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Veröffentlicht am 02.05.2018

Mischung aus Gruselgeschichte, Ehedrama, Psychothriller und historischem Krimi - von allem ein bisschen, aber insgesamt zu wenig.

Grandhotel Angst
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Eleanor ist 21 Jahre alt und verbringt die Flitterwochen mit ihrem erst kürzlich verwitweten und etwas älteren Mann Oliver in Bordighera an der ligurischen Küste in Italien. Oliver hat sie in das pompöse ...

Eleanor ist 21 Jahre alt und verbringt die Flitterwochen mit ihrem erst kürzlich verwitweten und etwas älteren Mann Oliver in Bordighera an der ligurischen Küste in Italien. Oliver hat sie in das pompöse "Grand Hotel Angst" eingebucht, von dem Nell einerseits aufgrund des prächtigen Gebäudes und der luxuriösen Ausstattung fasziniert ist, andererseits hat sie aber nicht nur aufgrund des unheimlichen Namens auch Angst vor dem Hotel. Es wird die Legende von einer Frau erzählt, die auf dem Gelände bevor das Hotel gebaut wurde gewohnt hat und verbrannt ist. Ihr Geist soll sich in dem Hotel befinden und Rache nehmen wollen. Ihr Mann Oliver herrscht Nell an, dass es sich bei der Erzählung um Unfug handelt, scheint die Frau jedoch gekannt zu haben. Zu Nells Erstaunen sieht sie selbst der Frau, deren Porträt im Hotel hängt, zum Verwechseln ähnlich. Zudem wird ihr bewusst, dass sie den Mann, den sie Hals über Kopf geheiratet hatte, um ihrem Elternhaus zu entfliehen, gar nicht wirklich kennt.
Während ihres Aufenthalts, den Oliver nicht nur als Urlaub sieht, sondern auch zur Pflege seiner Geschäftsbeziehungen nutzt, stirbt ein Gast im Hotel und wenig später gerät Nell selbst unter Mordverdacht.

Emma Garnier ist das Pseudonym der Autorin Heike Koschyk, die historische Romane schreibt und vor allem als Sophie Bonnet mit ihren provenzalischen Kriminalromanen um den Ermittler Pierre Durand bekannt geworden ist.
Das Grandhotel Angst existierte tatsächlich und hatte seine Glanzzeit Ende des 19. Jahrhunderts und war Vorbild für den Roman, die Geschichte ist allerdings fiktiv.

Nell ist eine zunächst sehr naive, junge Protagonistin, die einen Mann geheiratet hat, der während der Flitterwochen Seiten von sich zeigt, die sie nicht kannte oder die er wohlweislich verborgen gehalten hat. Er behandelt sie ihrer Naivität entsprechend wie ein kleines Kind, das Angst vor einem Schauermärchen hat, als eine Frau, die sich aufgrund der mysteriösen Umstände in dem Hotel ernsthaft Sorgen macht und lieber abreisen möchte.
Der Roman wechselt zwischen Gegenwart und Vergangenheit ab, wobei zwischen den Zeiten nur wenige Tage im März 1899 liegen. Nicht nur der Wechsel zwischen den Zeiten ist etwas verwirrend, auch der Roman wirkt so konstruiert wie das Komplott, um das es geht.
Es ist eine Mischung aus Gruselgeschichte, Ehedrama, Psychothriller und historischem Krimi - von allem ein bisschen, aber nichts bis zum Ende konsequent umgesetzt. Mir fehlte der durch Cover und Klappentext versprochene Grusel und die für einen Kriminalroman nötige Spannung, die allein durch den mystischen Charakter der Erzählung nicht entstanden ist.

Veröffentlicht am 28.04.2018

Kein klassischer Thriller; aus Sicht des Psychiaters wird die originelle Idee zu sachlich umgesetzt und wenig spannend erzählt

Dark Memories - Nichts ist je vergessen
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Am Rande einer Party wird die 16-jährige Jenny Kramer brutal vergewaltigt. Im Krankenhaus beschließen die Eltern Charlotte und Tom Kramer ihrer Tochter ein Medikament verabreichen zu lassen, dass die Erinnerung ...

