lange in inniger Freundschaft verbunden. Als sie gemeinsam in Rügen sind und einen Bernstein finden, lassen sie diesen kurzerhand in eine Herzform schleifen und durch drei teilen, so hat jede eine Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit. Sie schließen aber auch einen Pakt: jede von ihnen soll diesen Anhänger nur ihrer wahren großen Liebe schenken.
Gegenwart. Susannes Enkeltochter Hanna macht sich auf den Weg nach Rügen, um dort nach der großen Liebe ihrer Großmutter zu forschen. Ebenso versucht Emily in St. Peter Ording, die Jugendliebe von Margarete zu finden, deren Gesellschafterin sie ist. Celina, Christianes Enkelin, reist nach Meißen, um den Anhänger von der falschen Person zurückzufordern und es der wirklichen und wahren Liebe zu übergeben.
Lilli Wiemers hat mit ihrem Buch „Bernsteinzauber und Liebesglück“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der eigentlich aus verschiedenen Geschichten besteht, die allerdings durch die Vergangenheit miteinander verbunden sind. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen und lässt den Leser mit einem schönen Prolog schon auf eine romantische Geschichte hoffen. Doch dann kann das Buch leider nur noch durch die wirklich gelungenen und farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen punkten, die den Leser nach Rügen, Meißen und St. Peter Ording entführen. Die Handlung, aufgeteilt in drei Einzelgeschichten, entpuppt sich leider als Wiederholung in drei Akten. War die erste Geschichte noch recht angenehm zu lesen und mit etwas Spannung versehen, wirkt die zweite schon fast wie eine Kopie und die dritte wie ein Aufwärmen von Altbekanntem. Dadurch flacht das Interesse des Lesers bereits inmitten der zweiten Geschichte stark ab und endet dann in Enttäuschung.
Die Charaktere sind recht simpel und oberflächlich gestrickt. Hier fehlen die Ecken und Kanten, die Individualität, die sie herausstechen lassen und an die man sich gern erinnert. Sowohl Celina als auch Emily und Hanna sind zwar nette junge Frauen, aber keine von ihnen sticht heraus aus der Masse. Sie alle sind schön, jung und ohne Makel. Aber sie machen die gleichen Fehler und sind in ihren Handlungsweisen kaum zu unterscheiden. Sie wirken stereotyp und so kennt der Leser bereits die beiden anderen, während er auf die erste trifft. Ein wenig mehr Gefühl fürs Detail und menschliche Eigenheiten wären hier wünschenswert gewesen. Die drei dazu passenden männlichen Gegenstücke sind leider ebenso flach und austauschbar, weshalb das Gefühl einer ständigen Wiederholung sich beim Leser dauerhaft verfestigt.
„Bernsteinzauber und Liebesglück“ ist ein recht unspektakulärer Liebesroman, dessen Beginn viel verspricht, doch der weitere Verlauf in Enttäuschung endet. Als kurze Zwischenmahlzeit geeignet, aber leider nichts, an das sich der Leser dauerhaft erinnert.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Konnte nicht überzeugen

Während du schläfst
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Als Tara wach wird, liegt sie in einem fremden Bett neben ihrem netten Nachbarn Lee, der hat allerdings ein Messer in der Brust und ist mausetot. Taras Gedächtnis lässt sie im Stich, sie kann sich an nichts ...

Als Tara wach wird, liegt sie in einem fremden Bett neben ihrem netten Nachbarn Lee, der hat allerdings ein Messer in der Brust und ist mausetot. Taras Gedächtnis lässt sie im Stich, sie kann sich an nichts erinnern und weiß nicht, wie sie dort hingekommen ist. Da sie selbst keine Spuren aufweist, hofft sie, dass sie nichts mit dem Mord zu tun hat. Sie schleicht sich zurück in ihr Haus und versucht, auf andere völlig normal zu wirken und von nichts zu wissen. Dummerweise fällt der Verdacht ausgerechnet auf ihre Tochter, der man eine heimliche Affäre mit Lee nachsagt. Aber ist das wirklich so? Tara will unbedingt herausfinden, was passiert ist und welche Rolle sie dabei spielt…
Kathryn Croft hat mit ihrem Buch „Während du schläfst“ ihr Debüt als Kriminalautorin vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, aber simpel. Durch die vielen kurzen Sätze soll wohl eine gewisse Spannung aufgebaut werden, um den Leser ein rasantes Tempo vorzugaukeln, was aber leider durch oftmalige Wiederholungen nicht funktioniert, denn man hat das Gefühl, auf der Stelle zu treten. Durch die Erzählung in Ich-Form soll eine gewisse Nähe zur Protagonistin Tara aufgebaut werden, was leider auch nicht gelingt, denn der Leser kann ihr oftmals gar nicht folgen bei ihren Gedankengängen. Obwohl der Leser bei dieser Geschichte eine gewisse Spannung erwartet, baut sich diese überhaupt nicht auf. Dagegen sind die Beschreibungen der Nachbarn sehr gelungen und spiegeln die Neugier und die Spannerseite der Mitmenschen wieder. Jeder möchte alles von allen wissen oder weiß es schon, auch wenn es nur Hörensagen ist. Aber besser ein Gerücht als gar keine Information. Obwohl es verschiedene verdächtige Personen gibt und einige Wendungen, plätschert die Geschichte eher vor sich hin. Auch das Ende kann mit den langatmigen Aufklärungen nicht überzeugen, diese Informationen hätte man besser nach und nach während des Romans abgewickelt und dem Leser so mehr Input gegeben.
Die Charaktere können leider auch nicht überzeugen, der Leser kann sich nicht wirklich in sie hineinversetzen und eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Dazu fehlt es ihnen an Wärme und Tiefe. Tara ist Hausfrau und hält die Familie zusammen. Sie sorgt sich um ihre Kinder, vor allem um Tochter Rosie, die recht frühreif ist und ein Dauerabo auf Lügen zu besitzen scheint. Man kann ihr einfach nicht vertrauen, versteht als Leser aber auch nicht, warum sie das eigentlich macht. Bruder Spencer dagegen ist ein recht netter Kerl mit Verantwortungsbewusstsein, der Tara keine Sorgen macht. Ehemann Noah wirkt wie ein sympathischer Kerl, aber auch er hat so seine Geheimnisse. Taras Schwester Lisa unterstützt diese, wie sie kann, hat aber ebenfalls ihre eigenen Probleme.
„Während Du schläfst“ war wohl als Kriminalroman geplant, wirkt aber eher wie ein Abklatsch davon, wobei auch der Unterhaltungswert gegen Null geht. Das Buch kann nicht überzeugen – deshalb die Warnung an Krimifans: Finger weg, lohnt sich nicht.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Nicht so gelungen

