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Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein romantischer Kurzroman

Nachts an der Seine
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Die Engländerin Nell freut sich sehr auf ihren ersten Paris-Besuch. Gemeinsam mit ihrem Freund Pete will sie dort ein romantisches Wochenende verbringen. Doch am Bahnhof wartet die Enttäuschung: Pete schafft ...

Die Engländerin Nell freut sich sehr auf ihren ersten Paris-Besuch. Gemeinsam mit ihrem Freund Pete will sie dort ein romantisches Wochenende verbringen. Doch am Bahnhof wartet die Enttäuschung: Pete schafft es nicht rechtzeitig zum Zug. Zweifelnd macht sich Nell allein auf den Weg: Wie soll sie sich bloß in der fremden Stadt zurecht finden? Es droht, ein ernüchternder Ausflug zu werden. Doch dann lernt sie Fabien aus Paris kennen und handelt entgegen ihrer üblichen Art völlig spontan.

Das Cover zeigt die Silhouette einer Frau, die mit einem Glas Wein allein vor der nächtlichen Silhouette von Paris sitzt. Das könnte Nell an ihrem ersten Abend in der Stadt der Liebe sein. Versetzt von ihrem Freund Pete, der nicht weiß, ob er es überhaupt noch nach Paris schafft, erhält sie den Tipp für ein Café, in dem man auch gut allein sitzen kann. Ich konnte Nells Enttäuschung absolut nachvollziehen und auch ihre Überlegung, ob sie nicht doch zurück und zu ihren Freundinnen fahren soll, denen sie wegen des Paristrips abgesagt hat.

Nell ist ein zurückhaltender, nicht sonderlich abenteuerlustiger Charakter. Allein in einer fremden Stadt zu sein stellt für sie eine Ausnahmesituation dar, die sie verunsichert. Als erste Dinge schief gehen wächst ihr Wunsch, ohne großes Programm auf die Rückfahrt zu warten. Deshalb habe ich mich sehr für sie gefreut, als sie sich doch noch dazu erschließt, die Stadt zu erkunden. Dabei lernt sie den sympathischen Pariser Fabien kennen, von dem man sich als Leser in kurzen Kapiteln schon einen Eindruck verschaffen konnte.

Nells Abenteuer in Paris passt sehr gut zu dem Charakter, den ich bis dahin kennengelernt hatte. Erst zaghaft, dann immer mutiger lässt sie sich auf die Stadt und Fabien ein. Es kommt zu vielen einfach schönen Momenten. Doch auch der Gedanke an Pete lässt sich nicht ganz beiseite drängen und stimmt sie nachdenklich. Sie fragt sich, was sie wirklich will. Für die Umsetzung der Antwort muss sie über ihren eigenen Schatten springen, wodurch auch noch ein wenig Spannung aufkommt. Nells Ausflug nach Paris läuft ganz anders als geplant und ist genau deshalb ein absolut gelungener, romantischer Kurzroman!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Schönes und informatives Schmuckstück für alle Abenteurer und literarisch Reisenden!

Atlas Obscura
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Ein Lavasee in Äthiopien. Ein Museum der zerbrochenen Beziehungen in Kroatien. Ein Skulpturengarten in der Antarktis. Die Weltmeisterschaft im Elefantenpolo in Nepal. Eine Kathedrale aus Schrott in Texas. ...

Ein Lavasee in Äthiopien. Ein Museum der zerbrochenen Beziehungen in Kroatien. Ein Skulpturengarten in der Antarktis. Die Weltmeisterschaft im Elefantenpolo in Nepal. Eine Kathedrale aus Schrott in Texas. Das sind nur einige Beispiele für die Orte und Dinge, die es in diesem schmuckvollen Werk zu entdecken gibt. Dieser alles andere als gewöhnliche Atlas nimmt den Leser mit auf eine ganz besondere Reise um die Welt, die den Leser in Staunen versetzt und Fernweh weckt.

Die hochwertige Aufmachung des Buches macht schnell Lust darauf, sich zwischen den Buchdeckeln auf Entdeckungsreise zu begeben. Eine kurze Einführung erklärt, dass dieses Buchprojekt aus einer Webseite entstanden ist, wo schon länger obskure Orte auf der ganzen Welt gesammelt werden. Für dieses Buch wurde eine Auswahl getroffen. Es wird auch gleich darauf hingewiesen, dass man das Buch nicht als Reiseführer betrachte sollte. Während einiges frei oder gegen Eintritt zugänglich ist kann anderes gar nicht, nur an einzelnen Tagen im Jahr oder mit erheblicher körperlicher Anstrengung besucht werden. So lädt das Buch in erster Linie zum Stöbern und Staunen ein.

