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Veröffentlicht am 08.04.2018

Was steckt hinter der rätselhaften Mordserie?

Invisible
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Ein neuer Mordfall wartet auf Nina und Daniel, wobei der Täter nicht lange gesucht werden muss. Mitten in einer Herz-OP betritt ein Kollege des operierenden Arztes den Raum und ersticht den Patienten vor ...

Ein neuer Mordfall wartet auf Nina und Daniel, wobei der Täter nicht lange gesucht werden muss. Mitten in einer Herz-OP betritt ein Kollege des operierenden Arztes den Raum und ersticht den Patienten vor den Augen aller Anwesenden. Danach kann er seine Tat kaum fassen. Er sei so wütend gewesen, nachdem der Ermordete ihn wochenlang online bedroht hat. Wenige Tage später ereignet sich ein weiterer Mord – ein Mann wurde in seiner Wohnung mit zahlreichen Messerstichen niedergestreckt. Die Opfer scheinen sich gekannt zu haben, doch der erste Täter war zum Tatzeitpunkt schon in Haft – was geht hier vor sich?

Mit „Invisible“ legen Ursula Poznanski und Arno Strobel ihr drittes gemeinsames Buch vor, auf das ich mich sehr gefreut habe. Der zweite Fall für Nina Salomon und Daniel Buchholz startet gleich mit einer dramatischen Szene. Ein Arzt betritt den OP-Saal eines Kollegen, um dessen Patient zu erstechen – was ist sein Motiv? Auf Nachfrage der Polizisten gibt er ein nicht allzu überzeugendes Motiv an: Er kenne das Opfer eigentlich kaum, aber sei nach dessen wochenlangen Bedrohungen über das Internet unglaublich wütend gewesen.

Schon wenige Tage und Seiten später ereignet sich ein zweiter Mord und zahlreiche Messerstiche weisen darauf hin, dass der Täter in Rage gehandelt hat. Fast gleichzeitig zeigt die Untersuchung des Täters vom ersten Mord, dass die Drohmails von seinem eigenen Rechner versendet wurden. Die Ereignisse überschlagen sich und ich war im Nu mitten in der Geschichte. Wie die Ermittler hatte ich zahlreiche Fragen im Kopf und hoffte darauf, bald Antworten zu erhalten.

Die Kapitel sind wie schon im ersten Fall „Anonym“ abwechselnd aus der Sicht von Nina und Daniel geschrieben. Die Entwicklungen in ihrem Privatleben nehmen einigen Raum ein. Daniel muss sich damit auseinandersetzen, ob er seine Beziehung mit Isabell vertiefen will, und das Grübeln lässt ihn oft gereizt reagieren. Nina arbeitet nicht nur mit Daniel, sondern auch mit dem neuen Kollegen Philipp eng zusammen, der ihr Avancen macht und Daniel ein Dorn im Auge ist. Ich fand es interessant, mehr über die beiden zu erfahren. Im Mittelteil nahmen mir diese Handlungsstränge aber zu viel Raum ein.

Der Druck auf die Ermittler steigt im Verlauf der Geschichte immer weiter, denn weitere Morde passieren auf ähnliche Weise. Es zeichnet sich ein Muster ab, das kein Zufall mehr sein kann. Was ist es, das die Täter so wütend werden lässt? Etwas merkwürdig fand ich, dass fast die ganze Ermittlungsarbeit von Nina und Daniel gemacht wird, obwohl sie von zahlreichen Kollegen unterstützt werden. Für mich war nicht so klar, welche Aufgaben diese in der Zwischenzeit wahrnehmen und ich hatte das Gefühl, dass man mit großer Mannstärke einige Dinge schneller hätte herausfinden können. Als endlich die ersten Puzzlestücke an ihrem Platz fallen steigt die Spannung noch mal an bis hin zu einem dramatischen Showdown. Obwohl ich eine Vermutung hatte, worauf das Ganze grundsätzlich hinaus läuft, konnte dieser mich überraschen.

„Invisible“, der zweite Fall für Nina Salomon und Daniel Buchholz, startet temporeich und dramatisch. Die beiden Ermittler versuchen fieberhaft, den Ursprüngen einer Mordserie auf die Spur zu kommen. Was ihr Privatleben betrifft müssen sie außerdem einige wichtige Entscheidungen treffen. Das Buch schildert ein erschreckendes Szenario, das für mich allerdings ein wenig zu überzogen war und dadurch an Glaubwürdigkeit verloren hat. Insgesamt konnte mich die Geschichte aber gut unterhalten, weshalb ich knappe vier Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein Mord beim Marathon

Château Mort
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Luc Verlain genießt gemeinsam mit seinem Pariser Kollegen und Freund Yacine den Sommer im Aquitaine. Gemeinsam wollen die beiden beim bekannten „Marathon du Médoc“, bei dem viele Läufer verkleidet auf ...

