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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2018

Hier fehlt es an allem

Das Glück wartet in Paris
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Antonia „Toni“ lebt und arbeitet in Paris. Ihr Freund hat sich gerade von ihr getrennt, was ihre Lebensfreude gewaltig trübt und genau die richtige Zeit, um das eigene Leben etwas umzukrempeln. Dazu gehört ...

Antonia „Toni“ lebt und arbeitet in Paris. Ihr Freund hat sich gerade von ihr getrennt, was ihre Lebensfreude gewaltig trübt und genau die richtige Zeit, um das eigene Leben etwas umzukrempeln. Dazu gehört auch ein beruflicher Neuanfang. Durch ihre Freundin Lea findet sie eine Anstellung in einem Delikatessenversand. Bei der Teilnahme eines Seminars geschieht Toni ein Missgeschick und lernt dabei einen sehr attraktiven Fremden kennen, der ihr Schmetterlinge im Bauch bereitet. Dass sie dann bei einer Verkostungsreise wieder auf diesen Mann trifft, ist kein Zufall mehr, oder doch?
Caroline Grollier hat mit ihrem Buch „Das Glück wartet in Paris“ einen leichten Sommerroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und bringt den Leser zwar schnell in die Handlung hinein, wo er Toni und ihre momentane Situation kennenlernen darf. Die Geschichte gestaltet sich aber über weite Strecken als recht zäh und sehr seicht, was dem Leser oft nur ein müdes Kopfschütteln entlockt. Hatte man eine romantische Liebesgeschichte vor der wunderbaren Kulisse von Paris geträumt, landet man nun auf dem Boden der Tatsachen und quält sich mehr schlecht als recht durch die Geschichte. Es gibt weder schöne romantische Szenen noch bildhafte Beschreibungen der Stadt der Liebe, alles wirkt eher wie ein müder Abklatsch von Geschichten, die man als Leser schon kennt. Auch die Handlung wirkt konstruiert und nicht in sich schlüssig. Zudem werden manche Dinge einfach viel zu schnell abgehandelt, es geht Holter-die-Polter, was der Geschichte so gar nicht gut tut und der völlig falsche Ansatz für einen Liebesroman ist.
Auch bei den Charakteren hat sich die Autorin nicht viel Mühe gegeben. Sie sind allesamt farblos gestaltet und versprühen weder das rechte Maß an Sympathie noch an Gefühl, der Leser kann sich kaum in sie hineinversetzen. Sie wirken fad und langweilig, weshalb so gar keine romantische Stimmung aufkommen will. Sowohl Toni als auch Alexandre können sich nicht in das Leserherz einschleichen. Da hat ihnen Hund Balou einiges voraus. Doch das ist viel zu wenig, um hier eine Leseempfehlung auszusprechen. Das Buch ist Langeweile pur!

Veröffentlicht am 28.07.2018

Verschenkte Zeit

Die schwarzen Rosen von Cartagena
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Der Frührentner Dolf Tschirner lebt nach seiner gescheiterten Ehe in Cartagena und arbeitet dort in einer Luxusferienanlage für die Haute Volée als Sicherheitschef. Allerdings gibt es in dieser Siedlung ...