Bei den Orten und Dingen handelt es sich um eine höchst abwechslungsreiche Zusammenstellung. Die Auswahl umfasst unter anderem Wunder der Natur, ungewöhnliche Museen und religiöse Stätten, kulturelle Ereignisse und kuriose Gegenstände. Zu fast allem gibt es ein Foto oder eine Illustration – mal klein, mal seitenfüllend – sodass man sich ein gutes erstes Bild machen kann. Außerdem gibt es immer Erläuterungen zum Hintergrund, der Geschichte oder der Funktionsweise. Und es ist jeweils notiert, wo sich das Beschriebene befindet und ob bzw. wie man es besuchen könnte.

Dem Leser bleibt die Qual der Wahl, ob er sich Land für Land durch den Atlas schmökert oder kreuz und quer darin stöbert. Zwei Schwerpunkte des Buches bilden Europa und die USA mit jeweils rund 100 Seiten. Auf den weiteren 250 Seiten wird einmal die ganze Welt umrundet – auch Obskuritäten auf karibischen und pazifischen Inseln, in aktuellen Krisengebieten, in der Wüste und im ewigen Eis haben es ins Buch geschafft. Mir hat es großen Spaß gemacht, in diesem Buch Interessantes, Überraschendes und Mysteriöses zu entdecken, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört habe.

Auch in Zukunft werde ich sicherlich immer wieder gerne in das Buch eintauchen, um mich auf Gedankenreise an außergewöhnliche Orte zu begeben. Beim Lesen wird so manchen die Abenteuerlust packen, das eine oder andere Wunder während der nächsten Reise selbst zu besuchen. Bei mir ist mit bislang einem besuchten Ort noch ganz viel Luft nach oben und ich werde vor dem nächsten Urlaub sicherlich nachschlagen, ob etwas in der Nähe ist. Das Buch ist ein schönes und gleichzeitig informatives Schmuckstück zum Verschenken und Selbst-Beschenken für alle Abenteurer und literarisch Reisenden!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein orientalisch-kulinarisches Lese-Highlight!

Der Meisterkoch
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Im Haus des Kaufmanns Zumrützade hat sich für den Abend hoher Besuch angekündigt: Der Waffenmeister des Sultans, bekannt für seine hohen und unberechenbaren Ansprüche beim Essen. Nach den ersten köstlichen ...

Im Haus des Kaufmanns Zumrützade hat sich für den Abend hoher Besuch angekündigt: Der Waffenmeister des Sultans, bekannt für seine hohen und unberechenbaren Ansprüche beim Essen. Nach den ersten köstlichen Gängen kommt es zum Eklat: Es wird Lauch serviert, den der Waffenmeister, wie alle wissen, verabscheut. Umso erstaunlicher ist es, dass er probiert, bevor er davonstürmt, und den Koch am nächsten Tag in den Sultanspalast beordert. Dort soll er ihm fortan zwei Mahlzeiten täglich zubereiten. Für den Meisterkoch bedeutet es, das alles nach Plan verlaufen ist: Der junge Mann, der angeblich über den absoluten Geschmack verfügt, ist jetzt dort, wo er sein will. Doch er strebt noch etwas viel Größeres an – nicht aus Machtstreben, sondern aus Liebe.

Das orientalische, golden schimmernde Cover des Buches ist ein echter Hingucker, der dafür sorgte, dass ich mehr über die zwischen den Buchdeckeln wartende Geschichte erfahren wollte. Diese spielt in Istanbul um 1600 und die goldenen Motive des Covers zeigen schon, dass es vor allem um das Kochen geht. Schon auf den ersten Seiten werden die servierten Speisen, die beim Besuch des Waffenmeisters im Haus des Kaufmanns serviert werden, so köstlich beschrieben, dass man am liebsten selbst davon gekostet hätte.

