Vancouver, 2012: Die 34-jährige Toni wird nach sechzehn Jahren im Gefängnis auf Bewährung entlassen. Mit achtzehn Jahren wurde sie gemeinsam mit ihrem Freund Ryan für den Mord an ihrer Schwester Nicole verurteilt. Toni weiß, dass sie und Ryan unschuldig sind und nur verurteilt wurden, weil ihre ehemaligen Mitschüler beim Prozess gelogen haben. Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wer hat Nicole wirklich umgebracht? Nach ihrer Entlassung muss Toni mit den Vorurteilen ihrer Mitmenschen auseinandersetzen und sich entscheiden, ob sie Nachforschungen anstellen will und damit ihre Bewährung riskiert.
Der Leser lernt Toni an dem Tag kennen, an dem sie aus dem Gefängnis entlassen wird. Auf diesen Moment hat sie jahrelang gewartet. Gleich zu Beginn erfährt man auch, dass sie von ihrer eigenen Unschuld überzeugt ist. Schnell wurde ich neugierig darauf, zu erfahren, wie Toni überhaupt in diese Situation geraten ist. Bevor das Buch die Geschichte nach Tonis Entlassung im Jahr 2012 weitererzählt, nimmt es sich Zeit, genau diese Frage zu beantworten.
Die Kapitel spielen abwechselnd zu zwei unterschiedlichen Zeiten. Im Jahr 1996 werden die letzten Monate vor der Ermordung Nicoles erzählt. Hier lernt man Toni als problematischen Teenager kennen. Ihr Leben wird ihr von Mitschülerin Shauna deren Freundinnen zur Hölle gemacht, während ihre bislang immer brave Schwester Nicole sich zu verändern beginnt. Ab dem Jahr 1998 wird Tonis Zeit nach der Verurteilung beschrieben, von ihren ersten Tagen im Gefängnis bis zu ihrer Entlassung. Toni kämpft damit, ihre Verurteilung zu akzeptieren und muss sich entscheiden, mit welcher Einstellung sie die Jahre verbringen will.
Ich habe mich schnell in die Protagonistin hineinversetzen können und die große Wut, die sie empfindet, nachvollziehen können. Immer wieder findet sich Toni in der Rolle des Opfers wieder und wird gedemütigt. Schon vor dem Mord an ihrer Schwester ist Toni in einem Teufelskreis gefangen, weil sie durch gezielte Angriffe ihrer Mitschülerin Shauna gegenüber Freunden und Familie ihre Glaubwürdigkeit verloren hat. Sicherlich ist sie selbst nicht ganz unschuldig an ihrem Image, trotzdem konnte ich Tonis Gefühle, ungerecht behandelt zu werden, absolut nachempfinden. Dieser Thriller ist unglaublich emotional und schafft eine bedrückende Atmosphäre. Beständig hoffte ich, dass doch endlich jemand erkennen möge, was für ein Mensch Toni wirklich ist. Doch immer wieder musste ich gemeinsam mit ihr neue Tiefen und Rückschläge erleben und feststellen, dass sie immer stärker in einem Netz aus Lügen und Stigmatisierung gefangen ist.
Im letzten Drittel des Buches führt die Geschichte den Prolog fort und widmet sich der Zeit nach Tonis Entlassung. Sie muss sich entscheiden, ob sie Nachforschungen wagen will oder ruhighält, um ihre Bewährung nicht zu riskieren. An diesem Punkt war ich so gespannt auf Antworten, dass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte, weil ich unbedingt wissen musste, ob sie etwas herausfindet oder sich dazu entschließt, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Insgesamt hat mir der Weg, den die Autorin mit ihrer Geschichte in der Zeit nach Tonis Entlassung einschlägt, sehr gut gefallen. Einige Personen hätten aber gerne noch etwas ausführlicher zu Wort kommen dürfen. Die letzten Seiten runden diesen Thriller stimmig ab.
„That Night“ erzählt die Geschichte von Toni, die sechzehn Jahre lang unschuldig im Gefängnis saß. Wie konnte es dazu kommen? Wie hat sie die Zeit im Gefängnis verbracht? Welchen Weg schlägt sie nach ihrer Entlassung ein? Auf diese Fragen werdet ihr Antworten finden, wenn ihr das Buch lest. In dieser düsteren Geschichte fühlt man sich der Protagonistin schnell nahe und erlebt ihre Gefühle und die Wandlung, die sie durchmacht, hautnah mit. Liebe Thrillerfans, dieses hochspannende und emotionale Buch solltet ihr euch nicht entgehen lassen!