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Venatrix

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Veröffentlicht am 15.04.2018

Zwei Leben für den Kaiser

Der Löwe des Kaisers
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Kaiser, Papst und Gegenpapst, Ehrgefühl über alles, Intrigen zwischen den Herzögen, Auflösung kinderloser Ehen – das ist die Zeit, in die uns die Autorin entführt.


Historischer Hintergrund:

Wir befinden ...

Kaiser, Papst und Gegenpapst, Ehrgefühl über alles, Intrigen zwischen den Herzögen, Auflösung kinderloser Ehen – das ist die Zeit, in die uns die Autorin entführt.


Historischer Hintergrund:

Wir befinden uns im Hochmittelalter, 12. Jahrhundert. Die deutschen Lande sind in viele kleine oder größere Fürstentümer aufgeteilt. Über ihnen allen herrscht Friedrich I, genannt Barbarossa als „Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“. Diese Kaiserwürde ist nicht erblich, sondern die sieben Kurfürsten (drei geistliche und vier weltliche) wählen „ihren“ Kaiser. Bestechung, Korruption und Machtmissbrauch sind die gängigen Mittel um dem „richtigen“ Kandidaten auf den Thron zu verhelfen. Ganze Fürstentümer werden hin- und her geschoben, bis endlich ein Kaiser gewählt wird, der als „kleinster gemeinsamer Nenner“ gilt. So mancher Kaiser ist bald wieder in der Versenkung verschwunden, Friedrich nutzt die Gunst der Stunde. Allerdings legt er sich recht bald mit dem Papst in Rom an. Mehrmals zieht er gegen die Lombardei zu Felde und vor Rom verliert er einen großen Teil seiner Truppen durch die Malaria.

Inhalt:

Die Zwillinge Einhard und Gunnar von Arsberg wachsen als junge Knappen auf der Burg Wallberg heran. Die Brüder können nicht unterschiedlicher sein: Gunnar ist ein Womanizer, Einhard bedächtig.

Kurz bevor sie in den Ritterstand erhoben werden, reißt die Geschichte das Brüderpaar auseinander. Der eine, Gunnar folgt Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der andere, Einhard wird Gefolgsmann Herzogs Heinrich, genannt der Löwe.

Durch die damals vorherrschende Primogenitur (nur der älteste Sohn erbt, aber dafür alles), bleibt für die beiden jüngeren nur der Weg, durch eigene Ruhmestaten Lehen und Ansehen zu verdienen.

Durch ein Missverständnis, gehen sie einander aus dem Weg. Werden sie sich aussöhnen?

Erzählweise/Spannung:

Autorin Cornelia Kempf schafft es, durch penible Recherche einer Vielzahl von geschichtlichen Details die Welt des Mittelalters vor uns Lesern wieder auferstehen zu lassen. Dabei vermittelt sie das Wissen so geschickt, dass der Leser niemals den Eindruck hat, Wissen vermittelt zu bekommen. Die Informationen werden subtil und spielerisch dargeboten. Es fehlt der moralische Zeigefinger. Die Leser können sich selbst ein Urteil über die Protagonisten bilden. Sei es ob man lieber Gunnar und seine zahlreichen Liebschaften mögen, oder eher die Sympathie seinem Zwillingsbruder Einhard schenken soll. Genauso verhält es sich mit den Mächtigen jener Zeit. Friedrich oder Heinrich, das ist hier die Frage.

Durch geschicktes Aneinanderreihen von Szenen bzw. Aussparen derselben ist der Leser verführt, ständig und unablässig weiterzulesen, obwohl vielleicht andere Dinge wie die Hausarbeit oder das Bett rufen.

Sehr klug und sehr spannend!

Einige Personen werden unvermutet eingeführt. Nicht immer ist deren Rolle gleich sichtbar. Doch einige entwickeln sich rasant und warten darauf im zweiten Teil dieses Mittelalterepos ihren Platz zu finden.