Doch die erste dramatische Wendung lässt nicht lange auf sich warten. Der Waffenmeister probiert den ihm verhassten Lauch, der ihm zu schmecken scheint, und poltert dann hinaus; der Schatzmeister, der ihn begleitet hat, erleidet nach einigen Löffeln eine merkwürdige Lähmung, und im Nu findet sich der Meisterkoch im Sultanspalast wieder. Ich war erstaunt, dass er scheinbar genau das bezwecken wollte und war gespannt, mehr über seine Pläne und seine Begabung zu erfahren.

An der Seite des Meisterkochs in das Leben in der Küche des Sultanspalasts einzutauchen war eine wundersame Erfahrung. Sie war zu jener Zeit als die größte Küche der Welt bekannt, und in ihr geht es zu wie in einem Bienenstock. Ich fand es interessant, mehr über die dort herrschende Hierarchie zu erfahren und wie sie organisiert ist. Jedes Mal, wenn der Meisterkoch zu seinen Messern greift, wird in einer anschaulichen Sprache absolut schmackhaft beschrieben, wie er die Speisen zubereitet und dafür sorgt, dass sie ganz besondere Wirkungen entfalten. Doch was will er damit bezwecken?

Diese Frage wird bald mittels Rückblenden beantwortet, welche abwechselnd zur Handlung im Sultanspalast erzählt werden. Man erfährt, woher er stammt, von wem seine Begabung entdeckt wurde, wo er diese zu nutzen gelernt hat und wie er sich schließlich verliebt hat. Wehmütig blickt er immer wieder auf die Jahre zurück, die ihn zu einem tragischen Charakter gemacht und ihm schließlich ein klares Ziel gegeben haben, dem er sich vollends verschrieben hat.

Die Rückblicke erklären auch, woher er über bestimmte sehr hilfreiche Kontakte verfügt, die ihm seine Hilfe anbieten. Was genau er bereit ist zu tun, wird meist erst verraten, wenn das gewünschte Ergebnis eingetreten ist oder eben nicht, sodass man gespannt bleibt, was die nächsten Schritte sein werden. Einige Auswirkungen sind durchaus drastisch, doch der Meisterkoch konnte mich mit seinem ungebrochenen Willen beeindrucken. Der Hauch Magie, welcher der Gabe des Meisterkochs innewohnt, führt zu manch überraschender Entwicklung, die mich staunen ließ.

In „Der Meisterkoch“ kommt der gleichnamige Protagonist als Koch des Waffenmeisters in die Küche des Sultanspalasts, wo er einen größeren Plan nicht aus Machtstreben, sondern aus Liebe verfolgt. Die schmackhafte Beschreibung seiner Arbeit mit ein wenig Magie, seine tragische Geschichte und sein starker Wille ließen mich tief in die Geschichte eintauchen. Auch ohne kosten zu können wurde ich von den Künsten des Meisterkochs bezaubert. Dieses orientalisch-kulinarische Märchen war für mich ein echtes Lese-Highlight!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Was hat Elizabeth ihrer Tochter vierzig Jahre lang verschwiegen?

Zeit der Schwalben
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Adele lebt in London, arbeitet dort als Bäckerin und ist zufrieden mit ihrem Job, obwohl ihr von ihrer Mutter Elizabeth immer signalisiert wurde, dass sie wie ihre höchst erfolgreichen Geschwister mehr ...

Adele lebt in London, arbeitet dort als Bäckerin und ist zufrieden mit ihrem Job, obwohl ihr von ihrer Mutter Elizabeth immer signalisiert wurde, dass sie wie ihre höchst erfolgreichen Geschwister mehr aus ihrem Leben machen soll. Doch nun liegt Elizabeths Unfalltod genau ein Jahr zurück. Als sich die Familie zu diesem Anlass im Elternhaus versammelt, schleicht sich Adele ins Arbeitszimmer ihrer Mutter, als das Telefon klingelt und sie einen verwirrenden Anruf annimmt: Ein Mann spricht von Nachforschungen und nennt den vierzehnten Februar – ihren Geburtstag. Kurz darauf steht eine Frau vor der Tür, die behauptet, herausgefunden zu haben, dass Elizabeth auch ihre Mutter sei. Was steckt dahinter? Adele folgt den Spuren in die Vergangenheit ihrer Mutter, bis hin zu einem Sommer, der alles verändert hat.