Am Rande einer Party wird die 16-jährige Jenny Kramer brutal vergewaltigt. Im Krankenhaus beschließen die Eltern Charlotte und Tom Kramer ihrer Tochter ein Medikament verabreichen zu lassen, dass die Erinnerung an den Abend unterdrückt. Sie wollen ihr damit helfen, sie möchten nicht, dass Jenny ihr Leben unter diesem Trauma leiden muss.

Nach einem Selbstmordversuch begibt sich Jenny in Therapie bei dem Psychiater Dr. Alan Forrester, der ihr helfen soll, die Erinnerung an die Vergewaltigung wiederherzustellen, damit sie sie endlich verarbeiten kann. Mit Hilfe von Musik, die auf der Party lief und verschiedenen Gerüchen versucht Forrester den Abend zu rekonstruieren, um die Erinnerungen in ihr wieder hervorzurufen.

Neben Jenny therapiert Forrester auch den Soldaten Sean Logan, der im Irak gekämpft hat und einen Arm verloren hat. Auch ihm wurde das Medikament verabreicht, das die Erinnerungen unterdrückt. Bei der Gruppentherapie der Traumapatienten freunden sich Sean und Jenny an.

Parallel dazu ermittelt die Polizei weiter, verhört die Jugendlichen und hat nach mehreren Monaten einen tatverdächtigen Honda Civic-Fahrer festgenommen, der polizeilich als Drogenkonsument und vermutlicher Dealer bekannt ist. Aus ihm wird versucht, ein Geständnis zu erpressen, er gibt allerdings an, einen Jungen gesehen zu haben, der in den Wald gegangen ist und kann seine Unschuld mit einem handfesten Alibi belegen.

"Dark memories - Nichts ist je vergessen" ist ungewöhnlich aufgebaut. Es ist aus der Perspektive des Psychiaters verfasst und liest sich damit eher wie eine wissenschaftliche Abhandlung als einen Thriller.
Forrester ist eine überhebliche, sehr von sich überzeugte Person. Die Art wie er über seine eigenen Ehefrau denkt, der er einen geringen IQ attestiert oder sich über die ermittelnden Polizeibeamten stellt, machen es schwer den arroganten Psychiater auch nur im Ansatz sympathisch zu finden.
Neben der Behandlung von Jenny referiert der Erzähler auch über andere Patienten, insbesondere die Insassen eines Gefängnisses, die er selbstlos therapiert.

Da sich die Sicht des Psychiaters durch das gesamte Buch zieht und die Erzählweise dabei sehr nüchtern ist, die psychologische Suche nach den Erinnerungen und die damit verbundene Profilierung von Forrester mehr im Vordergrund steht, als die Suche nach dem Täter, empfand ich das Buch zunächst als wenig spannend. Erst nach 200 Seiten wurde das Buch für mich richtig interessant, als sich herausstellte, dass der souveräne Psychiater doch nicht so integer ist, wie es zunächst den Anschein hatte. Sodann entwickelte sich das Buch auch endlich zu einem Psychothriller und einem regelrechten Alptraum, wie viel Macht ein Psychiater haben kann, wie manipulativ Erinnerungen sind und wie hilflos Jenny nicht nur als Opfer war, sondern auch als Patientin ist.

Die im Vergleich zu anderen Thrillern, die sich mit der Aufklärung eines Sexualdelikts befassen, atypische Perspektive, die von ihrer Idee originell anmutete, war mir letztlich zu sachlich umgesetzt. Ab der Hälfte des Romans konnte mich die bis dahin langatmige Geschichte zwar fesseln, das Ende war aber wiederum ernüchternd und für mich auf die bisherige Geschichte bezogen zu weit hergeholt.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Drogentrip einer wenig sympathischen Protagonistin und weniger einer Spannungsroman mit Nervenkitzel

ESCAPE - Wenn die Angst dich einholt
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Ella Santos wurde als Zehnjährige entführt und drei Jahre festgehalten. Als sie schwanger ist, gelingt ihr die Flucht. Sie bringt das Baby zur Welt, das unmittelbar zur Adoption frei gegeben wird, zu ihrem ...

Ella Santos wurde als Zehnjährige entführt und drei Jahre festgehalten. Als sie schwanger ist, gelingt ihr die Flucht. Sie bringt das Baby zur Welt, das unmittelbar zur Adoption frei gegeben wird, zu ihrem Entführer kann sie kaum Angaben machen. Das Verbrechen konnte nicht aufgeklärt werden und Ella trotz ihrer neuen Identität als Laine Moreno und Aufenthalt in einer Psychiatrie den Aufenthalt bei ihrem Peiniger nie verarbeiten.

