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Veröffentlicht am 13.04.2018

Toller Roman aus dem Mittelalter in Deutschland

Die Tochter des Salzsieders
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Dieser historische Roman hat mich sofort in seinen Bann geschlagen und ich bin in die authentisch wirkenden Schilderungen des mittelalterlichen Denkens und Lebens eingetaucht.

Die Protagonistin wird für ...

Dieser historische Roman hat mich sofort in seinen Bann geschlagen und ich bin in die authentisch wirkenden Schilderungen des mittelalterlichen Denkens und Lebens eingetaucht.

Die Protagonistin wird für die damaligen Verhältnisse recht aufgeklärt und neugierig beschrieben. Sie hat einen Wissensdrang, der beeindruckt und ihre rebellische Art wirkt total anziehend.
Der Schreibstil ist äußerst mitreißend gestaltet und man folgt gespannt der Handlung.
Wie hier die herrschenden Ansichten der damaligen Bevölkerung geschildert werden, kann ich auch nur loben. Mord und Betrug, Liebe, Hass und Neid werden etwas übertrieben, aber dennoch sehr unterhaltsam in Szene gesetzt.

Ulrike Schweikerts Schreibstil führt den Leser gekonnt durch den Roman, man erliegt einem Lesefluss und versinkt in den bildhaften Beschreibungen des mittelalterlichen Lebens.


Ein historischer Roman, der von seinen gelungenen Beschreibungen der soziokulturellen Gesellschaft und der bunten Charaktere lebt. Für mich absolut verdiente 5 Sterne.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Mystisch gefärbter, sich dramatisch steigernder Krimi

Lügengrab
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Bei diesem Krimi gelingt es dem Autor, seine Leser in die spezielle Atmosphäre einer Hallig eintauchen zu lassen. Die Schönheit und Weite der Landschaft, die Ruhe, die nur vom Wind, von Gänsen und Möwen ...

Bei diesem Krimi gelingt es dem Autor, seine Leser in die spezielle Atmosphäre einer Hallig eintauchen zu lassen. Die Schönheit und Weite der Landschaft, die Ruhe, die nur vom Wind, von Gänsen und Möwen durchbrochen wird und das Watt bei Ebbe werden so anschaulich beschrieben, dass man als Nordseeliebhaber sich sofort dorthin sehnt. Es ist schon eine ganz besondere Situation, als Krumme seinen Urlaub auf Hooge verbringt.

Die Krimihandlung und das Wetter zeigen sich anfangs noch recht ruhig und beschaulich. Genau wie der Urlaub des Kommissars steigert sich die Sache aber und es kommt zu einem fesselnden Finale, das mit gefährlichen Szenen aufwartet und durch eine Sturmflut noch seinen dramatischen Gipfel findet.

Mich hat dieser Krimi fesselnd gepackt und das Leben auf der Hallig Hooge sehr interessiert. Auch wenn ich darüber einiges wusste, so hat dieser Krimi mir doch gezeigt, wie wetterabhängig und schwierig das Leben dort sein muss.

Zu dieser Gegend gehört natürlich auch etwas Mystik und Aberglaube, der die Menschen dort über Jahrhunderte begleitet hat. Wer noch nichts über Klabautermänner gehört hat, sollte sich diesen Krimi zulegen. Hier wird man ihm begegnen, diesem lärmenden Schiffskobold, der Gefahren anzeigt.

Auch der Protagonist lernt die Nordsee kennen und lieben. Er geniesst die Ausblicke auf die endlose See mit Vogelgeschrei, er erlebt eine Wattwanderung mit ihren Gefahren bei Seenebel, die herzliche Geselligkeit der Bewohner mit Tee und Apfelkuchen, aber auch die unbarmherzige Situation, wenn bei einer Springflut nur noch die Warften Schutz bieten und alles Landunter ist.

Hier taucht der Leser in die Gegend ein und erlebt die eindringliche Atmosphäre, anschaulicher kann kein Regionalkrimi geschrieben werden.

Dieser Krimi basiert auf einem interessanten Aufbau, denn der betreffende Fall spielte in der Vergangenheit und entwickelt sich aus den vorhandenen Eckpunkten heraus allmählich weiter. Die Suche nach dem wahren Grund für das Verschwinden des Verlobten gestaltet sich schwierig und man verdächtigt einige Inselbewohner, doch die Aufklärung zeigt dann eine logische Erklärung.

Der Schreibstil ist flüssig, lebendig und abwechslungsreich und die Dialoge unterhalten gut und wirken authentisch.

