Cover-Bild Die Protestantin
10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: edition oberkassel
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 600
  • Ersterscheinung: 06.2014
  • ISBN: 9783943121490
Gina Mayer

Die Protestantin

Kaiserswerth im Jahre 1822. Johanne hat nur einen großen Wunsch: Sie möchte der Armut entkommen und ihr trostloses Elternhaus verlassen. Doch der protestantische Pfarrer Theodor Fliedner erkennt ihre Klugheit und Reife. Er ermutigt sie, ihm in seiner Gemeinde zu helfen. Dabei ist schnell offensichtlich, dass Johanne die ideale Gattin für den ehrgeizigen Pastor wäre. Sie aber lehnt eine Ehe ab und wählt die Freiheit. Fliedner und Johanne bleiben enge Vertraute, verbunden durch ihren Glauben und die Vorbereitungen zur Gründung des ersten Diakonissenhauses in Kaiserswerth.
Johannes Hoffnung, ihre jüngere Schwester Catharine, die zu ihr zieht, würde sich ebenso stark in der Kirche wiederfinden wie sie selbst, wird enttäuscht. Catharine geht ihren eigenen Weg. Mit ihrem Geliebten stürzt sie sich 1848 in die Revolution. Zwischen den Schwestern entbrennt ein heftiger Kampf um die persönlichen Überzeugungen. Erst ihre gemeinsame Pflegetochter Magdalena scheint erfolgreich darin zu sein, Glaube, Liebe und politische Überzeugung in Einklang zu bringen.

(Der Roman wurde für die Neuauflage von der Autorin völlig neu überarbeitet!)

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Frauenbild im Umbruch

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ohanne König lebt mit ihrer Mutter, dem trunksüchtigen Vater und ihren beiden Brüdern Heiner und Theodor in der Kuhstraße in Kaiserswerth bei Düsseldorf. Später bekommt sie noch eine kleine Schwester, ...

ohanne König lebt mit ihrer Mutter, dem trunksüchtigen Vater und ihren beiden Brüdern Heiner und Theodor in der Kuhstraße in Kaiserswerth bei Düsseldorf. Später bekommt sie noch eine kleine Schwester, Catharine. Der bisherige Pastor hat seinen Aufgabenbereich verlassen und nun kommt ein neuer junger Pastor, Theodor Fliedner, der sich in ganz besonderer Weise für die Gemeinde einsetzt. Er gründet das erste Diakonissenhaus, dem viele weitere folgen werden. Johanne, die sich in ganz besonderer Weise zu dem protestantischen Pfarrer hingezogen fühlt, lehnt aber seinen Antrag ab und wählt die Freiheit ohne Mann.

Catharine, die bei einer Freundin ihrer Schwester aufwächst, hilft, als sie größer wird, ebenfalls im diakonischen Dienst. Sie verliebt sich in einen Pfarrer, Gustav Winkels, der aber später seinen Glauben aufgibt und sich in die Revolution stürzt. Catharine sucht im fernen Amerika ihr Glück.

Magdalena, ein "Waisenmädchen", das ihre Mutter nach ihrer Geburt zu Catharine gebracht hatte, wächst zuerst im Waisenhaus und dann bei Catharine und Johanne auf. Zusammen geht sie mit Catherine nach Amerika um dort ihr Glück zu finden. Als der jungen Frau der Fotograf Heinrich Hoffmann begegnet, löst sie ihre Verlobung und bleibt in Deutschland, wo sich gerade alles verändert...

Ich konnte gar nicht mehr aufhören, dieses Buch zu lesen. Auf der einen Seite drei starke Frauen, die in einer großen Krise doch immer ihren eigenen und den Weg der Liebe, der Hoffnung und ihres Glaubens gehen. Auf der anderen Seite die Armut, Unterdrückung und Hoffnungslosigkeit in einem Deutschland, das vor der Revolution steht. Viele Dialoge und Gespräche, die hier von den verschiedenen Protagonisten geführt werden, lassen mich mitten drin stehen in dieser aufbegehrenden Zeit und vermitteln mir das damalige Leben. Eine treffsichere und bildreiche Sprache nimmt mich mit in eine ereignisreiche Vergangenheit. Sehr gut recherchiert lockern auch viele kleine Episoden eine niederdrückende Stimmung immer wieder auf.