Weiberwirtschaft
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Hanna und ihre Schwester Margarete räumen nach dem Tod des Vaters ihr Elternhaus aus, bevor sie es verkaufen wollen. Bei einem abschließenden Rundgang findet Hanna auf dem Dachboden einen kleinen sehr ...

Hanna und ihre Schwester Margarete räumen nach dem Tod des Vaters ihr Elternhaus aus, bevor sie es verkaufen wollen. Bei einem abschließenden Rundgang findet Hanna auf dem Dachboden einen kleinen sehr alten Koffer voller Fotos, alter Kleider und Tagebüchern, die ihrer verstorbenen Mutter Lotte gehört haben. Hanna hat keinerlei Erinnerungen mehr an ihre Mutter, die schon sehr früh starb, als Hanna noch sehr klein war. Ihr Vater hat so gut wie nie über sie gesprochen. Umso kostbarer ist nun dieser Fund, der sich für Hanna als wahrer Schatz erweist. Durch die Tagebücher lernt sie ihre Mutter kennen, die in den 50er Jahren als Teenager schon in der Kneipe deren Mutter aushelfen musste und erfährt s auch von der Begegnung ihrer Eltern. Hannas Leben wird durch den alten Fund regelrecht auf den Kopf gestellt…
Maria Linke hat mit ihrem Buch „Weiberwirtschaft“ einen Roman vorgelegt, dessen Handlung durch verschiedene Perspektiven erzählt wird. Zum einen erfährt der Leser über Hannas Leben in der Gegenwart, eine weitere berichtet von Lottes Jugend- und Erwachsenenleben in den 50er Jahren, die durch Tagebucheinträge dargestellt sind. Ebenfalls kommt Hans Tonn zu Wort, ein alter Freund Lottes, der insgeheim sehr verliebt in sie war, doch die ihn nie erhörte. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, jedoch sind die Übergänge der einzelnen Perspektiven leider nicht fließend, so dass der Lesefluss immer wieder jäh gestoppt wird. Der Spannungsbogen wird sehr langsam aufgebaut, steigert sich während der Handlung allerdings auch nicht nennenswert weiter. Die Lebensumstände der 50er Jahre wurden von der Autorin allerdings so lebendig geschildert, dass der Leser das Gefühl bekommt, selbst dabei gewesen zu sein.
Die Charaktere wurden differenziert ausgearbeitet und gemäß ihren Eigenheiten in Szene gesetzt. Während Lotte so lebensecht und authentisch beschrieben wird, dass der Leser sich gut mit ihr identifizieren kann, wirkt Hanna eher eindimensional und irgendwie unnahbar. Lotte musste schon früh im mütterlichen Betrieb mithelfen, um das Auskommen zu sichern. Sie kennt Entbehrungen, hat eigene Träume und Wünsche. Sie ist eine sympathische Person, die dem Leser schnell ans Herz wächst. Hanna ist geschieden und alleinerziehend. Der Altersunterschied zu ihrer älteren Schwester ist mit 9 Jahren beträchtlich und obwohl die beiden aneinander hängen, wirkt Hanna oftmals einsam und allein. Sie hat ihre Mutter nie gekannt und sich doch innerlich immer danach gesehnt. Leider lässt Hanna das gewisse Maß an Wärme vermissen, dass man als Leser mit ihr mitfühlen könnte, was sehr schade ist. So wirkt die Geschichte nur noch halb so interessant und kann nicht so richtig fesseln.
„Weiberwirtschaft“ ist ein ganz unterhaltsames Buch mit historischen Einschüben. Leider wird die Geschichte nur oberflächlich abgehandelt, und auch Hanna kann als Protagonistin nicht sehr überzeugen. Deshalb gibt es hier eine eingeschränkte Leseempfehlung, denn die Geschichte bleibt einem nicht lange im Gedächtnis.