Charaktere:

Gunnar und Einhard sind sich als Zwillinge sehr, sehr vertraut. Daher ist es für beide ein Leichtes, den anderen zu verletzen.
Stolz und eigensinnig sind sie auch, daher ist der Weg zu Versöhnung im wahrsten Sinn spitz und schmerzhaft.
Diese Fähigkeiten hat die Autorin sehr gut herausgearbeitet.

Friedrich I. ist wie alle Mächtigen der Welt von Schleimern, Schmeichler und Intriganten umgeben. Daher schätzt er Gunnars ehrliche Worte, auch wenn sie manchmal ziemlich ungehörig sind. Für weniger freche Worte sind schon häufig die Köpfe gerollt.

Heinrich der Löwe ist machthungrig dargestellt. Er ist wie Friedrich ein Kind seiner Zeit. Geld, Macht und Einfluss sind ihm wichtig – je mehr desto besser.

Nun zu den Frauengestalten: wir begegnen gemeinsam mit Einhard der großen Liebe, die keine Zukunft hat. Wir stürzen uns mit Gunnar in die Arme zahlreicher Liebschaften.
Oda, die Witwe nach Wolfram, der Zwillinge großer Bruder und Mutter des Erben Bernhard, ist einerseits zänkisch andererseits die beschützende Mutter, die ihren einzige Sohn lieber einem Kloster anvertraut als ihn Ritter werden zu lassen.
Dann Agnes, sie kennen Einhard und Gunnar aus ihrer Zeit als Knappen auf Wallburg, ist mit dem Fiesling Walther verheiratet. Sie beginnt mit Einhard ein Verhältnis und bringt ihn dadurch in tödliche Gefahr. Sieht so wahre Liebe aus?
Dann hätten wir da noch Luzia, die in Gunnars Leben eine nicht unbedeutende Rolle spielt.

Hier, bei den Frauen, ist der einzige Punkt in dem ich mit der Autorin nicht ganz d’accord gehe. Ehebruch durch die Frau wird mit aller Härte bestraft. Und das wissen die Damen des Adels. Ob sie wirklich so schnell, beinahe leichtfertig, eine Liebschaft eingegangen sind?

Fazit:

Ein wunderschönes Buch, das den interessierten Lesern das Mittelalter und seine Lebensart völlig unaufgeregt und unterschwellig näherbringt. Die verwirrende Politik rund um die Deutschen Fürstentümer, den Kaiser und die Macht der Päpste ist gekonnt mit dem Leben von Gunnar und Einhard verflochten.
Ein echter Glücksgriff und eine absolute Empfehlung für die Liebhaber von historischen Romanen.
Voll Ungeduld und Spannung warte ich auf den zweiten Teil, dessen Untertitel „der Fall“ ein böses Ende erwarten lässt. Doch für wen?

Veröffentlicht am 11.04.2018

Fast vergessen - altes Handwerk

Das große Buch vom Handwerk
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Der „Servus-Verlag“ beschenkt seine an altem Handwerk interessierten Leser mit diesem wunderbar gestaltetet Buch.
Achim Schneyder hat beinahe vergessene Handwerkskunst in acht Gruppen zusammengefasst, ...

Der „Servus-Verlag“ beschenkt seine an altem Handwerk interessierten Leser mit diesem wunderbar gestaltetet Buch.
Achim Schneyder hat beinahe vergessene Handwerkskunst in acht Gruppen zusammengefasst, liebevolle Fotos und informative Texte zusammengetragen.

• Töne & Klänge
• Von Knopf bis Fuß
• Essen & Wohnen
• Draußen vor der Tür
• Farben & Formen
• Sport & Freizeit
• Kind & Kegel
• Edel & Schön

Wir schauen bei Instrumentenbauern, Schirmherstellern, Glaskünstlern vorbei, lassen uns Blaudrucken und Pfauenfedernsticken erklären und staunen wie filigran geschnitzte Tischkreuze sein können.