Luc Verlain genießt gemeinsam mit seinem Pariser Kollegen und Freund Yacine den Sommer im Aquitaine. Gemeinsam wollen die beiden beim bekannten „Marathon du Médoc“, bei dem viele Läufer verkleidet auf die Strecke gehen und an den Pausenständen Wein ausgeschenkt wird, als Streckenposten arbeiten. Doch dann kommt es zu einem fatalen Zwischenfall: Der Unterpräfekt bricht mitten im Lauf zusammen und muss wiederbelebt werden. Wenige Minuten später trifft es auch den Winzer Hubert de Langeville, bei dem jede Hilfe zu spät kommt. Beide haben kurz zuvor am Pausenstand des Winzers Richard gerastet, der ein alter Freund von Luc ist. Kann Luc herausfinden, was dahinter steckt?

Im letzten Jahr habe ich bereits den ersten Fall für Luc Verlain, „Retour“, gelesen, und war nun neugierig, was den Kommissar bei seinem nächsten Fall erwartet. Rund zwei Monate sind im Buch seit dem ersten Fall vergangen und es ist Hochsommer geworden. Luc nutzt die ruhige Zeit, um gemeinsam mit seinem Pariser Freund Yacine den Sommer feiernd zu genießen. Und obwohl die Surflehrerin Cecilia fast jede Nacht zu ihm kommt geht ihm Anouk nicht aus dem Kopf, die nach ihrem Kuss in ihre Heimat gereist ist.

Die ganze Region fiebert dem „Marathon du Médoc“ entgegen, einem Großereignis mit buntem Treiben, bei dem natürlich auch Luc aushilft. Doch als beim Lauf der Unterpräfekt zusammenbricht und der Winzer Hubert de Langeville auf der Strecke stirbt, sind seine Ermittlungskünste gefragt. Dabei wird er von Yacine unterstützt, aber auch von Anouk, die kurz vor dem Zwischenfall zurückgekehrt ist.

Der Verdacht, dass es sich um Mord handelt, ist schnell bestätigt. Luc findet sich in einer emotionalen Zwickmühle wieder, denn sein alter Freund Richard ist der Hauptverdächtige: An seinem Stand machten beide Opfer zuletzt Rast. Außerdem hat er Luc noch am Vorabend erzählt, dass er de Langevilles Weingut kaufen will, dieser aber in letzter Sekunde einen Rückzieher machen wollte. Luc gibt sich mit dieser naheliegenden Erklärung nicht zufrieden und beginnt, in alle Richtungen nachzuforschen. Dabei macht er bald überraschende Entdeckungen, was Hubert de Langeville angeht. Leiten sich aus diesen neue Motive anderer Personen ab, oder führt alles doch wieder nur zum Ursprung zurück?

Die atmosphärischen Beschreibungen der Landschaft und des guten Weins machen beim Lesen Lust auf einen Besuch im Aquitaine. Der Tonfall bleibt trotz des Mordfalls eher locker. Im Vergleich zum ersten Fall hat mir der Spannungsbogen in diesem Buch deutlich besser gefallen. Es werden viele Befragungen durchgeführt, die stückweise neue Informationen und Erkenntnisse liefern. Gleichzeitig geht es immer wieder auch darum, wie es für Luc und Anouk weitergeht. Für einen Krimi nahmen mir Lucs Frauengeschichten und die Frage, warum er immer einen Rückzieher macht, wenn es ernst wird, aber zu viel Raum ein. Die Auflösung fand ich zudem recht weit hergeholt.

In „Château Mort“ brechen während des bekannten „Marathon du Médoc“ zwei Läufer auf der Strecke zusammen – der Unterpräfekt kann gerettet werden, doch der Winzer Hubert de Langeville verstirbt. Besonders brisant für Luc ist diesmal, dass ein alter Freund der Hauptverdächtige ist. Mir haben die atmosphärischen Beschreibungen gefallen, und im Vergleich zum ersten Fall hat sich der Autor in Sachen Dramaturgie steigern können. Ich vergebe vier Sterne und eine Leseempfehlung für Frankreich- & Krimi-Fans!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Wer kommt dem mysteriösen Axeman auf die Schliche?

