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Veröffentlicht am 14.04.2018

Spannendes Kinderbuch

Der Sohn des Alchemisten
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„...Vor ihre Füße purzelte ein Junge, der weder wie ein Huhn noch wie ein Hollergeist aussah, sondern ziemlich wie aus Fleisch und Blut...“

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert. Marie ist Magd in einer ...

„...Vor ihre Füße purzelte ein Junge, der weder wie ein Huhn noch wie ein Hollergeist aussah, sondern ziemlich wie aus Fleisch und Blut...“

Wir befinden uns im 14. Jahrhundert. Marie ist Magd in einer Mühle und sucht nun die Eier von des Müllers Hühnern für das Frühstück. Dabei trifft sie auf Jakob. Wie das geschieht, beschreibt das Eingangszitat. Jakob ist der Sohn des Alchimisten Nicholas Flamel. Flamel war mit seinem Sohn auf Pilgerreise nach Santiago de Compostela. Sie wurden von Räubern überfallen und so getrennt.
Der Autor hat ein spannendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen.Marie begleitet Jakob auf der Suche nach dem Vater. Gut wird beschrieben, welch unterschiedliche Menschen sie unterwegs kennenlernen. Marie, die Armut und Hunger gewohnt ist, reagiert in vielen Situationen weit realistischer als Jakob. Immer wieder hören sie von seinem Vater. Der aber scheint ihnen stets eine Nasenlänge voraus zu sein. Nicholas Flamel prahlt mit seinen Kenntnissen der Alchemie. Das dies gefährlich ist, spürt er erst beim Zusammentreffen mit den Grafen Gonzola.
Auch Jakob und seine Freunde gelangen auf die Burg des Grafen. Jetzt ist ihre Phantasie gefragt. Mit viel Humor werden die Ideen der Kinder und ihre Umsetzung wiedergegeben.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie gibt einen Einblick auf die Gefahren der Pilgerschaft, aber auch in die Denkweise der damaligen Zeit.

Veröffentlicht am 12.04.2018

Glückskind mit Vater

Glückskind mit Vater
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„...Was uns alle überlebt, ist die Akte...“

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. Der pensionierte Schuldirektor Konstantin Boggosch lebt mit seiner Frau Marianne in einer Kleinstadt. Das dortige Gymnasium ...

„...Was uns alle überlebt, ist die Akte...“

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. Der pensionierte Schuldirektor Konstantin Boggosch lebt mit seiner Frau Marianne in einer Kleinstadt. Das dortige Gymnasium wird nach einem dreijährigen Umbau wieder eröffnet. Deshalb möchte eine junge Reporterin mit Boggosch ein Interview machen und ihn zusammen mit drei weiteren Direktoren der Schule fotografieren. Beides lehnt Boggosch ab.
Dann drückt ihn seine Frau einen Brief in die Hand. Er ist gerichtet an Konstantin Müller, geboren am 14. Mai 1945 in der Nähe von Magdeburg. Boggosch spricht von einem Irrtum.
Danach wechselt die Geschichte ins Jahr 1945.
Der Autor hat einen sehr realistischen und gut recherchierten Roman geschrieben. Anhand eines persönlichen Schicksals zeichnet er nicht nur 60 Jahre deutscher Geschichte, er zeigt ebenfalls grundlegende Unterschiede in beiden deutschen Staaten im Umgang mit der Vergangenheit.
Konstantin hat seinen Vater nie kennengelernt. Er war ein hoher SS-Offizier und wurde kurz vor Kriegsende in Polen hingerichtet. Hinter seiner Fabrik, den Vulcano-Werken, hatte er schon mit dem Bau eines Konzentrationslagers begonnen.
Seine Frau wusste davon wenig. Doch sie zog die Konsequenzen. Sie nahm ihren Mädchennamen an und sorgte dafür, dass auch Konstantin und sein älterer Bruder den neuen Familiennamen erhielten. Außerdem unterschrieb sie eine Verzichtserklärung über das Vermögen ihres Mannes.
Der Schriftstil des Buches ist ausgereift und tiefgründig.
Gut wird dargestellt, wie seine Herkunft immer wieder Folgen auf Konstantins Lebensweg hat. Konstantins Onkel Richard hatte sich vor dem Kriegsende nach Bayern abgesetzt. Über seine Schwester gelingt es ihn, Kontakt zu Konstantins älteren Bruder aufzunehmen und ihn zu überzeugen, dass die Nachrichten über seinen Vater nur üble Nachrede sind. Ein bayrisches Gericht stellt die Verurteilung des Vaters als Unrecht dar.
Da Konstantin wegen seiner Herkunft das Abitur verweigert wird, verlässt er mit 14 Jahren die DDR und gelangt nach Frankreich. Auf Grund seiner Sprachkenntnisse, die er seiner Mutter zu verdanken hat, findet er Menschen, die ihn Arbeit und sogar Zuneigung geben. Sie hatten im Krieg im französische Widerstand gearbeitet und waren verraten und im KZ inhaftiert wurden. Es trifft Konstantin hart, als er in einer Broschüre der Franzosen seinen Vater zu erkennen glaubt. Wieder hat ihn die Vergangenheit eingeholt. Er schämt sich seines Vaters. Gerade die Zeit in Frankreich wird aber für ihn prägend. Das folgende Zitat bringt ihn zum Nachdenken:

