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Veröffentlicht am 13.04.2018

Nicht der beste Krimi um Klufti, aber er unterhält wieder mit seinem typischen Charme und Humor!

Erntedank
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Auch dieser Krimi hat mich wieder gut unterhalten und ich hatte viel Spaß mit der originellen Person Klufti. Er hat keine Ahnung von Computern und moderner Technik, ist vergesslich und konfus und macht ...

Auch dieser Krimi hat mich wieder gut unterhalten und ich hatte viel Spaß mit der originellen Person Klufti. Er hat keine Ahnung von Computern und moderner Technik, ist vergesslich und konfus und macht ob mit Badehose oder Kniebundhose einfach keine gute Figur: aber gerade das macht ihn so herrlich normal und sympathisch.

Man muss ihn einfach gern haben und geniesst die lustigen Szenen des unkonventionellen Ermittlers, der im entscheidenden Moment immer noch den klaren Durchblick hat und seine Kriminalfälle auflöst.

Gerade die Kapitel, in denen Klufti bei den Langhammers einen Spieleabend mitmacht und den Besuch im Spaßbad habe ich besonders genossen. Es sind die totalen Gegensätze dieser Person, die ihn zu einer einzigartigen Figur machen. Einerseits schlägt er sich als Chef seiner Truppe, der Soko Erntedank, mit der Suche nach einem grausamen Mörder herum, andererseits aber ist er privat ein Hasenfuß, der sogar Angst vor dem Fliegen und Schwimmen hat. Von seinem Geiz und seiner Unsicherheit beim Saunabesuch ganz zu schweigen. Doch er ist wie er ist, und das ist auch gut so! Solche Unikate liest man gern!


Die Handlung ist wie immer mit bayrischem Lokalkolorit gespickt. Dabei wir die mysteriöse Allgäuer Sagenwelt genauer beleuchtet, es gibt landestypische Leberkässemmeln und Kässpatzn und es wird in tiefstem Dialekt geredet. Schön ist aber auch der sächselnde Ton von Sekretärin Sandy, die es von Dresden ins Allgäu verschlagen hat.

Die Aufklärung an sich ist mir in diesem Fall etwas zu umständlich angelegt und recht langwierig, nur sehr schwer kommt man bei diesen Morden dem Täter auf die Spur. Die Sagenwelt ist auch nicht gerade mein Lieblingsthema. Aber das macht Klufti mit seiner Art als unterhaltsames Original wieder wett und er zeigt sogar echten Körpereinsatz und fängt den Täter.

Klufti muss man gelesen haben! Ein Kommissar mit dem Herz auf dem rechten Fleck! Herrlich!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Spannende Liebesgeschichte vor historischem Rahmen der Bauernkriege

Das Kreidekreuz
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In diesem Band ist Anne Katharina Vogelmann nach einer arangierten Ehe an Michel gebunden. Sie hat drei Kinder, die Ehe ist aber ziemlich unglücklich. Auch hat sie nun eine böse Schwiegermutter, die ihr ...

In diesem Band ist Anne Katharina Vogelmann nach einer arangierten Ehe an Michel gebunden. Sie hat drei Kinder, die Ehe ist aber ziemlich unglücklich. Auch hat sie nun eine böse Schwiegermutter, die ihr das Leben schwer macht. Das Auftauchen ihrer großen Jugendliebe Rugger macht ihr schwer zu schaffen, denn die alte Liebe entflammt erneut. Da Rugger und Michel während der Aufstände auf verschiedenen Seiten kämpfen, gerät auch Anne zwischen die Fronten. Einige Beschreibungen sind schwülstig genau beschrieben, dafür gibt es sicher Fans, mir erschien es streckenweise recht übertrieben.
Neben der ziemlich ausführlich ausgeführten Liebesgeschichte geht es aber auch um historische Belange, die in vielen Schlachten beschrieben werden. Die soziokulturellen Gegebenheiten im Mittelalter und der gelebte Alltag der Menschen wird klar deutlich gemacht.
Man merkt, wie umfangreich sich die Autorin mit den Gegebenheiten auseinandersetzt und sieht sich bildhaft in die Zeit der Bauernkriege versetzt. Auch hier muss ich die Menge der Kampfhandlungen kritisieren.
Wobei mich die Autorin jedoch wieder völlig gepackt hat, sind ihre authentisch wirkenden Charaktere, deren Schicksal mich unglaublich fesselten und in die ich abgetaucht bin.


