Spannender Umweltkrimi mit Längen
Das EisSean Dawson hat zusammen mit seinem Studienfreund Tom Harding eine alte Walfangstation auf Spitzbergen erworben und sie zu einem Refugium für die zahlende Upperclass gemacht.
Midgard Lodge hat sich zum ...
Sean Dawson hat zusammen mit seinem Studienfreund Tom Harding eine alte Walfangstation auf Spitzbergen erworben und sie zu einem Refugium für die zahlende Upperclass gemacht.
Midgard Lodge hat sich zum Ziel gesetzt, ein Ort zu sein, an dem Wirtschaft und Umwelt verschmelzen, anders gesagt ein Ort „an dem die Versöhnung von Unternehmertum und ökologischer Verantwortung gefördert“ werden, ist doch der Klimawandel ein aktuelles und ernstes Problem, das oft von den Ansprüchen der Wirtschaft überlagert wird.
Die beiden Freunde stehen auf jeweils einer der beiden Seiten, Sean ein wirtschaftlich extrem erfolgreicher Aufsteiger, Tom ein Umweltschützer und ehemaliger Aktivist von Greenpeace.
Bei einer Expedition geschieht ein Unglück und nur einer der beiden kehrt nach Hause zurück.
Vier Jahre später - und das ist der eigentliche Beginn des Buches - wird die Leiche des Vermissten entdeckt.
In der darauf folgenden gerichtlichen Untersuchung sollen die genauen Todesumstände geklärt werden und mit ihnen die Frage, ob und wenn ja wie Sean in Toms Tod involviert war.
-
Ein Roman über Natur, Umwelt, den Klimawandel, Wirtschaft, Politik und Freundschaft. Vieles deckt er ab und bleibt im Verlauf der Handlung wandelbar und vielschichtig.
Begonnen wird die Geschichte mit dem Auftauchen der Leiche Tom Hardings, um dann in Rückblenden parallel zur aktuell fortlaufenden gerichtlichen Verhandlung die Hintergründe des Geschehens zu erläutern.
Ich habe ein wenig gebraucht, um in die Geschichte zu kommen, mit ihr warm zu werden. Der Schreibstil ist erzählhaft, oft etwas verschachtelt und lang.
Die Charaktere werden ausführlich und gut beschrieben, so dass man problemlos ein Bild im Kopf hat von Sean, Tom, ihren Frauen und Freundinnen, den Geschäftspartnern und Bekannten. Bemerkenswert ist auch, wie gut die Autorin es schafft, emotionale Aspekte hinter den Fassaden der Charaktere herauszuarbeiten. Seans Belastungsstörung nach dem Unfall, die Emotionen hinter den Trennungen und Scheidungen, es gelingt wirklich sehr gut, mitfühlen zu können mit den einzelnen Charakteren.
Diese Ausführlichkeit jedoch war im Verlauf der Geschichte bei anderen Aspekten ein großer Stolperstein für mich. Ich habe lange für dieses Buch gebraucht, da die einzelnen Episoden oft langwierig und mühsam zu lesen waren.
Die Handlung an sich ist sehr spannend, vor Allem um den Prozess herum möchte man wissen, wie es weitergeht, verstehen, wie alles zu dem Punkt gelangen konnte, an dem man nun steht.
Aber viele der Rückblenden sind extrem ausführlich, oft - meiner Meinung nach - nicht zwingend notwendig für die Handlung oder das Verständnis der Charaktere und führen dazu, dass das Lesen etwas ermüdend ist.
Zwischen den einzelnen Kapiteln stehen Anekdoten von Arktisexpeditionen, die generell nichts (oder meistens nicht viel) mit den darauffolgenden Abschnitten zu tun haben. Für mich persönlich oft etwas störend, da sie den Fluss der Geschichte mehr unterbrochen denn zusammengehalten haben. Ich bin gegen Hälfte des Buches dazu übergangen, diese Anekdoten nur noch zu überfliegen um festzustellen, ob sie etwas Relevantes für die Handlung bieten - und habe sie erst nach Beenden des Buches noch einmal wirklich gelesen.
Die Handlung selber springt vielschichtig. Von dem Entdecken der Leiche zurück zum Geschehen vor vier Jahren, kurz vor dem Tod Toms. Retour in die Gegenwart, zurück zum Kennenlernen der beiden Männer lange Jahre zuvor, wieder in die Gegenwart und zurück.
Meistens ist es durch Monats- und Jahresangaben ersichtlich, manchmal geschieht ein Sprung so abrupt, dass ich etwas verwirrt war beim Lesen der ersten Sätze und mich einfinden musste in das „was wann wie wo“.
Diese Vielschichtigkeit des Buches findet sich ebenfalls wieder in den zentralen Themen Umwelt, Wirtschaft und Freundschaft. Speziell zum Ende des Buches ist es spannend zu sehen, wie die Autorin die verschiedenen Fäden zusammenführt und sich die offenen Fragen klären.
Ein an sich sehr spannendes Buch mit einem wichtigen Thema, dass einen emotional durchaus mitnimmt - jedoch oft sehr langatmig und sperrig wirkt.