Cover-Bild Leere Herzen
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 13.11.2017
  • ISBN: 9783630875231
Juli Zeh

Leere Herzen

Roman
Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die "Brücke " unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

"Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2019

Aber Leere kann man nicht auskotzen. Man muss sie füllen. (S. 289)

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Juli Zeh entwirft einmal mehr eine Dystopie, indem sie die besorgniserregenden Entwicklungen der Gegenwart nur ein Jahrzehnt weiterdenkt: Besorgte Bürger regieren ein politisch und gesellschaftlich desinteressiertes ...

Juli Zeh entwirft einmal mehr eine Dystopie, indem sie die besorgniserregenden Entwicklungen der Gegenwart nur ein Jahrzehnt weiterdenkt: Besorgte Bürger regieren ein politisch und gesellschaftlich desinteressiertes Deutschland, gewählt von Menschen, die eigentlich nicht mehr an die Teilhabe in er Demokratie glauben, weil jene, die an die Demokratie glaubten, nicht mehr zur Wahl gingen. Was passiert mit Menschen, wenn sie alles haben? Wenn es ihnen so gut geht, dass ihre Lebenssituation es ihnen erlaubt, beständig um sich, die eigene Bedürfnisbefriedigung zu kreisen, was vor allem bedeutet: Alle materiellen Wünsche erfüllt zu haben. "Besorgte Bürger" an der Macht? Egal! Solange ich mein Sushi selbst machen, meine Gäste ausreichend Prosecco schlürfen und wir gemeinsam im Manufactum-Katalog blättern können. Die Menschen haben sich schön eingerichtet, träumen ihre kleinen Konsumträume und sind ansonsten vor allem damit beschäftigt wegzuschauen.

Der unzufriedene Bodensatz, der innerlich entleerte Teil der Menschen kann bei Psychoanalytikern Hilfe suchen, etwa bei Britta in der Praxis „Brücke“. Hier wird jenen geholfen, die sich mit Selbstmordgedanken tragen. Vor allem trennen Britta und ihr IT-Kumpel Babak die Spreu vom Weizen - die unglücklichen Großsprecher von denen, die es ernst meinen. Denn diese können nach einem im Laufe des Romans schonungslos dargelegten Auswahlprozess an Terrorgruppen vermittelt werden, um als Selbstmordattentäter ihrem leeren leben einen letzten Sinn zu gaben. Bombengürtel gegen Walfänger zum Beispiel.

Als die „Brücke“ Konkurrenz erhält, dreht Britta durch und schaltet in den Panikmodus. An Brittas Figur seziert die Psyche der Generation 2020, denn als Zwangsgestörte offenbart sie, wie viel eigene Leere in ihr herrscht, wie sie den Kompass für das Leben verloren hat. Selbst sie, die so viele Suizidwillige wieder ins Leben gebracht hat (die Spreu, die nicht vermittelbar war), kann auf die großen Fragen des Lebens keine eigene Antwort geben: Woher? Wohin? Warum?

Was Juli Zeh so nebenbei an alltäglichen Schreckensvisionen in die Szene fließen lässt, macht den Leser schaudern. Nicht erst mit "Leere Herzen" wendet sie sich bürgerrechtlichen Großthemen zu und vergisst nicht, den Einzelnen in der sich wandelnden Welt zu durchschauen.

„Leere Herzen“ ist spannend, leidet an einer zum Ende hin auffallenden Handlungsüberfrachtung, aber versteht es, den Leser auf unterhaltsame Weise und selten mit dem zwischen den Zeilen mahnenden Zeigefinger daran zu erinnern, dass die Suche nach dem Sinn des Lebens und nach dem Zusammenhalt in der Gesellschaft einfach anstrengend sind.

Lesenswert.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Ungewöhnliches Buch

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Zum Inhalt:
Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. ...

Zum Inhalt:
Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie.
Meine Meinung:
Allein die Story ist schon total ungewöhnlich. Die Gesellschaft "Brücke" möchte man sich irgendwie gar nicht vorstellen, schon gar nicht, dass es so was wirklich geben könnte. Auch die Sichtweisen die die Gründer und Führer der Gesellschaft haben, sind schon für mich zumindest haarsträubend. Die Protagonisten fand ich sehr gut ausgearbeitet und dadurch auch durchaus glaubwürdig erzählt. Der Schreibstil war gut und ist extrem gut lesbar. Zum Teil habe ich allerdings mit der ein oder anderen Abkürzung gehadert und habe lange gebraucht um zu begreifen was gemeint war.
Fazit:
Ungewöhnlich aber gut.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Brücke

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Zusammen mit ihrem Geschäftspartner Babak erbringt Britta erfolgreich ganz besondere Dienstleistungen. In einer Art Praxis führen sie einen 12-Stufen-Plan mit Menschen durch, die selbstmordgefährdet sind. ...