Der Frührentner Dolf Tschirner lebt nach seiner gescheiterten Ehe in Cartagena und arbeitet dort in einer Luxusferienanlage für die Haute Volée als Sicherheitschef. Allerdings gibt es in dieser Siedlung wirklich so gut wie nichts zu tun. Auf dem sommerlichen Gartenfest von Lynn Whelby schaut er etwas zu tief ins Glas und vergnügt sich mit der Amerikanerin Rose Tucker. Leider wird die Dame kurze Zeit später ermordet aufgefunden, und Dolf hat einen völligen Filmriss. Zu allem Übel ist er auch noch zum Hauptverdächtigen, das will er nicht auf sich sitzen lassen und beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen, um den wahren Mörder zu finden.
Ulrich Brandt hat mit seinem Buch „Die schwarzen Rosen von Cartagena“ den dritten Band um seinen Ermittler Dolf Tschirner vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, der Leser findet sich schnell in der Handlung zurecht. Die Geschichte wird in drei Teilen erzählt, der erste behandelt die Stunden kurz vor dem Mord. Der zweite lässt die vergangenen 5 Monate vor dem Mord Revue passieren und der letzte gibt die nachfolgenden Stunden nach dem Mord wieder. Der Autor erzählt in den ersten beiden Teilen recht langatmig und ausführlich, was den Lesefluss bremst und die Spannung auf den Nullpunkt fallen lässt, was für einen Kriminalroman absolut tödlich ist. Zugleich wirkt es eher laienhaft als professionell. Die dann langsam aufkommende Spannung im dritten Teil kann das leider nicht kompensieren. Die Beschreibung der gemischt besiedelten Ferienanlage ist recht gelungen und lässt Bilder vor dem inneren Auge des Lesers erscheinen.
Die Charaktere wirken recht eindimensional und blass, es scheint, als drehe sich die gesamte Handlung nur um Dolf. Dieser ist allerdings recht detailliert, wenn auch nicht sympathisch ausgestaltet, wirkt echt und realistisch, wie der Nachbar von nebenan, der sich als Hobbykriminalist verdingt. Er hat durchweg menschliche Züge, die sowohl seine Fehler als auch seine Vorzüge aufzeigen. Sein Alkoholkonsum wirkt in dieser Handlung allerdings eher merkwürdig, denn bei einem Gewohnheitstrinker kann man sich einen Filmriss kaum vorstellen. Seine Ermittlungsversuche wirken dilettantisch und nicht durchdacht, aber irgendwie kommt er dann doch noch ans Ziel, was nicht unbedingt glaubhaft wirkt. Aber ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.
„Die schwarzen Rosen von Cartagena“ sind als Kriminalroman ausgerufen, doch hier wirkt alles wenig spannend, wenig durchdacht und wenig ansprechend, von der fehlenden Spannung ganz zu schweigen. Kann leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Keine Sternstunde...

Sommerglück auf Fehmarn
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Emily hat sich von ihrer Heimatinsel Fehmarn und dem familieneigenen kleinen Hotel „Strandperle“ schon vor langer Zeit abgenabelt und sich ein eigenes Leben aufgebaut. Gleichwohl ist sie ihrer Heimat immer ...

Emily hat sich von ihrer Heimatinsel Fehmarn und dem familieneigenen kleinen Hotel „Strandperle“ schon vor langer Zeit abgenabelt und sich ein eigenes Leben aufgebaut. Gleichwohl ist sie ihrer Heimat immer verbunden geblieben. So steht für sie auch sehr schnell fest, dass sie ihrer Mutter unter die Arme greifen muss, als diese sie bei einem Telefonat um Hilfe bittet, weil das Hotel in Schieflage geraten ist. Dass ihr Freund gerade allen Mut aufgebracht hat, sie um ihre Hand zu bitten, entgeht ihr dabei völlig. Emily reist nach Fehmarn, um dort die Ärmel hochzukrempeln und die „Strandperle“ wieder auf Kurs zu bringen. Neben all der Arbeit und dem Chaos spielt plötzlich auch ihr Gefühlsleben verrückt…
Sandra Grauer hat mit ihrem Buch „Sommerglück auf Fehmarn“ einen leichten Sommerroman vorgelegt, der eigentlich perfekt als Strandlektüre durchgehen könnte. Der Schreibstil ist locker, doch leider wirkt er so gar nicht natürlich, so dass der Leser das Gefühl bekommt, hier handelt es sich eher um eine sachliche Erzählung ohne jedwedes Gefühl. Die Handlung wird im Zickzackkurs erzählt, alles wirkt irgendwie abgehackt, ständige Wechsel lassen die Wirkung einer strukturierten Erzählung vermissen. Dadurch bekommt die Lesedynamik regelrecht einen Dämpfer, die Geschichte wirkt dadurch eher fad und auf keinen Fall romantisch, der Unterhaltungswert geht gegen Null. Einzig mit den Landschaftsbeschreibungen weiß die Autorin zu punkten, denn diese sind farbenfroh und vermitteln halbwegs ein Gefühl von Urlaub an der See auf einer wunderschönen Insel.
Die Charaktere bleiben allesamt blass und eindimensional, wodurch es dem Leser schwer fällt, mit ihnen warm zu werden und sich ihnen verbunden zu fühlen. Emily wirkt sehr unterkühlt und schroff, was oftmals schon als unfreundlich interpretiert werden kann. Sie beweist keinerlei Organisationstalent, obwohl sie einige gute Einfälle hat. Gegen ihren Vater kann sie sich allerdings überhaupt nicht behaupten. Ihre Eltern sind auch nicht gerade leicht zu ertragen, sie wirken überhaupt nicht liebevoll, sondern eher ichbezogen und taub für jede fortschrittliche Idee. Auch die weiteren Protagonisten fallen nicht groß auf und können die Handlung insgesamt nicht retten.
„Sommerglück auf Fehmarn“ verspricht als Titel mehr, als der Roman halten kann. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Zu viel gewollt und nicht gekonnt

