Cover-Bild Von dieser Welt
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 28.02.2018
  • ISBN: 9783423281539
James Baldwin

Von dieser Welt

Roman
Miriam Mandelkow (Übersetzer)

Ein Buch, das die Welt veränderte

John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, sexuell unschlüssig, seine einzige Waffe zur Selbstverteidigung ist sein Verstand. Aber was nützt es, von den weißen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei hässlich und wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. John sehnt sich danach, selbst über sein Schicksal zu entscheiden, nicht sein Vater, den er trotz allem liebt, nicht ein Gott, den er trotz allem sucht. Als am Tag von Johns vierzehntem Geburtstag sein Bruder Roy von Messerstichen schwer verletzt nach Hause kommt, wagt John einen mutigen Schritt, der nicht nur sein eigenes Leben verändern wird.

Mit einem Vorwort von Verena Lueken.

 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2018

Wer will ich sein? vs. Wer soll ich sein?

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Es sei vorausgeschickt, dass dieses Buch in seiner Ganzheit nicht in einer kurzen Rezension erklärt werden kann. Zu facettenreich und zu tiefgreifend ist dieses Werk von James Baldwin.

Es schwebt eine ...

Es sei vorausgeschickt, dass dieses Buch in seiner Ganzheit nicht in einer kurzen Rezension erklärt werden kann. Zu facettenreich und zu tiefgreifend ist dieses Werk von James Baldwin.

Es schwebt eine Zerrissenheit über diesem Buch, welche Baldwin speziell in Form des jungen John Grimes darstellt. Tyrannisiert von seinem religiös fundamentalistischem Vater, der ihn nicht liebt, taumelt John zwischen der Neugier und Verlockungen der weltlichen Güter sowie der panischen Angst vor Sünde und Verdammung hin und her. Doch ist John mit diesen inneren Konflikten nicht alleine...

Baldwin nimmt sich in diesem Werk auch die Zeit, die Geschichten der anderen Figuren zu erzählen und demaskiert somit die Scheinheiligkeit der Fassade, welche vor allem Johns Vater, der als Prediger arbeitet, in der Öffentlichkeit wahren möchte.Gleichzeitig hält er ein Plädoyer, den Mensch als Mensch mit all seinen Facetten zu akzeptieren, anstatt ihn zu einem unfehlbaren und heiligen Wesen hochzustilisieren.

Was "Von dieser Welt" zu solch einem literarischen Erlebnis macht, ist vor allen Dingen die sprachliche Komponente, welche sich als unwahrscheinlich kraftvoll und beeindruckend erweist.

Erschienen im Jahre 1953, habe ich dennoch in letzter Zeit keinen so aktuellen Roman gelesen.

Veröffentlicht am 15.05.2018

Große Literatur

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Endlich ist nun auch ein Werk, des großen amerikanische Schriftstellers James Baldwin in deutscher Übersetzung erschienen. Ein Werk, welches mich durch sprachliche Raffinesse und stilistischer Glanzleistungen ...

Endlich ist nun auch ein Werk, des großen amerikanische Schriftstellers James Baldwin in deutscher Übersetzung erschienen. Ein Werk, welches mich durch sprachliche Raffinesse und stilistischer Glanzleistungen vollkommen in seinen Bann ziehen könnte. Ein Buch, welches definitiv Klassikerstandard erreicht hat.
Wer Literatur liebt und James Baldwin noch nicht kennt, sollte dies schnell ändern und dieses Buch lesen.
Wahre Literatur, mehr geht nicht

Veröffentlicht am 14.04.2018

Ergreifend, aufwühlend und in Erinnerung bleibend

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„Von dieser Welt“ ist der erste Roman des vor etwa 30 Jahren verstorbenen US-Amerikaners James Baldwin. Die Erzählung wurde 1953 zum ersten Mal veröffentlicht und ist inzwischen ein Klassiker der Weltliteratur. ...

„Von dieser Welt“ ist der erste Roman des vor etwa 30 Jahren verstorbenen US-Amerikaners James Baldwin. Die Erzählung wurde 1953 zum ersten Mal veröffentlicht und ist inzwischen ein Klassiker der Weltliteratur. Jetzt wurde sie neu ins Deutsche übersetzt von Miriam Mandelkow mit einem Vorwort von Verena Lueken.

Die Geschichte trägt deutliche autobiographische Züge. James Baldwin verarbeitet darin, ungefähr fünfzehn Jahre später, die Ereignisse an dem Tag und der folgenden Nacht als er 14 Jahre alt wurde. Seinen Protagonisten nennt er John Grimes, der so wie er in Harlem/New York der 1930er heranwächst. Dessen Vater Gabriel verdient als Arbeiter gerade so viel um die Familie zu ernähren, doch er ist ein streng gläubiger Laienprediger der Baptistengemeinde. Sein Verhältnis zu den Weißen ist wie bei den meisten Schwarzen in Harlem von Hass genährt. Elizabeth, die Mutter von John, ist verantwortlich für Haushalt und Familie. Am Tag seines Geburtstags wird Johns jüngerer Bruder Roy auf der West Side bei einem Streit mit weißen Jugendlichen von einem Messer schwer verletzt.