„...Diese Duponds, sagte er zu mir, das sind die wahren Helden. Sie schaffen es immer, auf die Füße zu fallen. Sie sind die Hefe der Gesellschaft, sie sind es, die dafür sorgen, dass einfach alles weitergeht, wer oder was auch immer gerade an der Macht ist...“

Gemeint sind diejenigen, die sich keiner Schuld bewusst, dafür aber sehr anpassungsfähig sind. Sie haben ja nur befehle ausgeführt.
Wenige Tage vor dem Mauerbau kehrt Konstantin in die DDR zurück. E findet Menschen, die ihm eine Chance und eine Zukunft geben. Sehr realistisch werden seine Erfahrungen im Schulwesen wiedergegeben. Der Beruf gibt nicht nur seinem Leben Ziel und Sinn, sondern auch Halt in Zeiten von Trauer und Verlust. Immer wieder aber bewahrheitet sich das Eingangszitat.
In jeder Zeile ist spürbar, das der Autor die Wende bewusst erlebt hat. Unterschiedliche Stimmungen und Ansichten werden gegenüber gestellt. Perfekt werden Stimmung und Widersprüche eingefangen.
Der Autor lässt seinen Protagonisten die ganze Fülle der menschlichen Emotionen durchleben. Neben heiteren Passagen gibt es sehr ernste Stellen. Sein Beruf ist für ihn Berufung, die ihm hilft, manche Klippe zu umschiffen. Aussagekräftige Dialoge spiegeln die gesellschaftlichen Verhältnisse wider.
Die unterschiedliche Entwicklung der beiden Brüder gibt der Geschichte eine besondere Facette, die besonders in den letzten Seiten betroffen macht.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich tief beeindruckt.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Gelungener Bildband

Zwickau
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„...Zwickau feiert im Jahre 2018 das 900. Jubiläum seiner ersten schriftlichen Erwähnung am 1. Mai 1118...“

Mit diesem Worten beginnt ein Bildband, der mich auf einen virtuellen Rundgang durch die Zwickauer ...

„...Zwickau feiert im Jahre 2018 das 900. Jubiläum seiner ersten schriftlichen Erwähnung am 1. Mai 1118...“