Ein Highlight ist auch der Besuch der Zuckerlmanufaktur und der Vergolderwerkstatt, in der nicht nur Blattgold für die Restaurierung alter Sakralgegenstände, sondern auch essbare Dekoration für rauschende Feste geschlagen wird.

Die alte Tradition des Vogelverscheuchens durch einen Klapotetz wird in der Steiermark nach wie vor gepflegt wie die Sonnenuhren aus der Werkstatt von Johann Jindra.

Von der Präzisionsarbeit der Büchsenmacher und den Aufgaben des Beschussamtes in Ferlach habe ich mich schon höchstpersönlich überzeugen können.

Eine ausgefallene Idee sind die Ringe aus Zirbenholz, die mit Edelsteinen verziert sind. Auf so eine Idee muss man erst kommen! Lauter Unikate und mit Liebe gefertigt.

Wenn ein Salzburger von seinem „Lateiner“ spricht, ist nicht immer ein Lehrer der alten Sprache gemeint, sondern häufiger das Segelboot, das ohne Konstruktionspläne, nur aufgrund mündlicher Überlieferung gebaut wird.

Fazit:

Wer sich gerne mit alter Handwerkskunst beschäftigt, wird dieses Buch lieben. Auch als Geschenk eine gute Investition.
Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Wo ist Andrea?

Steirerquell
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In ihrem nunmehr achten Fall ermitteln Sandra Mohr und Sascha Bergmann im Fall der vermissten Andrea. Andrea ist Sandras Freundin und gilt als Frau, die wenig anbrennen lässt. Während sich Sandra und Sascha ...

In ihrem nunmehr achten Fall ermitteln Sandra Mohr und Sascha Bergmann im Fall der vermissten Andrea. Andrea ist Sandras Freundin und gilt als Frau, die wenig anbrennen lässt. Während sich Sandra und Sascha noch weitere Schritte überlegen, werden sie zu einem Brand mit Leiche just in jene Region der Steiermark gerufen, in der sich die Abgängige aufhalten wollte …

Meine Meinung:

Claudia Rossbacher ist es wieder perfekt gelungen, einen dramatischen und fesselnden Krimi zu schreiben. Lange führt sie die Leser mit lauwarmen Fährten an der Nase herum. Sandra ist aufgrund ihres Naheverhältnisses zur Vermissten naturgemäß besonders engagiert. Die Grenze zwischen professioneller Distanz und Befangenheit ist eng gesteckt, doch siegt die Ermittlerin über die Freundschaft. Eine spannende Gratwanderung. Es dauert diesmal eine geraume Zeit bis der Leser den Täter ausfindig machen kann.


Die bewährten Dialoge zwischen dem aus Wien zugereisten Bergmann und der, aus der Krakau stammenden Steirerin, Sandra Mohr sind wieder herzerfrischend. Womanizer Bergmann kommt diesmal ins Grübeln, als er erfährt dass sein Ex-Frau ihren Chef heiraten will und der Sarah, ihre kleine Tochter, die zwar ein Kuckuckskind ist, an der Sascha aber sehr hängt, adoptieren will. Soviel Feingefühl und Empathie hat man ihm gar nicht zugetraut. Die alte Weisheit „harte Schale, weicher Kern“ scheint sich hier wieder einmal zu bestätigen.


Ein wahrlich diabolischer Cliffhanger offenbart sich, als Sascha von der Existenz eines weiteren Kindes, einem volljährigen Sohn erfährt.

Das macht Lust auf Fall Nummer 9, der hoffentlich nicht lange auf sich warten lässt.


Fazit:


Wieder ein fesselnder Krimi, der sich in einer Nacht lesen lässt. Gerne gebe ich 5 Sterne.


Veröffentlicht am 10.04.2018

Von einem Exzess zum nächsten ...

