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Veröffentlicht am 08.04.2018

Wer hat Adolf Winkler angegriffen?

Moabit
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Adolf Winkler, Vereinsorsitzender des berüchtigten Ringvereins Berolina und meist nur „Der Schänker“ genannt, steht kurz vor der Entlassung aus dem Berliner Gefängnis Moabit. Doch dann versucht ein kürzlich ...

Adolf Winkler, Vereinsorsitzender des berüchtigten Ringvereins Berolina und meist nur „Der Schänker“ genannt, steht kurz vor der Entlassung aus dem Berliner Gefängnis Moabit. Doch dann versucht ein kürzlich Inhaftierter, ihn zu ermorden. In letzter Sekunde kann Oberaufseher Ritter mit seinem Schlagstock dazwischen gehen. Doch der Angreifer verliert dabei das Bewusstsein. Was ist sein Motiv für den Angriff? Und was hat Ritters Tochter Charlotte in dieser Angelegenheit mitbekommen?

Auf das Buch bin ich bei einem Workshop des Verlags zum Thema Herstellung aufmerksam geworden. Der Bericht über die sorgfältige ausgewählte Buchausstattung und die in Sonderfarben gedruckten Illustrationen von Kat Menschik haben mich neugierig gemacht. Und vom Autor Volker Kutscher wollte ich schon lange etwas lesen. Dieses Buch ist ein Prequel zu seiner Gereon-Rath-Reihe.

Schon von außen ist das Buch mit seinem hochwertigen Leineneinband, dem in orange eingestanztem Titel und dem ebenfalls orangen Schnitt ein echter Hingucker. Wer das Mädchen auf dem Cover ist, wird im Laufe der Geschichte aufgeklärt – Leser der Gereon-Rath-Reihe kennen sie schon als große Liebe des Kommissars. Im Buchinnern kann man von der ersten Seite an die großartigen Illustrationen von Kat Menschik bewundern, die durch die ausgewählten Sonderfarben – jeweils ein Organe-, Blau- und Braunton – zu beeindrucken wissen.

Volker Kutschers Geschichte umfasst drei Teile, die jeweils aus einer anderen Perspektive geschildert sind. Zuerst kommt der Berufsverbrecher Adolf Winkler zu Wort, dann Oberaufseher Ritter und schließlich seine Tochter Charlotte. Allen Abschnitten ist eine Illustration des Charakters vorangestellt, durch welche ich mir die Handelnden sehr gut bildlich vorstellen konnte. Auch innerhalb der Abschnitte gibt es kaum eine Seite ohne Illustration. Mal klein, mal seitenfüllend hält Kat Menschik einzelne Momente der Geschichte fest und illustriert auch Alltagsgegenstände aus der Zeit der 20er Jahre in Berlin, die zur jeweiligen Situation passen.

Der Kern der Geschichte ist in allen drei Abschnitten der Angriff des Unbekannten auf Adolf Winkler. Bei allen drei Charakteren löst dieser etwas aus. Winkler kommt gerade so mit dem Leben davon und fragt sich, wer ihn tot sehen will, während er seine Rückkehr ins Geschäft vorbereitet. Oberaufseher Ritter hadert derweil mit dem Gedanken, den Angreifer vielleicht tödlich verletzt zu haben. Seine bedrückte Stimmung bemerkt auch seine Tochter Charlotte, die ihm etwas verheimlicht. Doch eine Beobachtung, die sie gemacht hat, könnte ihr Geständnis nötig machen.

Während die ersten beiden Abschnitte mit einem Cliffhanger im selben Moment enden erfährt man erst ganz am Schluss, was danach passiert ist. Mit dieser Entwicklung hätte ich nicht gerechnet. Schade fand ich aber, dass dieses Buch keine Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den geschilderten Fall liefert. Ich kenne die Gereon-Rath-Reihe nicht, zu der die Geschichte das Prequel ist, weshalb ich nicht sagen kann, ob die Antworten hier warten. Meine Neugier ist geweckt, ich hätte mir aber für dieses Buch einen Fall mit Auflösung gewünscht.