Mit diesem Worten beginnt ein Bildband, der mich auf einen virtuellen Rundgang durch die Zwickauer Innenstadt führt. Er beginnt am Hauptmarkt mit Rathaus und Gewandhaus und endet an der Äußeren Schneeberger Straße. Gleichzeitig ist es ein interessanter Exkurs in Handel und Wandel in Zwickau. Die Fotos geben einen Einblick in die letzten 150 Jahre. Weiter zurück reicht nur das Bild, das Jeremias Vollrath um 1673 vom Rathaus gezeichnet hat.
Von jedem Haltepunkt des virtuellen Rundgangs werden zwei oder drei Aufnahmen aus unterschiedlichen Zeiten gegenübergestellt. Ein Foto stammt immer aus dem Jahre 2017. Beim westlichen Teil des Hauptmarkts wurde außerdem eine Aufnahme von 1868 verwendet. Beim Kornmarkt kann ich den gegenwärtigen Zustand mit den Fotos von 1910 und 1945 vergleichen. An vielen Stellen werden die Zerstörung durch die Bombenangriffe gegen Ende des Krieges deutlich. Einige wenige Bilder vermitteln einen Eindruck vom Hochwasser des Jahres 1954 in der Zwickauer Innenstadt.
Interessant fand ich manche Kleinigkeiten auf den Fotos. So sah die Straßenbahn im Jahre 1930 nicht wesentlich anders aus wie 50 oder 60 Jahre später. Auf einer Aufnahme des Jahres 1919 sind die Omnibusse der Zwickauer Automobil Omnibus GmbH zu sehen. Natürlich gehören in einen Bildband von Zwickau auch Fotos mit dem Trabant. Krieg und Zerstörung überlebt hat ebenfalls das Robert-Schumann-Denkmal.
Auffallend bei der Betrachtung der Fotos ist, wie sich Zwickau auch in der Innenstadt zu einer Stadt mit viel Grün entwickelt hat.
Doch nicht nur die alten Aufnahmen sind etwas Besonderes. In den Texten wird zu vielen der Häuser kurz skizziert, wer die Besitzer waren und welche Geschäfte im Laufe der Zeit in der Innenstadt angesiedelt wurden.
Gleichzeitig wird aufgeführt, wie sich die Namen der Straßen und Plätze im Rahmen geschichtlicher Veränderung ebenfalls geändert haben. Allerdings gibt es in der Stadt auch einige Konstanten wie die Hauptstraße und die Marienstraße.
Der Bildband hat mir ausgezeichnet gefallen.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ermittlungen quer durch Köln

K.O. durch Meister
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„...Ihr seid so berechenbar wie ein Haufen Wirtschaftsprüfer. Hast du meine SMS gelesen? Ich brauche meinen besten Mann...“

Carola Wolf hat ihre Hündin Emma dabei, als sie eine der Baustellen im Dunkeln ...

„...Ihr seid so berechenbar wie ein Haufen Wirtschaftsprüfer. Hast du meine SMS gelesen? Ich brauche meinen besten Mann...“

Carola Wolf hat ihre Hündin Emma dabei, als sie eine der Baustellen im Dunkeln kontrolliert. Emma findet in der Baugrube den verletzten Praktikanten.
Magnus Meister ist Musiker und übt mit seiner Band die Wunschlieder für ein Brautpaar. Doch von der Musik allein kann er nicht leben. Deshalb arbeitet er bei Bedarf in der Wirtschaftsdetektei von Benno. Als er heute eine SMS von Benno erhält, ignoriert er sie aber. Nach Probenschluss geht die Band in ihre Lieblingskneipe in Köln. Dort erwartet ihn Benno mit dem Eingangszitat.
Magnus soll Sabotagefälle bei der Bestkauf GMBH aufklären. Seine Ansprechpartnerin ist Carola Wolf.
Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Magnus führt mich als Leser bei seinen Ermittlungen quer durch Köln.
Die Bestkauf GMBH baut Supermärkte. In der letzten Zeit sind wiederholt Baumaterialien verschwunden. Der Unfall des Praktikanten zu Beginn war einem zerrissenen Absperrband geschuldet. Carola glaubt, dass jemand ihr persönlich dadurch schaden will.
Magnus war mir schnell sympathisch. Einerseits nimmt er seinen Auftrag ernst, schaufelt sich aber Zeit frei für persönliche Belange. Das ist nicht nur die Musik, sondern auch eine sportliche Betätigung. An einer Stelle wird er folgendermaßen charakterisiert:

„...Selbst anspruchsvolle Kunden lobten sein Talent, auf einfühlsame Art den Finger in die Wunde zu legen...“

Der Schriftstil ist gut gestaltet. Die Handlungsorte in Köln werden ausreichend beschrieben. Magnus` Umgang mit den möglichen Verdächtigen ist meist freundlich, selbst wenn sein Gegenüber auf Distanz geht. Bei den Gesprächen lernt nicht nur Magnus, sondern auch ich als Leser einiges über den Bau der Märkte, die erheblichen Verluste, die Zeitverzögerungen bedeuten, und die Härte der Konkurrenz. Letzteres bringt Magnus auf eine neue Spur.
Ab und an darf ich einen Blick in das Privatleben des Protagonisten werfen. Eliza, seine Freundin, ist selbstbewusst und manchmal auch fordernd.
Bald stellt sich heraus, dass es in der Firma eine Menge an Spannungen gibt. Nicht jeder der Herren war mit der Berufung von Carola auf ihren Posten einverstanden.
Eine besondere Konstellation ergibt sich daraus, dass Miriam, Bennos Ex, bei der Kriminalpolizei arbeitet. Die Bestkauf GMBH will aber keine Polizei, weil für eine Förderung eine Hand die andere wusch, um es umgangssprachlich zu formulieren.
Wie schon das obige Zitat zeigt, steckt die Geschichte voller Humor. Magnus hat keinerlei Problem, mit seinen Verdächtigen auch einmal eine Kneipe zu besuchen. Wie sagt er so schön?

