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Veröffentlicht am 13.04.2018

Einfühlsame Schilderung des Coming-of-Age eines Jungen 1972 in Finnland!

Von Männern und Menschen
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Es gelingt dem Autor, mich mit diesem Roman in das Jahr 1972 hinein zu versetzen, das Jahr der Olympischen Spiele von München. Allerdings spielt der Roman in Finnland, in einer abgelegenen Provinz, wo ...

Es gelingt dem Autor, mich mit diesem Roman in das Jahr 1972 hinein zu versetzen, das Jahr der Olympischen Spiele von München. Allerdings spielt der Roman in Finnland, in einer abgelegenen Provinz, wo die Menschen nicht gerade im größten Wohlstand leben, die Männer im Winter arbeitslos sind und die Frauen mit Putztätigkeiten ihre Familien über Wasser halten. Wo die Jugend ihre Freizeit mit ihren Weltempfängern und beim Krebsefangen verbringt.

Das Coming-of-Age:
Zu dieser Zeit wird der namenlose Protagonist in die Pflicht genommen. Er übernimmt die Verantwortung für seine Eltern und arbeitet hart bei einer Regenrohrfirma mit dem klangvollen Namen "Volles Rohr". Dort erlebt er die Abläufe handwerklicher Arbeit mit und merkt, dass die Aufträge nicht immer professionell und gut ausgeführt werden. Auch der Leser wird von technischen Details nicht verschont, es ist eine Männerdomäne, die hier beschrieben wird.

Die Erfahrungen, die er in diesem Sommer macht, sind vielfältig. Es ist sein Coming-of-Age, das in einfühlsamer Weise geschildert wird. Einerseits erlebt er die praktische Arbeitswelt, lernt die groben Charaktere seiner Kollegen kennen, die hauptsächlich Saufen und Weiber im Kopf haben. Doch er kommt gut mit ihnen aus, denn er ist ein umsichtiger, zurückhaltender junger Mann, der zuhören kann und nicht vorschnell argumentiert. Zum Mann wird er jedoch, indem er die Mädchen jetzt als Frauen wahrnimmt.
Außerdem übernimmt er verantwortungsvoll die Mittlerrolle bei Rekku, einem geistig zurückgebliebenen, möglicherweise autistischen Kumpel ähnlichen Alters. Dieser muss wie Lennie in "Von Mäusen und Menschen" den Spott der Mitmenschen über sich ergehen lassen.
Wir erleben das Innerste dieses Helden mit und verschmelzen mit ihm. Das ist wirklich besonders an diesem hautnahen Miterleben!

Die Charaktere:
Es sind die besonderen, etwas schrulligen Charaktere und die Schilderungen der eigentlich alltäglichen Dinge, die in diesem Roman gut unterhalten. So wird der Besuch einer Sauna für den Protagonisten aufgrund seiner körperlichen Reifung zu einer ganz speziellen Männermutprobe. Mit seinem Freund Jukka baut er einen Piratensender auf, manipuliert andere Sendungen und wird so zu einem Helden seiner Zeit.

Die politische Situation Finnlands 1972 war mir nicht bewusst, hier bekommt man es anschaulich erklärt. Es sind Zeiten mit Korruption und wie die eigenmächtige Amtsverlängerung von Präsident Kekkonen im Land aufgenommen wird, auch die spezielle Beziehung zu Russland kommt zur Sprache. Der Autor bringt uns Finnland hier politisch näher.

Eindruck des Romans:
Olli Jalonen schreibt mit viel menschlichem Empfinden, er zeigt komische und tragische Erlebnisse, die berühren und nachdenklich machen über diese spezielle Zeit und den herrschenden Zeitgeist in Politik und Alltagsleben. Aber er zeigt auch, wie wichtig die persönliche Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen ist und den Menschen überhaupt erst zu einem reifen Mitbewohner werden lässt.



Dieser Roman wirkt so offensichtlich und leicht, ist aber tiefgründig und baut aus vielen leichten Teilen ein komplexes Ganzes, das einen Wälzer ergibt, der sich leicht erlesen lässt, aber viel kluge Hintergründe eingebaut hat.