Bei der Charakterdarstellung hat Hendrik Berg gerade dem Täter eine eigene Rolle eingebaut. Aus seiner Sicht bekommt man die Möglichkeit, eine kranke Psyche vorgestellt zu bekommen. Dieser Blickwinkel wirkt bedrohlich und gefährlich, ein weiterer Spannungsfaktor des Krimis.

Die anderen Figuren sind vielfältig gezeichnet: der sympathische Kommissar, ein kauziger Tierpräparator, eine sich anbiedernde Zimmerwirtin, ein Tourist auf Weiberfang; hier lernt man viele und auch sonderbare Personen kennen und sie bringen volle Lebendigkeit in die Geschichte.


"Lügengrab" bekommt meine absolute Krimiempfehlung, denn der spannende Fall vor der tollen Hallig-Kulisse hat mich mitgerissen und die gruselige Darstellung von Sturmflut und Mördersuche haben sich interessant gestaltet. Dazu noch die faszinierende Beschreibung des Hallig-Lebens haben den Krimi fantastisch abgerundet.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Einfühlsame Schilderung des Coming-of-Age eines Jungen 1972 in Finnland!

Von Männern und Menschen
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Es gelingt dem Autor, mich mit diesem Roman in das Jahr 1972 hinein zu versetzen, das Jahr der Olympischen Spiele von München. Allerdings spielt der Roman in Finnland, in einer abgelegenen Provinz, wo ...

Es gelingt dem Autor, mich mit diesem Roman in das Jahr 1972 hinein zu versetzen, das Jahr der Olympischen Spiele von München. Allerdings spielt der Roman in Finnland, in einer abgelegenen Provinz, wo die Menschen nicht gerade im größten Wohlstand leben, die Männer im Winter arbeitslos sind und die Frauen mit Putztätigkeiten ihre Familien über Wasser halten. Wo die Jugend ihre Freizeit mit ihren Weltempfängern und beim Krebsefangen verbringt.

Das Coming-of-Age:
Zu dieser Zeit wird der namenlose Protagonist in die Pflicht genommen. Er übernimmt die Verantwortung für seine Eltern und arbeitet hart bei einer Regenrohrfirma mit dem klangvollen Namen "Volles Rohr". Dort erlebt er die Abläufe handwerklicher Arbeit mit und merkt, dass die Aufträge nicht immer professionell und gut ausgeführt werden. Auch der Leser wird von technischen Details nicht verschont, es ist eine Männerdomäne, die hier beschrieben wird.

Die Erfahrungen, die er in diesem Sommer macht, sind vielfältig. Es ist sein Coming-of-Age, das in einfühlsamer Weise geschildert wird. Einerseits erlebt er die praktische Arbeitswelt, lernt die groben Charaktere seiner Kollegen kennen, die hauptsächlich Saufen und Weiber im Kopf haben. Doch er kommt gut mit ihnen aus, denn er ist ein umsichtiger, zurückhaltender junger Mann, der zuhören kann und nicht vorschnell argumentiert. Zum Mann wird er jedoch, indem er die Mädchen jetzt als Frauen wahrnimmt.
Außerdem übernimmt er verantwortungsvoll die Mittlerrolle bei Rekku, einem geistig zurückgebliebenen, möglicherweise autistischen Kumpel ähnlichen Alters. Dieser muss wie Lennie in "Von Mäusen und Menschen" den Spott der Mitmenschen über sich ergehen lassen.
Wir erleben das Innerste dieses Helden mit und verschmelzen mit ihm. Das ist wirklich besonders an diesem hautnahen Miterleben!

Die Charaktere:
Es sind die besonderen, etwas schrulligen Charaktere und die Schilderungen der eigentlich alltäglichen Dinge, die in diesem Roman gut unterhalten. So wird der Besuch einer Sauna für den Protagonisten aufgrund seiner körperlichen Reifung zu einer ganz speziellen Männermutprobe. Mit seinem Freund Jukka baut er einen Piratensender auf, manipuliert andere Sendungen und wird so zu einem Helden seiner Zeit.

Die politische Situation Finnlands 1972 war mir nicht bewusst, hier bekommt man es anschaulich erklärt. Es sind Zeiten mit Korruption und wie die eigenmächtige Amtsverlängerung von Präsident Kekkonen im Land aufgenommen wird, auch die spezielle Beziehung zu Russland kommt zur Sprache. Der Autor bringt uns Finnland hier politisch näher.