„...Alkohol war eine exzellente Befragungshilfe...“

An mehreren Stellen trägt Magnus kurz und prägnant seine Ergebnisse zusammen. Das gibt mir als Leser die Gelegenheit, das Geschehen ebenfalls zu rekapitulieren, mit zu denken und mit zu knobeln.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich würde gern mehr von Magnus Meister lesen.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Fehlende Erinnerung

Der Fluch von Aarau
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„...Mein Angreifer lässt sich auf mich fallen, und die Luft wird aus meiner Lunge gepresst. Der Schrei bleibt im Hals stecken...“

Adrina wird bewusstlos und unterkühlt im Wald gefunden. Sie erwacht im ...

„...Mein Angreifer lässt sich auf mich fallen, und die Luft wird aus meiner Lunge gepresst. Der Schrei bleibt im Hals stecken...“

Adrina wird bewusstlos und unterkühlt im Wald gefunden. Sie erwacht im Krankenhaus. Ihre Erinnerungen enden beim Gespräch mit ihrer Schwester auf der Terrasse. Infolge einer Gehirnerschütterung leidet sie an einer dissoziativen Amnesie. Erst als zwei Kriminalbeamte an ihren Bett stehen, erfährt sie, das neben ihr eine weitere junge Frau im Wald lag. Sie ist tot. Es wird nicht deutlich, ob man sie als Beschuldigte oder Zeugin betrachtet.
Die Autorin hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben, der tief in die Psyche der Protagonisten eindringt. Kurze Einblicke gibt es in den Vorgängerband, allerdings nur so weit, wie sie für die Handlung relevant sind..
Adrina war mit Marco Feller, dem Chef der Kriminalpolizei liiert. Doch die beiden haben erst eine Beziehungspause eingelegt, dann hat sich Feller per SMS von Adrina getrennt. Die wohnt vorübergehend bei ihrer Schwester Seraina und deren Familie. Das Verhältnis aber gestaltet sich schwierig. Seraina möchte Adrina im Haus halten und ist überhaupt nicht damit einverstanden, dass diese stundenweise wieder im Verlag arbeiten möchte.
Fehlenden Erinnerungen belasten Adrina. Zwei Mal gibt es kursiv eine Rückblende auf das Geschehen,. Das Eingangszitat stammt aus der ersten. Dieses traumhafte Geschehen macht Adrina mehr Angst als das er ihr hilft. Entgegen den Ratschlägen ihrer Schwester wendet sich Adrina an Dr. Ulmann, einen Psychiater. Seine Art, mit ihr umzugehen und ihr behutsam den weiteren Weg zu weisen, hat mir gefallen. Er strahlt Ruhe und Kompetenz aus.
Für den hohen Spannungsbogen sorgen neben der latenten Bedrohung von Adrina die komplexen Beziehungen zwischen den Protagonisten. Serainas Verhalten ist genauso schwer einzuschätzen wie die Reaktionen und Aktionen von Feller. Beide wollen über Adrina bestimmen und ihr vorschreiben, wie sie sich zu verhalten hat. Nur Enrico ist da, wenn sie ihn braucht und steht ihr zur Seite. Solange sie aber nicht weiß, was im Wald geschehen ist, ist für Adrina nichts in Ordnung. Die Kriminalisten lassen sie lange in dem Glauben, dass sie am Tode der anderen Frau beteiligt war, obwohl sie schon neue Erkenntnisse haben.
Sehr gut ausgearbeitet werden die Dialoge. Als es zum ersten Gespräch zwischen Adrina und Feller kommt, ist die Spannung mit den Händen zu greifen. Auch die Dialoge zwischen den Schwestern zeugen von Missstimmung.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist logisch durchkonstruiert und lässt am Ende keine Frage offen.