Als ein Mädchen entführt wird, das ihr gleicht, fühlt sie sich nicht nur an ihre eigene Entführung erinnert, sondern ihr wird bewusst, dass es sich bei der zehnjährigen Olivia Shaw um ihre Tochter handelt. Auch wenn Laine keinerlei Gefühle für das Kind hat und es keine Beweise gibt, dass es sich bei ihrem Entführer um den Täter von damals handelt, möchte sie zur Aufklärung des Verbrechens beitragen und mischt sich in die Ermittlungen ein, als sie feststellt, dass es sich bei dem Kriminalkommissar Sean Ortiz um den Polizisten handelt, der sie vor zehn Jahren völlig verstört gefunden hat.

Laine ist keine sympathische Protagonistin. Man erlebt sie in ihrem Sumpf aus Medikamentenmissbrauch, Drogenbeschaffung und Suizidgedanken. Mir fiel schwer, sie als Opfer zu sehen, da mir ihre wirren Gedankengänge und ihr impulsives Handeln kaum nachvollziehbar waren.

Das Hauptaugenmerk des Thrillers liegt auf Laines kaputtem physischen und psychischen Zustand und weniger auf der Entwicklung eines spannenden Plots. Auch wenn der leitende Ermittler Ortiz eine der Hauptpersonen ist, erfährt man als Leser nichts über die Ermittlungen zur Aufklärung der Entführung. Auch gibt es keine Perspektive des Täters, wie sie häufig in anderen Thrillern genutzt wird oder Erinnerungen von Laine an ihre Entführung, um das Grauen des Verbrechens eindringlicher darzustellen. So kam für mich nur wenig Spannung auf und auch der so typische "Psycho-Nervenkitzel" fehlte mir bei diesem Thriller.

Den Untertitel "Wenn die Angst dich einholt" empfinde ich deshalb als falsch gewählt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass Laine ängstlich ist, vielmehr wirkte sie emotionslos, was aber auch der Betäubung durch die Medikamente geschuldet sein könnte. Die weiteren Charaktere wie Ortiz oder die Mutter der entführten Olivia wirkten aufgesetzt und unglaubwürdig.

Ich hatte mir erhofft, dass der Schwerpunkt des Romans auf der Entführung und auf den traumatischen Erfahrungen von Ella bzw. Laine gelegt wäre und nicht auf den Beschreibungen ihrer Drogentrips und ihres Selbsthasses. Die Auflösung des Verbrechens hat mir wiederum gut gefallen, da diese für mich so nicht in Gänze vorhersehbar war.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Autobiographischer Roman über die Schmerzhaftigkeit der Liebe mit "Romeo und Julia" als berühmtes Beispiel

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Glenn Dixon ist Englischlehrer in Kanada und behandelt jedes Jahr Shakespeares Stück "Romeo und Julia" in seiner Abschlussklasse. Er ist verliebt in Claire, hat ihr aber seine Liebe nie gestanden. Diese ...

Glenn Dixon ist Englischlehrer in Kanada und behandelt jedes Jahr Shakespeares Stück "Romeo und Julia" in seiner Abschlussklasse. Er ist verliebt in Claire, hat ihr aber seine Liebe nie gestanden. Diese ist deshalb immer nur von einem rein freundschaftlichen Interesse seinerseits ausgegangen und hat sich auf einen anderen Mann eingelassen, von dem sie nun schwanger ist.

Glenn ist enttäuscht von Claire und kehrt zurück nach Verona, wo er einen Sommer zuvor bereits als Sekretär im "Club der Julias" gearbeitet hat, um Briefe zu beantworten und selbst Antworten auf die Fragen der Liebe zu finden.

"Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand" ist ein autobiographischer Roman, der dreiteilig aufgebaut ist. Glenn Dixon beschreibt seine beiden Aufenthalte in Verona, wie er als einziger Mann im "Club der Julias" arbeitete und sich dabei an seine Beziehung zu Claire erinnert. Weiterhin beschreibt er die Unterrichtsstunden in Kanada und wie er den Schülern begeistert und sehr lebhaft das jahrhundertealte Drama "Romeo und Julia" nahe bringt.

