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Veröffentlicht am 21.07.2018

Ausbaufähig

Schwarze Bucht (Neuseeland sehen und sterben 2)
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Inspektor Frank Parnell verbringt seinen Urlaub, in dem er sich vor allem von seinem Liebeskummer befreien will, in Dunedin. Um Geld zu sparen, das er lieber in Alkohol investiert, übernachtet er in einam ...

Inspektor Frank Parnell verbringt seinen Urlaub, in dem er sich vor allem von seinem Liebeskummer befreien will, in Dunedin. Um Geld zu sparen, das er lieber in Alkohol investiert, übernachtet er in einam Bed & Breakfast. Nach einer alkoholreichen Nacht wacht er nicht nur absolut verkatert, sondern auch mit Blut an den Händen auf. Im Zimmer neben Parnell wird eine junge Frau vermisst, doch Parnell kann sich an rein gar nichts erinnern. Hat er etwas mit dem Verschwinden der Frau zu tun? Ist er evtl. sogar ein Mörder? Parnell beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Meine Meinung
Allein das Wort Neuseeland reichte hier aus, um mich auf das Buch neugierig zu machen, denn bisher hatte ich aus dieser Ecke noch nie etwas gelesen. Auch das Cover wirkt ansprechend und zeigt das Setting des Krimis.
Ein wenig Zeit habe ich aber hier für den Einstieg benötigt, was zum einen daran liegt, dass man als Leser mitten in die Handlung geworfen wird, zum anderen aber auch an dem Schreibstil. Dieser wirkt immer wieder abgehackt, beinahe minimalistisch und dadurch auch am Anfang schwierig zu lesen. Doch gerade dieser Sprachstil mit den teilweise extrem kurzen Zwei- Dreiwortsätzen macht diesen Krimi sehr wirkungsvoll. Man hat das Gefühl, das hier einfach jedes Wort wichtig ist und liest dadurch noch einen Tick konzentrierter, zumindest ging es mir so.
Der Fall an für sich ist sehr spannend dargestellt. Man hat hier, genau wie der Inspektor, überhaupt keinen Plan, was hier passiert ist. Man verfolgt alles mit, ist teilweise aber völlig in die Irre geführt worden, teilweise überrascht, was der Inspektor durch seine Suche aufdeckt. Tatsächlich hatte ich lange Zeit das Gefühl, selbst benebelt zu sein und alles andere als einen klaren Blick auf das Geschehen zu haben. Auch dies könnte wieder an dieser eindringlichen Sprache liegen. Ich war auf jeden Fall einfach Zuschauer und habe mir gar nicht die Mühe gemacht, Theorien mit aufzustellen, denn es passiert doch meist etwas ganz anderes. So blieb ich einfach Boebachter der Ereignisse.
Erzählt wird das Geschehen durch einen personellen Erzähler in dritter Person aus der Sicht des Inspektors. Dadurch, dass hier vieles nur kurz angerissen wird und man schnell von einer Szene in die andere regelrecht geworfen wird, gibt uns dieser Erzähler nur sehr wenig Einblick.
Mit dem Fall des verschwundenen Mädchens und dem erinnerungslosen, angeblichen Täter, wird hier auf den ersten Blick das Rad nicht neu erfunden. Doch Crowe packt auf den gerade einmal etwas über 250 Seiten sehr viel mehr mit hinein. Man hat durchaus das Gefühl, dass in Neuseeland ganz andere Sitten herrschen als man sie kennt. Gerade was die heimischen Polizisten aus Dunedin angeht. Aber auch sonst giibt es hier neben der Aufklärung des Falls noch Hintergründe, die man hier nirgendwo erahnen kann.
Schließlich der Inspektor Parnell, so richtig kennengelernt habe ich ihn nicht. Ich weiß zwar das ein oder andere von ihm, wie z. B. das er alleine lebt, eine Katze hat und gerade unter Liebeskummer leidet, aber was in ihm vorgeht bleibt mir zum großen Teil verborgen. Richtig sympathisch wurde er mir nicht, aber richtig unsympathisch auch nicht. Aber mein Eindruck ist, dass hier hinter der Fassade noch einiges zu finden sein wird, interessant genug gestaltet dafür ist Parnell auf jeden Fall.
Neben Parnell gibt es noch den ein oder anderen Charakter, der hier mit in die Handlung eingreift, aber sie bleiben in meinen Augen allesamt recht blass. Gerade über Parnells Kollegin würde ich gerne mehr erfahren. Dadurch, dass es sich um eine Reihe handelt, gehe ich aber davon aus, dass wir Leser noch einiges über die Personen erfahren werden.
Mein Fazit
Ein Buch, das mich ein kleines bisschen verwirrt zurückgelassen hat. Durch die minimalistische Sprache wurde ich in kürzester Zeit durch den Krimi getrieben und musste dabei doch konzentriert bleiben, weil ich das Gefühl hatte, sonst etwas zu verpassen. Wer Krimis der etwas anderen Art mag, sollte hier auf jeden Fall hineinschnuppern, gerade auch wegen des eher ungewöhnlichen Schreibstils.