Ich lese sehr gern Familiengeschichten mit einem lange gehüteten Geheimnis, weshalb dieses Debüt meine Neugier geweckt hat. Die ersten Seiten machen schnell Lust, tiefer in die Vergangenheit einzutauchen: Sie berichten von einem Haus, das schon viel gesehen hat und auch die Erinnerung an die erste Liebe eines Mädchens im Jahr 1958 bewahren wird. Bevor der Leser darüber mehr erfährt, springt die Geschichte gut vierzig Jahre in die Zukunft, wo sich für Adele die Ereignisse mit einem Anruf und einer angeblichen Schwester vor der Tür überschlagen.

Ich konnte gut nachvollziehen, dass Adele und ihre hochschwangere Schwester Venetia abwehrend reagieren und der Frau auf ihrer Türschwelle nicht so recht glauben wollen. Doch warum sollte diese sich so etwas ausdenken? Es scheint ihr nicht ums Geld zu gehen, und sie ist tatsächlich im Besitz von Notizen Elizabeths. Nach dem ersten Schock beginnt Adele, sich damit auseinanderzusetzen, was das für ihre Familie bedeutet. Natürlich will sie auch mehr darüber erfahren, was ihre Mutter ihr verschwiegen hat. Doch die Personen, die Informationen haben könnten, wollen oder können ihr diese aus nachvollziehbaren Gründen nicht preisgeben. Das wirkte auf mich etwas konstruiert, führt aber zu einer interessanten Spurensuche, auf die Adele sich gemeinsam mit ihrer angeblichen Schwester Phoebe begibt.

Adele und Phoebe sind vom Charakter her völlig unterschiedlich. Adele ist eher zurückhaltend und bedacht, sie wägt Optionen sorgfältig ab und scheut sich eher davor, etwas Neues zu beginnen. Phoebe ist hingegen ein Energiebündel, als Pilotin ist sie überall in der Welt unterwegs und will Dinge am liebsten gestern erledigt haben. Oft prescht sie aber auch zu schnell vor und verunsichert dadurch ihr Gegenüber. Die beiden können also noch einiges voneinander lernen und es war schön, sie bei ihrer gemeinsamen Suche zu begleiten.

Die Nachforschungen im Jahr 2000 werden immer wieder von Rückblicken unterbrochen, in denen Elizabeth in Form ihres Tagebuchs zu Wort kommt und hauptsächlich über die Jahre 1958 bis 1960 berichtet. Man begleitet sie auf ihrem Weg nach Hartheim, wo sie den Sommer verbringen soll, weil ihre Mutter im Sterben liegt. Dort verbringt sie unbeschwerte Wochen. Doch irgendwann kommt alles ganz anders als gedacht. Die Rückblicke fügen sich gelungen in die Handlung ein und erlauben es dem Leser, tief in Elizabeths Gedanken und Gefühle einzutauchen. Neue entscheidende Informationen erhält man dabei gleichzeitig mit Adele und Phoebe, sodass der Handlungsstrang im Jahr 2000 interessant blieb und einige überraschende und auch bedrückende Momente bereit hält, während die Wahrheit stückweise ans Licht kommt. Die Seiten flogen nur so dahin in dieser rundum gelungenen Geschichte, die am Ende alle wichtigen Fragen beantwortet.

„Zeit der Schwalben“ erzählt von Adele, die ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter damit konfrontiert wird, dass diese ihr vierzig Jahre lang etwas Entscheidendes verschwiegen hat. Die beiden Zeitebenen, auf der die Geschichte erzählt wird, sind gelungen miteinander verwoben und ich konnte mich sehr gut in die interessanten Charaktere hineinversetzen, die ein Wechselbad der Gefühle durchleben. Das Buch thematisiert ein ernstes Thema der englischen Geschichte und stimmt nachdenklich, verliert gleichzeitig aber nie eine gewisse Leichtigkeit. Ich gebe eine ganz große Leseempfehlung an jeden, der gerne in Familiengeschichten mit Geheimnissen eintaucht!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Was verschweigt Ina ihrer Tochter Ariane?

Preiselbeertage
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Ariane hat vor Jahren Schweden, das Land ihrer Kindheit, verlassen. Seither lebt und arbeitet sie in Leipzig. Doch dann drängt ihr nicht allzu fester Freund sie, mit ihm zusammenzuziehen. Kurz darauf erhält ...