In „Moabit“ kommt es im titelgebenden Gefängnis zu einem beinahe tödlichen Angriff auf einen einflussreichen Berufsverbrecher, was Einfluss auf verschiedene Personen hat. Wegen der fehlenden Auflösung denke ich, dass die Geschichte für Fans der Gereon-Rath-Reihe noch interessanter ist als für Neueinsteiger. Ich zähle zur letzten Kategorie und bin nun neugierig, ob die Reihe die Antworten liefert. Das Buch ist auf jeden Fall ein echtes Schmuckstück aufgrund der tollen Ausstattung und der atmosphärischen Illustrationen von Kat Menschik. Auch nach dem Lesen blättert man als Buchliebhaber immer wieder gern darin.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Auf der Suche nach Erfüllung vor der beeindruckenden Kulisse Smyrnas

Das Haus der Granatäpfel
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Smyrna, 1912: Neugierig reist Klara von Berlin zur florierenden Stadt an der Ägäisküste. Dort wird sie Peter Delacloche heiraten, dessen Vater ein einflussreicher Warenhausbesitzer ist. Doch der Erbe der ...

Smyrna, 1912: Neugierig reist Klara von Berlin zur florierenden Stadt an der Ägäisküste. Dort wird sie Peter Delacloche heiraten, dessen Vater ein einflussreicher Warenhausbesitzer ist. Doch der Erbe der Familie stellt sich als noch langweiliger heraus als gedacht und auch mit seinen Schwestern wird Klara nicht wirklich warm. Bald lässt sie sich auf etwas ein, das ihren Ruf gänzlich ruinieren könnte. Schließlich muss ausgerechnet Sevan, der armenische Arzt der Familie, über ihr Schicksal entscheiden. Als ein neuer Krieg ausbricht, ändert sich erneut vieles für Klara und die Delacloches…

Das orientalisch anmutende Cover hat mich schnell neugierig gemacht, welche historische Geschichte sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. Zu Beginn des Buches lernt man den neunjährigen Sevan kennen, der mit seinem Onkel zum ersten Mal nach Smyrna reist und dort Klaras Vater trifft. Dieser merkt, dass Sevan eine Brille braucht, um scharf sehen zu können – für Sevan eine folgenreiche Erkenntnis. Dann springt das Buch einige Jahre weiter und man erlebt die erste Begegnung von Klara und Peter, bevor man im Jahr 1912 bei der Hochzeit der beiden tiefer in die Geschichte eintaucht.

Klara, die im Zentrum der Geschichte steht, ist sicherlich keine Sympathieträgerin. Fest entschlossen, die fremde Stadt Smyrna zu erobern, heiratet sie Peter. Sie trifft ihre Entscheidungen aus dem Bauch heraus und verdrängt die Konsequenzen. Damit bringt sie sich selbst immer wieder in eine verzwickte Lage. Oft macht es den Anschein, als schere sie sich wenig um die Meinung der anderen, doch hinter ihrer Fassade entdeckt man Verbitterung und den Wunsch, dazuzugehören. Auch wenn ich mit ihren Entscheidungen oft nicht einverstanden war fand ich es interessant, ihre charakterliche Entwicklung mitzuerleben.

Neben Klara wird auch das Glück und Unglück der Menschen in ihrer Umgebung beleuchtet. Auf dem Vorsatzblatt ist ein Stammbaum abgedruckt, damit der Leser den Überblick über die familiären Verbindungen behält. Das war zwar hilfreich, aber er verrät für mich zu viel. Da gibt es zum Beispiel Theri, die Verlobte von Peters Bruder, die allseits beliebt ist, deren Heirat aber nicht näher rückt. Außerdem Peters Schwestern Xenia, die ein trauriges Geheimnis hütet, und Kiki, die in ihren Musiklehrer verliebt ist. Und natürlich Sevan, der für alle nur das Beste will, von seiner geliebten Frau aber verachtet wird. Diese und einige weitere Personen begleitet man als Leser mehrere Jahre lang auf ihrem Weg.