Veröffentlicht am 21.04.2018

Nett für zwischendurch

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Einst waren Jana und Leander Nachbarn und auch wenn Leander vier Jahre älter ist, war Jana immer wie eine kleine Schwester für ihn. Bis zu jenem Abend vor sechs Jahren im August, als Leander und Tim, Janas ...

Einst waren Jana und Leander Nachbarn und auch wenn Leander vier Jahre älter ist, war Jana immer wie eine kleine Schwester für ihn. Bis zu jenem Abend vor sechs Jahren im August, als Leander und Tim, Janas Bruder, gemeinsam in ein Auto stiegen. Die Beiden verunglücken und Tim kommt dabei ums Leben. Bis heute weiß Jana nicht, was damals wirklich geschehen ist, warum die beiden sechzehnjährigen Jungs in ein Auto stiegen und fuhren, denn Leander verschwand aus Janas Leben. Doch nun ist er zurückgekehrt und steht plötzlich in der kleinen Buchhandlung, in der Jana arbeitet, vor ihr. Welche Gefühle er dabei in ihr auslöst, damit hätte sie nie gerechnet und auch in Leander tobt es.

Meine Meinung

Das Cover ist gut gelungen und wirkte harmonisch und ansprechend und durch das knallige Herz erweckt es Aufmerksamkeit, so dass ich den Klappentext unbedingt lesen musste.

Der Einstieg in das Buch gelingt recht gut und man befindet sich umgehend mitten im Geschehen. Sprachlich ist es leicht, modern und sehr angenehm zu lesen, so dass es auch die Zielgruppe ansprechen wird. Mir hat der Stil soweit recht gut gefallen, wobei mir das zu Herzen gehende, das tiefe Emotionale, das ich bei solch einer Geschichte erwarte, etwas gefehlt hat. Dafür war es ein wenig zu oberflächlich gehalten und sprachlich noch zu geradlinig, auch wenn es sich flüssig lesen lässt.

Insgesamt blieb auch die Handlung ein wenig hinter meinen Erwartungen, denn es geschieht einfach nicht allzu viel, es gibt bei solchen Geschichten oft Momente, die besonders wirken, die berühren, aber diese gab es hier nicht allzu oft. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin sich getraut hätte, einfach emotionaler zu werden, in die Tiefe der Gefühle zu fassen und gerne auch etwas dramatischer geworden wäre. Denn das hätte ich mit dieser Vorgeschichte mir durchaus passend vorstellen können. So blieb es eher ruhig und im Gesamtbild distanziert und ja leider auch etwas mit Längen behaftet, was aber dank des Schreibstils nicht langweilig wurde und den Lesefluss nicht zu sehr störte.

Die Liebesgeschichte zwischen Jana und Leander hingegen fand ich gelungen. Gerade die langsam beginnende Freundschaft, das sich langsam wieder Annähern fand ich durchaus überzeugend. Alles andere hätte auf mich, bei der Vorgeschichte der Beiden, auch nicht glaubhaft gewirkt. So war es gut nachvollziehbar und schlüssig für mich.

In der Ich-Perspektive wird diese Geschichte von den beiden Protagonisten, meist kapitelweise wechselnd erzählt. Dabei bekommen wir als Leser einen Einblick in die Gefühle und Gedanken der Protagonisten.

