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Veröffentlicht am 22.04.2018

Liv und Karoline - zwei Frauen auf der Suche

Das Lied des Nordwinds
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1905. Nachdem sie vor 9 Jahren die Hochzeit mit dem feschen adligen Sproß Moritz von Blankenburg-Marwitz gar nicht abwarten konnte, ist sie nun ernüchtert auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ihr Ehemann ...

1905. Nachdem sie vor 9 Jahren die Hochzeit mit dem feschen adligen Sproß Moritz von Blankenburg-Marwitz gar nicht abwarten konnte, ist sie nun ernüchtert auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ihr Ehemann ist nie daheim, sondern vergnügt sich lieber aushäusig, während sie den harten Worten ihrer dominanten Schwiegermutter Alwina ausgesetzt ist, die ihr ständig das Gefühl eines Eindringlings gibt. Dabei ist die Familie schon lange bankrott und kann sich nur mit Hilfe von Karolines vermögenden Eltern über Wasser halten. Als Moritz unheilbar erkrankt zurück auf Schloss Katzbach ist und Karoline durch Zufall erfährt, dass er bereits ein uneheliches Kind in Norwegen hat, macht sie sich mit Hilfe ihrer besten Freundin Ida auf die Reise, um dieses Kind zu finden. Doch nicht nur sie macht sich auf die Suche…
Die minderjährige Liv tritt in Stavanger eine Stelle als Dienstmagd im Haushalt der Familie Treske an, um mit dem Geld ihre arme Familie zu unterstützen. Ihr Dienstherr ist ein harter Mann, der seinen 9-jährigen Sohn Elias bei jeder Gelegenheit demütigt und in die Knie zwingen will. Ehefrau Ingrid hat mit der neugeborenen Tochter genug um die Ohren und auch nicht die Kraft, sich gegen ihren Ehemann aufzulehnen. Liv hat Mitleid mit dem Jungen und nimmt sich seiner an, die beiden werden langsam Freunde. Durch Zufall erfährt Liv, dass Elias von den Treskes adoptiert wurde. Als der Vater Elias bei einem erneuten Fehlverhalten in ein Erziehungsheim stecken will, flieht Liv mit dem Jungen, um seine leiblichen Eltern zu suchen. Dabei bekommen sie Hilfe von Bjarne, einem jungen Mann, mit dem sich Liv angefreundet hat…
Christine Kabus hat mit ihrem Buch „Das Lied des Nordwinds“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an begeistert und den Leser erneut nach Skandinavien entführt. Die Liebe der Autorin zu Land und Leuten in den nordischen Ländern ist dabei in jeder Zeile zu spüren. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und farbenfroh, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen und findet sich mal an der Seite von Karoline, mal an der von Liv wieder, um beide Frauen ein Stück ihres Lebens zu begleiten und dabei ihre Gedanken, Gefühle und Träume kennenzulernen. Die Handlung wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, die zur gleichen Zeit stattfinden erzählt, zum einen erfährt man etwas über Karolines Leben in Deutschland, die andere Sicht zeichnet den Alltag von Liv in Norwegen auf. Der Spannungsbogen ist zu Beginn noch recht niedrig, steigert sich aber schon bald immer mehr in die Höhe, je weiter die Geschichte voranschreitet. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildgewaltig und detailliert, das raue Norwegen entsteht ebenso vor dem inneren Auge wie Schloss Katzbach in Deutschland oder Idas Heimat Breslau. Die Autorin hat den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund sehr gut recherchiert und lässt den Leser an der politischen Situation zwischen Norwegen und Schweden teilhaben, die sich während der Handlung zuspitzt. Gleichzeitig bekommt der Leser viele Informationen die Frauenbewegung, die sich für die Gründung und Betreibung von Schulen für Bedürftige einsetzen und auch für das Wahlrecht für Frauen kämpfen.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, besitzen aber alle wunderbar ausgearbeitete individuelle Eigenschaften, die sie sehr lebendig und realitätsnah wirken lassen. Karoline ist eine sympathische Frau mit dem Herz am rechten Fleck, allerdings ist sie in ihrer Ehe einsam und träumt sich deshalb mit Groschenromanen in eine fremde Welt. Sie kann sich ihrer Schwiegermutter nicht wiedersetzen und lässt sich beleidigen und schikanieren. Es fehlt ihr an Durchsetzungskraft und Mut, dies zu erlangen. Doch Karoline weiß um ihre Unzulänglichkeiten und macht sich daran, diese endlich abzustellen. Dabei ist ihre Freundin Ida eine gute Unterstützung. Ida ist nicht auf den Mund gefallen und muntert nicht nur auf, sondern sagt ihrer Freundin durch die Blume auch die Wahrheit ins Gesicht. Sie gibt ihr den nötigen Schubs in die richtige Richtung, aber gehen muss Karoline den Weg allein. Frau Bethge ist eine resolute alleinstehende Frau, die Karoline schnell eine gute Freundin wird und ihr bei ihrer Entwicklung ebenfalls zur Seite steht. Karolines Wandlung innerhalb der Geschichte ist sehr schön gelungen. Liv ist eine junge Frau, die schon im Elternhaus kaum Liebe erfahren hat und mehr als Arbeitskraft oder Geldesel angesehen wurde. Sie hat ein gutes Herz, ist fleißig und nimmt sich schwächeren Kreaturen an, um diese zu unterstützen. Sie hat Träume und hofft auf ein wenig Liebe, sie ist intelligent, wenn es ihr auch nicht bewusst ist, doch sie wächst ebenfalls im Verlauf der Handlung aus sich heraus und geht Risiken ein, die sie sich vermutlich selbst nie zugetraut hätte, um geliebte Menschen zu schützen. Elias ist ein lieber Junge, der nicht verstehen kann, warum seine Eltern ihn nicht lieben, sondern ihn immer nur als lästiges Anhängsel betrachten. Bjarne ist ein sympathischer Mann, der sich den Konventionen nicht beugt, sich ihnen sogar in den Weg stellt. Auch die weiteren Protagonisten ergänzen mit ihrem Auftreten die Geschichte und machen sie wunderbar rund.
„Das Lied des Nordwinds“ ist ein unterhaltsamer und wunderbarer historischer Roman, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß und sich als Pageturner entpuppt. Ein tolles Buch für alle, die sich gern in fremde Ländern entführen lassen und nicht genug von Familiengeheimnissen bekommen können. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 21.04.2018

