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Veröffentlicht am 18.04.2018

In ihrem aktuellen Sommerroman entführt und Petra Schier wieder einmal nach Lichterhaven, in den entzückenden kleinen Ort am Meer

Vier Pfoten am Strand
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Als der Künstler Ben Brungsdahl nach Lichterhaven kommt, möchte er dort eigentlich nur in Ruhe arbeiten, aber dann macht ihm sein Hund einen Strich durch die Rechnung. Boss ist eine amerikanische Bulldogge, ...

Als der Künstler Ben Brungsdahl nach Lichterhaven kommt, möchte er dort eigentlich nur in Ruhe arbeiten, aber dann macht ihm sein Hund einen Strich durch die Rechnung. Boss ist eine amerikanische Bulldogge, und er hat in seinem jungen Leben schon Schlimmes erlebt. Ben nahm ihn bei sich auf, weil ihm der Hund leid tat, aber dass es so schwierig sein würde, hatte er sich nicht vorgestellt. Boss hat kein Vertrauen zu den Menschen, denn zu oft wurde er schon enttäuscht oder gequält. Da Ben sich mit der Erziehung des sturen Vierbeiners nicht mehr zu helfen weiß, engagiert er die Hundetrainerin Christina. Sie gewinnt nicht nur das Herz des Hundes, sondern nimmt plötzlich auch in Bens Leben und Gedanken immer mehr Raum ein.

Dies ist nicht der erste Lichterhaven-Roman, denn schon im Sommer 2016 habe ich „Körbchen mit Meerblick“ gelesen, und auch dieses Buch spielt in dem fiktiven Ort am Meer. Die Wahl eines Schauplatzes für mehrere Bände und die Verknüpfung verwandtschaftlicher oder freundschaftlicher Verhältnisse in mehreren Romanen, das ist bei Petra Schier schon so etwas wie ein Markenzeichen. Mir gefällt das sehr, denn beim Lesen ist es fast so, als würde man gute alte Freunde besuchen. Der kleine Ort ist schon vertraut, und auch viele der Charaktere in diesem Roman kannte ich bereits vom vorherigen Band. Auch in „Körbchen mit Meerblick“ war ein Hund die „Hauptperson“, und Schoki ist hier ebenfalls wieder mit von der Partie.
Die wichtigste Rolle spielt aber diesmal Boss, und er hat seinen Namen mit der Tat, denn wenn er mit Ben unterwegs ist, weiß man nicht, wer hier eigentlich wen an der Leine führt. Boss ist in der Handlung kein niedlicher kleiner Welpe mehr, wie auf dem Cover abgebildet, sondern er befindet sich gerade in der Hunde-Pubertät. Mit seinen fünfzig Kilo wirft er sein Herrchen mit Leichtigkeit um, was Ben so gar nicht gefällt. Zum Glück ist Christina nicht nachtragend, denn die erste Begegnung zwischen der Hundetrainerin und Ben fällt alles andere als liebenswürdig aus.

Zugegeben, eine amerikanische Bulldoge wäre nicht der Hund meiner Wahl, schon der Größe wegen. Würde mir ein Hund wie Boss begegnen, würde ich respektvollen Abstand halten. In diesem Roman bekommt er aber eine eigene Stimme. In vielen Kapiteln ist Boss der Ich-Erzähler und erklärt, wie er die Welt und die Menschen sieht. Das ist mit so viel Einfühlungsvermögen und so liebenswert geschrieben, dass ich den großen, tollpatschigen und etwas stürmischen Hund sehr schnell ins Herz geschlossen habe. Auch die menschlichen Protagonisten dieses Lichterhaven-Romans sind wieder sehr sympathisch, und man kann sich wunderbar in die verschiedenen Situationen hineinversetzen. Es ist, als würde man den Sommer am Meer selbst miterleben. Entsprechend leidet man in diversen Momenten auch direkt mit, und ich muss zugeben, dass ich am Ende sogar ein paar Tränen vergossen habe, was zeigt, wie tief ich emotional in die Handlung eintauchen konnte. Großes Kompliment an die Autorin, die es mit tollen Charakteren, spannenden Handlungsfäden und einem herzlichen, humorvollen Schreibstil regelmäßig schafft, mich mit ihren Romanen zu fesseln und in ihre fiktiven Welten mitzunehmen.
Es ist mir nicht leicht gefallen, mich von Boss, Ben und Christina zu verabschieden. Aber es gibt einige Hinweise im Buch, dass es sicher ein freudiges Wiedersehen in Lichterhaven geben wird, und darauf bin ich schon riesig gespannt!

