Ein Krasser Thriller mit einer ungewöhnlichen Protagonistin
Ule Hansen ist mir bis zum Anfang des Jahres überhaupt kein Begriff gewesen. Dann wurde mir die sogenannte „Carow -Reihe “ empfohlen, deren erster Teil „Neuntöter“ ist. Als ich dann im Klappentext las, ...
Ule Hansen ist mir bis zum Anfang des Jahres überhaupt kein Begriff gewesen. Dann wurde mir die sogenannte „Carow -Reihe “ empfohlen, deren erster Teil „Neuntöter“ ist. Als ich dann im Klappentext las, dass der Handlungsort Berlin ist, musste ich das Buch unbedingt haben. Kurz nachdem ich Neuntöter ausgelesen hatte kaufte ich mir auch die Fortsetzungen, denn das Buch konnte mich von Anfang bis Ende begeistern.Die Gänsehaut stellt sich beim Lesen des Buches rasend schnell ein. Eingewickelt in Industrieklebeband hängen mitten in Berlin 3 verwesende Leichen. Ein brutales Szenario, was gleichzeitig abstößt und fasziniert. So geht es nicht nur dem Leser , sondern auch der Protagonistin Emma. Sie ist die Fall-Analystin, die mit Hilfe des erstellten Täterprofils dazu beitragen soll diesen zu fassen, bevor es noch mehr Leichen gibt. Denn schnell wird klar, dass es weitere Leichen geben wird. Doch so gut Emma als Fallanalystin ist, so schlecht ist sie gleichzeitig in der sozialen Interaktion zu Ihren Mitmenschen (sowohl was Ihre Kollegen betrifft, als auch Freunde und Bekannte). Sie ist eine typische Einzelgängerin, die beruflich allerdings auf Ihr Team angewiesen ist. Neben der beruflichen Herausforderung hat die Protagonistin aber auch noch mit privaten Problemen zu kämpfen. Vor einigen Jahren wurde sie Opfer eines Vergewaltigers, der über seine Verbrechen ein Buch geschrieben und veröffentlicht hat. Schafft Emma es, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen und gleichzeitig einen der perfidensten Täter die Berlin je gesehen hat zu fassen?
Emma ist ein klassischer Antiheld, sie eckt mit Ihrer ungewöhnlichen Art und Weise permanent an. Ihr Charakter ist schwierig und dennoch kann sie genau dadurch Symphatien sammeln. Sie ist direkt, und sagt was sie denkt (auch wenn es des Öfteren besser wäre, sie würde Ihre Gedanken für sich behalten). Sie hat Mordgelüste Ihrem Peiniger gegenüber und möchte diesen am liebsten eigenhändig umbringen. Sie ist authentisch und genau das mag ich an Ihr. Sie ist keine Mainstreamfigur und erinnert mich ein wenig an Lisbeth Salander.
Auch wenn man am Anfang ein bisschen Zeit benötigt um sich in die Handlung einzufinden, so steigert sich die Spannung doch von Seite zu Seite. Emmas Analysen ermöglichen dem Leser den Blick auf den Täter. Irgendwie versucht man zu “verstehen”, wieso dieser bei seinen Taten eben genauso vorgegangen ist wie er es ist. Die steigende Spannung läuft auf einen Showdown am Ende des Buches hinaus, den ich so nicht erwartet hatte und der nichts für schwache Nerven ist.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Neuntöter einen wirklich krassen Plot bietet, aber eine genauso krasse und ungewöhnliche Protagonistin. Beides ergänzt sich gut und bietet einen guten Lesestoff, der nichts für zart besaitete Leser ist.