Fühl Dich nie sicher!

Ich beobachte dich
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Vor einigen Jahren hat Lindsey ihre Tochter geschnappt und ihren gewalttätigen und unberechenbaren Ehemann Andrew verlassen. Dieser verursachte bei der Verfolgung der beiden einen folgenschweren Autounfall, ...

Vor einigen Jahren hat Lindsey ihre Tochter geschnappt und ihren gewalttätigen und unberechenbaren Ehemann Andrew verlassen. Dieser verursachte bei der Verfolgung der beiden einen folgenschweren Autounfall, durch den eine Frau ums Leben kam und Andrew aufgrund dessen zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. In dieser Zeit hat Lindsey mit Tochter Sophie in Dogwood Bay in Kanada ein neues Zuhause gefunden und sich dort ein neues Leben aufgebaut. Doch hat Andrew seine Strafe abgesessen und kommt wieder in Freiheit. Sophie hat hinter dem Rücken ihrer Mutter Kontakt zu ihrem Vater aufgenommen, so dass Andrew genau weiß, wo seine Ex-Frau sich aufhält. Als Lindsey ihn durch Zufall in der Stadt sieht, ist sie sofort alarmiert, muss sie doch für sich und Sophie um Andrews Rache fürchten. Wird Andrew sie töten?
Chevy Stevens hat mit ihrem Buch „Ich beobachte Dich“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Psychothriller vorgelegt, der sich, einmal begonnen, als regelrechter Pageturner entpuppt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, schon mit dem Einstieg in die Geschichte bekommt der Leser eine Gänsehaut, die bis zum Ende des Buches anhält. Die Autorin versteht es wunderbar, ihre Szenerie mit einem düsteren und bedrohlichen Anstrich zu versehen, dessen Atmosphäre auf den Leser regelrecht überspringt. Der Spannungsbogen wird ebenfalls recht früh hoch angelegt und schraubt sich während der Handlung immer weiter in die Höhe, bis es am Ende auf einen Showdown hinausläuft. Die wechselnden Erzählperspektiven tragen ebenfalls zur Steigerung der Spannung bei. Die Autorin spielt mit den Empfindungen des Lesers, indem sie ihre Protagonisten nur soweit beschreibt, dass immer ein Hauch des Zweifels bleibt und man bis zum Ende nicht weiß, wer der wirkliche Verbrecher ist. Gleichzeitig legt sie falsche Fährten, baut geschickt neue Wendungen ein, so dass der Leser die Situation immer neu bewerten und die neuen Spuren in Betracht ziehen muss. Gleichzeitig spricht die Autorin auch brisante Themen an, die tagaktuell sind. Da geht es um Gewalt innerhalb der Familie sowie Stalking.
Die Charaktere sind individuell ausgestaltet und mit Leben versehen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen. Gleichzeitig haben alle auch etwas Geheimnisvolles und Undurchschaubares, so dass man nie genau weiß, wer gut ist oder zu den Schurken gehört. Lindsey ist eine Frau, die während ihrer Ehe durch die Hölle gegangen ist. Sie beginnt erst wieder richtig zu leben, als sie die Vergangenheit hinter sich lässt und sich ein neues Leben aufbaut gemeinsam mit ihrer Tochter. Aber im Hinterkopf ist immer die Angst, dass ihr altes Leben sie wieder einholen wird. Tochter Sophie wird von ihrer Überfürsorglichkeit fast erdrückt. Andrew ist ein gewalttätiger Mann, der gern Macht auf andere ausübt und manipuliert. Er ist kontrollsüchtig und spricht dem Alkohol mehr zu, als ihm guttut. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihren Verhalten zur Steigerung der Spannung bei und halten den Leser in Atem.
„Ich beobachte dich“ ist ein sehr gelungener Psychothriller, den man ab der ersten Seite nicht mehr aus der Hand legen kann. Krimi- und Thrillerfans kommen hier voll auf ihre Kosten, aber Achtung: Gänsehautgefahr sowie Schlafmangel! Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 15.04.2018

Ein anderes Leben

Eine Liebe in Luxor
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1862 England. Die 30-jährige Sally Naldrett ist schon seit langer Zeit nicht nur als Kammerzofe in Diensten von Lady Lucie Duff Gordon tätig, sondern erweist sich auch als deren enge Vertraute. Die schwere ...