Die persönlichen Schicksale werden immer wieder stark von den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen bestimmt. Smyrna ist eine bunte Stadt, in der Menschen verschiedener Abstammung und Religion beisammen leben. Trotz dieser Vielfalt denken viele in starren Mustern und man erlebt Ausgrenzung, Diskriminierung und schließlich auch Schlimmeres. Gleichzeitig bestimmen Kriege das Geschehen – Männer ziehen in den Kampf und auch die Zurückgebliebenen spüren die Auswirkungen.

Das Granatapfelhaus, in welchem die Delacloches ihre Sommer verbringen, bietet über die Jahre immer wieder einen sicheren Rückzugsort, der manchmal geradezu magisch erscheint. Was dort geschieht, bleibt dort, und Klara ist nicht die einzige, die sich nach diesem Ort sehnt, sobald sie nicht dort ist. Doch kann der Ort trotz aller Entwicklungen eine Zuflucht bleiben?

Die politische und gesellschaftliche Lage wird immer wieder recht ausführlich beschrieben und diskutiert. Hier erkennt man die ausführliche Recherche der Autorin. Ich hätte mir die Geschichte trotzdem noch etwas schwungvoller gewünscht. Außerdem hätte ich nach dem Lesen der Buchbeschreibung nicht erwartet, dass das Unglück so deutlich das Glück überwiegt, sodass das Buch deutlich mehr Drama als Liebesgeschichte bietet. Zum Ende des Buches hin wird es noch einmal sehr spannend, aber auch düster mit einem bedrückenden Abschluss.

„Das Haus der Granatäpfel“ nimmt den Leser mit nach Smyrna, wo Klara auf der Suche nach persönlicher Erfüllung ein großes Risiko eingeht. Die Geschichte beleuchtet ihr Schicksal ebenso wie das vieler Personen ihrer Umgebung und blickt auch ausführlich auf die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit. Ein Buch, das im Verlauf zunehmend dramatisch wird und dem Leser einen authentischen Einblick ins Smyrna der 1910er Jahre gibt.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Gelungene Mischung aus Action und Story

Coldworth City
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Raven ist eine Mutantin und drei Jahre zuvor der gefährlichen Organisation AID entkommen, indem sie ihren Tod und den ihres Bruders vorgetäuscht hat. Die AID verspricht Mutanten, ihnen zu helfen, führt ...

Raven ist eine Mutantin und drei Jahre zuvor der gefährlichen Organisation AID entkommen, indem sie ihren Tod und den ihres Bruders vorgetäuscht hat. Die AID verspricht Mutanten, ihnen zu helfen, führt in ihren Laboren aber grausame Experimente an ihnen durch. Seither lebt Raven mit ihrem Bruder unter falschem Namen und legt nachts mit ihrem Fähigkeiten Verbrechern das Handwerk. Als etwas schief geht, wird sie von Wade gerettet, der ihr anbietet, für den Untergrund zu arbeiten und dort zu trainieren. Raven ist skeptisch und willigt ein, einen Monat lang zu bleiben. Bald machen sie eine schockierende Entdeckung…

Ich mag Geschichten über Menschen mit besonderen Kräften und war von Beginn an neugierig, wie die Autorin das Thema umsetzt und welche Kräfte die Protagonistin hat. Davon erhält man gleich im ersten Kapitel eine Kostprobe. Raven arbeitet in einer Bar, wo sie Verbrecher aufspürt und auskundschaftet, um sie auf frischer Tat zu ertappen. Doch diesmal ist ein Mutant dabei, der Raven fast in die Knie zwingt. Nach diesem rasanten Einstieg freute ich mich auf mehr.