Zusammen mit ihrem Geschäftspartner Babak erbringt Britta erfolgreich ganz besondere Dienstleistungen. In einer Art Praxis führen sie einen 12-Stufen-Plan mit Menschen durch, die selbstmordgefährdet sind. Da Britta und Babak mit ihrer Tätigkeit sehr erfolgreich sind, hat Brittas Mann die Möglichkeit sein Start-up zu lancieren. Gemeinsam mit ihrer Tochter leben sie in ihrem Familienidyll in Braunschweig. Der Politik haben sie schon längst abgeschworen. Ganz anders ist da der Lebensplan von Brittas Freundin Janine und ihrer Familie. Ihr größter Wunsch ist ein Haus auf dem Land, wo sie sich wenigstens teilweise selbst versorgen können.

In einer nahen Zukunft angesiedelt ist der aktuelle Roman von Juli Zeh. Eine Zukunft, die erschreckend realistisch wirkt, in der die Menschen lieber eine Waschmaschine haben wollen als wählen zu gehen. Eigentlich eine blöde Umfrage, aber mit was für einem katastrophalen Ergebnis. Man hat die Freiheit zu wählen, wer einen regieren soll, und man nutzt sie nicht. Kein Wunder, dass das Land in dieser Zukunft von recht seltsamen Gestalten regiert wird. Es scheint als wolle das Volk einen sicheren Rahmen und ansonsten von der Politik nicht behelligt werden. Die Auswüchse in politischen Zielen, zu denen das führt, sind der Menge egal. Noch nicht einmal ein kleiner Anschlag vermag die Leute aufzurütteln. Britta und Babak sind allerdings alarmiert.

Eine schauderhafte Zukunftsversion, die hier vorgestellt wird, ausgehend von den heutigen Tagen, könnte man den Eindruck gewinnen, wir stünden tatsächlich vor einem Wechsel in die Richtung, die eigentlich nur der Phantasie der Autorin entspringen sollte. Allerdings hat sich diese anscheinend eingehend mit der Lage beschäftigt und sich tiefgreifende Gedanken gemacht, wohin das führen könnte. Die schweigende Mehrheit hat geschwiegen und die anderen sind wählen gegangen. Vielleicht aber haben auch die arrivierten Politiker sich unwählbar gemacht, sich zu weit von den wirklichen Problemen des Volkes entfernt. Kann dann eine Britta, mit ihrem Hintergrund, etwas zur Änderung beitragen? Und wäre es eine Änderung zum Besseren? Wird sie alles glauben, was ihr dargelegt wird? Welche Entscheidung wird sie treffen. Was man von diesem Roman mitnehmen kann, muss jeder für sich entscheiden. Doch sollte es sich jeder normal denkende Mensch zur Aufgabe machen, sich über das Mindeste in der Welt zu informieren und sich zu überlegen, ob er die freie Wahl wirklich aufs Spiel setzen möchte.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Leere Herzen

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Lesegrund:
Ich wollte schon lange mal ein Buch von Juli Zeh lesen und der Klappentext ihres neuen Buches klang für mich nach einer neuartigen und interessanten Geschichte.

Handlung:
In diesem Buch ...

Lesegrund:
Ich wollte schon lange mal ein Buch von Juli Zeh lesen und der Klappentext ihres neuen Buches klang für mich nach einer neuartigen und interessanten Geschichte.

Handlung:
In diesem Buch geht es um die Protagonisten Britta Söldner und Babak Hamwi. Die beiden sind Geschäftspartner und haben gemeinsam die "Brücke" gegründet, mit der sie ein lukratives Geschäft mit dem Tod betreiben. Entstanden ist die "Brücke" aus ihrer Resignation und dadurch, dass sie sich nicht mehr für Missstände, in der Gesellschaft, verantwortlich fühlen wollten. Doch eines Tages bekommt ihre Firma unliebsame Konkurrenz und Britta setzt alles daran, diese schnellstmöglich auszuschalten. Kurze Zeit später ist jedoch klar, dass nicht nur die Firma in Gefahr schwebt, sondern auch Britta's und Babak's Leben.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Juli Zeh hat mir gut gefallen. Die Autorin schreibt sehr flüssig und mit einem Blick auf liebevolle Details, was ich schön fand.
Charaktere:
Die Ausarbeitung der Charaktere hat mir ebenfalls recht gut gefallen. Ich konnte mich zwar mit keinem von ihnen identifizieren, oder Sympathien entwickeln, aber das hat mich gar nicht gestört. Was ich jedoch wichtig gefunden hätte, wäre eine etwas deutlichere Entwicklung bei den Charakteren zu merken. Das war, mir persönlich, ein bisschen zu schwach gezeichnet.

Spannung:
Den Spannungsbogen hat Juli Zeh im ersten Teil des Buches sehr gut gehalten. Ich war von der, teilweise leider realistischen, Zukunftsvision gefesselt und ich war stets gespannt, wie die Geschichte weitergehen und letztlich enden würde. Das Ende war, in meinen Augen, etwas zu knapp gehalten, was mir nicht so gut gefallen hat. Ein paar Sätze mehr hätten mir zum Abschluss des Buches mehr Freude gemacht.