Jana war mir auf den ersten Blick sehr sympathisch, allein ihre Liebe zu Büchern ließ mich hier gleich eine Verbindung aufbauen. Doch sie entpuppte sich durchaus als ein wesentlich komplizierterer Charakter, was mich auf der einen Seite durchaus überzeugen konnte, Jana aber den einen oder anderen Sympathiepunkt gekostet hat. Sie ist sehr distanziert, auf eine bestimmte Weise auch mit wenig Skrupel behaftet, wenn man beobachtet, welche Art Beziehung sie führt, als Leander wieder in ihr Leben platzt. All das lässt sich durchaus mit ihrem Verlust erklären, vor allem, weil sie nie erfuhr, was wirklich geschah.

Leander, er war sehr lange für mich schwer zu greifen und ich habe ihn mit einer gewissen Distanz betrachtet und wahrgenommen. Er leidet auch heute noch, verständlicherweise, an dem Geschehen, doch das spürt man mehr an dem, was er aus seinem Leben macht, als an seiner Gefühlswelt. Auch hier blieb es mir in emotionaler Sicht noch zu flach.

Nebencharaktere bleiben in der Geschichte übersichtlich, nehmen auch nur sehr selten aktiv am Geschehen teil, bzw. haben auf dieses nur wenig Einfluss. Das Hauptaugenmerk der Autorin liegt hier in erster Linie bei den Protagonisten.

Mein Fazit

Ein Jugendbuch, das sich zwischendurch wunderbar lesen lässt, allerdings noch das ein oder andere, wie z.B. das Emotionale, deutlich tiefer hätte aufgreifen können. Mir fehlte hier ein wenig das tief berührt werden und die dadurch emotionale Verbindung mit den Protagonisten. Trotzdem lässt dich das Buch leicht und flüssig lesen und da es sich um ein Jugendbuch handelt, ist es für die Zielgruppe durchaus sehr lesenswert. Allen anderen Lesern sag ich einfach mal reinschnuppern.

Veröffentlicht am 12.04.2018

Gute Unterhaltung, trotz kleinerer Schwächen

Die Götter von Asgard
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Bereits zum zweiten Mal sitzt Rachel, Ray genannt, vor einer Entscheidung: soll sie ihr Studium schmeißen, schon wieder? Eigentlich wollte sie ja eh viel lieber Sängerin werden und hat nur ihren Eltern ...

Bereits zum zweiten Mal sitzt Rachel, Ray genannt, vor einer Entscheidung: soll sie ihr Studium schmeißen, schon wieder? Eigentlich wollte sie ja eh viel lieber Sängerin werden und hat nur ihren Eltern zu Liebe mit dem Studieren begonnen. Ausserdem wollte sie nicht ständig im Schatten der Schwester stehen. In all diese Gedanken platzt Kara, eine junge Frau, die Ray gleich sympathisch ist. Kurzerhand lädt Kara Ray ein, mit nach Berlin zu kommen und Ray sagt spontan ja. Was sie allerdings nicht weiß: Kara ist eine Walküre und will Ray warnen, denn Ray ist eine in einer Prophezeiung genannte Heldin und soll in Asgard das bis dahin bekannte Leben der Götter verändern. Das gefällt diesen allerdings gar nicht.
Meine Meinung
Oh, dieses Cover, ich finde es einfach nur wunderschön und einen absoluten Blickfang, es sticht auf alle Fälle heraus und weckt Neugier.
Auch der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, denn er ist jung und frisch und fesselt den Leser sehr schnell an die Geschichte. Sie hat mich mit ihrem humorvollen Ton häufiger zum Schmunzeln gebracht, genauso mit manch einem der Dialoge.
Das Worldbuilding ist gut gelungen, Liza Grimm beschreibt auf jeden Fall gut vorstellbar, allerdings hätte ich gerne noch mehr über Asgard und dessen Bewohner, die Götter erfahren. Zwar kenne ich die nordische Göttersage, zumindest ansatzweise, hätte aber gerne noch tiefere Einblicke erhalten. Gerade bei der Reise durch die fremden Welten hätte ich so gerne mehr „gesehen“.
Während mich die Autorin recht schnell in ihre Geschichte ziehen konnte, war ich zu Beginn ein wenig überrascht davon, dass Ray so schnell mit einer Fremden mitgeht. Das machte es spannend und ich wollte wissen, warum und wie es weitergeht. Leider ist es allerdings nicht immer so spannend verlaufen und auch wenn es immer wieder zu Problemen im Laufe der Geschichte kommt, waren diese einfach zu glatt und schnell gelöst. Für mich kam die Heldin hier einfach viel zu leicht davon. Diese Nerven kitzelnden Twists fehlten hier auf weiten Strecken, was ich sehr schade finde. Gerade da wo Hexen und Nachtmahre auftauchen, dürfte es ruhig gefährlicher werden. So bleibt es zwar auch für die jüngere Zielgruppe gut geeignet, aber es fehlte ein wenig die Überraschung.
Aus der Sicht Rays, der Protagonistin, wird die Geschichte in der Ich-Perspektive erzählt. Diese ist mir sehr sympathisch, aber an manch einer Stelle kam sie mir deutlich jünger vor als sie darstellen soll. Sie ist, gerade zu Beginn, sehr naiv und mir fehlte hier einfach ein gewisses Temperament. Kara gab der Geschichte dann noch einen gewissen Schwung und brachte mich auch zum Schmunzeln. Sie glaubt auf jeden Fall fest an Ray und ihre gesamte Rolle fand ich erfrischend.
Was mir allerdings hier am meisten gefehlt hat, waren die Götter, die dem Buch den Namen geben. Ja, es kommen Götter vor, aber, auch wenn Tyr Ray begleitet, erfährt man viel zu wenig über ihn. Auch die weiteren Götter, ob Loki oder Thor oder Odin, alle sind viel zu sehr in den Hintergrund gerückt. Jeder der genannten Götter blieb mir zu blass und ihre Eigenschaften, die man der Sage nach kennt, werden zwar angedeutet, aber nicht intensiviert.
Mein Fazit
Auch wenn ich nicht gänzlich von der Geschichte überzeugt werden konnte, hat sie mich dennoch gut unterhalten. Ganz besonders Liza Grimms Schreibstil fand ich sehr frisch und fesselnd und ich denke, dass hier ganz großes Potential hinter steckt. Gerne hätte ich mehr über die Welt der Götter erfahren, zumal diese ja auch den Titel zum Buch geben, da hätte man deutlich mehr noch draus machen können. Trotzdem eine unterhaltsame Geschichte, vor allem auch für jüngere Leser.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Interessante Grundidee, aber zu eindimensional