Wer sich für Skandinavien interessiert, für die politische Zeit 1972 in Finnland oder aber Coming-og-Age liebt, der findet hier das geeignete Buch.

Im Anhang hat der Übersetzer Stefan Moster einen kleinen Aufsatz über die Politik Finnlands im Sommer 1972 geschrieben.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Wieder ein gelungener Wohlfühlkrimi vom Land mit Backideen!

Blutroter Flieder
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Auf diese Fortsetzung der Reihe habe ich mich schon gefreut und die Lektüre hat mir super gefallen. Ich war sofort wieder in die heimelige Stimmung vom ruhigen Burgheide eingetaucht und mich mit den Schwestern ...

Auf diese Fortsetzung der Reihe habe ich mich schon gefreut und die Lektüre hat mir super gefallen. Ich war sofort wieder in die heimelige Stimmung vom ruhigen Burgheide eingetaucht und mich mit den Schwestern auf Mörderjagd begeben.

Tessa fühlt sich inzwischen in Burgheide auch recht wohl, sie liebt ihre Hühner, nur mit Janas Tee kann sie nicht viel anfangen, ihr fehlt ein richtiger Kaffee. Deshalb bestellt sie per Expresslieferung einen Kaffeevollautomaten, aber das gestaltet sich problematischer als gedacht.

Dabei gibt es zur Zeit ein ganz anderes Problem, dass die Dorfbewohner erschüttert: der Tod einer Profireiterin stellt sich als Mord heraus. Deswegen zieht es auch den unfähigen Kommissar Kettel wieder nach Burgheide, der leider eher mit Martins wunderbaren Backwaren etwas anfangen kann als mit logischer Ermittlungsarbeit. Also gehen Tessa und Jana wieder auf Schnüffeltour und kommen dem Mordfall auf die Schliche.

Was eher nach romantischem Hofcafé aussieht, ist eigentlich das Polizeirevier, wo Martin, der Dorfpolizist wieder seine gelungenen Backkreationen herstellt. Scones, Butterkuchen mit Mandeln und ein ganz besonderer Baileys-Schokokuchen mit Schuß sorgen mit den beigefügten Rezepten für köstliche Unterhaltung und die Rezepte verlocken zum Nachbacken.


Mich hat der flotte, ungezwungene und amüsante Schreibstil der Autorin wieder durch die Handlung fliegen lassen und neben den ländlichen Schauplätzen haben auch die speziellen Charaktere für gute Unterhaltung gesorgt. Dabei ist die Krimihandlung gut durchdacht und die Tätersuche gar nicht so offensichtlich wie zuerst gedacht. Hier bringt Mareike Marlow wieder ordentlich Spannung in die Dorfidylle und man kann auch schön mitraten.

Dieser Wohlfühlkrimi zeigt niedersächsisches Landleben mit liebenswerten Protagonisten und ihrem trockenen Humor. Er macht gute Laune und weckt außerdem die Backlust, wenn man die leckeren Rezepte liest. Lesen, mitraten und geniessen!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Dieses Buch hat mich verzaubert, Nordseeinselflair und Seepferdchenromantik pur! Wie Urlaub am Meer!

Im Herzen das Meer
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Im Herzen das Meer
Im Herzen das Meer
Karen Bojsen
Rezension vom 23.07.2016 (48)

"Karen Bojsen" ist das Pseudonym der Autorin Katrin Burseg, die den Roman "Im Herzen das Meer" geschrieben hat, der im ...


Im Herzen das Meer
Im Herzen das Meer
Karen Bojsen
Rezension vom 23.07.2016 (48)

"Karen Bojsen" ist das Pseudonym der Autorin Katrin Burseg, die den Roman "Im Herzen das Meer" geschrieben hat, der im "Diana Verlag" erscheint.

