Was wollen wir wirklich wissen? Erwartungshaltung: heftig. UND heftig gut
Auster und KlingeWas wollen wir wirklich wissen?
Erwartungshaltung: heftig. UND heftig gut
Treffen sich zwei Männer in einer Bar. Nein, kein Beginn eines Witzes, sondern der eines wilden Ritts, denn Georg und Victor ...
Was wollen wir wirklich wissen?
Erwartungshaltung: heftig. UND heftig gut
Treffen sich zwei Männer in einer Bar. Nein, kein Beginn eines Witzes, sondern der eines wilden Ritts, denn Georg und Victor haben natürlich auch eine Vorgeschichte. Victor ist frisch aus dem Knast, dreizehn Monate für die erste Tat, zumindest die erste, bei der er erwischt wurde. Einbrecher ist er, kein Räuber, das ist ihm wichtig. Jetzt hat er Ärger mit Ehefrau Sina, die nichts ahnte, und braucht eine Wohnung. Georg bietet ihm spontan Obdach. Ein erfolgreicher Maler war er, dann lieber...was? Aktionskünstler? Victor träumt von einem eigenen Restaurant. Und Georg bietet ihm einen Deal an, wenn, ja wenn er ihm das Handwerk beibringt.
Dieses Buch ist der absolute Hammer, wenn man es lässt. Dafür sollte man sich von den beiden Männern abholen lassen auf Ebene ihrer Moralvorstellungen, sich einfach darauf einlassen können, und nicht von Beginn an sagen: Der lügt oder der hat gestohlen. Ein anständiger Erwachsener würde ja auch Pipi Langstrumpf nicht allein wohnen lassen, als Geschichte hingegen akzeptiert er genau das. Dazu ist einiges am Text etwas drastisch. Georg hat Metzger gelernt, und er berichtet. Das wird nicht, sorry für das Wortspiel, ausgeschlachtet, aber sachlich beschrieben. Nun bin ich kein Vegetarier, aber schon der Ansicht, dass man sich dessen bewusst sein sollte,was man da isst. Das scheint auch die Ansicht von Georg zu sein, allerdings ziehen er und ich daraus unterschiedliche Konsequenzen.
"Auster und Klinge" ist ein anspruchsvoller Roman mit grandios bildhafter Sprache, jedoch setzt Autorin Lilian Loke diese oft mit bissigem Zynismus ein und mit überbordenden Beschreibungsketten, man kann es willkürlich herausgreifen: "Sie waren beide grimmige Kinder, zu alt für ihr Alter ..." S. 198 oder "Werd endlich erwachsen, Doro, dir fehlt es an Reife - ehrlich, was ist Reife schon anderes als ein Zustand kurz vor der Fäule?" S. 190. Loke ist bissig, ihr Georg will, dass die Menschen genau hinsehen, auch wenn es wehtut - und somit schreibt auch seine Schöpferin oft so, da, wo es um Georgs Aktionen geht. Damit wirkt er, der ewige Protestler, weniger vernünftig als der gewohnheitsmäßige Einbrecher mit seiner Moral. DAS muss man erst einmal hinbekommen!
Sehr unterhaltsam, als Krimileser empfand ich die Drastik logischerweise weniger = 5 Sterne Was für ein verrücktes Zeug!!