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Veröffentlicht am 14.05.2018

Die etwas anderes Mahabharata

Shantaram
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Gregory David Roberts, Ex-Junkie, Bankräuber, Schriftsteller, betont, dass "Shantaram" und die Fortsetzung "Im Schatten des Berges" nicht autobiografisch sind. Dennoch kann er nicht leugnen, dass er Vieles ...

Gregory David Roberts, Ex-Junkie, Bankräuber, Schriftsteller, betont, dass "Shantaram" und die Fortsetzung "Im Schatten des Berges" nicht autobiografisch sind. Dennoch kann er nicht leugnen, dass er Vieles davon genauso erlebt hat. Dafür kennt er sich einfach zu gut aus und beschreibt zu präzise.

In "Shantaram" nimmt die Geschichte seinen Lauf als der Australier Lindsay mit falschen Papieren in Bombay, dem heutigen Mumbai, landet. Bis zu diesem Zeitpunkt hat er eine steile Drogenkarriere hinter sich, die er als Bankräuber finanzierte, einen darauf folgenden knallharten Gefängnisaufenthalt, dem er mit einem spektakulären Ausbruch ein Ende setzte. Lindsay, der später auch Shantaram, Mann des Friedens, genannt wird, hat großes Glück, dass er zum einen mittlerweile clean ist, zum anderen mit einer großen Offenheit und Respekt gegenüber Land und Leuten gesegnet. So lernt er auch Prabaker kennen, seinen privaten Reiseführer, der ihm viel mehr als Sehenswürdigkeiten zeigt.

Mir hat es Shantaram v.a. deshalb angetan, weil ich in den 80er Jahren selbst in Bombay war, auch ich saß im Leopolds bei Chai, indischem Gewürztee. Sicherlich war meine Intension eine völlig andere als die von Lindsay. Auch ich habe die berühmten Bombay-Ratten, groß wie Katzen, gesehen, den größten Slum Asiens, habe mein Leben Kamikaze-Taxifahrer im jugendlichen Leichtsinn anvertraut, mich erfolgreich gegen Trickdiebe gewehrt, das Gateway of India und das Taj Mahal bewundert. Die Namen der Straßen und Stadtviertel, in denen sich Lindsay bewegt, klingen mir vertraut - auch ich hatte ein Zimmer in Colaba mit allem Dreck und Elend einer indischen Millionenstadt. Gleichzeitig kann man auch, wenn man so wie Lindsay durch Bombay wandert, auf eine außergewöhnliche Gastfreundschaft und Herzlichkeit stoßen, die auf der ganzen Welt seinesgleichen sucht. Indien hasst man oder man liebt es. Es gibt nichts dazwischen.

Roberts streut immer wieder sehr philosophische Passagen ein, die man mögen muss, um sie nicht allzu pathetisch zu finden. Manche Situationen beschreibt er sehr detailliert, dadurch entsteht eine gewisse Länge, die man ebenfalls mögen muss. Das ganze Werk ist monumental. Mich hat dies jedoch nicht erschlagen, noch war es langweilig, auch die philosophischen Diskurse über Spiritualität haben mich sehr angesprochen. Des Weiteren könnte ich Typen wie Gregory David Roberts, die Außergewöhnliches erlebt haben, nonstop zuhören.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Rafik Schami erzählt

Ich wollte nur Geschichten erzählen
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Rafik Schami erzählt seine Geschichte, die aus vielen einzelnen Mosaiksteinen besteht. Diese kleinen Teilchen sind mal komisch, mal traurig, mal tragisch, mal leicht und zusammen ergeben sie ein Bild, ...

Rafik Schami erzählt seine Geschichte, die aus vielen einzelnen Mosaiksteinen besteht. Diese kleinen Teilchen sind mal komisch, mal traurig, mal tragisch, mal leicht und zusammen ergeben sie ein Bild, sein Leben. Der großartige Erzähler lässt uns hinter die Kulissen blicken. Er verlässt 1971 seine Heimat Syrien und das dortige Assad Regime, emigriert nach Deutschland. Im Gegensatz zu den meisten Exilautoren schreibt er Deutsch, das er mit unglaublichem Fleiß erlernt, denn er konnte in seiner Muttersprache Arabisch seine Geschichten nicht erzählen. Kein arabischer Verlag wollte sie veröffentlichen. Auch in diesem Buch wird Rafik Schamis Stimme gegen die syrische Diktatur laut, die sich wie ein roter Faden durch seine Werke zieht. Er übt des Weiteren Kritik an den arabischen Verhältnissen, der Sippenwirtschaft anstelle von Demokratie und setzt sich mit den Begriffen Muttersprache und Heimat auseinander. Jedes Mosaiksteinchen ist für sich sehr interessant und alle zusammen ergeben ein aufschlussreiches Bild über Schamis Leben als Exilautor. Wolfgang Berger verleiht dem Hörbuch seine großartige Stimme.