Lumme Hansen ist Meeresbiologin und lebt mit ihrer Familie in Übersee. Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt sie auf ihre Heimatinsel zurück und leitet dort das Inselaquarium. Hier sieht es mit der finanziellen Situation nicht gerade rosig aus. Die Zukunft der Insel soll durch den Bau eines Windparks wirtschaftlich gesichert werden. Die Natur und die Kinderstube von Schweinswalen und anderen Meerestieren würde aber unter den extrem lauten Baumassnahmen massiv leiden.
Als ein seltenes Seepferdchen gefunden wird, stehen die Inselbewohner den Tierschützern abwehrend gegenüber. Auch Lummes alte Jugendliebe taucht unter den Gegnern auf.
Was kann Lumme hier ausrichten?


"Immer sind Inseln Orte der Sehnsucht. Nah und fern zugleich. Und das Meer? Es schweigt wohl nie." (Seite 7)


Dieses Buch ist so ganz nach meinem Geschmack.
Schon allein die Sprache dieses Romans ist wunderbar, es gibt so schöne Textstellen, die man richtig genießen kann. Ich schwelge berauscht und könnte hier noch viele Zitate bringen!
Doch dieser Roman unterscheidet sich auch durch inhaltliche Tiefe von anderen Sommer-Sonne-Meer-Romanen. Es werden die Probleme von Windparks und deren Beeinträchtigung der Tierwelt thematisiert und einige Ausflüge in die Meeresbiologie des Inselaquarium geben interessante Einblicke über Seepferdchen, deren Balz- und Brutverhalten.
Hier wird die Küste vor der Inselwelt vorgestellt, die mit Felswatt, Tangwald und der Kinderstube der Schweinswale eine einzigartige schützenswerte Natur darstellt. Man erlebt sogar die atemberaubenden gewagten Sprünge junger Trottellummen mit, deren Nistfelsen sie zu wirklich lebensgefährlichen Sprüngen nötigen.


Neben der Story mit dem drohenden Windparkbau vor der Insel, die mich an Helgoland erinnert, erzählt die Autorin den Wendepunkt im Leben von Lumme, die sich mit ihrem Mann in Übersee scheinbar auseinandergelebt hat, aber ihren Sohn Josh sehr vermisst.

"Während Todd die Welt aus den Angeln zu heben schien, kam Lumme sich vor wie Treibgut,das an den Strand gespült worden war. ...Wie ein Fisch, der aufs Land geworfen war und verzweifelt nach Luft schnappte." Zitat.S. 101

Auf der Insel fühlt sie sich in ihrem Element, kämpft entschlossen um die Schutzzone für die Seepferdchen und für den Erhalt des vom Schliessen bedrohten Aquariums. Aber plötzlich steht Lumme auch ihrer Jugendliebe gegenüber und erinnert sich an die Zeit, in der ein gemeinsamer Freund ums Leben kam. Die Gefühle in ihr kämpfen extrem zwischen Schmerz und Liebe, Verlust des Freundes und der Familie und ob sich ihre Hoffnungen auf ihre gesicherte Zukunft auf ihrer Insel erfüllen. Dabei bleibt es lange spannend, ob der Bau des Windparks abgewendet werden kann oder nicht.

Diese Geschichte zieht den Leser völlig in den Bann, man schwankt zwischen herrlich erzählter Urlaubsatmosphäre auf einer Nordseeinsel und der wunderbaren Welt der Meerestiere und den Emotionen, die die sympathische Protagonistin erlebt. Ihren Neubeginn unter diesen schwierigen Umständen durchzuführen, ist nicht leicht und man leidet mit Lumme mit. Es ist fast so, als ob man selbst ein Inselbewohner wäre. Näher kann man in eine Handlung nicht eintauchen.

Es ist immer wichtig für mich, dass solche Romane nicht nur oberflächlich Gefühle beschreiben. Gerade die Einbindung der sehr aktuellen Thematik der umstrittenen Windparks finde ich hier sehr gelungen und informativ. Nicht jeder kennt die Probleme und kann hier Näheres dazu erfahren.
Wer das Meer in seinem Herzen trägt, der schützt es auch! Nur was man kennt, liebt man!

"Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was wir eigentlich durch sie bewahren wollen - die Natur!" Zitat S. 270

Ein hinreißend erzählter Urlaub-am-Meer-Roman für schöne Lesestunden mit viel Wissenswertem aus der Natur und der ersten Liebe einer jungen Frau!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Fesselnder Krimi mit Ökobotschaft

Das stille Gift
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"...natürlich weiß jeder Landwirt von der Gefahr von Leichengift, Sie wissen sicher auch, dass Sie eine tote Maus in ein Sieb legen und austropfen lassen können. Mit dem Gift könnten Sie problemlos ihren ...

"...natürlich weiß jeder Landwirt von der Gefahr von Leichengift, Sie wissen sicher auch, dass Sie eine tote Maus in ein Sieb legen und austropfen lassen können. Mit dem Gift könnten Sie problemlos ihren Nachbar töten." Zitat S. 66

Dieser Alpenkrimi hat mich mit seiner politisch aktuellen Brisanz umgehauen. Es dreht sich um die Geschichte des Bauern Kilian Schwaiger und seiner Familie, die ein schlimmes Schicksal ereilte. Erst kam der kleine behinderte Sohn ums Leben und als die Milchkühe nach und nach an einer rätselhaften Krankheit starben, stand die Existenz der Familie auf dem Spiel. Schwaiger hielt die Agrarmafia für schuldig, kontaminiertes Futter ließ wahrscheinlich seine Tiere an Botulismus sterben und auch beim Menschen reichert sich Glyphosat im Körper an.

Bei dieser Thematik eines Giftskandals stellen sich mir die Nackenhaare auf, die Menschheit vergiftet sich selbst, weil Interessen der Agrarwirtschaft nur auf Gewinne aus sind.

Agrogifte im Wasser, Glyphosat im Körper der Menschen und das nur wegen Unkrautvernichtungsmitteln! "...eine Todesspirale aus vergiftetem Boden, der ins Tierfutter und über die Ausscheidungen in einen Kreislauf gelangt." Seite 117

Doch die Politik schweigt und streicht die Gewinne ein.

"Drum haben wir doch die Politiker, die wir haben. Das ist eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für solche, die man sonst nirgend brauchen kann. So tauchen die schon nicht in der Arbeitslosenstatistik auf!" Zitat Seite 141

Diese Zitate zeigen die volle Wirkung der Schreibkraft Nicola Förgs.

Dieser Krimi ist eine Wucht, ein echtes Leseerlebnis mit einigen kritischen Themen, aber auch viel schwarzem Humor.
Der Leser erfährt eine Menge über Massentierhaltung, Monokulturen mit Mais und das der Bau von vielen Biogasanlagen nicht aufzuhaltende Gefahren mit sich bringt, die nachfolgenden Generationen noch Schwierigkeiten bereiten werden.

Die Ermittlerinnen Irmi und Kathi sind persönlich sehr verschieden, aber dennoch ein toughes, eingespieltes Team. Sie gehen mit viel Fingerspitzengefühl bei den Betroffenen vor, aber unbeirrbar und mit harten Bandagen bei den Verantwortlichen der Sache und stellen sich diesem von den Oberen heruntergespielten Ökoskandal. Es kommt einem Kampf gegen Windmühlenflügeln gleich, doch die Frauen beißen sich durch.

Gerade die eingebaute Kritik verleiht dem Krimi eine aktuelle Brisanz und die Ermittlung verläuft voller Spannung. Durch die eingebauten Dialektszenen passt sich der Krimi der bayrischen Umgebung an. Einige dieser Sätze musste ich sehr genau lesen, um sie zu verstehen. Das Privatleben der Ermittlerinnen bietet entspannende Ruhepole und erhöht den Unterhaltungswert.
Bei diesem Alpen-Krimi lernt man so einiges dazu. Botulismus, Informationen über das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, über Biogasanlagen und andere umweltrelevante Probleme. Das zeigt die gründliche Rechercheabeit der Autorin, die mich sehr beeindruckt hat. Sie zeigt ihren Umweltaktivismus für die breite Lesermasse verständlich aufbereitet und das imponiert mir.




Ein sehr nachdenklich machender Krimi mit umweltpolitischer Brisanz, der den Leser sein alltägliches Verbraucherverhalten überdenken lässt. Aber auch eine sehr interessante Handlung, die mit Dialekt und Humor gut unterhält.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein wunderbares Familienepos! Unterhaltsam und fesselnd bis zum Schluss!