Witwe im Wahn
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Oliver Hilmes ist mit dieser penibel recherchierten Biografie ein völlig anderes Bild von Alma Mahler-Werfel gelungen, als das bislang bekannte „Muse bedeutender Männer“. Der Klappentext trifft es hier ...

Oliver Hilmes ist mit dieser penibel recherchierten Biografie ein völlig anderes Bild von Alma Mahler-Werfel gelungen, als das bislang bekannte „Muse bedeutender Männer“. Der Klappentext trifft es hier genau:

„Die Reihe ihrer Liebhaber liest sich wie ein „Who is who“ der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer war die Frau, die mit Gustav Mahler, mit Walter Gropius und Franz Werfel verheiratet war, die eine wilde Liebesaffäre mit Oskar Kokoschka hatte und der Gerhart Hauptmann zu Füßen lag? Oliver Hilmes zeichnet in seiner umfassenden Biografie, die sich auf bisher noch nicht ausgewertete Briefe und Tagebücher stützt, das facettenreiche Bild einer Frau, die hysterisch, antisemitisch, herrschsüchtig war – aber auch inspirierend, klug und leidenschaftlich.“


Geboren wird Alma 1879 als Tochter des Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler und seiner Frau, der Sängerin Anna Sophie Bergen in ärmlichen Verhältnissen in Wien. Als Emil Schindler einen Künstlerpreis und daraufhin entsprechend gut dotierte Aufträge erhält, entspannt sich die finanzielle Situation. Man zieht um. Schon während der Ehe hat die Mutter mehrere Verhältnisse, u.a. mit Carl Moll, der einige Zeit nach dem Tod Schindlers der Stiefvater von Alma und ihrer Schwester wird.

Alma wächst in einem Künstlerhaushalt mit eher lockeren Sitten auf, erhält nur rudimentäre Schulbildung aber Klavier- und Kompositionsunterricht. Schon mit ihrem Klavierlehrer hat sie ein Verhältnis und Musik wird in ihrem weiteren Leben eine Rolle spielen.

Eine Affäre mit dem weitaus älteren Gustav Klimt kann von Carl Moll gerade noch (?) verhindert werden. Doch dann tritt Gustav Mahler, eben Hofoperndirektor geworden, die Bühne der Alma Schindler. Auch er ist rund 20 Jahre älter, will eigentlich gar nicht heiraten, weil ihm die holde Weiblichkeit auch so zu Füßen liegt. Er schreibt Alma einen 20 seitigen Brief mit einem „Verhaltenscodex“ für ihre Ehe. Alma überlegt kurz und stimmt zu. Man muss sich ja nicht unbedingt daran halten, oder?

Das Leben mit dem Musiker gestaltet sich nicht so, wie es sich Alma erträumt hat. Seine Musik mag sie nicht besonders. Er hingegen hält nichts davon, dass seine Gemahlin komponiert. Recht bald langweilt sie sich und selbst die beiden Töchter (Maria Anna, gestorben 1907 und Anna Justine) interessieren sie wenig. Ihr Ziel, mit einem bedeutenden Mann verheiratet und gut versorgt zu sein, hat sie erreicht. Doch der kränkliche Mahler teilt ihre Leidenschaft für rauschende Feste nicht. Er geht auf Tournee, sie bleibt in Wien. Schon zu Mahlers Lebzeiten beginnt sie unter anderem sowohl mit dem Architekten Walter Gropius als auch mit dem Maler Oskar Kokoschka ein Verhältnis und verheimlicht das gar nicht.

Nach dem Tod Mahlers (1911) wird die nunmehr reiche Witwe von einigen Heiratskandidaten umschwärmt. Sie heiratet jedoch 1915 Walter Gropius. Sie stürzt sich in das Gesellschaftsleben, während Gropius und Kokoschka im Ersten Weltkrieg kämpfen. Sie manipuliert beide so, dass sie lieber ihren Tod an der Front in Kauf nehmen, als vor Alma als Feiglinge dazustehen. Kokoschka wird schwer verwundet und man zweifelt an seinem Aufkommen. Alma nimmt Briefe und Skizzen aus seinem Atelier. Kokoschka überlebt.