1862 England. Die 30-jährige Sally Naldrett ist schon seit langer Zeit nicht nur als Kammerzofe in Diensten von Lady Lucie Duff Gordon tätig, sondern erweist sich auch als deren enge Vertraute. Die schwere Erkrankung an Tuberkulose von Lady Lucie macht es unbedingt erforderlich, dem feuchten Klima der englischen Heimat den Rücken zu kehren und in wärmere Gefilde überzusiedeln. Die Wahl fällt auf Ägypten, wo sich die beiden Frauen nach einem Abstecher in Alexandria im „French House“ in Luxor einquartieren. In Alexandria schließt sich der Ägypter Omar Abu Halawy den beiden Frauen an, Lady Duff hat ihn eingestellt, um ihnen zu dolmetschen und nebenbei Aufgaben im Haushalt mit zu übernehmen, aber vor allem zu kochen. Während Lady Duff sich langsam in dem exotischen Land einlebt, sich für die einheimische Bevölkerung interessiert und auch engagiert, führt das Zusammenleben auf engstem Raum dazu, dass sich Sally und Omar ineinander verlieben. Allerdings ist Omar verheiratet. Sally, die ihrer Herrin eng verbunden ist, hat ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, denn es fühlt sich für sie an, als würde sie Lady Duff hintergehen. Als Sally dann auch noch ein Kind bekommt, muss sie am eigenen Leib erfahren, dass Lady Duff sie nach all den vielen Jahren eiskalt fallen lässt, während Omar weiterhin in ihren Diensten bleibt. Was wird nun aus Sally und ihrem Baby? Wird Omar ihr beistehen?
Kate Pullinger hat mit ihrem Buch „Eine Liebe in Luxor“ einen sehr fesselnden historischen Roman vorgelegt, in der sie aus historischen Begebenheiten und Fiktion zu einer sehr spannende Geschichte verwebt. Der Schreibstil ist flüssig und vor allem der damaligen Zeit angepasst. Dadurch wirkt die Geschichte realer. Die Handlung wird im Stil eines Tagebuchs aus der Sicht von Sally erzählt und lässt den Leser an ihren Eindrücken, Gedanken und Gefühlen hautnah teilhaben. Die Beschreibung der Reise und des exotischen Ägyptens sind bildgewaltig und farbenfroh, so dass bei der Lektüre Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Die Autorin hat den historischen Hintergrund sehr gut recherchiert und führt dem Leser die damalige gesellschaftliche Situation sowie die politischen Lage vor Augen. Gleichzeitig zeigt sie auf, dass durch das genötigte enge Zusammenleben zwischen Herrschaft und Dienstboten die Konventionen oftmals wegfallen und man sich fast freundschaftlich verbunden begegnet. Da man sich in einem fremden Land aufhält und nicht unter strenger Beobachtung von Nachbarn etc. steht, gibt man sich ungezwungener und freier in Entscheidungen und dem täglichen Miteinander.
Die Charaktere sind sehr detailliert und individuell ausgearbeitet, sie wirken durchweg sehr realistisch und lebensecht, so dass man sich als Leser in den einen oder anderen gut hineinversetzen kann. Gerade die zwischenmenschlichen Interaktionen der Protagonisten werden von der Autorin behutsam an den Leser herangetragen. Sally ist eine sehr sympathische Frau, die schon viele Jahre für Lady Duff arbeitet. Sie ist ehrlich, fleißig und hilfsbereit, steht ihrer Herrin jederzeit zur Verfügung und kümmert sich aufopfernd um sie. Sally wirkt manchmal etwas naiv und wird von der Liebe regelrecht überrascht, sie ist glücklich und gleichzeitig fühlt sie sich wie eine Betrügerin, die ihre Herrin hintergeht. Doch sie ist auch mutig und wählt einen schweren Weg für sich selbst, um zukünftig für sich selbst entscheiden zu können. Lady Duff ist eine kränkliche Frau, die sich aber nicht in ihr Leiden ergibt, sie kämpft und nimmt Entbehrungen hin, denn sie muss ihre Familie zurücklassen. Sie ist eine offene Frau, die ihre Meinung sagt und versucht, sich für andere einzusetzen. Sallys Fehlverhalten lässt sie kalt und unbarmherzig wirken, denn sie fühlt sich betrogen und hintergangen. Ihr Urteil über Sally ist hart und unverständlich. Omar ist ein freundlicher Mann, der sich schnell in den kleinen Haushalt integriert. Er kocht hervorragend und hilft den Frauen mit seinen Sprachkenntnissen, im fremden Land zurechtzukommen. Aufgrund seiner Religion und der Gegebenheiten in seinem Heimatland sind ihm Dinge erlaubt, die woanders nicht gelten. Die Liebe zu Sally lässt auch ihn in einen Gewissenskonflikt fallen, den nur er lösen kann.
„Eine Liebe in Luxor“ ist ein rundum prächtiger historischer Roman, der sich an wahre Begebenheiten anlehnt und dem Leser farbenprächtig eine exotische Welt sowie eine ungewöhnliche Freundschaft als auch schicksalshafte Verwicklungen präsentiert. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Über den Dombau, Machtspiele und den Pestausbruch

Die Launen des Teufels
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1349 Ulm. Die Stadt baut ein neues Münster und ermöglicht damit vielen, an diesem zu verdienen. Das will auch der Glockengießermeister Conrad, der gleichzeitig plant, seine Macht im Rat der Stadt zu erweitern. ...