Die Gabe
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Ganz plötzlich war sie da, bei jungen Frauen und Mädchen, von heute auf morgen verfügen sie über eine Gabe, sie können mit ihren Händen Stromstöße hervorrufen. Niemand hätte gedacht, dass es mit dieser ...

Ganz plötzlich war sie da, bei jungen Frauen und Mädchen, von heute auf morgen verfügen sie über eine Gabe, sie können mit ihren Händen Stromstöße hervorrufen. Niemand hätte gedacht, dass es mit dieser Gabe gelingen könnte, die Kraft-/Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen umzukehren, doch plötzlich sind es die Frauen, die das starke Geschlecht bilden. Doch wird die Welt eine bessere sein, wenn sie plötzlich von Frauen regiert wird?
Meine Meinung
Allein schon die Aussage, dass Barack Obama dieses Buch zu den besten Büchern 2017 erkoren hat, machte mich unheimlich neugierig auf das, was sich dahinter verbirgt und auch dieser kurze, beinahe nichtssagende Klappentext heizte diese Neugier noch einmal mehr mit an.
Ich bin allerdings extrem zwiegespalten, was das Buch angeht, denn zum einen bin ich sehr fasziniert von dem, was Naomi Alderman hier entworfen hat und sie hat mich absolut nachdenklich gemacht, doch zum anderen fiel mir die Geschichte unheimlich schwer. Es lag hier zu einem großen Teil am Stil der Story, die sich sehr zäh lesen ließ. Inhaltlich ist es sehr gut verständlich, aber der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, er wirkt beinahe kalt und mit wenig Gefühl geschrieben und so behielt ich zu den Charakteren eher einen Abstand, als das ich mich hineinversetzen konnte. Warum dies allerdings so dargestellt wird, erfährt der Leser durch einen Briefwechsel, der die Handlung umrahmt. Dazu möchte ich allerdings gar nicht so viel verraten.
Trotzdem war ich unglaublich befangen vom Inhalt der Story, denn wie es schon auf dem Klappentext steht: Naomi Alderman hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Absolut glaubhaft zeigt sie auf, wie es wäre, wenn Frauen durch diese Gabe die Macht erhielten. Doch nicht nur das, durch viele, sehr brutale Ereignisse zeigt sie, wie es auch heute bei uns in vielen Ländern noch Gang und Gebe ist. Sie lässt hier die Frauen agieren, wie es, auch heute noch, Männer aus anderen Gesellschaften tun.
Interessant ist der Aufbau des Buches, die Autorin zeigt anhand verschiedener Perspektiven, wie sich diese Gabe auf die Gesellschaft auswirkt. Während sich die Machtverhältnisse in den Industrieländern nur langsam ändern, geht es in Ländern, in denen auch heute noch Frauen unterdrückt werden, schon viel schneller zur Sache. Plötzlich sind es hier die Männer, die nur mit der Einwilligung der Frauen, bestimmte Dinge ausführen dürfen. Es befinden sich im Text unheimlich viele Begebenheiten, die sehr wichtige Denkanstöße geben und die auch mich immer wieder innehalten und nachdenken ließen. Eins wird in dieser Geschichte auf jeden Fall klar, der, der die größere Macht hat, wird so gut wie immer für Diskriminierung der Gegenseite stehen. Was mir allerdings fehlte, waren die Grauzonen, alles war zu eindimensional und nur wenig emotional, ganz klar ist die Gesellschaftskritik im Vordergrund, aber ich hätte mir durchaus auch gewünscht, dass hier auch andere Seiten durchdacht worden wären. So war es im Endeffekt einfach eine Umkehrung der Machtstruktur, doch wo sind die, die sich dem Ganzen entgegengestellt hätten?