Mein wundervoller Antikladen im Schatten des Eiffelturms
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Die 28-jährige Anouk liebt alte exquisite Dinge und führt einen kleinen, aber feinen Antiquitätenladen in Paris, in den die Kunden nur durch persönliche Empfehlung Einlass erhalten und die besonders ausgesuchten ...

Die 28-jährige Anouk liebt alte exquisite Dinge und führt einen kleinen, aber feinen Antiquitätenladen in Paris, in den die Kunden nur durch persönliche Empfehlung Einlass erhalten und die besonders ausgesuchten Stücke bestaunen bzw. käuflich erwerben können. Zu jedem Gegenstand weiß Anouk überdies, die eine oder andere Geschichte zu erzählen. Doch momentan ist Anouk gefühlsmäßig angeschlagen, denn ihr Freund Joshua hat sie ganz mies betrogen und damit sie und ihr Geschäft in Schieflage gebracht. Deshalb will sie sich erst einmal nicht mehr auf die Liebe einlassen und das ausgerechnet in Paris! Aber das Schicksal hat etwas anderes mit ihr vor, denn bei der Suche nach weiteren Schätzen für ihr Geschäft begegnet sie dem geheimnisvollen Amerikaner Tristan, der ihr Herz höher schlagen lässt…
Rebecca Raisin hat mit ihrem Buch "Mein wundervoller Antikladen im Schatten des Eiffelturms" den Nachfolgeband von "Mein zauberhafter Buchladen an der Seine" vorgelegt. Der Schreibstil ist locker-leicht, die Streifzüge durch Paris sind sehr lebendig und farbenfroh beschrieben, so dass der Leser das Gefühl hat, selbst durch die französische Metropole an der Seine zu wandeln. Gleichzeitig darf er als unsichtbarer Schatten Anouks Gedanken und Gefühle erfahren sowie mit ihr einer mysteriösen Diebstahlserie nachgehen, die für einige Spannung in der Handlung sorgt. Ansonsten plätschert die Handlung mehr oder weniger vor sich hin und erinnert an Geschichten, die man schon mehrmals anders, und weitaus interessanter gestaltet, gelesen hat.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und wirken aufgrund ihrer Ecken und Kanten recht lebendig. Anouk ist eine nette Frau, die eine Vorliebe für alte und geschichtsträchtige Dine hat und diese auch geschickt zu verkaufen weiß. In Liebesdingen ist sie allerdings sehr naiv und einfältig, denn sie lässt sich tatsächlich total übers Ohr hauen. Ihr Vertrauen in die Männerwelt ist dadurch beeinträchtigt, woran sie allerdings nicht unschuldig ist. Sie hat so gar kein Durchsetzungsvermögen, was sich auch in Bezug auf ihre Schwester Lilou zeigt, die wesentlich besser weiß, wie sie ihren Willen bekommt, was sich aber auch nicht sympathischer werden lässt. Tristan ist ein charismatischer Mann, der immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ohr zu sein scheint – oder etwa doch nicht? Zu augenscheinlich wird der Leser durch die Autorin darauf gestoßen, dass nur er der Bösewicht sein kann, was der Handlung leider nicht guttut. Einzig die 70 Jahre alte Uhrenhändlerin Madame Dupont ist ein charakteristisches Highlight, was aber eindeutig zu wenig ist, um die Geschichte zu retten.
Mit "Mein wundervoller Antikladen im Schatten des Eiffelturms" ist der Autorin leider kein würdiger Nachfolger für ihren Roman "Mein zauberhafter Buchladen an der Seine" gelungen. Die Handlung wirkt oftmals platt und die Charaktere können nicht überzeugen. Für zwischendurch noch annehmbar, aber bestimmt kein Geschichte, die man im Kopf behält.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Lieber den Erdbeerkuchen genießen!

Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen
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Die 40-jährige Doro wird zwei Wochen vor der Hochzeit von ihrem Verlobten wegen einer Brillenträgerin verlassen. Diesen Schock muss sie erst einmal verdauen, da hat ihre Mutter Gundula die rettende Idee, ...

Die 40-jährige Doro wird zwei Wochen vor der Hochzeit von ihrem Verlobten wegen einer Brillenträgerin verlassen. Diesen Schock muss sie erst einmal verdauen, da hat ihre Mutter Gundula die rettende Idee, sie beide zu einem einwöchigen Aktivurlaub im Bayerischen Wald anzumelden. Das Verhältnis zwischen Doro und Gundula ist zwiespältig, die beiden sind einfach grundverschieden. Aber Doro fügt sich ins Unvermeintliche und hofft insgeheim darauf, ihre Wunden zu lecken. Kaum im Hotel eingetroffen lernen die beiden Frauen nicht nur die 70-jährige Hanne kennen, sondern Doro stolpert regelrecht über einen attraktiven Mann, der ihr sofort bekannt vorkommt. Es ist ihr ehemaliger Schwarm Felix aus der Berufsschule, der sie damals mit einem fiesen Brief einfach abserviert hat. Noch heute leidet Doro unter den Zeilen und möchte sich auf keinen Fall zu erkennen geben. Aber Doro hat sich leider verrechnet, denn immer wieder kreuzt Felix ihren Weg, ob bei den sportlichen Aktivitäten oder auch beim Abendessen. Es ist wie verhext! Dann interessiert sich auch noch der viel jüngere Fitnesstrainer Julian für sie, so dass Doro keine entspannte, sondern eher eine sehr turbulente Woche verlebt…
Birgit Gruber hat mit ihrem Buch „Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen“ einen unterhaltsamen und humorigen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lässt den Leser die Geschichte aus der Perspektive von Doro miterleben. Schnell hat man sich an ihre Fersen geheftet und durchläuft mit Doro ein Wechselbad der Gefühle sowie bruchstückhafte Gedanken in die Vergangenheit, wobei der Leser Doro sehr gut kennenlernt. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft, so dass man die malerische Szenerie der Hotelumgebung regelrecht vor Augen hat. Die Autorin verarbeitet in ihrer Geschichte so manches Thema. Da geht es um die Midlife-Crisis, das Verlassenwerden, den Jugendschwarm, ein schwieriges Mutter-Tochter-Verhältnis, Frustfressen und Vergangenheitsbewältigung. Leider werden fast alle Themen nur oberflächlich angeschnitten und verlaufen dann im Sande. Insofern wäre eine Beschränkung hier sicherlich die bessere Wahl gewesen.
Die Charaktere sind recht einfach gestrickt und besitzen keine Tiefe. Sie lassen sich jederzeit austauschen, was dem Buch einen gewissen Touch eines Groschenromans verleiht. Doro ist eine erwachsene Frau, wirkt jedoch oftmals wie ein Teenager. Sie ist unsicher, zurückhaltend und lässt sich jederzeit von ihrer Mutter Gundula über den Tisch ziehen. Obwohl sie mit ihrer Figur unzufrieden ist, schaufelt sie weiterhin jede Menge Erdbeerkuchen in sich hinein, so tief sitzt ihr Frust. Erst mit der Wahrnehmung durch zwei Herren fühlt sich Doro wieder etwas mehr bestätigt und kommt etwas aus sich heraus. Doros Mutter Gundula ist vorlaut und ohne Taktgefühl. Sie bevormundet ihre Tochter immer und überall, obwohl sie bereits an die 40 ist. Sie fühlt sich auf eine Art überlegen und gibt dennoch ein schlechtes Vorbild, denn insgeheim schaut sie gern zu tief ins Glas und räumt dafür die Minibar aus. Hanna ist eine Hotelbekanntschaft und der einzige Lichtblick innerhalb dieser Geschichte. Sie ist fröhlich, unbedarft und lässt sich von niemandem so wirklich reinreden – sie besitzt ihren eigenen Kopf und ihr eigenes Modeverständnis. Dabei ist sie immer freundlich und verteilt gute Laune tütenweise. Felix ist ein attraktiver Mann, der sich nicht entscheiden kann. Er ist charmant und offen, aber gleichzeitig hält er sich gern mehrere Eisen im Feuer.
„Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen“ ist ein Liebesroman, der sich leicht zwischendurch lesen lässt. Leider ist er aber auch ebenso schnell wieder vergessen.