Veröffentlicht am 15.04.2018

Das Licht muss über die Finsternis siegen!

Rabenschwarze Beute
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Dies ist bereits der neunte Alpenkrimi von Nicola Förg. Ich verfolge diese Krimireihe schon seit einiger Zeit, genau genommen seit der fünfte Band erschienen ist, und die beiden Kommissarinnen Irmi Mangold ...

Dies ist bereits der neunte Alpenkrimi von Nicola Förg. Ich verfolge diese Krimireihe schon seit einiger Zeit, genau genommen seit der fünfte Band erschienen ist, und die beiden Kommissarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl, zwei völlig unterschiedliche Charaktere, sind mir in dieser Zeit schon recht vertraut geworden. Die beiden Frauen und ihr Team sind natürlich immer mit von der Partie, und es fließen auch immer private Ereignisse und Gedanken mit in die Handlung ein, aber die Bände lassen sich trotzdem jederzeit einzeln lesen, weil jedes Buch eine abgeschlossene Handlung hat. Die privaten Entwicklungen sind nicht so gravierend, dass es stören würde, wenn man die Reihenfolge nicht strikt einhält.
Da sich diesmal Irmis und Kathis gesamte Abteilung, unter dem Motto „Teamspirit“, zu einem Hütten-Wochenende trifft, lernt man die einzelnen Charaktere besser kennen. Nicola Förg hat sie alle sehr ausführlich und lebendig beschrieben.
Die Ermittlungsarbeiten drehen sich in dieser Folge gleich um zwei mysteriöse Todesfälle, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, aber nach und nach ergeben sich doch Anhaltspunkte zu Verbindungen. Lange Zeit tappen die Ermittlerinnen im Dunkeln, und auch ich muss gestehen, dass ich fast bis zuletzt keine Ahnung hatte, worauf das alles hinauslaufen würde.
Spannend waren bisher alle Folgen, aber diese hat mich besonders stark berührt, was weitgehend daran lag, dass es hier unter anderem um das Schicksal eines Kindes geht.
Wie man es von der Autorin kennt, widmet sie sich in ihrem Krimis immer auch einem Umwelt-Thema, das in irgend einer Form mit dem Kriminalfall verknüpft ist. Diesmal geht es um den Vogelschutz. Nicola Förg lässt stets viele Informationen zum entsprechenden Thema in die Handlung einfließen, so dass ihre Romane nicht nur kurzweilig und fesselnd sind, sondern auch immer viel Lehrreiches enthalten. Gerade hier, zu den Zusammenhängen zwischen Vogelschutz und Architektur, habe ich sehr viel Neues erfahren.
Wie bereits oben erwähnt, hat das Buch den Untertitel „Alpenkrimi“, fällt also unter die Kategorie Regionalkrimis. Dass die Handlung im Raum Allgäu und Oberbayern spielt, macht sich bei der Sprache bemerkbar. Mundart-Begriffe und bayerische Redensarten setzt die Autorin sehr gekonnt ein, was dem Roman einerseits Atmosphäre verleiht, aber doch so sparsam Anwendung findet, dass die Verständlichkeit auch für Nicht-Bayern gewährleistet ist.
Wer hier einen „Landhaus-Krimi“ erwartet, wird jedoch schnell feststellen, dass „Rabenschwarze Beute“ alles andere als beschaulich und gemütlich ist. Dies ist ein eher ernster, tiefsinniger Krimi mit vielschichtiger Handlung und eindringlichen Schilderungen. So dramatisch wie sich die Handlung entwickelt, da tun sich dunkle Abgründe der menschlichen Seele auf. Ein Buch, das einen nicht mehr loslässt!

Veröffentlicht am 11.04.2018

Sehr spannender vierter Teil

Tod im Höllental
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November 1416 in Freiburg: Noch wohnt Serafina im Beginenhaus, aber schon in wenigen Tagen wird sie den Stadtarzt Achaz heiraten. Eine Reihe folgenschwerer Ereignisse führt jedoch dazu, dass Serafina sich ...