Aus der Sicht von vier Charakteren wird das Geschehen beschrieben. Da wäre die Bürgermeistern Margot durch die wir die politische Seite aufgezeigt bekommen, Roxy, die Verbrechertochter aus London, Allie, die von ihrem Stiefvater missbraucht wurde und Tunde, ein Student, der zum Reporter wird. Alle diese Figuren blieben mir allerdings zu blass, ich fühlte mit keinem wirklich mit, sondern beobachtete ihre Handlungen. Das könnte auch durchaus so gewollt sein, doch für mich blieb es zu emotionslos und ich konnte mich weder in einen der Charaktere versetzen noch mitfühlen. Allie agiert als Mother Eve und durch ihre Figur wird dargestellt, wie schnell Menschen sich in ihrem Denken, hier dem Glauben, wenden können. Roxy spiegelt das Ganze dann aus der Sicht der schon vorher nicht legal Handelnden wieder. Tunde, der einzige Mann unter den Hauptcharakteren, hätte für mich eine interessantere Rolle einnehmen können, doch auch er bleibt ein Beobachter des Geschehens.
Mein Fazit
Ohne Frage, dieses Buch ist von der Grundidee sehr interessant und mit seinen darin enthaltenen Botschaften eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Leider bleibt es alles zu eindimensional und emotionslos und im Prinzip werden hier die Rollen einfach umgedreht. Mir fehlten das Mitfiebern und die Beleuchtung aus anderen Perspektiven, die Charaktere die Gefühle hervorrufen beim Lesen. Die Gesellschaftskritik, die hier im Text steckt, ist eine wichtige Botschaft und sollte durchaus wachrütteln, doch ich hätte mir gewünscht, dass auch die Grauzonen mehr beleuchtet werden.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Nach starkem Beginn zu verworren

Seelenspiel
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Als Senna an ihrem 33. Geburtstag erwacht, ist nichts mehr, wie es für die Schriftstellring jemals war, denn sie befindet sich in einem fremden Bett, in einem völlig fremden Haus. Auch ein Blick nach draußen ...

Als Senna an ihrem 33. Geburtstag erwacht, ist nichts mehr, wie es für die Schriftstellring jemals war, denn sie befindet sich in einem fremden Bett, in einem völlig fremden Haus. Auch ein Blick nach draußen bestätigt: sie wurde entführt. In Panik beginnt sie einen Fluchtweg zu suchen und dem Raum, in den sie eingesperrt wurde, zu entkommen. Dabei stößt sie in einem weiteren Raum auf eine weitere Person: den Arzt Isaac, der allerdings an sein Bett gefesselt wurde. Nachdem Senna Isaac befreit hat, beginnen sie das Haus und die Räume zu durchsuchen, dabei wird ihnen eines klar, sie sind gefangen. Denn das Haus ist fest verschlossen, die Möbel auf dem Boden verschraubt und rund um das Haus ist nichts als Einöde. Wer hat sie entführt? Wo sind sie? Und vor allem, wie können sie entkommen?
Meine Meinung:

Ein schlichtes Cover, das allerdings allein schon wegen seiner Farbe meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte und mich neugierig machte. Es ist auf jeden Fall absolut passend zum Inhalt und für diesen, meiner Meinung nach, eher psychologischen Spannungsroman, zumindest passt das Wort Thriller hier für mich nicht so ganz.

