Allgemeines:
Palace of Glass – Die Wächterin ist als erster Teil einer Trilogie am 19.03.2018 als Paperback mit 416 Seiten bei Penhaligon erschienen. C. E. Bernard ist das Pseudonym der deutschen Autorin Christine Lehnen.
An der Palace of Glass-Trilogie ist aufällig, dass die beiden Folgebände innerhalb der nächsten vier Monate erscheinen und die Trilogie innerhalb kürzester Zeit beenden werden. Palace of Silk – Die Verräterin, der zweite Band, erscheint bereits Ende Mai 2018. Der abschließende Band der Trilogie, Palace of Fire – Die Kriegerin, erscheint dann am 23.07.2018. Man könnte das zum einen als positiv, aber zum anderen auch als Kritikpunkt werten. Sowohl für den Leser also für die Autoren hat es Vor- und Nachteile, wenn zwischen den Erscheinungsdaten der Bände einer mehrteilig angelegten Reihe ein wenig Zeit vergeht. Aber dazu mehr in meiner nachfolgenden Rezension.
Inhalt:
„Stellen Sie sich vor…
London wäre ein Ort, an dem Tugend und Angst regieren. Ein hartes Gesetz untersagt den Menschen, die Haut eines anderen zu berühren. Denn die Bevölkerung und insbesondere das Königshaus fürchten die Gefahr, die von den sogenannten Magdalenen ausgeht – Menschen, deren Gabe es ist, die Gedanken anderer durch Berührung zu manipulieren. Die junge Rea zeigt so wenig Haut wie möglich. Einzig während illegaler Faustkämpfe streift sie ihre Handschuhe ab. Doch wie kommt es, dass die zierliche Kämpferin ihre körperlich überlegenen Gegner stets besiegt? Und warum entführt sie der britische Geheimdienst? Bald erfährt Rea, dass sie das Leben des Kronprinzen beschützen muss. Doch am Hof ahnt niemand, dass sie selbst sein größter Feind ist.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)
Meine Meinung:
Wie bereits im allgemeinen Teil meiner Rezension erwähnt, ist Palace of Glass eine Reihe, deren Teile in sehr kurzen Abständen zueinander erscheinen. Auf der einen Seite ist das für den Leser toll. Jeder von uns kennt doch dieses Gefühl, das einen nach einem guten Buch befällt – man will weiterlesen und kann einfach nicht. Bei Palace of Glass wird das Weiterlesen vereinfacht. Man muss nur jeweils zwei Monate auf die Folgebände warten. Kein ganzes Jahr wie bei vielen großen Reihen. Oder noch länger – bis hin zu den Folgebänden, die Jahre auf sich warten lassen oder letztendlich vielleicht gar nicht erscheinen (, Herr Martin???). Aber genau dieses Warten empfinde ich auch als schön. Als besonders. Als Zeichen dafür, dass ich ein Buch in Händen halte, in dem Zeit steckt. In dem eventuell sogar Kritik, die wir als Leser hervorgebracht haben, berücksichtigt wird. Als Zeichen, an dem wir eine Entwicklung der jeweiligen Autoren feststellen können. Charaktere, die über Jahre gewachsen und uns über die Zeit ans Herz gewachsen sind. Zu denen wir immer wieder zurückkehren können. Selbstredend kann in einer kurz hintereinander erscheinenden Reihe genauso viel Herzblut, Arbeit, Zeit und umgesetzte Kritik (durch Testleser, etc.) stecken. Sie ist schlicht und ergreifend weniger präsent für uns Leser. Aus all diesen genannten Gründen bin ich wirklich gespannt auf die Entwicklung zwischen den einzelnen Bänden von Bernards Reihe. Als anspruchsvolle Leserin möchte ich sie sehen. Und ich glaube, das werde ich.
Bevor ich mit der Lektüre von Palace of Glass begann, hatte ich schon sehr viel über das Buch gehört. Es wird in den sozialen Medien, aber auch vom Verlag selbst, immens beworben, ist quasi omnipräsent. Ich habe versucht, mich davon während des Lesens nicht beeinflussen zu lassen und mir (wie immer) meine eigene Meinung über den Inhalt zu bilden.
Die Grundidee des Buches, dass Berührungen unter Menschen aus bestimmten Gründen verboten sind, ist nicht neu. Und auch die Tatsache, die bereits im Klappentext erwähnt wird, dass dies aus dem Grund geschieht, dass einige Menschen Gaben besitzen, vor denen andere Menschen Angst haben, nicht. So etwas gibt es, so etwas habe ich schon oft gelesen. So weit so gut. Bernard hat jedoch aus dieser nicht ganz neu wirkenden Grundidee einen Plot entwickelt, den ich so noch nicht gelesen habe. Sie entwickelt ihre Welt detailliert, greifbar und glaubwürdig.
Die Lebensart der Menschen wirkt zunächst merkwürdig, ja beinahe skurril. Nach und nach liest man sich in ihre Sitten und Gewohnheiten ein, versteht die Diskrepanz zwischen einer modernen Welt und einem rückständigem Verhalten, das auf den ersten Blick so ungewohnt erscheint. Zu Beginn musste ich manchmal ein wenig schmunzeln. Bernard beschreibt die Maßnahmen, die die Menschen ergreifen, um sich nahezu nicht berühren zu können, sehr genau. Ich will euch in diese Richtung nicht zu viel verraten, aber wenn man sich das ganz bildlich vorstellt, dann wirkt es relativ kompliziert. Schauspieler hätten es bei einer filmischen Umsetzung vermutlich nicht ganz leicht…
Einige Beschreibungen prasseln vor allem zu Beginn des Buches in einem eher strapaziösen Ausmaß auf den Leser ein. Bernard will etwas zu viel, an Stellen, an denen weniger genau richtig gewesen wäre. Die Informationen sind dennoch interessant, bilden sie doch ein komplexes Worldbuilding und viele gute Gedanken, die hinter der Geschichte stecken, ab. Dabei bleibt jedoch eine Identifikation mit Protagonistin Rea in meinen Augen weitestgehend aus. Sie wirkt auf mich an vielen Stellen etwas zu weinerlich und gar nicht so stark wie beschrieben.
Insgesamt nimmt Palace of Glass mit fortschreitender Handlung aber an Fahrt auf und überwindet die ein oder andere Länge des Buches. Es ist spannend, komplex und macht Lust auf mehr. Für mich ist es jedoch noch kein 4- oder 5-Herzen-Buch. Es gibt in meinen Augen zu viele (kleine) Kritikpunkte, weshalb der erste Teil der Trilogie noch keine so hohe Bewertung verdient hat. Aus den oben genannten Gründen bin ich gespannt, ob im zweiten Band eine Entwicklung festzustellen ist. Ich bin mir sicher, Bernard hat das Potential dazu!
Fazit:
Bernard hat viel Potential und ich habe den Auftaktband ihrer Trilogie gerne gelesen. Ich bin gespannt, ob sie ihr Potential im nächsten Band der Trilogie ausschöpfen wird. Im Mai wissen wir mehr!