Höllenjazz in New Orleans
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New Orleans im Jahr 1919: Ein Unbekannter treibt in der Stadt auf bestialische Weise sein Unwesen und verhält sich wie ein Geist. Der sogenannte Axeman tötet und verstümmelt seine Opfer mit einer Axt und ...

New Orleans im Jahr 1919: Ein Unbekannter treibt in der Stadt auf bestialische Weise sein Unwesen und verhält sich wie ein Geist. Der sogenannte Axeman tötet und verstümmelt seine Opfer mit einer Axt und hinterlässt Tarotkarten. Dann verlässt er das Haus, ohne dass etwas auf seine Tat hinweist. Detective Lieutnant Michael Talbot versucht, ihm auf die Schliche zu kommen. Doch seine Ermittlungen laufen ins Leere, bis er einen Tipp von der Presse erhält. Unterdessen wollen auch zwei andere die Identität des Axeman lüften: Luca kommt gerade aus dem Gefängnis und soll den Täter im Auftrag der Mafia finden, weil er deren Geschäft in Gefahr bringt. Und Ida hat einen langweiligen Bürojob bei der Pinkerton Detektivagentur und nutzt den Fall, um heimlich Ermittlungserfahrung zu sammeln. Kann einer von ihnen das Geheimnis lüften?

Der Totenkopf auf dem Cover macht schon deutlich, dass in diesem Buch großzügig gemordet wird. Auch die Bedeutung des Titels ist schnell gelüftet: Im Prolog erhält der Journalist John Riley einen Brief des Axeman, der den Zeitpunkt des nächsten Mordes ankündigt und dass jeder verschont bleibt, in dessen Haus dann eine Jazzband spielt. Wer wissen will, was es damit genau auf sich hat, muss sich allerdings in Geduld üben, denn der Brief spielt erst in der zweiten Buchhälfte eine Rolle.

Erst einmal lernt der Leser Michael, Luca und Ida kennen. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein. Michael ist offiziell mit den Ermittlungen zu diesem Fall betraut und gerät aufgrund des ausbleibenden Erfolgs immer stärker unter Druck. Sein Privatleben bietet außerdem Anlass zu zahlreichen Gerüchten – hält er daheim wirklich eine Frau eingesperrt? Luca wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, in das Michael ihn Jahre zuvor gebracht hat. Da die Person, die seine Ersparnisse verwaltet hat, hochgenommen wurde, muss er wieder zurück in den Schoß der Mafia und für diese arbeiten. Dabei trifft er unweigerlich auf Michael. Wie wird das Wiedersehen ausfallen?

Die selbstbewusste Ida hat nur ein Achtel schwarzen Blutes in sich und geht deshalb oft auch als Weiße durch, was in mancher Situation hilfreich ist. Gemeinsam mit ihren besten Freund Lewis, der Kornett in einer Jazzband spielt, ermittelt sie auf eigene Faust. Während der Ermittlungen erhält der Leser ein gutes Bild von New Orleans nach Ende des ersten Weltkriegs. Die Diskriminierung von Schwarzen ist stark ausgeprägt – es gibt zahlreiche Gesetze, die strikte Grenzen ziehen und manche Stadtviertel sind für sie lebensgefährlich. Die Black Hand hat als Mafia die Stadt fest im Griff, und kürzlich wurde das Vergnügungsviertel geschlossen und die Prohibiton verabschiedet. Was all das für den Alltag bedeutet erfährt man aus der Perspektive der unterschiedlichen Charaktere.

Gleich zu Beginn hat mich die vorangestellte Übersicht der Personen ein wenig abgeschreckt. Diese werden alle namentlich aufgelistet, anderthalb Seiten sind allein mit den Mitarbeitern der Polizei gefüllt. Da keine weiteren Informationen abgedruckt sind hat mir das nicht weitergeholfen. Es macht aber früh deutlich, dass hier zahlreiche Personen ihre Finger im Spiel haben. Michael, Luca und Ida ermitteln alle gleichzeitig und nähern sich der Wahrheit aus verschiedenen Richtungen. Das Buch ist voller Verstrickungen, Geheimnisse und Intrigen. Zum Ende hin gab es für meinen Geschmack allerdings zu viele Tote in zu kurzer Zeit.

In „Höllenjazz in New Orleans“ zieht der Axeman mordend durch New Orleans, während gleich drei Personen auf ihre eigene Weise versuchen, seine Identität zu lüften. Die Atmosphäre der Stadt zu jener Zeit wurde gelungen eingefangen und ich fand es spannend, in diese Zeit einzutauchen. Die Ermittlungen sind komplex und versorgen den Leser stückweise mit neuen Informationen. Ich vergebe knappe vier Sterne an die Ermittlungen im historischen New Orleans, die lose auf einer tatsächlichen Mordserie beruhen.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Große Themen des 20. Jahrhunderts und persönliche Schicksale

Moonglow
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Im Jahr 1989 sitzt Michael Chabon am Bett seines Großvaters mütterlicherseits. Wenige Tage vor seinem Tod wird dieser unter dem Einfluss von Schmerzmittel unerwartet gesprächig. Mit Michael an seiner Seite ...

