Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
offline

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Großstadtmärchen

Der Junge, der Träume schenkte
1

Zum Inhalt:
Christmas, ein armer Einwanderersohn aus Italien, rettet die wohlhabende Jüdin Ruth nach einer Vergewaltigung. Trotz des Standesunterschiedes verlieben sie sich ineinander, werden jedoch durch ...

Zum Inhalt:
Christmas, ein armer Einwanderersohn aus Italien, rettet die wohlhabende Jüdin Ruth nach einer Vergewaltigung. Trotz des Standesunterschiedes verlieben sie sich ineinander, werden jedoch durch den Wegzug Ruths aus New York nach Kalifornien getrennt. Aber obwohl beiderlei Lebenswege sehr unterschiedlich verlaufen, können sie sich nicht vergessen.

Mein Eindruck:
Bei dieser gekürzten Fassung der Geschichte ist der Sprecher das größte Pfund. Timmo Niesner weiß den Figuren im Dialog so viel Leben einzuhauchen, dass man verschiedene Leute zu sehen meint. Dazu gelingen ihm die erzählerischen Passagen auf eine Weise, die einem insbesondere bei den brutalen Szenen (und davon gibt es einige) das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Leider kann auch der hervorragende Sprecher nicht verhindern, dass das Hörbuch zum Schluss zu sehr beschnitten klingt. Nimmt es sich zu Beginn genügend Zeit, die Charaktere glaubhaft zu zeichnen, wirkt das Ende zu abrupt und lässt den Hörer leicht unbefriedigt zurück.
Diese Kritik ist damit ein Plädoyer für die ungekürzte Fassung oder das ganze Buch. Denn der Autor ist ein großer Könner, was das Einfühlungsvermögen in die unterschiedlichsten Personen mit den unterschiedlichsten Hintergründen an den unterschiedlichsten Schauplätzen anbelangt. Er vermag es genauso glaubhaft einen Kleinganoven zu betrachten, wie er sich in die Psyche einer vergewaltigten Frau findet oder das hektische Leben innerhalb der Medien schildert.
Luca di Fulvio bedient sich dabei eines ausschweifenden Erzählstils, ohne nervtötend zu werden. Von den mit einem feinen Humor und großer Seele ausgestatteten Teilen seiner Geschichte hätte ich gerne mehr gelesen, von den Gewaltszenen (egal wie glaubhaft) hätte es weniger sein dürfen.

Mein Fazit:
Viel Herz, welches leider durch eine zu große Schere teilamputiert wurde.

Mit Wohlwollen 4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Charactere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Recherche
  • Stimme
Veröffentlicht am 15.09.2016

Gequälte Seelen

I Am Death. Der Totmacher (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 7)
0

Zum Inhalt:
Schnell nach dem Auffinden der ersten Leiche und der folgenden Obduktion wird klar, dass sich das Team um Robert Hunter und Carlos Garcia mit einem Serienmörder befassen muss. Dieser weiß nicht ...

Zum Inhalt:
Schnell nach dem Auffinden der ersten Leiche und der folgenden Obduktion wird klar, dass sich das Team um Robert Hunter und Carlos Garcia mit einem Serienmörder befassen muss. Dieser weiß nicht nur die Grausamkeit im Umgang mit seinen Opfern zu steigern, sondern sucht dazu immer mehr die Nähe zu den Ermittlern. Als diese den Grund dafür erkennen, ist es für viele Frauen schon zu spät.

Mein Eindruck:
Schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt seines Buches zieht Chris Carter die Daumenschrauben an und lässt die Leser nicht mehr aus deren Würgegriff heraus. Man kann trefflich darüber streiten, ob die sadistischen Grausamkeiten des Täters so in allen Einzelheiten und voller Genuss geschildert werden müssen, eine gewisse Kunstfertigkeit und Fantasie ist dem Autor jedoch auf gar keinen Fall abzusprechen. Dazu wird eine Motivlage aufgebaut, die – wenn auch ganz bestimmt keine Sympathie – doch ein gewisses Verständnis für das Vorgehen des Täters weckt. Der Schreibstil Carters ist eingängig, das Einfühlungsvermögen in Polizisten, Opfer und Täter gerät dem Autor perfekt. Dadurch versinkt der Leser versinkt schnell und total in Geschichte, Blut und Körperteilen. Zudem gefällt der Humor – zumeist tiefschwarz eingefärbt – welcher nicht nur den ermittelnden Beamten, sondern auch den Personen außerhalb der Buchdeckel das Verdauen der Story erleichtert. Das Einzige, was mich stört, ist (Achtung Spoiler!) dass das Finale wie in amerikanischen Thrillern „üblich“ abläuft: Irgendjemand gerät zum Schluss in wahnsinnig große Gefahr, wir kurz vor seinem Tod noch einmal davor gerettet und die böse Person gestellt. Ein wenig Abwechslung von dieser Art des Showdowns wäre wünschenswert. Davon abgesehen ist „Der Totmacher“ wieder einmal spannende Unterhaltung aus dem Hause Carter.

Mein Fazit:
Böser Mensch, kluge Cops, viel Spannung
4 Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Böse Legenden

Darkmouth 3. Die Legenden schlagen zurück
0

Zum Inhalt:

Im dritten Teil der Bücher um die Stadt Darkmouth soll Finn - Spross einer Familie von Legendenjägern - selbst zu einem werden. Zu dieser Zeremonie finden sich nicht nur viele Schaulustige ...