Ariane hat vor Jahren Schweden, das Land ihrer Kindheit, verlassen. Seither lebt und arbeitet sie in Leipzig. Doch dann drängt ihr nicht allzu fester Freund sie, mit ihm zusammenzuziehen. Kurz darauf erhält sie die Nachricht von Tod ihres Vaters Jörg. Ariane beschließt, in ihre Heimat zurückzukehren und dort einen Neuanfang zu wagen. Eine Heimat, in der er ihre Schwester Jolante fremd scheint und ihre Mutter Ina Geheimnisse hütet. Warum verleugnet Ina die Existenz eines Manuskripts, deren Rechte Jörg an Ariane und Jolante vererbt hat? Als Ariane Nachforschungen anstellt, entdeckt sie Ungereimtheiten und drängt auf die Wahrheit. Doch sind die Beteiligten bereit, sich ihr zu stellen?

Das Cover des Buches finde ich mit der rosa-weißen Grundierung und den Preiselbeeren als hervorstechendes Element schlicht, aber schick. Die Buchbeschreibung machte mir schnell Lust auf die Lektüre, denn ich war letztes Jahr zum ersten Mal in Schweden und freute mich, literarisch erneut in das Land einzutauchen. Zu Beginn des Buches ist Ariane in Leipzig, doch der Tod ihres Vaters und der Druck, den ihr mehr-oder-weniger-Freund auf sie ausübt, lassen sie einen Neuanfang in Schweden wagen. Diese Entscheidung trifft sie relativ spontan. Ob sie sich als die richtige herausstellen wird?

Ariane als Protagonistin ist der Typ, der eher intuitiv reagiert als Pläne schmiedet. Als sie in Schweden auf erste Geheimnisse stößt, was das Manuskript ihres Vaters angeht, beschließt sie, mehr in Erfahrung zu bringen. Auch wenn ihre Absichten aufrichtig sind lässt sie sich zu Schritten hinreißen, die bei mir auf Unverständnis trafen. Fingerspitzengefühl sieht anders aus. Doch ihre Beharrlichkeit ist es, die sie der Wahrheit schließlich näher bringt.

Während Ina in die Defensive geht, näher sich Ariane mit der Zeit ihrer Schwester Jolante an. Die beiden verbringen mehr Zeit miteinander und entdecken sich als Schwestern neu, was ich sehr schön fand. Auch mit dem Wildhüter Viggo, der den örtlichen Elchpark leitet, verbringt Ariane zunehmend Zeit und fühlt sich zu ihm hingezogen. Ich persönlich habe mich gefreut, dass die beiden einen Ausflug in das Zuckerstangenstädtchen Gränna machen, das ich auch schon besucht habe. Doch ist Ariane nach dem ruhmlosen Ende ihrer letzten Beziehung, in der die Gefühle nicht stimmten, bereit, sich auf etwas Neues einzulassen?

Parallel zu dem Handlungsverlauf in der Gegenwart gibt es immer wieder Rückblenden in die 80er Jahre. Hier lebt Ina mit der kleinen Ariane im Haus ihrer Eltern in der DDR. Ina wird schließlich die Ehre zuteil, mit ihrem Chor nach Schweden zu reisen. Von Beginn an merkt man als Leser, dass es einiges gibt, das Ariane nicht weiß. Aber warum hat man ihr das nicht erzählt? Man erfährt nach und nach immer mehr über Inas Vergangenheit und die damit verbundenen Geheimnisse. Diese Zeilen waren recht bedrückend und gleichzeitig plausibel und halfen mir als Leserin, Inas Agieren in der Gegenwart zu verstehen.

Arianes Leben in Schweden hält immer wieder schöne Momente für sie bereit, doch die Beziehung zu ihrer Mutter leidet durch ihr Nachbohren zunehmend. Schließlich müssen sich die Charaktere der Wahrheit stellen und entscheiden, was sie daraus machen. Hier findet die Autorin genau die richtigen Worte für die schwierige Lage der Beteiligten und führt das Buch zu einem wie ich finde gelungenen Abschluss.

In „Preiselbeertage“ kehrt Ariane nach Schweden, das Land ihrer Kindheit, zurück, um dort neu anzufangen. Als sie bemerkt, dass ihre Mutter ihr etwas verschweigt, beginnt sie, nachzubohren. Das Thema Familie steht in diesem Roman im Mittelpunkt, Beziehungen zueinander wollen neu entdeckt werden und bedrückende Geheimnisse warten auf ihre Lüftung. Ich empfehle das Buch klar an alle weiter, die Familiengeschichten mögen!