1917 lernt sie Franz Werfel kennen, über den sie sich gleich einmal despektierlich äußert: „Werfel ist ein O-beiniger, fetter Jude mit wülstigen Lippen und schwimmenden Schlitzaugen! Aber er gewinnt, je mehr er sich gibt.“

Das hindert sie allerdings nicht daran, ein Verhältnis mit ihm zu beginnen.

Überhaupt sind ihre antisemitischen Äußerungen jenseits des guten Geschmacks. Hier zeigen sich schon Anzeichen einer psychopathischen Störung. Sie hasst Juden, verkehrt aber in deren Salons, nimmt ihr Geld als sie Devotionalien Mahlers verkauft und, nicht zu vergessen, Gustav Mahler war ebenfalls Jude.

1918 bringt sie Sohn Martin zur Welt, von dem nur sicher ist, dass Alma die Mutter ist. Das Kind leidet an einem Wasserkopf und stirbt wenige Monate später einsam in einem Krankenhaus. Das Kapitel Alma und ihre Kinder ist ein ganz spezielles. Sie hat überhaupt keine herzliche Bindung zu ihrem Nachwuchs. Natürlich ist es zu dieser Zeit üblich, Kinder von Kindermädchen und Gouvernanten aufziehen zu lassen. Aber so ein Desinteresse? Anna, die zweite Tochter mit Gustav Mahler, wird ihr ganzes Leben unter den Ausschweifungen der Mutter leiden. Erst sehr spät und in ihrer fünften Ehe wird sie so etwas wie Glück und Beständigkeit erleben.


Manon Gropius wird von Alma als junges Mädchen nackt einer Altherrenrunde präsentiert. Wozu – lässt sich nicht ganz schlüssig beantworten. Manon stirbt 1935 an Kinderlähmung.


Doch zurück zu Franz Werfel: Sie heiratet ihn 1929 obwohl sie bereits 1924 in ihr Tagebuch schreibt:


„Ich liebe ihn nicht mehr. Mein Leben hängt innerlich nicht mehr mit dem seinen zusammen. Er ist wieder zusammengeschrumpft zu dem kleinen, hässlichen, verfetteten Juden des ersten Eindrucks.“ (S.208)


Was soll man dazu sagen?

Das einzig Positive für Franz Werfel ist, dass sie ihn dazu bringt, Romane zu schreiben. Zwar will zu Beginn kein Verlag seine Bücher herausbringen, aber mit Almas Gabe, Menschen zu überzeugen und zu manipulieren, gelingt es ihr Paul Zsolnay zu überreden einen Verlag zu gründen. Dreimal darf geraten werden – Paul ist natürlich Jude.

Während des Ständestaates und des Bürgerkriegs in Österreich in den frühen 1930er Jahren verstärkt sich Almas radikaler Antisemitismus. 1938 fliehen sie über Frankreich und die Pyrenäen nach Amerika. Natürlich hat sich Alma erkundigt, zu welchen, für sie günstigen, Bedingungen sie sich von Franz Werfel scheiden lassen könnte.


Die Emigration hält das Ehepaar nur kurzfristig zusammen. Ihre antisemitische Einstellung führt auch in Amerika zu einigen Eklats. Nach dem Tod von Franz Werfel geht Alma ganz in ihrer Rolle als „Grande Veuve“ auf. Sie schreibt ihre Memoiren, die keiner drucken will, weil Alma nur ihre eigene Wahrheit gelten lässt. Sie sieht sich selbst als „Muse“ vieler Künstler. Dieses Bild wird bis heute noch kultiviert.


