Einzigartig, spannend und faszinierend, ein Must-Read
Meine Meinung:
Wo soll ich bei diesem Buch blos anfangen? Wie soll ich beschreiben was diese Geschichte in mir bewegt hat? Nevernight ist kalt, heiß, brutal, sinnlich, bewegend, hässlich, wunderschön und ...
Meine Meinung:
Wo soll ich bei diesem Buch blos anfangen? Wie soll ich beschreiben was diese Geschichte in mir bewegt hat? Nevernight ist kalt, heiß, brutal, sinnlich, bewegend, hässlich, wunderschön und noch einiges mehr. Ich will versuchen euch irgendwie meine Gedanken näher zu bringen, daher verzeiht mir, dass es etwas länger wird.
"Schnell wie eine Lüge", "still wie die Pest"
Fangen wir einfach am Anfang an. Der Beginn dieses Buches ist faszinieren wie verwirrend zugleich. Wir erleben den Tag an dem Mia ihren ersten Mord begeht aus zwei unterschiedlichen Perspektiven und unterschiedlichen Zeitlinien heraus die durch sich wiederholende Sätze und Wordbuilding miteinander verbunden sind. Schnell wird klar: Dieses Buch ist sprachlich etwas ganz Besonderes, auch wenn ich sagen muss, dass ich zunächst hochgradig verwirrt war. Auch an die Fußnoten musste ich mich erst gewöhnen. Zwar bin ich aus dem Studium heraus natürlich mit Büchern mit Fußnoten vertraut, aber hier waren sie doch ungewöhnlich. Das Buch ist nämlich von einem unbekannten Erzähler geschrieben, der in besagten Fußnoten immer wieder Dinge zu der Welt von Nevernight erläutert oder auch einfach nur seinen Senf dazu gibt. Dabei zeigt dieser Erzähler ein erstaunliches und amüsantes Maß an Sarkasmus und Bissigkeit.
Allgemein ist das Wortbuilding und der Schreibstil dieses Buchs überaus faszinierend und mit nichts vergleichbar was ich bisher gelesen habe. Zum einen ist er sehr schonungslos. Der erste Satz z.B. ist „Wenn Menschen sterben, scheißen sie sich oft in die Hosen.“ Diese ungeschönten ehrlichen Schilderungen der Dinge ziehen sich über das ganze Buch und damit auch über die zahlreichen auch brutaleren Szenen hinweg. Wirklich einzigartig und grandios macht den Schreibtstil aber die Verwendung von zahlreichen Metaphern, die auf den ersten Blick ziemlich seltsam klingen, aber beim zweiten darüber Nachdenken gar nicht treffender sein könnten wie z.B „schnell wie eine Lüge“ oder „still wie die Pest“
„Je heller das Licht, desto dunkler die Schatten.“
Doch nicht nur die Sprache ist einzigartig und fesselnd zugleich, nein auch der Weltenentwurf überzeugt mit einer Idee, die mir bisher noch nie untergekommen ist: in der Welt von Nevernight gibt es nämlich drei Sonnen. (Ich googelte erstmal ob es das wirklich geben kann und tatsächlich gibt es in fernen Sternensystemen durchaus Planeten die um zwei oder sogar drei Sterne kreisen, wieder was gelernt). Durch diese ungewöhnliche Konstellation scheint zwei ganze Jahre lang immer mindestens eine Sonne und es wird nie richtig dunkel. Lediglich im einer Nacht alle zwei Jahren gehen alle drei Sonnen unter und es herrscht Dunkelheit.
Für eine Protagonistin deren Gabe es ist Schatten zu manipulieren ist dies natürlich eine ungewöhnliche, aber dafür umso spannendere Umgebung.
„Sie ist keine Heldin. Sie ist eine Frau, die Helden fürchten.“
Und die Genialität dieses Buches geht auch bei den Charakteren weiter. Mia ist eine facettenreiche und spannende Protagonistin. Sie ist eine interessante Antiheldin, die wie eigentlich das ganze Buch sich in einer moralischen Grauszone bewegt. Auf der einen Seite kann sie kaltherzig und skrupellos jemanden ermorden, auf der anderen Seite zeigt sie Mitgefühl und Loyalität denen gegenüber, die ihr etwas bedeuten. Sie ist eine starke, kämpferische Protagonistin, deren Badass Faktor in den Folgebänden sicherlich noch steigen wird (aber auch in diesem Band schon sehr hoch ist)
Auch die Nebencharaktere konnten mich mit Individualität überzeugen und selbst die unsympathischen habe ich ins Herz geschlossen. Umso schockierter war ich, als sich zum Ende zeigte, dass auch vermeintlich wichtige Charaktere nicht vorm Tod sicher sind.
Ich könnte jetzt wohl noch stundenlang weiter von diesem Buch schwärmen, könnte euch erzählen wie absolut und durchweg spannend die Handlung ist, wie überraschend einige Wenden kamen und wie sehr mir manche Fragen noch unter den Nägeln brennen. Aber da ihr es immerhin bis hier her geschafft habt (Hut ab und danke fürs Lesen) will ich euch nicht weiter zutexten und einfach mit einem der wunderschönen Buchzitaten enden:
„Die Bücher, die wir lieben, erwidern unsere Liebe. Und so, wie wir unsere Spuren auf ihren Seiten hinterlassen, hinterlassen auch sie ihre Spuren in uns."
Nevernight die Prüfung, Jay Kristoff, Fischer Tor, S. 398
Fazit:
Dieses Buch ist ein Meisterwerk und ihr könnt euch sicher sein, dass ich dieses Wort nicht inflationär einsetze. Der Weltenentwurf ist faszinierend, Mia eine tolle Badass Protagonistin und der Sprachstil einzigartig und grandios. Ein heißer Kandidat auf den Titel „Jahreshighlight“