Kurz darauf nimmt jemand zu Raven Kontakt auf, um ihr ein Angebot zu unterbreiten. Sie ist mehr als skeptisch und will nicht mehr darüber wissen, denn bislang sind sie und Knox bestens allein zurecht gekommen. Ein erster dramatischer Höhepunkt bringt sie dazu, Wade und dem Untergrund eine Chance zu geben. Ich erlebte Raven als stark und selbstbewusst, wobei sie verschiedene Schwachstellen hat, die sie selbst kennt: ihr Bruder Knox, die Zeit bei der AID und eine Kraft, die tief in ihr schlummert. Sie wurde mir schnell sympathisch und ich fieberte mit, ob sie die richtigen Entscheidungen trifft. Wade hingegen gibt dem Leser zu Beginn Rätsel auf. Er zieht sich oft zurück, gleichzeitig bewundern ihn die anderen Mutanten ein wenig, denn er ist im Kampf der stärkste von ihnen. Erst nach und nach erfährt man, was dahinter steckt.

Das Buch bietet eine gute Mischung aus actionreichen Kämpfen, in denen die verschiedenen Kräfte zum Einsatz kommen, und ruhigeren Momenten. Die verschiedenen Mutanten verfügen hauptsächlich über klassische Superhelden-Fähigkeiten, zum Beispiel Unsichtbarkeit, Elektrizität, Heilkräfte und Telekinese. Mit Ravens unterdrückter Kraft kommt eine interessante neue und nicht ganz berechenbare Komponente hinzu. Zwischen den Kämpfen bleibt Zeit, um die Charaktere besser kennenzulernen, mehr über das Leben im Untergrund und die Haltung der Gesellschaft gegenüber Mutanten zu erfahren und beim Schmieden von Plänen dabei zu sein.

Die Enthüllung einer großen Verschwörung bringt nach einiger Zeit neuen Schwung in die Geschichte. In dieser Zeit entwickelt sich auch eine vorsichtige Liebe, deren Verlauf gut zu den Charakteren und dem Päckchen, das sie jeweils zu tragen haben, passt. Der grundsätzliche Verlauf blieb allerdings recht vorhersehbar, wenn man einige Superhelden-Geschichten kennt. Zum Schluss hin wird es noch mal dramatisch und spannend. Der Showdown hätte für mich dann noch etwas ausführlicher sein dürfen. Es ging alles plötzlich ganz schnell, wobei ich den Schluss sehr passend fand.

In „Coldworth City“ ist Raven als geheim agierende Mutantin lange allein zurecht gekommen, bis ein Vorfall sie dazu bringt, sich vorübergehend dem Untergrund anzuschließen. Die Mischung aus Action und Story fand ich sehr gelungen. Gleichzeitig hätte ich mir noch weniger Vorhersehbarkeit und einen ausführlicheren Showdown gewünscht. Ich vergebe vier Sterne. Wer Superhelden-Geschichten mag, dem kann ich „Coldworth City“ empfehlen!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Tolle Fortsetzung der Geschichte von Viki und Jay

So was passiert nur Idioten. Wie uns.
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Viki und Jay sind seit fast drei Jahren ein Paar und wohnen zusammen in Vikis Wohnung. Doch in letzter Zeit kommt Viki Jays Verhalten verdächtig vor: Er duscht mitten am Tag und wäscht die davor getragenen ...

Viki und Jay sind seit fast drei Jahren ein Paar und wohnen zusammen in Vikis Wohnung. Doch in letzter Zeit kommt Viki Jays Verhalten verdächtig vor: Er duscht mitten am Tag und wäscht die davor getragenen Klamotten sofort, ohne eine Erklärung zu liefern. Hat er eine Affäre? Als Viki sein Handy checkt, eskaliert der Streit und sie wirft ihn hinaus. Können die beiden Sturköpfe den Streit aus der Welt räumen oder ist das der Anfang von Ende ihrer Beziehung?

Vor zwei Jahren konnte mich das Buch „Liebe ist was für Idioten. Wie mich“ mit seiner Liebesgeschichte rund um Viki und Jay absolut begeistert. Mit einer Fortsetzung hätte ich nicht gerechnet, habe mich aber sehr über die Nachricht gefreut. Seit den Ereignissen des ersten Bandes sind fast drei Jahre vergangen. Beide wohnen zusammen in der Wohnung, die Viki von ihrer Mutter geerbt hat, und gelten inzwischen als das Traumpaar schlechthin. Doch nun ist es zu einem großen Streit gekommen, der die Frage aufwirft, wie es weitergehen kann.