1349 Ulm. Die Stadt baut ein neues Münster und ermöglicht damit vielen, an diesem zu verdienen. Das will auch der Glockengießermeister Conrad, der gleichzeitig plant, seine Macht im Rat der Stadt zu erweitern. Conrad ist ein skrupelloser Mann, der auch seine Familie mit harter Hand regiert. Tochter Anabel, die mit ihrer Freundin Vren im Hospital der Beginen arbeitet, bekommt dies schmerzhaft zu spüren, verkauft ihr Vater sie doch mit Berechnung dem Abt als Liebesdienerin, um dadurch mehr Unterstützung im Rat zu bekommen. Zudem kauft er Bertram für die Arbeit in der Glockengießerei, dessen Vater hat die Zunftrechte verloren. Zwischen Anabel und Bertram entspinnen sich zarte Liebesbande, doch dann wird Bertram des Mordes angeklagt und in den Kerker gesteckt, dabei hat Anabels Vater Conrad den Mord begangen und will mit der Denunzierung Bertrams von sich ablenken. Anabel ist völlig verzweifelt und wendet sich an die Gräfin Katharina von Württemberg. Dort möchte sie als Zofe arbeiten und erhofft sich gleichzeitig Unterstützung für Bertram. Doch die Gräfin hat eigene Probleme und dann kommt auch noch die Pest in die Stadt…
Silvia Stolzenburg hat mit ihrem Buch „Die Launen des Teufels“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und durchgehend fesselnd. Der Leser taucht mit Beginn der Geschichte ein in eine vergangene Zeit, um hautnah mitzuerleben, wie die Menschen damals gelebt haben und die Pest wütete. Die Autorin hat gut recherchiert und lässt im Geiste des Lesers die alte Reichsstadt Ulm des 14. Jahrhunderts aufleben, zeigt die verschiedenen gesellschaftlichen Strukturen auf und lässt den Leser auch an den unterschiedlichen Machtansprüche und politischen Gedanken teilhaben. Der historische Hintergrund wurde sehr schön mit der Handlung verwoben, so dass man als Leser das Gefühl hat, Geschichte während der Lektüre live zu erleben. Damals hatten Frauen keinerlei Rechte und mussten sich den Männern unterwerfen. Gewalt war oftmals an der Tagesordnung, Frauen wurden in jedweder Art und Weise gezüchtigt. Der Ausbruch der Pest, deren Auswirkungen und die zügige Verbreitung werden ebenso anschaulich wie düster beschrieben und zeigen deutlich, wie eingeschränkt die damaligen Möglichkeiten in Bezug auf die Behandlung waren.
Die Charaktere sind detailliert und lebhaft ausgearbeitet, wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften sehr real und authentisch. Anabel ist eine sehr sympathische junge Frau, die offen und ehrlich durchs Leben geht. Sie ist fleißig, hilfsbereit und unterstützt die Schwachen und Kranken. Dabei hat Anabel es selbst nicht leicht, denn ihr Vater ist ein Despot und greift streng durch. Conrad ist ein sehr harter und skrupelloser Mann, der sich selbst der Nächste ist. Egoistisch und oftmals schon sadistisch quält er nicht nur seine Angestellten in der Gießerei, sondern vor allem seine eigene Familie. Ihm geht es hauptsächlich um Macht und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Bertram ist ein netter junger Mann, der bereits einen Schicksalsschlag erfahren musste. Er wurde vom eigenen Vater verkauft und muss sich nun als Leibeigener verdingen. Bertram ist ehrlich, und gerade das bringt ihn in Schwierigkeiten. Gräfin Katharina ist eine sympathische Frau, die sich, obwohl verheiratet, auf eine Liebelei eingelassen hat und nun die Folgen tragen muss. Die Gefahr vor Entdeckung durch den Ehemann schwebt ständig über ihr. Auch die übrigen Protagonisten steuern durch ihre eigenen kleinen Episoden zur Steigerung der Spannung bei und machen die Geschichte rund.
„Die Launen des Teufels“ ist ein sehr gelungener spannender Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhält und Geschichte bei der Lektüre regelrecht lebendig werden lässt. Absolute Leseempfehlung für alle Histo-Fans!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Auf den Hund gekommen

Vier Pfoten am Strand
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Künstler Ben fühlt sich ausgelaugt und benötigt dringend etwas Ruhe, um seine Skulpturen endlich beenden zu können. Allerdings läuft ihm erst einmal Boss, eine junge amerikanische Bulldogge, über den Weg, ...