Aber nicht nur Johanne, Catharine und Magdalena kann ich mir sehr gut vorstellen. Auch die anderen Mitwirkenden in der Geschichte sind so bildhaft und lebendig beschrieben, dass ich sie mir sehr gut vorstellen kann.

FAZIT:
Wer keinen Liebesroman mit christlichem Hintergrund sucht, sondern einen Roman, der vom Glauben dreier sehr unterschiedlicher Frauen erzählt, der aufwühlend, kämpferisch, nachdenklich und lebensbejahend ist, der ist hier genau richtig.

Dieses Buch bekommt von mir die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein authentisches Sittenbild des 19. Jahrhunderts

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Die Protestantin/Gina Meyer/4 Sterne

In diesem historischen Roman erzählt Autorin Gina Mayer das Leben und Schaffen des Pastors Theodor Fliedner aus Kaiserswerth.

Wir befinden uns im Jahr 1822 und das ...

Die Protestantin/Gina Meyer/4 Sterne

In diesem historischen Roman erzählt Autorin Gina Mayer das Leben und Schaffen des Pastors Theodor Fliedner aus Kaiserswerth.

Wir befinden uns im Jahr 1822 und das Land ist nach den Napoleonischen Kriegen und Missernten mit den darauffolgenden Hungersnöten entvölkert bzw. von tiefer Armut geprägt. Wie immer treffen solche Katastrophen die Ärmsten der Armen, Kinder und Alte besonders. In diesem Umfeld versucht Pastor Fliedner den Menschen von Kaiserswerth nicht nur das Wort Gottes sondern auch Arbeit zu vermitteln. Mit Hilfe eines Armenfürsorgefonds und der Gründung des Lehr- und Erziehungsseminar versucht er den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Später werden seine Diakonissinnen, die sich vorbildlich der Krankenpflege widmen, Vorbild für zahlreiche ähnliche Institutionen werden und weit über Deutschland hinaus bekannt werden. Auch Florence Nightingale erhält in Kaiserwerth ihre Ausbildung.

Geschickt verknüpft die Autorin die Lebensgeschichten dreier (fiktiver) Frauen: Johanne König, Catharine, Johannes jüngster Schwester, und beider Pflegetochter Magdalena, deren Lebenswege eng mit der Person Fliedner verbunden sind.

Meine Meinung:

Die Autorin vermittelt den Lesern einen sehr guten Eindruck jener Zeit, der aufkommenden Industrialisierung und der Lebensweise breiter Bevölkerungsschichten. Anhand der drei Frauenschicksale, die wir lange Zeit begleiten, lassen die Beziehungen zwischen den Frauen zueinander und ihre Verknüpfung mit der Außenwelt gut miterleben. Insgesamt spiegelt der Roman trefflich die Zeit des 19. Jahrhunderts in Deutschland wieder.
Der Roman hat mich auch deshalb sehr angesprochen, weil die Rolle der Frau nicht isoliert betrachtet wird. Gina Mayer versucht, ihre Protagonistinnen durch kleine, aber stete private und dann politische Aktionen, das Los der Frauen dieser Zeit verbessern zu lassen. Vor allem während der Revolution 1848 zeigt sich, wie eng Erfolg und Scheitern nebeneinander liegen.

Die Geschichte ist gut recherchiert, interessant und informativ, der Schreibstil flüssig. Hin und wieder habe ich mich über Fliedner geärgert, mit welchem Selbstverständnis er seiner Mission, anderen zu helfen, nachgeht, ohne Rücksicht auf seine eigene Familie zu nehmen. In seinen kurzen Anwesenheiten schwängert er seine jeweiligen Ehefrauen mit denen er mind. elf Kinder hat. Die vielen Fehlgeburten gar nicht mitgerechnet. Rücksicht auf die angegriffene Gesundheit der Frauen scheint er da nicht zu kennen.

Eine kleine Kritik muss ich dennoch anbringen: Der Titel „Die Protestantin“ lässt einen historischen Roman aus der Zeit der Glaubenskriege im 17. Oder 18. Jahrhundert erwarten. Es ist natürlich richtig, dass der evangelische Pastor Fliedner als kleine Enklave in einer eher katholischen Umgebung wirkt, aber trotzdem ist der Titel hier nicht ganz passend.

Fazit:

Eine gelungene Darstellung der Lebensumstände im 19. Jahrhundert. Gerne gebe ich 4 Sterne.