Auf Steinbach Sprechende Bücher und Rafik Schami ist einfach Verlass und Hörgenuss garantiert.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Vitalkraft aus Topf und Garten

Wildkräuter aus Topf und Garten
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Nein, es handelt sich nicht um das 100. Wildkräuterbuch! Es unterscheidet sich nämlich ganz deutlich von anderen Büchern dieser Art, da der Schwerpunkt auf dem Eigenanbau bzw. der Kultivierung dieser Kräuter ...

Nein, es handelt sich nicht um das 100. Wildkräuterbuch! Es unterscheidet sich nämlich ganz deutlich von anderen Büchern dieser Art, da der Schwerpunkt auf dem Eigenanbau bzw. der Kultivierung dieser Kräuter liegt. Im eigenen Garten, im Topf auf der Terrasse oder dem Balkon gedeihen diese Wildkräuter, -tees oder -gemüse ganz ohne Fuchsbandwurm und Umweltbelastung. Die meisten davon sind sogar immergrün und winterhart, so dass rund ums Jahr frisches Grün zur Verfügung stehen kann. Heide Bergmann und Ulrike Armbruster, beide vom Fach, beschreiben praxisnah die Kultivierung dieser Pflanzen vom richtigen Standort, über die passende Erde, bis zum Sähen, Pflegen und Vermehren. Die gängigsten heimischen Kräuter vom Bärlauch bis zum Schaumkraut werden in Porträts inkl. div. Rezepte, Erntezeit und Anbautipps übersichtlich, aber dennoch gut nachvollziehbar, vorgestellt.

Das Buch macht Lust, sofort grünes Superfood mit vielen wertvollen Vitalstoffen selbst anzubauen und zu genießen.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Fredy fährt Fracht

König der Hobos
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Fredy Gareis fährt einige Monate als blinder Passagier auf Güterzügen quer durch die USA in Begleitung von Shoestring, einem Hobo. Hobos reisen illegal auf Güterzügen durch das Land. Ende des 19. Jahrhunderts ...

Fredy Gareis fährt einige Monate als blinder Passagier auf Güterzügen quer durch die USA in Begleitung von Shoestring, einem Hobo. Hobos reisen illegal auf Güterzügen durch das Land. Ende des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach Arbeit, heute zum Teil auch. Es geht wohl aber v.a. um Freiheit, Selbstbestimmung, auf der Flucht vor der Polizei und bestimmt auch vor sich selbst.
Gareis erzählt einen außergewöhnlichen Reisebericht über eine außergewöhnliche Art des Reisens, besser um einen Lebensstil oder -einstellung. Er ist mit Shoestring unterwegs, einem echten Lebenskünstler, um dem man im echten Leben evtl. einen großen Bogen machen würde, für den ich jedoch mit jeder Seite mehr Verständnis und Sympathie aufbringen kann. Von ihm lernt Gareis alles, was man so über das "Fracht fahren" wissen muss und das ist einiges. Sie sind nicht nur Wind und Wetter ausgesetzt, sondern auch rigiden Gesetzen, ignoranten Bürgern, Drogen und Gewalt. Gleichzeitig erleben sie jedoch auch große Solidarität und Großzügigkeit.

Ein sehr bewegendes und äußerst lesenswertes Buch.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Wien in Biografien

Wien. Eine Stadt in Biographien
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Zur Vorbereitung für eine Wien-Reise habe ich das Buch "Wien - Eine Stadt in Biographien" von Walter M. Weiss gelesen. Das Buch entstammt der Reihe MERIAN porträts und ich werde die Art der Reisevorbereitung ...

Zur Vorbereitung für eine Wien-Reise habe ich das Buch "Wien - Eine Stadt in Biographien" von Walter M. Weiss gelesen. Das Buch entstammt der Reihe MERIAN porträts und ich werde die Art der Reisevorbereitung für die nächsten Städtereisen beibehalten. Denn "die großen Metropolen der Welt werden nicht nur von ihren Gebäuden und Straßenzügen geprägt, sondern in erster Linie von den Menschen, die dort leben und arbeiten." Da ist viel Wahres dran. "Ohne Johann Strauss, Kaiserin Sisi und Gustav Klimt ... wäre Wien nicht Wien." Walter M. Weiss sind viele interessante Porträts gelungen und bringen einem die Stadt tatsächlich näher, auch wenn diese Wiener in einem Wien vergangener Jahre lebten. Einige Kaffeehäuser, die ihnen als zweites Wohnzimmer diensten, gibt es noch, so auch ihre Geburts- oder Wohnhäuser sowie die Denkmäler, die ihnen gesetzt wurden und sind für den Wienbesucher sehr sehenswert. Und ist es nicht viel interessanter, durch eine Stadt zu wandern, deren berühmte Einwohner man nun ein bisschen kennt? Allerdings ist die einzige Frau, die erwähnenswert erscheint, Kaiserin Sisi. Eine Margaret Stonborough-Wittgenstein oder eine Emilie Flöge sucht man vergeblich. Schade, die hätten mich nämlich auch interessiert.

Eine wunderbare Zusammenfassung von Kurzbiografien einer Stadt, die sich leicht und spannend lesen lassen und noch mehr Lust auf die Reise machen.