Die Autorin hat durch ihre überzeugende Schreibleistung einen historisch interessanten Roman geschrieben, der mir trotz einiger Übertreibungen von Klischees gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Unterhaltsamer SPO - Krimi über Tierschützer versus Pelzhandel

Friesen Fetisch
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Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, die vielen Einbindungen der Gegend habe ich mit eigenen Erlebnisse in St. Peter-Ording gut vor Augen gehabt. So ein Revival des Urlaubs gefällt mir und auch wenn ...

Dieser Regionalkrimi hat mir gut gefallen, die vielen Einbindungen der Gegend habe ich mit eigenen Erlebnisse in St. Peter-Ording gut vor Augen gehabt. So ein Revival des Urlaubs gefällt mir und auch wenn dieses Buch nicht mit Landschaftsbeschreibungen aufwartet, sind doch einige Adressen des Ortes erwähnt.

Der Titel zeigt schon die Thematik an: es geht um zweierlei Arten von Friesennerzen. Als althergebrachte Regenkleidung einerseits und dann der Nerz, also Pelz als Fetisch für besondere Wünsche.

Friesen Fetisch ist eine leichte, humorvolle Urlaubslektüre mit einem Hauch von Erotik, die aber nicht ordinär breitgetreten wird, sondern immer kultiviert und unterschwellig angedeutet wird.
Dabei wird eher Augenmerk gelegt auf die genante Art des häufig peinlich errötenden Nils Hansen und auf spezielle Vorlieben anderer Figuren. Man amüsiert sich auf Kosten dieser in bestimmte Situationen kommenden Personen und wie sie dort halbwegs normal wieder herauskommen.


Die Handlung ist logisch aufgebaut und recht spannend gemacht, es gibt einige Personen, die in den Kreis der Verdächtigen passen und als Leser rätselt man munter mit.

Dabei unterhalten die teilweise recht schrägen Charaktere mit ihren Besonderheiten recht gut. Mutter Hansens "Leichenschmaus" muss ich an dieser Stelle unbedingt als lustige Szene erwähnen.
Aber auch bei der Zusammenarbeit der Ermittler entwickelt sich eine heitere komische Nummer heraus. Die Kommissarin bringt ihren jungen Kollegen gern in Situationen, die ihn in seiner Unerfahrenheit ziemlich dumm dastehen lassen.
So hält er sich sogar als Polizist im Einsatz an die StVO. So kann man natürlich keine Gauner fangen!

Interessant gestaltet sich auch die Einbindung der umstrittenen Thematik von Tierhaltung, die sich angesichts der vielen Veganer immer mehr in den Vordergrund gesellschaftlichen Interesses schiebt. Die Nerzhaltung wird hier ansatzweise erklärt und auch auf die Problematik des Aussetzens "befreiter" Tiere wird hier eingegangen. Solche Inhalte bereichern selbst Regionalkrimis immer enorm und geben der Sache etwas mehr Tiefe.

Dieser Krimi sorgt für gute Unterhaltung, humorvolle Situationskomik und zeigt die nordfriesische Gegend mal von einer anderen Seite, im Friesennerz.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Ein interessanter Roman

Nach einer wahren Geschichte
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Die Schriftstellerin Delphine beschreibt ihr Schreiben und Leben und ihre Freundschaft zu L., einer Frau, mit der sie auf einer Wellenlänge zu sein scheint.
Bei diesem Roman wird dem Seelenleben der Frauen ...

Die Schriftstellerin Delphine beschreibt ihr Schreiben und Leben und ihre Freundschaft zu L., einer Frau, mit der sie auf einer Wellenlänge zu sein scheint.
Bei diesem Roman wird dem Seelenleben der Frauen und ihren Übereinstimmungen viel Raum gegeben. Anfangs sind sie mir nicht besonders nahe, zu diffus bildet sich die Persönlichkeit ab. Man fragt sich, wohin der Roman einen führt. Aber allmählich steht man inmitten der Personen und erlebt ein seltsames Spiel mit.