November 1416 in Freiburg: Noch wohnt Serafina im Beginenhaus, aber schon in wenigen Tagen wird sie den Stadtarzt Achaz heiraten. Eine Reihe folgenschwerer Ereignisse führt jedoch dazu, dass Serafina sich wieder einmal in Gefahr begibt. Diesmal ist es jedoch nicht aus Neugierde oder Spürsinn, sondern die Sorge treibt sie an. Dabei gerät sie wieder in waghalsige Situationen, und nicht nur ihr Leben ist in Gefahr, sondern sie muss auch um die Sicherheit der Menschen fürchten, die ihr am Herzen liegen.
Da dies bereits der vierte Band mit Serafina und Achaz ist, sind mir die Protagonisten schon sehr vertraut; sympathisch waren sie mir von Anfang an. Aber auch die Nebencharaktere sind sorgfältig ausgearbeitet, so dass man sich alle bildlich vorstellen kann und einen guten Eindruck von ihnen bekommt.
Der Spannungsbogen baut sich im ersten Drittel der Geschichte kontinuierlich auf und bleibt dann bis zum Ende auf einem sehr hohen Level. Gefallen haben mir alle Serafina-Folgen, aber dies ist für mich der bisher spannendste Teil. Für mich ist immer wieder erschütternd, wie sehr die Menschen im Falle eines Verbrechens damals auf sich gestellt waren.
Obwohl die vier bisher erschienenen Bände aufeinander aufbauen und es auch sinnvoll ist, von Anfang an zu erfahren, wie sich alles entwickelt hat, kann man doch durchaus auch jeden Band für sich lesen, denn die Kriminalhandlung ist in sich abgeschlossen. Auch gibt die Autorin immer zwischendurch Hinweise zu wichtigen Details aus dem früheren Leben Serafinas, so dass man zumindest grob informiert ist, wenn man die vorherigen Bücher nicht gelesen hat.
Ich kann die ganze Reihe empfehlen, und dieser vierte Band hat es ganz besonders in sich. Serafina ist eine starke, kluge Frau, die ihr unbedingt kennenlernen solltet.

Veröffentlicht am 08.04.2018

Ein fesselndes Finale

Man trifft sich stets zweimal (Teil 2)
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Dies ist die zweite Hälfte des Staffelfinales und zugleich der zwölfte Band aus Mila Roths Agentenserie „Spionin wider Willen“. Ich empfehle dringend, erst die vorherigen Bände zu lesen, denn es würden ...

Dies ist die zweite Hälfte des Staffelfinales und zugleich der zwölfte Band aus Mila Roths Agentenserie „Spionin wider Willen“. Ich empfehle dringend, erst die vorherigen Bände zu lesen, denn es würden wichtige Details fehlen, wenn man erst beim Finale einsteigt. Ich habe die Geschichte um Janna und Markus von Anfang an verfolgt und bin froh, dass ich keine Folge ausgelassen habe, denn wenn man alle Bände liest, wird es einfach eine runde Sache. Es ist gar nicht so einfach, eine Rezension zum Finale zu schreiben, ohne dabei zu spoilern. Mehr als der Klappentext erzählt, möchte ich hier auch gar nicht zur Handlung sagen. Janna hat in der elften Folge einen schweren Verlust erlitten, an dem sie auch ein Vierteljahr danach noch schwer zu knabbern hat. Die Verbindungen zum Institut wurden aus Sicherheitsgründen weitgehend abgebrochen, doch dann steht eines Tages ein Fremder vor ihrer Haustür und bittet Janna eindringlich um Hilfe. Sie soll noch einmal für das Institut tätig werden. Dann überschlagen sich die Ereignisse...
Bisher fand ich alle Folgen sehr spannend, und es war noch keinen Moment langweilig, aber diesmal erwartet die Fans die aufwühlendste, überraschendste und packendste Folge überhaupt! Es ist nicht nur das Finale, sondern es ist wahrlich die Krönung der ganzen Staffel, mit der sich die Autorin selbst übertroffen hat. Janna muss über ihre eigenen Grenzen hinausgehen; es wird ihr viel Mut abverlangt. Auch kommen diesmal starke Emotionen ins Spiel, und ich muss gestehen, dass ich so intensiv in die Handlung eingetaucht bin und mitgefiebert habe, dass ich mehrmals ein paar Tränen verdrücken musste.
Die Charaktere sind weitgehend schon aus den vorherigen Folgen bekannt, aber an einigen entdeckt man diesmal ganz neue Seiten.
Ich könnte noch so weiter schwärmen, aber ich kann nur wärmstens empfehlen, die ganze Staffel selbst zu lesen, denn hier wird fesselnde Unterhaltung vom feinsten geboten, und ist man mit einer Folge fertig, fiebert man richtiggehend der nächsten entgegen. Glücklicherweise ist dies aber nur das Ende der ersten Staffel, und die zweite folgt bestimmt. Ich kann es kaum erwarten!