Zunächst fragt sich John warum Roy in der Gunst des Vaters höher steht als er selbst und wieso Gabriel seine Frau wegen der angeblichen Vernachlässigung ihrer Aufsichtspflicht so drohend zur Rechenschaft zieht. Der folgende Teil des Romans lässt den Leser auf die Vergangenheit von Gabriels älterer Schwester Florence, von Gabriel und von Elisabeth zurück blicken, deckt Geheimnisse in der Familie auf und klärt dadurch viele Zusammenhänge.

Dieser eine Tag hat das Leben von John grundlegend geändert. Er ist wohlbehütet aufgewachsen und zum Glauben und zur Gottesfurcht angehalten worden. Sein Vater ist ein glühender Anhänger seiner Religion. Bei jedem Verhalten gegen die von den Eltern gesetzten Regeln und Grenzen bleibt es meist nicht beim Tadel, sondern Gabriel prügelt seine Kinder. Der pubertierende John setzt sich unweigerlich mit Recht und Unrecht auseinander. John sieht seinen Vater als Prediger im Auftrag der Kirche und deren Grundwerte vertretend. Seine Auflehnung gegen ihn bringt gleichzeitig eine in Fragestellung seines Glaubens mit sich. Währenddessen erlebt er täglich, dass sich die meisten Weißen überlegen geben in vielen Dingen. Die Schwarzen suchen Trost in ihrer Religion, die sie in der Gemeinschaft stark macht. Ohne die gebrochenen Lebenswegen seiner Eltern und seiner Tante zu kennen hat die bedeutende Nacht seines Geburtstags, die er in der Kirche im Kreis der Gemeinde verbringt, nachhaltigen Einfluss auf seine Gedankenwelt und seine Zukunft.

Unter der Voraussetzung, dass das Leben von James Baldwin dem von John sehr ähnlich ist, lässt sich feststellen, dass der Autor nicht zögert, die ihn bewegenden Gedanken durch seinen Protagonisten auszusprechen. Aus der Distanz vieler Jahre blickt er zurück auf seine Jugend und sucht sein Verhalten in dieser Zeit und sein Verhältnis zu seinen Eltern, vor allem zu seinem Vater, vor dem Hintergrund der Rassismus und der Glaubenstreue zu erklären. Es ist eine Auseinandersetzung mit an den ihn gestellten Erwartungen, die mit der Einnahme gewisser Rollen verbunden ist. Baldwins Roman bleibt jedoch nicht nur auf den Protagonisten bezogen, sondern erzählt gleichzeitig so viel mehr mit der exemplarischen Geschichte einer schwarzen Familie in den USA beginnend mit der Abschaffung der Sklaverei.

„Von dieser Welt“ ist mit so viel Ausdruck geschrieben, dass man die eigenen Gefühle des Autors zwischen den Zeilen zu spüren glaubt, seine Ohnmacht sich gegen die gegebene Ordnung zu stellen und seine Hoffnung, einen anderen Weg im Leben zu finden wie sein von ihm gehasster Vater und dabei authentisch zu bleiben. Der Roman ist intensiv, ergreifend, aufwühlend und bleibt in Erinnerung.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Auch heute noch aktuell

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„Children have never been very good at listening to their elders, but they have never failed to imitate them. They must, they have no other models.“ ( „Kinder haben noch nie sehr gut auf ihre Eltern gehört, ...

„Children have never been very good at listening to their elders, but they have never failed to imitate them. They must, they have no other models.“ ( „Kinder haben noch nie sehr gut auf ihre Eltern gehört, aber sie haben sie bisher noch immer nachgeahmt. Sie haben keine anderen Vorbilder.“)
Dieses Zitat von James Arthur Baldwin könnte thematisch - unter anderem - seinem Buch zugrunde liegen. Sein Roman trägt unverkennbar zahlreiche autobiografische Züge. Der Schriftsteller lässt eigene Erfahrungen einfließen, wenn er sehr eindringlich die Seelenqualen seines 14jährigen Protagonisten John Grimes beschreibt, der mit Mutter, Stiefvater und jüngeren Geschwistern im Harlem der 30er Jahre aufwächst. In die Rahmenhandlung um John, welcher der fanatischen Gläubigkeit seines älteren Freundes Elisha und dessen „Erweckung“ in der afroamerikanischen Kirchengemeinde nachzueifern sucht, hat Baldwin (1924 – 1987) einzelne Kapitel eingebettet, die die Geschichte seiner Vorfahren (und somit auch Johns Entwicklung) verdeutlichen. In einer wunderbaren Sprache, reich an Bildern und Vergleichen, erzählt Baldwin die Lebensgeschichten des Stiefvaters, der Mutter und der Tante Florence, die teilweise noch als Sklaven im Süden der USA ihr Leben fristeten. Gesellschaftliche Unterdrückung und Gewalt prägen das Leben dieser Randgruppe, ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit treibt sie in die Arme der Kirche. Und so nehmen Kirche und Glauben im Frust des täglichen Lebens der schwarzen Bevölkerung eine exponierte Stellung ein; die Erwartung eines besseren Lebens nach dem Tod und der damit verbundene Trost im Diesseits, Predigten, Bibelzitate und Gospels beherrschen das Leben in Johns Familie. Passenderweise heißt der Originaltitel des Romans (erstmals erschienen im Jahre 1953) denn auch „Go tell it to the Mountain“. In deutscher Übersetzung kam Baldwins Buch allerdings erst 1966 auf den Markt - doch die Thematik ist auch heute noch von großer Aktualität.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Von dieser Welt