Zum Inhalt:

Im dritten Teil der Bücher um die Stadt Darkmouth soll Finn - Spross einer Familie von Legendenjägern - selbst zu einem werden. Zu dieser Zeremonie finden sich nicht nur viele Schaulustige ein, sein Gegner Mr. Glad kehrt aus dem Zwischenreich zurück und startet einen unheilvollen Countdown. Der Rat der Zwölf aktiviert eine Geheimwaffe, um die Legenden von der Zerstörung der Welt abzuhalten.

Mein Eindruck:

Ohne Vorkenntnisse der ersten beiden Teile fehlt - trotz kurzer Einführung zu Beginn - doch einiges zum Verständnis der ganzen Geschichte um Legenden und ihre Jäger. Deshalb ist das Lesen der Reihe in korrekter Reihenfolge zu empfehlen. Aber auch sonst erhält der Lesende eine spannende Geschichte, die mit einem guten Schuss Humor gespickt ist. Da das Buch für Leser ab 11 Jahren geschrieben ist, bedient sich der Autor einer einfachen, aber nicht simplen Sprache, um seine Figuren zu erschaffen. Die spannenden Szenen sind intelligent ausgearbeitet und dennoch nicht dazu angetan, zarte Kinderseelen zu sehr zu belasten. Dazu tragen vor allem die kindlichen Hauptfiguren bei (politisch korrekt mit einem Jungen und einem Mädchen besetzt), die sich den Gefahren stellen ohne diese zu unterschätzen oder übermütig zu werden. Dabei werden sie von den Erwachsenen unterstützt und für voll genommen, - also genau das, was sich Kinder wünschen.

Schöne Illustrationen leisten ihren Beitrag zum Lesegenuss und man wartet voller Vorfreude auf das nächste Buch.

Mein Fazit:

Die Iren beherrschen die Kunst der humorvollen Fantasy

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gut konstruiert

Meine Seele so kalt
0

Zum Inhalt:
Ein kleiner Junge wird überfahren, der Fahrer des Autos hilft nicht, der Mutter wird von der Öffentlichkeit eine Mitschuld am Unfall gegeben. Jenna zieht sich in der Folge in ein Küstendorf ...

Zum Inhalt:
Ein kleiner Junge wird überfahren, der Fahrer des Autos hilft nicht, der Mutter wird von der Öffentlichkeit eine Mitschuld am Unfall gegeben. Jenna zieht sich in der Folge in ein Küstendorf zurück und versucht, die Vergangenheit zu vergessen. Doch diese holt sie dort ein.

Mein Eindruck:
Fast perfekt. Ein Thriller, der zwar am Anfang einige Längen aufweist, die sich jedoch im weiteren Verlauf als unabdingbar für die Handlung zeigen. Durch den dauernden Perspektivwechsel zwischen unterschiedlichen Ich-Erzählern und Schilderungen in der dritten Person bringt die Autorin zusätzlichen Zug in den zweiten Teil der Geschichte. Ihr Schreibstil ist dabei ausführlich, aber nicht gedrechselt, die Figuren agieren glaubhaft und machen eine nachvollziehbare Entwicklung durch.
Für ein Erstlingswerk verblüfft nicht nur der Aufbau des Krimis, der wie ein gemächlicher Fluss beginnt um dann plötzlich unerwartete Wirbel und Stromschnellen zu zeigen. Die Wendungen, welche die Autorin an einigen Stellen ihrer Geschichte einbaut, sind nicht nur überraschend, sondern bei genauem Nachdenken folgerichtig und zeigen eine Meisterschaft der Leserverwirrung, die ihresgleichen sucht. Leider sind – möglicherweise wegen des Versuchs, Höchstspannung zu erzeugen – die Vorgänge zum Ende hin nicht mehr so glaubwürdig und das Vorgehen von Polizei und Jenna unverständlich. Der absolute Schluss versöhnt jedoch.

Mein Fazit:
Beeindruckend!

Veröffentlicht am 03.08.2023

Wunschkind

Projekt 22
0

Zum Inhalt:
Alice flieht aus ihrem Zuhause, weil sie dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden soll. Sie fürchtet, dass sie dort nicht nur Experimenten ausgesetzt wird, sondern zusätzlich Viktor, ...

Zum Inhalt:
Alice flieht aus ihrem Zuhause, weil sie dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden soll. Sie fürchtet, dass sie dort nicht nur Experimenten ausgesetzt wird, sondern zusätzlich Viktor, einem brutalen Soziopathen, ausgeliefert ist. Aufnahme findet Alice bei einem Geschwisterpaar, welches in der Genforschung arbeitet und deshalb nicht nur aus Nächstenliebe hilft.

Mein Eindruck:
Was wenn man feststellt, dass das eigene Dasein nur ein Experiment ist? Dass die eigenen Eltern keinen sicheren Hafen bieten? Man selbst ein Spielball von Wissenschaftlern, die an der DNA von Projekt 22 interessiert sind, aber nicht an dem Wesen Alice, das lebt und vor allen Dingen fühlt? So geht es Alice und genau diese Gefühle werden durch die Autorin Alexa Linell sehr gut an die Leser gespiegelt. Leider verliert sich Linell in der zweiten Hälfte des Buches in das, was sie ihren Charakteren abseits des Projekts vorwirft: Ein Verhackstücken des Genoms, um mit wissenschaftlichem Blick und dem Gebrauch viel zu vieler Fachbegriffe der Herkunft Alices und den Machenschaften ihrer Erbauer auf die Spur zu kommen. Das ermüdet nicht so aufnahmebereite Leser und das in Teilen offene Ende verführt deshalb nicht unbedingt dazu, auf eine Fortsetzung zu hoffen.

Mein Fazit:
Eine erschreckende Vision