Veröffentlicht am 28.03.2018

Kinder des Meeres

Kinder des Meeres
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Alles beginnt 1509 in Portsmouth mit einem tragischen Unglück, das sich während der Festlichkeiten, anlässlich des Stapellaufs der Mary Rose, ereignet und das die Werftkinder Fenella, Anthony und Sylvester ...

Alles beginnt 1509 in Portsmouth mit einem tragischen Unglück, das sich während der Festlichkeiten, anlässlich des Stapellaufs der Mary Rose, ereignet und das die Werftkinder Fenella, Anthony und Sylvester nie vergessen werden. Besonders Anthony, der Hochbegabte, ist den Menschen unheimlich, was sie ihn auch Jahre später immer wieder spüren lassen. Er ist ein Genie, wenn es darum geht, Schiffe zu entwerfen und zu bauen. Mit seinen Fähigkeiten gewinnt er auch das Interesse des Königs, und Henry VIII. möchte ihm die Mary Rose, sein Lieblingsschiff, zur Überholung anvertrauen. Aber es kommt anders, denn immer wieder schlägt dem jungen Mann Neid und Feindschaft entgegen. Fenella und Sylvester, seine besten Freunde, sind stets für ihn da, aber auch sie können ihn nicht gegen den offenen Hass schützen, der ihm so oft entgegengebracht wird. Auch gibt es eine Sache, welche die Dreierfreundschaft überschattet, denn Anthony und Sylvester erkennen, dass sie beide in Fenella verliebt sind.

Sie sind zu dritt und lieben sich gegenseitig mehr als ihr Leben, und doch sind sie so unterschiedlich. Anthony macht es einem nicht leicht, ihn gern zu haben, im Gegensatz zu den beiden anderen Werftkindern, die eine geradezu unerschütterliche Liebe in ihrem Herzen haben, nicht nur zueinander, sondern der ganzen Menschheit und dem Leben gegenüber. Anthony ist der Besondere unter ihnen, ein Genie, das seiner Sache stärker zugetan ist als jedem Sterblichen.
Während er der Dunkle ist, wirkt Sylvester dagegen wie eine Lichtgestalt. Er ist zu gut für die Welt, und er ist unerschütterlich in der Liebe zu seinen Freunden. Fenella steht zwischen den beiden ungleichen Männern, die beide ihre Freunde sind und von denen sie einen liebt: Anthony. Vielleicht könnten sie sich arrangieren und glücklich sein, wären da nicht die Umstände, die ihnen das Leben schwer machen. Das Schicksal fordert große Opfer von den Freunden und hält, neben emotionalen Höhenflügen, auch schwärzeste, tiefste Abgründe für sie bereit, und irgendwann tauchen Zweifel auf. Aber nicht immer ist das Offensichtliche auch die Wahrheit.

Charlotte Lyne spielt meisterhaft mit Worten. Sie baut filigrane und wunderschöne Kunstwerke daraus. Es ist ihre unverwechselbare Sprache, die mich gefesselt hat und die den Roman zu etwas ganz Besonderem macht. Gerade wenn es darum geht, Emotionen zu beschreiben, gelingt ihr dies meisterhaft.
In die phantastische Geschichte um ihre drei Werftkinder hat die Autorin sehr viele geschichtliche Tatsachen verwoben, so ist man ein stiller Beobachter Henrys VIII, man begleitet ihn durch seine sechs Ehen. Besonders über Anne Boleyn, ihre Ansichten und Beweggründe und über ihr Schicksal, erfährt man einiges. Man macht Bekanntschaft mit interessanten historischen Charakteren, wie beispielsweise mit Thomas Cranmer, und man lernt, Verständnis für die Handlungen des Königs aufzubringen.

Während man diesen Roman liest, erfährt man viel Schreckliches, das sich die Autorin jedoch, im Gegensatz zu ihren fiktiven Werftkindern, nicht ausgedacht hat, sondern das zur damaligen Zeit durchaus so oder ähnlich geschehen ist. Die Ereignisse wühlen auf und verlangen dem Leser viel Verständnis ab. Manchmal habe ich gezweifelt, wo mich die Handlung hinführen wird, und über einige Wendungen in der Geschichte war ich auch traurig, aber letztendlich hat sich alles stimmig gefügt, so dass ich am Ende das Buch zufrieden, wenn auch mit leisem Bedauern, zuklappen konnte.