Die Gedanken kreisen um die Delphines Kinder, den Freund und natürlich L.
Aber was geschieht wirklich? Die einseitige Betrachtung aus der Sicht von Delphine verwehrt uns den wahren Blick. Nichts kann für wahr hingenommen werden.

Delphine hat eine Art Verrücktheit. "Ich dachte, L. habe meine kleine Verrücktheit erkannt und ich ihre. Vielleicht ist eine Begegnung, ob nun eine amouröse oder freundschaftliche, genau das, zwei Funken Wahnsinn, die sich erkennen und gefangen nehmen." Zitat S. 129

In der Beschreibung von L. erklärt Delphine sie so tief verstehend, dass man sich fragt, ob sie nicht doch ein und dieselbe Person sein könnten. Oder ist es nur ein Teil von Delphine, die sich nach einer solchen Person und guten Freundin sehnt? Hier meint man eventuell eine schizophrene Ausprägung bei Delphine zu sehen, es bleibt jedoch ungewiss.


Als L. bei Delphine einzieht, übernimmt sie die Kontrolle über Delphine, diese erlebt eine Schreibblockkade und verliert die Kontakte zur Außenwelt. Die Korrespondenz erledigt nun L.

Von diesem Moment an fragt man sich, was hat L. vor?

Das kann ich nun nicht weiter ausführen, der weitere Inhalt würde sonst verraten.


Die Geschichte wirkt empathisch und detailliert aus der Sicht von Delphine erzählt. Der Schreibstil ist angenehm und klug und man ist in einem Spiel um Wahrheit und Fiktion gefangen.


Ein interessanter Roman mit tiefen Einblicken in die wahre Geschichte, bei der man erstaunt liest.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Sprachlich fast teilnahmslos erzählt, fesselt die Geschichte mit Dramatik und verstörender Abhängigkeit Maris.

Hotel Iris
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Dieses Buch zog mich magisch in einen Lesesog. Auch wenn ich Maris Gefühle für den alten Übersetzter nicht verstehen kann und einige Szenen mir ekelhaft und abschreckend erscheinen, wollte ich dennoch ...

Dieses Buch zog mich magisch in einen Lesesog. Auch wenn ich Maris Gefühle für den alten Übersetzter nicht verstehen kann und einige Szenen mir ekelhaft und abschreckend erscheinen, wollte ich dennoch wissen, wie die Geschichte ausgeht.

Außerdem fasziniert mich die Ausdruckskraft der Erzählweise Ogawas. Die knappe, einfache und doch voller Sinnlichkeit fesselnde Sprache ist ein einziger Lesegenuss.

Dabei beschreibt dieses Buch echte Tabuthemen - Sado-Masochismus und Sexualität zwischen Partnern mit hohem Altersunterschied.
Hier erkennt man die beiden verlorenen Seelen. Da sind die zwei Seiten des alten Mannes und Maris Sehnsucht nach Liebe, die sie ihm entgegen bringt. Denn in seinen Briefen zeigt er sich voll verzehrender Liebe nach ihr, besucht sie ihn in seinem Haus, ist er der Bestrafer. Er will sich vergewissern, ob es ihn noch gibt. Sie geniesst die neu erweckte Lust und ein Leben neben ihrer Rolle als Tochter und Arbeitskraft.

Die perversen sexuelle Neigungen drücken den Schmerz beider Figuren aus, es wird aber niemals anzüglich oder obszön. Hier schafft Yoko Ogawa es, die unverständliche Zuneigung Maris auszudrücken.

Der Erzählstil in einer zurückgenommenen, knappen, fast kargen Sprache wirkt wie eine Beobachterrolle. Das erweckt einen kargen traurigen Eindruck, die Aussicht auf die herrische Mutter oder den kranken Alten, wo ist hier Hoffnung?
Ist es wirklich eine Liebesbeziehung oder fliehen hier zwei verlorene Seelen vor ihrem tristen Alltag?


Ein Roman, der abschreckt und dennoch fesselt, weil man lesen möchte, wie die Figuren enden.