Die langen Tage von Castellamare
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Dieser Roman wird ganz wundervoll erzählt und es eröffnet sich dem Leser ein tiefgründiger Einblick in das Leben auf dieser Insel, eine Zeitspanne von fast einem Jahrhundert umfassend, beginnend 1914.


Um ...

Dieser Roman wird ganz wundervoll erzählt und es eröffnet sich dem Leser ein tiefgründiger Einblick in das Leben auf dieser Insel, eine Zeitspanne von fast einem Jahrhundert umfassend, beginnend 1914.


Um diese Zeit gibt es noch Eselskarren, die Menschen leben vom Fischfang und der Conte beherrscht die Insel. Als Arzt nimmt Amedeo Esposito aus Florenz auf der Insel seinen Platz. Er selbst ist ein Findelkind, fühlt sich auf Castellamare heimisch und beginnt, die alten Legenden aufzuschreiben. Als er die Frau des Conte von einem Jungen entbindet, bekommt seine Frau gleichzeitig einen Sohn. Zwillingsbrüder nennen die Dorfbewohner sie, weil sie mit Esposito den gleichen Vater haben. Doch dieser Seitensprung kostet Esposito seine Stellung als Arzt und so eröffnet er ein kleines Café, das seine Familie ernähren muss. Trotzdem kommen die Menschen zu ihm, wenn sie ärztliche Hilfe brauchen. Er wird dadurch zum Mittelpunkt der Insel.


Auf Castellamare ist es Brauch, sich alte Legenden und Sagen weiter zu erzählen. Dabei nimmt die Schutzheilige Santa Agata eine besondere Stellung ein, hat sie doch der Legende nach die Bewohner vor einem Erdbeben und anderen Katastrophen stets geschützt. Ihr Andenken wird über die Jahrzehnte stets bewahrt und ihr Name in Ehren gehalten. Bei drohender Gefahr ist sie die Erste, die die Bewohner in einem Gebet um ihren Beistand bitten. Dieser Zustand scheint sich auf der Insel nicht zu verändern. Auch wenn die Modernisierungswelle mitsamt Eismaschine und Tourismus und sogar eine Bank auf der Insel Einzug halten, so werden doch die alten Bräuche stets beibehalten.


Kriege und Krisen gehen über die Insel hinweg, verändern die Bewohner, auch die Modernisierung hält Einstand, nur die Schutzheilige Santa Agata bleibt bestehen.

Es ist ein Roman, der mich abtauchen lässt in eine wunderschöne Geschichte. Hier spielt das Dorfleben eine große Rolle, man sieht die Menschen auf die Welt kommen, älter werden, Familien gründen, wegziehen und einige wenige bleiben auf der Insel und bewahren die alten Legenden. Zu ihnen gehört auch die Tochter Espositos Maria-Grazia, denn von seinen 3 Söhnen überlebt nur Flavio psychisch angeschlagen den Krieg. Maria-Grazia gründet mit Robert, einem desertierten amerikanischen Soldaten, eine Familie. Jedoch erst mit ihrer Enkelin Maddalena wird die Familientradition auf der Insel weiter geführt.

Die Beschreibungen der jeweiligen Zustände im Laufe des Jahrhunderts sind so lebendig und authentisch, dass man meint, die Menschen und die Insel gut zu kennen. Die Charaktere werden mit ihren Gedanken, Sorgen und Ängsten gut geschildert und die Einflüsse der Kriege werden spürbar.


Catherine Banner beschreibt mit viel Einfühlungsvermögen das Leben der Familien auf dieser kleinen Insel und verknüpft ihr Schicksal mit den politischen Ereignissen und zeigt so auf, was im Großen und im Kleinen in dieser Zeit passierte.


Wer ein beeindruckendes Familienepos aus Italien lesen möchte, sollte sich dieses Buch näher anschauen. Es hat mir schöne Lesestunden bereitet und mich in fremde Schicksale eintauchen lassen.