Alma Mahler-Werfel stirbt am 11. Dezember 1964 in New York und wird im Februar 1965 in Wien am Grinzinger Friedhof beigesetzt.


Meine Meinung:

Oliver Hilmes hat sich durch bislang unveröffentlichte Briefe und Tagebücher sowohl aus dem Nachlass von Alma Mahler-Werfel als auch von ihren Zeitgenossen gegraben und eine Menge bislang unbekannter Dinge über die Femme Fatale zu Tage gefördert.

Der interessierte Leser wird häufig ob der Manipulationen oder der vielen antisemitischen Äußerungen Almas (die sie ernst meint), tief schlucken müssen.


Was war diese Frau für ein Charakter? Kann es sein, dass sie eine Psychopathin war? Die Anzeichen lassen darauf schließen: Es fehlt ihr an Empathie, sie manipuliert ihre Umgebung um ja den größten Nutzen aus diesen Menschen zu ziehen, ihr übersteuertes Selbstbewusstsein, ihre Theatralik und nicht zuletzt ihre beinahe schon pathologische Promiskuität. Sie spielt Freunde gegeneinander aus und ändert ihre Meinung ständig.

Interessant ist auch ihre hartnäckige Weigerung auf Begräbnisse zu gehen. So hat sie weder ihre verstorbenen Kinder verabschiedet noch hat sie an den Beisetzungen von Gustav Mahler oder Franz Werfel teilgenommen.


Oliver Hilmes räumt mit dem Mythos „Alma sei die Muse vieler Künstler gewesen“ auf. Er zeigt auch die vielen dunklen Facetten des einstmals „schönsten Mädchens von Wien“.

Selten trifft ein Buchtitel so den Kern des Inhalts.


Fazit:


Eine spannende, sehr gut gelungene Biographie von Alma Mahler-Werfel. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.


Veröffentlicht am 09.04.2018

Ein Psycho-Krimi

Tod auf dem Kreuzbergl
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Die Autorin, in ihrem Brotberuf Psychotherapeutin, kann in ihrem zweiten Krimi wieder aus dem reichen Erfahrungsschein ihres Berufes schöpfen.

Klagenfurt am Wörthersee:

Die dreizehnjährige Julia verschwindet, ...

Die Autorin, in ihrem Brotberuf Psychotherapeutin, kann in ihrem zweiten Krimi wieder aus dem reichen Erfahrungsschein ihres Berufes schöpfen.

Klagenfurt am Wörthersee:

Die dreizehnjährige Julia verschwindet, just einen Tag nachdem ein Kindermörder aus der Haft entlassen wurde.
Kurz darauf wird die fünfjährige Maisy vermisst. Kathi kennt beide Mädchen – Julia ist ihre Freundin und zu Maisy geht sie Babysitten.
Hängen die beiden Fälle zusammen? Welche Rolle spielen die beiden Klassenkameraden Willi und Robby?
Ein Wettlauf um das Leben der Kinder beginnt.

Zu Beginn des Psychokrimis werden scheinbar zusammenhanglos die verschiedenen Familien mit ihren Problemen vorgestellt. Da ist einerseits Waltraud, Kathis Mutter, die von schlimmsten Alpträumen geplagt wird und die mit dem Alkoholiker Gerald verheiratet ist. Andererseits Marisa, Julias Mutter, die entdecken muss, dass ihr Mann fremd geht. Oder Robert, der Kindermörder und Viktor sein Bewährungshelfer.

Erst langsam fügen sich die losen Handlungsstränge zu einem dicken Zopf.
Die Charaktere sind plastisch beschrieben. Die Leser können an der hektischen Suche nach den Kindern teilnehmen. Es gibt viele Nebenhandlungen, die sich harmonisch und stimmig in die Haupthandlung einfügen.

Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe die ganze Nacht durchgelesen.
Ein toller Psycho-Krimi, der überall in Europa spielen könnte.