Im Jahr 1989 sitzt Michael Chabon am Bett seines Großvaters mütterlicherseits. Wenige Tage vor seinem Tod wird dieser unter dem Einfluss von Schmerzmittel unerwartet gesprächig. Mit Michael an seiner Seite lässt er sein Leben Revue passieren und erzählt dabei so manch Unerwartetes. Zum Beispiel von seiner Zeit in Nazi-Deutschland, wo er Wernher von Braun jagte. Von der ersten Begegnung mit seiner Frau, die mit ihrem Kind als Jüdin den Krieg in Frankreich überlebt hat, doch immer wieder von Wahnvorstellungen geplagt wird. Seiner Zeit im Gefängnis, weil er seinen Chef erdrosseln wollte, und schließlich seinen letzten Jahren in einer Wohnanlage, wo er sich dem Modellbau widmet.

Eins sei vorweg gesagt: Bei „Moonglow“ handelt es sich nicht um die Memoiren von Michael Chabons Großvater, sondern um einen Roman. Einiges davon ist tatsächlich passiert, anderes nicht – was zu welcher Kategorie gehört, das bleibt im Ungewissen. In einem Interview sagte das Autor beispielsweise, dass seine Großmutter, deren psychische Erkrankung ein wichtiges Element des Buches ist, geistig völlig gesund gewesen sei. Gerade diese Vermischung von Realität und Fiktion machte mich neugierig auf die Geschichte.

Das Buch ist nicht chronologisch erzählt, sondern springt in der Zeit hin und her von einer Episode zur nächsten. Gleich zu Beginn des Buches erfährt man als Leser, dass der Großvater in einem Anfall von Wut versucht hat, seinen Chef umzubringen. Handelt es sich um jemanden mit Neigung zur Gewalt? Gar einem Kriminellen? Mit der Zeit wird das Bild, das vom Großvater gezeichnet wird, immer detailreicher. Ein Mann mit vielen unterschiedlichen Facetten, der so einiges erlebt und mitgemacht hat.

Durch die ständigen Zeitsprünge gelingt es dem Autor, mit seiner Geschichte unvorhersehbar zu bleiben und den Leser so manches Mal zu überraschen. Plötzlich werden Geheimnisse gelüftet, die etwas schon viel früher Erzähltes in ganz neuem Licht erscheinen lassen. Für mich war es allerdings zu viel Hin und Her, sodass sich die Geschichte auf dem schmalen Grat zwischen wirr und genial immer wieder in Richtung des ersteren bewegte.

Das Buch spricht viele große Themen des 20. Jahrhunderts auf an, zum Beispiel die letzten Tage von Nazi-Deutschland mit den Vorrücken der USA und der Sowjetunion und grauenhaften Entdeckungen wie die des KZ Dora-Mittelbau oder auch den großen Traum von der Raumfahrt und der Landung auf dem Mond. Gleichzeitig geht es aber auch um persönliche Schicksale wie die Wahnvorstellungen der Großmutter und alltägliche, skurrile Begebenheiten wie die Schlangenjagd des Großvaters oder die Phase, in der die Großmutter im Fernsehen Horrorgeschichten vorgelesen hat. Es ist ein thematisch bunter Mix, mit dem Michael Chabon den Leser unterhält und gleichzeitig ein rundes Gesamtbild zeichnet, bei die Frage, was davon wirklich passiert ist, zur Nebensächlichkeit wird. Ein Buch für alle, die gern in interessante Lebensgeschichten anderer eintauchen, bei denen Unerwartetes ans Licht kommt und man seinen Eindruck auch mal revidieren muss.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Wer war Albert Einsteins erste Frau?

Frau Einstein
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Mileva Marić kommt mit einem klaren Ziel vor Augen von Serbien nach Zürich: Sie will am Polytechnikum Physik und Mathematik studieren. Als fünfte Frau überhaupt ist sie für dieses Studium zulassen worden. ...