Emotionen:
Die Emotionen hat die Autorin, allein schon durch die teilweise, durchaus vorstellbare Zukunftsvision gut dargestellt. Die Inhalte regen auf jeden Fall zum Nachdenken an und manches ist mir auch unter die Haut gegangen, vorallem weil vieles leider gar nicht so abwegig ist. In manchen Momenten hätte ich es jedoch gut gefunden, wenn die Gesellschaftskritik noch etwas mehr zu erkennen, beziehungsweise deutlicher gewesen wäre.

"Leere Herzen" ist ein Roman mit einer spannenden, leider durchaus vorstellbaren Zukunftsvision, der trotz kleiner Schwächen, gute Unterhaltung bietet und zum Nachdenken anregt. Ich gebe diesem Buch 3,5 Rosen, aufgerundet auf 4.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Ein Gesellschaftsroman, der in ein Deutschland blickt, das so ähnlich und doch so anders scheint als das, was wir kennen — spannend wie ein Thriller.

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Juli Zehs Bücher habe ich gefühlt an jeder Ecke auf Instagram gesehen und habe mich immer gefragt, was denn so besonderes an ihren Romanen ist. Bis ich dann eine Rezension zu „Leere Herzen“ gelesen und ...

Juli Zehs Bücher habe ich gefühlt an jeder Ecke auf Instagram gesehen und habe mich immer gefragt, was denn so besonderes an ihren Romanen ist. Bis ich dann eine Rezension zu „Leere Herzen“ gelesen und dann diesen „Oh, das will ich lesen!“-Moment hatte. Zugegeben, der Plot klang schon etwas lächerlich, aber doch auch spannend. Und so zog Zehs „Leere Herzen“bei mir ein. Nach kurzem Anpirschen zog ich das Buch mit aufs Sofa und inhalierte es im wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschichte um Britta und Babaks Unternehmen mit seinem skurrilen Geschäftszweck und den späteren Verfolgungswahn hat mich einfach nur gefesselt. Doch zurück zum Anfang: Es geht um Britta, die mit ihrem mittlerweile besten Freund Babak ein Unternehmen gegründet hat, das seltsamer und kontroverser nicht sein könnte: Und zwar eine Heilpraxis für Selbstmordprävention. Britta absolvierte eine Ausbildung zur Heilpraktikerin, um mit Professionalität über den fragwürdigen Aspekt ihrer Praxis hinwegzutäuschen: Denn ein Großteil der Personen, die sich bei der „Brücke“ melden, absolvieren die nicht immer menschenfreundlichen Methoden, die Britta und Barak entwickelt haben, um sie vom Selbstmord abzubringen, und kehren danach wieder in ihr Leben zurück; doch ein kleiner Teil ist unbelehrbar und nicht von seinem Todeswunsch abzubringen. Diese Menschen werden von Britta und Barak an Organisationen vermittelt, die einen Märtyrer für ihre Sache gebrauchen können, um durch Medienpräsenz mehr Engagement zu erhalten, so beispielsweise Umweltorganisationen oder solche, die sich gegen den Walfang einsetzen. Diese Organisationen geben den Unbeirrbaren sozusagen einen Sinn, etwas, für das es sich zu sterben lohnt. Die Personen, die sich bei der „Brücke“ melden und nach dem Programm übrig bleiben, sterben so also nicht einen „sinnlosen und egoistischen“ Selbstmord, sondern für eine höhere Sache. Britta führt ein Doppelleben; nicht einmal ihr Mann weiß, womit ihre Frau tatsächlich ihre Brötchen verdient. Als es zu einem Attentat kommt und die „Brücke“ plötzlich kurz vor der Enttarnung steht, muss sie klug und vor allem schnell handeln, sonst droht ihr gesamtes Leben zusammenzubrechen.

»Full hands, empty hearts, it’s a suicide world.«
Im Jahre 2025 hat sich die Politik so weit gewandelt, dass eine Organisation wie „Die Brücke“ keineswegs undenkbar erscheint. Juli Zeh lässt einen dystopischen Wind wehen, ihre Protagonistin ist entgegen ihres Berufs nicht der Überzeugung, dass Politik etwas ist, worüber man groß spricht: »Auch wenn sie aus beruflichen Gründen gezwungen ist, Politik in groben Linien zu verfolgen, findet sie nicht, dass man privat darüber reden muss.« Mit einer lebendigen Sprache erzählt Zeh hier die Geschichte rund um Britta Söldner, die jedoch – wie alle Charaktere aus „Leere Herzen“ – irgendwie flach und unfertig erscheint. Die selbsternannte Terrordienstleisterin erscheint fast schon roboterhaft, sie lebt und stirbt für ihre Organisation. Als es dann schließlich zu einer Bedrohung für die „Brücke“ kommt und nicht nur Britta und Babak, sondern auch deren Familien ins Zielfernrohr gelangen, hilft nur noch eins: die Flucht. Von diesem Punkt an wird „Leere Herzen“ fast schon zum Thriller, der Stempel „Roman“ wirkt ein wenig unpassend.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/juli-zeh-leere-herzen