Wie auch immer, der Beginn der Geschichte hatte mich ganz schnell an die Seiten fesseln können und dank des sehr eindringlichen Schreibstils verflogen die ersten hundert Seiten nur so beim Lesen. Man öffnet sozusagen gleich im ersten Moment gemeinsam mit Senna die Augen und ist genauso verwirrt und schockiert wie sie. Ich war hier auf jeden Fall völlig gefangen von der scheinbar ausweglosen Situation, in der sich die Protagonisten befanden und fieberte unheimlich mit. Gedanken wie: wer, warum und wo, kreisten permanent in meinem Kopf und ja, ich war hier sehr angetan von dem ganzen Geschehen. Es lässt sich auf jeden Fall sehr leicht und gut verständlich lesen und gefiel mir im ersten Abschnitt sehr gut.

Dann kam allerdings ein kleiner Cliffhanger, mit dem der erste Abschnitt endete und der Mittelteil, der einen Rückblick auf Sennas Leben gab und bei dem man herausfand woher Isaac und sie sich kannten, begann und damit leider auch die Ernüchterung. Denn hier begann es für mich immer etwas konfuser zu wirken. Man lernt hier durchaus verstehen, welche Persönlichkeit hinter Senna steckt, doch so manch eine Handlung schien mir hier eher für Verwirrung zu sorgen, ohne das mir diese irgendwann klar wurde. Auch die Spannung litt hier deutlich, denn ich hatte nur noch wenig Gelegenheit mitzufiebern.

In der Ich-Form wird die Geschichte durch Protagonistin Senna erzählt. Man erlebt alles durch ihre Augen, erkundet mit ihr Umgebung und ihren Mitgefangenen Isaac. Man spürt und fühlt und sieht alles, was sie selbst auch erlebt, allerdings hat mich das nur wenig mit der Protagonistin verbinden können, denn Senna ist eine Persönlichkeit, die ich kaum einzuschätzen vermochte. Von Beginn an machte sie einen extrem widersprüchlichen Eindruck auf mich und genau das hielt sich hier konstant. Ich habe selten einen solchen Abstand zu einem Hauptcharakter genommen, gerade auch durch die Ich-Erzählung fühle ich normalerweise schnell mit diesen mit, aber dieses Mal gelang das kaum bis gar nicht mehr.

Senna ist auf jeden Fall eine mehr als vielschichtige und unheimlich komplexe Persönlichkeit und mir nur wenig sympathisch. Die Autorin vermittelt hier ein sehr klares Bild von ihrem Charakter und dieser ist für mich nur sehr schwer verständlich. Auch ihre Beziehung zu Isaac ist alles andere als eine gewöhnliche Beziehung und sorgte ebenfalls des Öfteren bei mir für Unverständnis. Genauso wie Isaac bei mir nicht richtig sympathisch werden konnte. Man muss sich bei dieser Geschichte auf jeden Fall darauf einstellen, dass man sich hier sehr intensiv mit diesen beiden durchaus ungewöhnlichen Charakteren auseinandersetzen.
Mein Fazit:

Auch wenn diese Geschichte im Thrillergenre eingeordnet ist, habe ich das Buch eher als psychologischen Spannungsroman empfunden, denn einige Thrillerelemente fehlten mir hier, dafür gab es auf jeden Fall psychologisch ausgefeilte Charaktere. Der Schreibstil hingegen hat mir sehr gut gefallen und auch der komplette erste Teil des Buches las sich wie ein Highlight. Wer Bücher mit komplexen Charakteren mag, wird hier durchaus seine Freude beim Lesen haben, mir persönlich war vor allem der Mittelteil zu langatmig. Schnuppert hier aber einfach mal in die Leseprobe, denn die Geschichte ist durchaus anders.