Mileva Marić kommt mit einem klaren Ziel vor Augen von Serbien nach Zürich: Sie will am Polytechnikum Physik und Mathematik studieren. Als fünfte Frau überhaupt ist sie für dieses Studium zulassen worden. Wie bislang will sie ihre ganze Energie ins Lernen stecken, für anderes bleibt da nicht viel Zeit. Doch in den anderen drei Studentinnen, die wie sie in der Pension Engelbrecht untergebracht sind, findet sie bald Freundinnen. Außerdem ist da noch Albert Einstein, der im selben Jahrgang studiert und mit dem sie interessante wissenschaftliche Debatten führt. Sie ist entschlossen, seinetwegen ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Doch es kommt alles anders als gedacht.

Mileva Marić war die erste Frau Albert Einsteins und ist trotzdem nicht allzu bekannt. Ich hatte hier und da schon mal etwas über sie gehört und freute mich darauf, in Form dieses fiktiven Werkes tiefer in ihre Geschichte einzutauchen. Wie so viele vor mir stolperte ich schnell darüber, dass sie mit Einstein studiert hat und in seinen produktivsten Jahren an seiner Seite war, aber in seinen Arbeiten nirgends als Beitragende genannt wird. Die Autorin Marie Benedict hat basierend auf dem Bekannten einen Roman geschrieben, in dem sie die Lücken in Mileva Marićs Biographie füllt, sich hier und da künstlerische Freiheiten gönnt und damit eine Frau lebendig werden lässt, die ihrer Zeit voraus war und doch von den Konventionen zurückgeworfen wird.

Die Mileva, die ich zu Beginn des Buches kennen lernte, konnte mich durch ihre Entschlossenheit beeindrucken. Viele Männer in ihrer Umgebung lassen sie spüren, was sie von ihrem Ambitionen halten. Selbst Professor Weber, der sie zum Studium zugelassen hat, scheint ihr eine falsche Uhrzeit genannt zu haben, sodass sie gleich zur ersten Vorlesung zu spät erscheint. Zum Glück wurde sie immer von ihren Eltern, insbesondere von ihrem Vater, unterstützt. Sie haben ihr die bisherige Ausbildung überhaupt erst ermöglicht. Nun hat sie es bis ans Polytechnikum gebracht, sodass ich ihren Vorsatz nach so wenig Ablenkung wie möglich gut nachvollziehen konnte.

Doch das Leben spielt bekanntlich anders. Mileva findet zum ersten Mal in ihrem Leben Freundinnen. Mit den anderen Studentinnen in ihrer Pension erlebt sie unbeschwerte Stunden. Als sich dann Albert Einstein zur Runde gestellt reagieren Milevas Freundinnen argwöhnisch: Was sind seine Absichten? Mileva ahnt, dass er ihre Pläne, je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, ins Wanken bringt. Gleichzeitig weiß er ihre Intelligenz zu schätzen und lädt sie zu wissenschaftlichen Debatten ein. Vielleicht könnten sie Partner auf Augenhöhe sein?

Aus Hoffnung wird bald Ernüchterung, denn die beiden erleben mehrere Rückschläge. Als Jude und Serbin mit einem unehelichen Kind haben sie es zu ihrer Zeit alles andere als leicht, weshalb ein Versteckspiel beginnt, das an Milevas Nerven zerrt. Über die Zeit ändert sich zudem die Beziehung der beiden zueinander. Albert Einstein macht dabei in seiner Haltung zu ihr eine komplette Wende. Auf das Warum wurde für mich leider zu wenig eingegangen, die Schilderung der Ereignisse fällt recht einseitig aus. Mileva zieht sich gleichzeitig immer mehr in die Rolle der von Selbstmitleid beherrschten Hausfrau zurück, die keinen Ausweg sieht. Der Fokus lag stark auf ihren Gedanken, wie er dies und das denn wagen könnte. Ob dies nun wirklich so passiert ist oder nicht – das hier geschilderte Schicksal steht stellvertretend für viele intelligente Frauen ihrer Zeit, die im Schatten ihrer Männer standen.

„Frau Einstein“ erzählt die Geschichte von Mileva Marić, die mit großen Ambitionen nach Zürich ans Polytechnikum kam. Der Autorin ist es gelungen, die historische Persönlichkeit in diesem fiktiven Werk lebendig werden zu lassen. Ich habe an ihrer Seite gehofft und gebangt, hätte aber gern noch besser verstanden, warum sie ihre Entschlossenheit verliert und ihr Mann seine Haltung zu ihr so schnell verändert. Ein Buch für alle, die mit einer möglichen Version der Ereignisse mehr über die erste Frau an Albert Einsteins Seite erfahren möchten, bei der die Rolle, die sie für seine wissenschaftlichen Arbeiten gespielt hat, bis heute nicht ganz geklärt ist.