Künstler Ben fühlt sich ausgelaugt und benötigt dringend etwas Ruhe, um seine Skulpturen endlich beenden zu können. Allerdings läuft ihm erst einmal Boss, eine junge amerikanische Bulldogge, über den Weg, der sich kurz zuvor erst von seinem alten und brutalen Herrchen getrennt hat. Ben nimmt sich des Rüden an und fährt mit ihm in das kleine Örtchen Lichterhaven an der Nordsee. Aber Boss hat seinen eigenen Kopf und hält Ben auf Trapp, was diesen sichtlich überfordert. Deshalb meldet Ben den Hund in einer Hundeschule an in der Hoffnung, dass dies wirklich was bringt. Dabei lernt er die Besitzerin Christina kennen, die nicht nur Boss gefällt, auch Ben fühlt sich zu ihr hingezogen. Wird Christina Boss zähmen? Und was ist mit Ben?
Petra Schier hat mit ihrem Buch „Vier Pfoten am Strand“ einen sehr stimmungsvollen und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und warmherzig, der Leser findet sich schnell an der Seite der Protagonisten wieder, um als unsichtbarer Schatten hautnah an ihrem Leben teilzuhaben. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so bekommt der Leser zum einen Zugang in Bens Gedanken und Gefühlswelt, aber auch der Einblick in Christinas Leben wird gewährt. Besonders erwähnenswert aber sind die kursiv gehaltenen Passagen, in denen Rüde Boss zu Wort kommt. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz, denn die Dialoge sind oftmals sehr witzig und bringen einen zum Lachen. Die verschiedenen Sichtweisen vermischen sich sehr gelungen zu einer rundum wunderbaren Geschichte. Die Landschaftsbeschreibungen der Autorin sind so bildgewaltig und farbenfroh, dass der Leser bei der Lektüre das Gefühl einer kleinen Auszeit vom Alltag hat. Der Nordseewind wirbelt einem das Haar durcheinander und die salzige Luft steigt einem regelrecht in die Nase, während man gedanklich mit den Protagonisten am Strand entlang läuft. Auch wenn es sich hier um eine leichte Unterhaltungsgeschichte handelt, spart die Autorin doch nicht mit Überraschungen und Wendungen, um den Leser gut zu unterhalten.
Die Charaktere wurden liebevoll und detailliert ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr lebendig und authentisch, es kommt einem so vor, als würde man sie seit langem kennen. Ben ist ein sensibler Mann, der ganz in seinem Beruf als Künstler aufgeht. Er ist erschöpft und sehnt sich nach Ruhe und Abstand, um neue Inspirationen zu bekommen und einige Stücke zu vollenden. Er hat ein gutes und einfühlsames Herz, ist tierlieb, aber leider nicht so sehr mit Geduld gesegnet. Gegenüber Boss kann er sich nie durchsetzen, ihm gegenüber ist er einfach zu nachgiebig. Boss ist ein sehr eigenwilliger Hundecharakter. Nachdem er einem grausamen Herrchen endlich entkommen ist, genießt er seine Freiheit und möchte jeden Moment auskosten. Er ist abenteuerlustig, neugierig und hat einen sturen Kopf, der es seinem Umfeld oftmals nicht leicht macht. Christina ist eine sehr sympathische Frau mit einem großen Herzen. Sie ist aufmerksam, offen, ehrlich und hat ein Händchen für Vierbeiner; sie möchte sie nicht unterordnen, sondern behandelt sie gleichwertig und nimmt sie mit ihren vielen verschiedenen Charaktereigenschaften an, um sie sanft zu lenken. Ebenso punkten sympathische Nebenprotagonisten mit ihrem Erscheinen und geben der Handlung den letzten Schliff.
„Vier Pfoten am Strand“ ist ein rundum gelungener Unterhaltungs- und Liebesroman, der mit einer witzigen Handlung punkten kann und dem Leser gleichzeitig eine schöne gedankliche Auszeit vom Alltag bietet und an die Nordsee entführt. Dafür gibt es eine absolute Leseempfehlung!