Ich war im Nu wieder mitten drin in der Geschichte. Viki und Jay sind nach dem Streit erst mal beide zu stur, um miteinander zu reden. Am liebsten hätte ich ihnen ins Gewissen geredet, doch das übernehmen schon ihre besten Freunde. Mel kommt extra für Viki etwas früher aus dem Praktikum in London zurück und Jay findet nach seinem Rauswurf erst mal Unterschlupf bei Dave. Mel und Dave haben jeweils ihre eigene Vorstellung davon, was es bedeutet, zu helfen, wodurch es nicht nur zu mehr Klarheit, sondern auch neuen Missverständnissen kommt. Einige Kapitel sind auch aus ihrer Sicht erzählt, was eine gute Abwechslung war und neue Perspektiven auf das Geschehen bot. Viki und Jay blicken in dieser Zeit auf die letzten Jahre ihrer Beziehung zurück und überlegen, wie es weitergehen kann. Für mich hat sich die Phase, bis die beiden überhaupt wieder miteinander reden, allerdings etwas gezogen.

Meine Begeisterung für die Geschichte wuchs dann wieder, als die beiden endlich wieder aufeinander treffen. Diese Szene fand ich besonders gelungen, sie hat Spaß gemacht trotz des ernsten Hintergrundes. Grundsätzlich ist der Tonfall der Geschichte locker. Die beiden Protagonisten haben einen trockenen Humor, es kommt zu witzigen Zwischenfällen und auch die Kapitel aus der Sicht ihres Hundes Kid konnten mich unterhalten. Es gibt aber auch viele Momente, die nachdenklich stimmen. Neben dem Streit macht sich Viki Sorgen, wie sie die Wohnung und ihr Leben finanzieren soll und Jay muss sich mit seinem Geheimnis auseinandersetzen. Bald wartet auch noch eine neue Herausforderung auf die beiden zu, die ich nach vielen Hinweisen schon recht früh erahnte.

Vikis und Jays authentische Liebesgeschichte übte bald einen Sog auf mich aus, der mich neugierig weiterlesen ließ. Es kommt zu Hochs und Tiefs und immer wieder wird es auch chaotisch. Die beiden in all diesen Situationen zusammen zu erleben fand ich super. Schließlich kommt es zu dramatischen Entwicklungen, überstürzten Handlungen und einem großen Schock. Doch dann kommt eine schwarze Seite, die wie ein schwarzes Loch meine zahlreichen offenen Fragen schluckte und mich in eine Zukunft katapultierte, wo auf wenigen Seiten ein Ende geboten wird, das ich in der Form nicht gebraucht hätte. Für mich ein kleiner Wermutstropfen bei der sonst so tollen Geschichte rund um Viki und Jay.

In „So was passiert nur Idioten. Wie uns.“ darf der Leser noch ein zweites Mal Viki und Jay begleiten. Nach einem großen Streit müssen die beiden überlegen, wie es weitergeht, und gleichzeitig noch einige andere Herausforderungen bewältigen. Nach einem etwas langen Einstieg hat mir die meist locker erzählte Geschichte mit vielen schönen, aber auch nachdenklichen Momenten immer besser gefallen. Wenn ihr den ersten Band mochtet, dann solltet ihr euch diese Fortsetzung nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein verspäteter Brief mit Folgen

Die Melodie meines Lebens
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Alain Massoulier erhält eines Tages einen Brief, der ganze dreiunddreißig Jahre zu spät bei ihm eintrifft. In diesem lädt eine Plattenfirma seine alte Band zu einem Termin ein. Das wäre ihre große Chance ...