Eindruck des Romans:
Olli Jalonen schreibt mit viel menschlichem Empfinden, er zeigt komische und tragische Erlebnisse, die berühren und nachdenklich machen über diese spezielle Zeit und den herrschenden Zeitgeist in Politik und Alltagsleben. Aber er zeigt auch, wie wichtig die persönliche Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen ist und den Menschen überhaupt erst zu einem reifen Mitbewohner werden lässt.



Dieser Roman wirkt so offensichtlich und leicht, ist aber tiefgründig und baut aus vielen leichten Teilen ein komplexes Ganzes, das einen Wälzer ergibt, der sich leicht erlesen lässt, aber viel kluge Hintergründe eingebaut hat.

Wer sich für Skandinavien interessiert, für die politische Zeit 1972 in Finnland oder aber Coming-og-Age liebt, der findet hier das geeignete Buch.

Im Anhang hat der Übersetzer Stefan Moster einen kleinen Aufsatz über die Politik Finnlands im Sommer 1972 geschrieben.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Wieder ein gelungener Wohlfühlkrimi vom Land mit Backideen!

Blutroter Flieder
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Auf diese Fortsetzung der Reihe habe ich mich schon gefreut und die Lektüre hat mir super gefallen. Ich war sofort wieder in die heimelige Stimmung vom ruhigen Burgheide eingetaucht und mich mit den Schwestern ...

Auf diese Fortsetzung der Reihe habe ich mich schon gefreut und die Lektüre hat mir super gefallen. Ich war sofort wieder in die heimelige Stimmung vom ruhigen Burgheide eingetaucht und mich mit den Schwestern auf Mörderjagd begeben.

Tessa fühlt sich inzwischen in Burgheide auch recht wohl, sie liebt ihre Hühner, nur mit Janas Tee kann sie nicht viel anfangen, ihr fehlt ein richtiger Kaffee. Deshalb bestellt sie per Expresslieferung einen Kaffeevollautomaten, aber das gestaltet sich problematischer als gedacht.

Dabei gibt es zur Zeit ein ganz anderes Problem, dass die Dorfbewohner erschüttert: der Tod einer Profireiterin stellt sich als Mord heraus. Deswegen zieht es auch den unfähigen Kommissar Kettel wieder nach Burgheide, der leider eher mit Martins wunderbaren Backwaren etwas anfangen kann als mit logischer Ermittlungsarbeit. Also gehen Tessa und Jana wieder auf Schnüffeltour und kommen dem Mordfall auf die Schliche.

Was eher nach romantischem Hofcafé aussieht, ist eigentlich das Polizeirevier, wo Martin, der Dorfpolizist wieder seine gelungenen Backkreationen herstellt. Scones, Butterkuchen mit Mandeln und ein ganz besonderer Baileys-Schokokuchen mit Schuß sorgen mit den beigefügten Rezepten für köstliche Unterhaltung und die Rezepte verlocken zum Nachbacken.


Mich hat der flotte, ungezwungene und amüsante Schreibstil der Autorin wieder durch die Handlung fliegen lassen und neben den ländlichen Schauplätzen haben auch die speziellen Charaktere für gute Unterhaltung gesorgt. Dabei ist die Krimihandlung gut durchdacht und die Tätersuche gar nicht so offensichtlich wie zuerst gedacht. Hier bringt Mareike Marlow wieder ordentlich Spannung in die Dorfidylle und man kann auch schön mitraten.

Dieser Wohlfühlkrimi zeigt niedersächsisches Landleben mit liebenswerten Protagonisten und ihrem trockenen Humor. Er macht gute Laune und weckt außerdem die Backlust, wenn man die leckeren Rezepte liest. Lesen, mitraten und geniessen!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Dieses Buch hat mich verzaubert, Nordseeinselflair und Seepferdchenromantik pur! Wie Urlaub am Meer!

Im Herzen das Meer
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Im Herzen das Meer
Im Herzen das Meer
Karen Bojsen
Rezension vom 23.07.2016 (48)

"Karen Bojsen" ist das Pseudonym der Autorin Katrin Burseg, die den Roman "Im Herzen das Meer" geschrieben hat, der im ...


Im Herzen das Meer
Im Herzen das Meer
Karen Bojsen
Rezension vom 23.07.2016 (48)

"Karen Bojsen" ist das Pseudonym der Autorin Katrin Burseg, die den Roman "Im Herzen das Meer" geschrieben hat, der im "Diana Verlag" erscheint.

