Nette, gefällige, prickelnde Historical Romance für Zwischendurch, der jedoch gewisse Spannungsmomente fehlen
Zwischen Benjamin Wallace, Earl of Heathdon und seiner frisch angetrauten Frau, Lady Alicia, hängt der Haussegen schief, denn Ben entpuppt sich als recht nüchterner, unromantischer Mann, der seiner Frau ...
Zwischen Benjamin Wallace, Earl of Heathdon und seiner frisch angetrauten Frau, Lady Alicia, hängt der Haussegen schief, denn Ben entpuppt sich als recht nüchterner, unromantischer Mann, der seiner Frau kaum Beachtung schenkt. Auch die eheliche Pflicht verkommt so lediglich zu einer verzichtbaren Nebensache, was in Lady Alicia den Plan reifen lässt, ihren Mann zu einer Aussprache zu bewegen. Benjamin fällt aus allen Wolken, reagiert sogar etwas verschnupft, als er erfährt, dass seine Frau von seinen Liebeskünsten gar nicht so angetan ist. Er gelobt Besserung und will fortan ein aufmerksamer Ehemann werden, da Alicia ihm ansonsten mit Sexentzug gedroht hat.
Doch dann wird er von Alicias Onkel aufgesucht, der sich mit einer äußerst delikaten Angelegenheit, an ihn wendet. Lady Elena, Alicias Cousine wurde nach einem Theaterbesuch entführt, während ihre Eltern bereits in der Kutsche auf sie warteten. Und auch der berüchtigte Lebemann Lord Andrews gilt seit dem gleichen Abend als verschollen. Benjamin, einst Spion der britischen Krone, soll nun untersuchen, ob beide Entführungsfälle zusammengehören.
Währenddessen befinden sich Lady Elena und Lord Andrews tatsächlich in der Gewalt eines Entführers, der sie in einem geheimnisvollen Turm festhält. Zwischen den ungleichen Menschen entsteht während ihrer Gefangenschaft eine Art Verbindung, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten…
Der erste Teil der neuen „Whispers of Scandal“ Serie wartet mit den üblichen Zutaten eines Emma Wildes Romans auf. So hätten wir gleich zwei Paare, die sich innerhalb des Romans zusammenraufen bzw. finden müssen, einige sehr prickelnde Liebesszenen und eine leichte und unterhaltsame Story, die ich in diesem Fall jedoch als leider nicht ganz so spannend empfand, wie andere geschriebene Geschichten der Autorin. Der Grund für meine Kritik basiert darauf, dass dem Entführungsplot leider die packenden Höhepunkte fehlen. Zwar wird die Neugierde des Lesers geschürt, weil man bis zuletzt nicht erfährt, wer die Drahtzieher des Ganzen sind (dies wird man wahrscheinlich erst im zweiten Teil erfahren), doch wurde die Rettung für meinen Geschmack viel zu unspektakulär abgehandelt. Zudem fand ich die Handlungsstränge diesmal ein wenig zu dünn konzipiert, als dass sie die Seitenlänge von immerhin 380 Seiten gerechtfertigt hätten.
Und dennoch möchte ich für „Zeit der Verführung“ nicht weniger als vier von fünf Punkten vergeben, da ich zum einen die agierenden Protagonisten sehr mochte und auch deren Charakterisierung. Besonders süß fand ich die beiden entführten Lady Elena und Lord Andrews und ihren Umgang miteinander. Während ich oftmals bei anderen Liebesromanen bemängele, dass ich nicht nachvollziehen kann, wieso sich das Heldenpaar ineinander verliebt, weil einfach die gewissen Kennenlerngespräche fehlen, haben Elena und Lord Andrews ja alle Zeit der Welt sich näher zu kommen und das nicht nur aus sexueller Basis.
Und auch das eigentlich ineinander verliebte Ehepaar und ihre Schwierigkeiten Nähe und Vertrauen aufzubauen, hat mir beim Lesen oftmals ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, denn deren Dialoge sind zum Teil sehr amüsant beschrieben.
Kurz gefasst. Nette, gefällige, prickelnde Historical Romance für Zwischendurch, der jedoch gewisse Spannungsmomente fehlen.