Es ist ein Roman, in der die schmerzhafte Liebe eine zentrale Rolle spielt und in welcher die Geschichte von "Romeo und Julia" als sehr anschauliches Beispiel dafür dient. Es ist kein spannungsgeladener Roman, sondern vielmehr Dixons Verarbeitung seiner zerbrochenen Liebe zu Claire. Mutig kündigt er seine Tätigkeit als Lehrer, verlässt sein Heimatland, um nach Verona zurückzukehren. Dort wandelt er auf den Spuren von "Romeo und Julia", wodurch sich auch der Leser intensiv mit dem Drama auseinandersetzen kann und sich durch die detaillierten Beschreibungen der Stadt und der (Original-)schauplätze des Stückes in das italienische Flair der Stadt Verona versetzt fühlt.

Es ist ein eher philosophischer Roman über die Liebe statt einer temporeichen Erzählung, ein Buch für Romantiker und alle unglücklich Verliebten, der Hoffnung auf einen Neuanfang und das Finden der wahren Liebe macht. Mich konnte aber insbesondere das neue Liebesglück des Autors nicht emotional bewegen. So liest sich der Roman etwas dröge.

Veröffentlicht am 02.04.2018

Spannender Aufhänger des Thrillers, aber für mich enthielt er zu viel Action auf Kosten der Spannung

Das Joshua-Profil
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Max Rhode ist Schriftsteller, hat aber bislang mit "Die Blutschule" nur einen erfolgreichen Thriller veröffentlicht. Er wohnt in Berlin und ist mit einer Lufthansa-Pilotin verheiratet, die für das Einkommen ...

Max Rhode ist Schriftsteller, hat aber bislang mit "Die Blutschule" nur einen erfolgreichen Thriller veröffentlicht. Er wohnt in Berlin und ist mit einer Lufthansa-Pilotin verheiratet, die für das Einkommen in der Familie sorgt. Gemeinsam haben sie die 10-jährige Jola als Pflegekind bei sich zu Hause, die sie bislang nicht adoptieren konnten, da Max' Bruder Cosmo ein verurteilter Pädophiler ist, der in einer psychiatrische Einrichtung in Brandenburg untergebracht ist.

Die Ehe von Max und Kim ist nicht mehr glücklich und als dann auch noch Jolas Eltern Anspruch auf ihr Kind erheben, droht für Max seine gesamtes Leben zu zerreißen. In einer Kurzschlusshandlung entführt er Jola und wird wenig später nicht nur polizeilich wegen Kindesentführung und Kindesmissbrauch gesucht und bis aufs Blut verfolgt.

Der Beginn des Romans, die Entführung von Jola ist spannend und packend aus der Ich-Perspektive von Max geschrieben, so dass man als Leser seine Hilflosigkeit und Wut nachvollziehen kann und sich unwillkürlich fragt, wer dem Autor schaden möchte.

Der Mittelteil, der aus der Sicht der verschiedene Protagonisten geschildert ist, wirkt dagegen sehr zäh. Insbesondere die Schilderungen aus der Perspektive von Jola, die in ihrem Verhalten viel älter als eine Zehnjährige wirkt, sind ermüdend, da sich ihre Situation als Entführungsopfer immer weiter verschlechtert. Alles Schreckliche, was passieren kann, tritt ein und wieder kämpft sie sich heraus. Der Thriller entwickelt sich damit zu einem abenteuerlichen Krimi, in dem technisch von Funkgeräten, GPS-Sendern, biometrischen Waffen und installierte Störsender auf Inseln im Berliner Umland wirklich alles geboten wird.

Der Hintergrund des Romans, das "Joshua-Projekt" als Predictive Policing, einer Analyse zur Vorhersehung künftiger Straftaten basierend auf Statistiken, fand ich dagegen als Aufhänger spannend, auch wenn ich die Umsetzung zu technisch fand. Statt wilder Verfolgungsjagden und Aktionen, in der der Feind den Opfern immer wieder einen Schritt voraus war, hätte ich mir mehr psychologischen Thrill und mehr Nervenkitzel gewünscht.

Fazit: zu viel Action auf Kosten der Spannung.