Lumme Hansen ist Meeresbiologin und lebt mit ihrer Familie in Übersee. Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt sie auf ihre Heimatinsel zurück und leitet dort das Inselaquarium. Hier sieht es mit der finanziellen Situation nicht gerade rosig aus. Die Zukunft der Insel soll durch den Bau eines Windparks wirtschaftlich gesichert werden. Die Natur und die Kinderstube von Schweinswalen und anderen Meerestieren würde aber unter den extrem lauten Baumassnahmen massiv leiden.
Als ein seltenes Seepferdchen gefunden wird, stehen die Inselbewohner den Tierschützern abwehrend gegenüber. Auch Lummes alte Jugendliebe taucht unter den Gegnern auf.
Was kann Lumme hier ausrichten?


"Immer sind Inseln Orte der Sehnsucht. Nah und fern zugleich. Und das Meer? Es schweigt wohl nie." (Seite 7)


Dieses Buch ist so ganz nach meinem Geschmack.
Schon allein die Sprache dieses Romans ist wunderbar, es gibt so schöne Textstellen, die man richtig genießen kann. Ich schwelge berauscht und könnte hier noch viele Zitate bringen!
Doch dieser Roman unterscheidet sich auch durch inhaltliche Tiefe von anderen Sommer-Sonne-Meer-Romanen. Es werden die Probleme von Windparks und deren Beeinträchtigung der Tierwelt thematisiert und einige Ausflüge in die Meeresbiologie des Inselaquarium geben interessante Einblicke über Seepferdchen, deren Balz- und Brutverhalten.
Hier wird die Küste vor der Inselwelt vorgestellt, die mit Felswatt, Tangwald und der Kinderstube der Schweinswale eine einzigartige schützenswerte Natur darstellt. Man erlebt sogar die atemberaubenden gewagten Sprünge junger Trottellummen mit, deren Nistfelsen sie zu wirklich lebensgefährlichen Sprüngen nötigen.


Neben der Story mit dem drohenden Windparkbau vor der Insel, die mich an Helgoland erinnert, erzählt die Autorin den Wendepunkt im Leben von Lumme, die sich mit ihrem Mann in Übersee scheinbar auseinandergelebt hat, aber ihren Sohn Josh sehr vermisst.

"Während Todd die Welt aus den Angeln zu heben schien, kam Lumme sich vor wie Treibgut,das an den Strand gespült worden war. ...Wie ein Fisch, der aufs Land geworfen war und verzweifelt nach Luft schnappte." Zitat.S. 101

Auf der Insel fühlt sie sich in ihrem Element, kämpft entschlossen um die Schutzzone für die Seepferdchen und für den Erhalt des vom Schliessen bedrohten Aquariums. Aber plötzlich steht Lumme auch ihrer Jugendliebe gegenüber und erinnert sich an die Zeit, in der ein gemeinsamer Freund ums Leben kam. Die Gefühle in ihr kämpfen extrem zwischen Schmerz und Liebe, Verlust des Freundes und der Familie und ob sich ihre Hoffnungen auf ihre gesicherte Zukunft auf ihrer Insel erfüllen. Dabei bleibt es lange spannend, ob der Bau des Windparks abgewendet werden kann oder nicht.

Diese Geschichte zieht den Leser völlig in den Bann, man schwankt zwischen herrlich erzählter Urlaubsatmosphäre auf einer Nordseeinsel und der wunderbaren Welt der Meerestiere und den Emotionen, die die sympathische Protagonistin erlebt. Ihren Neubeginn unter diesen schwierigen Umständen durchzuführen, ist nicht leicht und man leidet mit Lumme mit. Es ist fast so, als ob man selbst ein Inselbewohner wäre. Näher kann man in eine Handlung nicht eintauchen.

Es ist immer wichtig für mich, dass solche Romane nicht nur oberflächlich Gefühle beschreiben. Gerade die Einbindung der sehr aktuellen Thematik der umstrittenen Windparks finde ich hier sehr gelungen und informativ. Nicht jeder kennt die Probleme und kann hier Näheres dazu erfahren.
Wer das Meer in seinem Herzen trägt, der schützt es auch! Nur was man kennt, liebt man!

"Alternative Energiegewinnung ist unsinnig, wenn sie genau das zerstört, was wir eigentlich durch sie bewahren wollen - die Natur!" Zitat S. 270

Ein hinreißend erzählter Urlaub-am-Meer-Roman für schöne Lesestunden mit viel Wissenswertem aus der Natur und der ersten Liebe einer jungen Frau!