Alain Massoulier erhält eines Tages einen Brief, der ganze dreiunddreißig Jahre zu spät bei ihm eintrifft. In diesem lädt eine Plattenfirma seine alte Band zu einem Termin ein. Das wäre ihre große Chance gewesen! Stattdessen haben sie sich nach einiger Zeit aufgelöst und aus den Augen verloren. Alain beschließt, die anderen zu suchen und ihnen von dem Brief zu erzählen. Vielleicht haben sie ja im Gegensatz zu ihm noch eine Aufnahme ihres besten Songs? Die mehr als drei Jahrzehnte haben die ehemaligen Bandmitglieder was ihre Berufe und Ambitionen betrifft in höchst unterschiedliche Richtungen getrieben.


Die ersten drei Bücher von Antoine Laurain habe ich mit Begeisterung gelesen, und so war ich neugierig auf „Die Melodie meines Lebens“. Das Buch beginnt mit Alain, der seine Postfiliale aufsucht, um eine Erklärung dafür zu fordern, dass ein für ihn so wichtiger Brief mehr als drei Jahrzehnte zu spät zugestellt wird. Er erntet dafür aber nicht viel mehr als ein Schulterzucken und den Verweis auf den Fund bei Renovierungsarbeiten. Gleich danach erfährt man, dass in dem Brief Alains alte Band von einer Plattenfirma eingeladen wird. Genau das, wovon die Band damals träumte! Schnell hat Alain den Entschluss gefasst, Kontakt zu den anderen Bandmitgliedern aufzunehmen.


Alain und seine Suche ist der Ausgangpunkt der Geschichte, und doch dreht die Geschichte sich nicht nur um ihn. Vielmehr erhält man viele Einblicke, was das Leben seit der gemeinsamen Zeit aus den einzelnen Bandmitgliedern gemacht hat. Das erinnerte mich ein wenig an „Der Hut des Präsidenten“ mit dem Unterschied, dass nicht nacheinander auf die verschiedenen Charaktere geschaut wird, sondern die Erzählung mal hierhin, mal dorthin springt. Dadurch fiel es mir am Anfang schwer, eine Orientierung zu erhalten. Zum Glück gibt es im dritten Kapitel eine Auflistung der Band, die dabei half, die Handelnden auseinander zu halten.


Mit seinen Charakteren bedient sich der Autor gesellschaftlich in den verschiedensten Ecken. Neben dem Arzt gibt es einen Künstler, einen Auswanderer, einen rechtspopulistischen Politiker, einen Antiquitätenhändler und auch einen Unternehmer mit Präsidentschaftsambitionen. Meist wird aus der dritten Person erzählt, für einzelne Kapitel wechselt die Geschichte aber auch in die Ich-Perspektive und ließ den Leser noch tiefer in die Gedanken und Geheimnisse einzelner blicken. Es ist eine Momentaufnahme der aktuellen Situation der Charaktere, wobei die Begegnung mit Alain vergleichsweise wenig auslöst, ganz im Gegensatz zu anderen Zwischenfällen, von denen berichtet wird.


Das Buch ist wie ein Puzzle, wobei nicht alles eng miteinander verbunden wird, sondern nur über die alte Band lose zusammenhängt. Deutlich stärker als in seinen bisherigen Romanen übt der Autor hier eine charmant verpackte, deutliche Gesellschaftskritik in Bezug auf ganz verschiedene Themen. Am Ende wird die Geschichte mit einigen Ereignissen auf die Spitze getrieben, was für mich nicht hätte sein müssen. Schließlich erhält die Angelegenheit des verspäteten Briefes einen gelungenen Abschluss und auch die Musik spielt noch einmal eine Rolle, was ich schön fand.


In „Die Melodie meines Lebens“ sorgt ein Brief dafür, dass Alain nach den ehemaligen Mitgliedern seiner Band sucht, die sich schon vor über drei Jahrzehnten aufgelöst hat. Der Leser lernt ganz verschiedene Charaktere kennen, wobei die Geschichte näher an aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen ist als die bisherigen Werke des Autors. Ich fand die verschiedenen Einblicke interessant, hätte mir aber noch mehr roten Faden und weniger überspitzte Ereignisse gewünscht. Eine kurzweilige Geschichte Fans des Autors und alle, die Interesse an einem unterhaltsamen und zugleich kritischen Blick auf Frankreich haben.