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Allgemeines:

James Baldwins Von dieser Welt erschien bereits 1953 auf Deutsch und wurde nun neu übersetzt. Baldwin wurde in New York geboren und lebte von 1924 bis 1987. Er gilt als einer der wichtigsten ...

Allgemeines:

James Baldwins Von dieser Welt erschien bereits 1953 auf Deutsch und wurde nun neu übersetzt. Baldwin wurde in New York geboren und lebte von 1924 bis 1987. Er gilt als einer der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Er war in der Bürgerrechtsbewegung aktiv und setzte sich sehr für die Gleichberechtigung der Schwarzen ein. Von dieser Welt ist ein autobiografischer und zudem sein erster Roman. Das Buch ist bei dtv im Februar 2018 in gebundener Form erschienen und hat 318 Seiten.

Inhalt:

„John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, sexuell unschlüssig, seine einzige Waffe zur Selbstverteidigung ist sein Verstand. Aber was nützt es, von den weißen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei hässlich und wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. John sehnt sich danach, selbst über sein Schicksal zu entscheiden, nicht sein Vater, den er trotz allem liebt, nicht ein Gott, den er trotz allem sucht. Als am Tag von Johns vierzehntem Geburtstag sein Bruder Roy von Messerstichen schwer verletzt nach Hause kommt, wagt John einen mutigen Schritt, der nicht nur sein eigenes Leben verändern wird.“ (Quelle: dtv)

Meine Meinung:

Protagonist ist John Grimes, ein 14-jähriger schwarzer Junge. Er hat die typischen Probleme der Pubertät und wächst im Harlem der 1930er Jahre auf. Schwarze und Weiße Leben nicht gerade friedlich und schon gar nicht gleichberechtigt miteinander. Er wächst in einem religiösen Umfeld auf, sein Familienleben ist von Konflikten geprägt. Es gibt viele Rückblenden, die Johns Familie auch im weiteren Umfeld einbeziehen.

Die Thematik des Buches ist höchst aktuell. Durch die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, der eindeutig rassistisch denkt und Weiße für die besseren Menschen hält, erhält die Thematik von Von dieser Welt eine Brisanz, die Baldwin sicherlich gefreut hätte, wenn er sie noch erlebt hätte. Andererseits wäre er frustriert gewesen, frustriert darüber, dass auch im Jahr 2018 Schwarze und Weiße in Amerika immer noch nicht gleichberechtigt miteinander leben.

Ich habe schon einige Bücher zu diesem Thema gelesen: Wer die Nachtigall stört, Roots, Die Farbe Lila, Geister. Alle Bücher haben mich tief berührt und so geht es mir auch mit diesem Buch.

Schade ist, dass für die deutsche Übersetzung nicht der Titel des Originals Go tell it on the Mountains gewählt wurde, ein Spiritual aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, das allen bekannt sein dürfte und sehr viel besser gepasst hätte, drückt es doch den Spirit und die Message des Buches sehr viel besser aus als der deutsche Titel.

Das Buch beginnt mit einer Einführung zu James Baldwin. Das gefällt mir sehr gut, denn nur so kann man sein Buch vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und historischen Entwicklung gut verstehen und liest es völlig anders, einfach intensiver.

Erzählt wird aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, das ist gut gewählt. So kann man mit einer gewissen Distanz auf John und seine Familie schauen und sich sein eigenes Bild machen. Für mich schwierig nachzuvollziehen ist die große Bedeutung der Religiosität in diesem Buch. Mir ist zwar bewusst, dass diese in Amerika einen viel größeren Raum einnimmt als beispielsweise in Deutschland, aber manchmal ist mir das zu viel. Andererseits nehmen die Religion und besonders auch die Spirituals eine wichtige Rolle in der Bürgerrechtsbewegung Amerikas ein, hieraus zogen die Teilnehmer ihre Kraft, um so das Unrecht und die Brutalität besser aushalten zu können.

Der Erzählstil Baldwins ist geprägt von detailreichen Beschreibungen, dadurch werden die Gefühlszustände der Protagonisten eindrücklich betont, ihre Umgebung gewinnt an Konturen, man fühlt sich als Leser mitgenommen.

Das Cover besticht durch seine Schlichtheit. Abgebildet ist der halbe Kopf eines schwarzen Jungen oder Jugendlichen. Der Titel des Buches passt sehr gut dazu, denn jeder ist „von dieser Welt“.

Fazit:

Ich habe dieses Buch gern gelesen, kann es aber nur denen empfehlen, die sich für Politik, Zeitgeschichte und die Bürgerrechtsbewegung in Amerika interessieren.