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Veröffentlicht am 21.04.2018

Fühl Dich nie sicher!

Ich beobachte dich
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Vor einigen Jahren hat Lindsey ihre Tochter geschnappt und ihren gewalttätigen und unberechenbaren Ehemann Andrew verlassen. Dieser verursachte bei der Verfolgung der beiden einen folgenschweren Autounfall, ...

Vor einigen Jahren hat Lindsey ihre Tochter geschnappt und ihren gewalttätigen und unberechenbaren Ehemann Andrew verlassen. Dieser verursachte bei der Verfolgung der beiden einen folgenschweren Autounfall, durch den eine Frau ums Leben kam und Andrew aufgrund dessen zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. In dieser Zeit hat Lindsey mit Tochter Sophie in Dogwood Bay in Kanada ein neues Zuhause gefunden und sich dort ein neues Leben aufgebaut. Doch hat Andrew seine Strafe abgesessen und kommt wieder in Freiheit. Sophie hat hinter dem Rücken ihrer Mutter Kontakt zu ihrem Vater aufgenommen, so dass Andrew genau weiß, wo seine Ex-Frau sich aufhält. Als Lindsey ihn durch Zufall in der Stadt sieht, ist sie sofort alarmiert, muss sie doch für sich und Sophie um Andrews Rache fürchten. Wird Andrew sie töten?
Chevy Stevens hat mit ihrem Buch „Ich beobachte Dich“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Psychothriller vorgelegt, der sich, einmal begonnen, als regelrechter Pageturner entpuppt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, schon mit dem Einstieg in die Geschichte bekommt der Leser eine Gänsehaut, die bis zum Ende des Buches anhält. Die Autorin versteht es wunderbar, ihre Szenerie mit einem düsteren und bedrohlichen Anstrich zu versehen, dessen Atmosphäre auf den Leser regelrecht überspringt. Der Spannungsbogen wird ebenfalls recht früh hoch angelegt und schraubt sich während der Handlung immer weiter in die Höhe, bis es am Ende auf einen Showdown hinausläuft. Die wechselnden Erzählperspektiven tragen ebenfalls zur Steigerung der Spannung bei. Die Autorin spielt mit den Empfindungen des Lesers, indem sie ihre Protagonisten nur soweit beschreibt, dass immer ein Hauch des Zweifels bleibt und man bis zum Ende nicht weiß, wer der wirkliche Verbrecher ist. Gleichzeitig legt sie falsche Fährten, baut geschickt neue Wendungen ein, so dass der Leser die Situation immer neu bewerten und die neuen Spuren in Betracht ziehen muss. Gleichzeitig spricht die Autorin auch brisante Themen an, die tagaktuell sind. Da geht es um Gewalt innerhalb der Familie sowie Stalking.
Die Charaktere sind individuell ausgestaltet und mit Leben versehen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen. Gleichzeitig haben alle auch etwas Geheimnisvolles und Undurchschaubares, so dass man nie genau weiß, wer gut ist oder zu den Schurken gehört. Lindsey ist eine Frau, die während ihrer Ehe durch die Hölle gegangen ist. Sie beginnt erst wieder richtig zu leben, als sie die Vergangenheit hinter sich lässt und sich ein neues Leben aufbaut gemeinsam mit ihrer Tochter. Aber im Hinterkopf ist immer die Angst, dass ihr altes Leben sie wieder einholen wird. Tochter Sophie wird von ihrer Überfürsorglichkeit fast erdrückt. Andrew ist ein gewalttätiger Mann, der gern Macht auf andere ausübt und manipuliert. Er ist kontrollsüchtig und spricht dem Alkohol mehr zu, als ihm guttut. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihren Verhalten zur Steigerung der Spannung bei und halten den Leser in Atem.
„Ich beobachte dich“ ist ein sehr gelungener Psychothriller, den man ab der ersten Seite nicht mehr aus der Hand legen kann. Krimi- und Thrillerfans kommen hier voll auf ihre Kosten, aber Achtung: Gänsehautgefahr sowie Schlafmangel! Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 15.04.2018

Ein anderes Leben

Eine Liebe in Luxor
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1862 England. Die 30-jährige Sally Naldrett ist schon seit langer Zeit nicht nur als Kammerzofe in Diensten von Lady Lucie Duff Gordon tätig, sondern erweist sich auch als deren enge Vertraute. Die schwere ...

1862 England. Die 30-jährige Sally Naldrett ist schon seit langer Zeit nicht nur als Kammerzofe in Diensten von Lady Lucie Duff Gordon tätig, sondern erweist sich auch als deren enge Vertraute. Die schwere Erkrankung an Tuberkulose von Lady Lucie macht es unbedingt erforderlich, dem feuchten Klima der englischen Heimat den Rücken zu kehren und in wärmere Gefilde überzusiedeln. Die Wahl fällt auf Ägypten, wo sich die beiden Frauen nach einem Abstecher in Alexandria im „French House“ in Luxor einquartieren. In Alexandria schließt sich der Ägypter Omar Abu Halawy den beiden Frauen an, Lady Duff hat ihn eingestellt, um ihnen zu dolmetschen und nebenbei Aufgaben im Haushalt mit zu übernehmen, aber vor allem zu kochen. Während Lady Duff sich langsam in dem exotischen Land einlebt, sich für die einheimische Bevölkerung interessiert und auch engagiert, führt das Zusammenleben auf engstem Raum dazu, dass sich Sally und Omar ineinander verlieben. Allerdings ist Omar verheiratet. Sally, die ihrer Herrin eng verbunden ist, hat ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, denn es fühlt sich für sie an, als würde sie Lady Duff hintergehen. Als Sally dann auch noch ein Kind bekommt, muss sie am eigenen Leib erfahren, dass Lady Duff sie nach all den vielen Jahren eiskalt fallen lässt, während Omar weiterhin in ihren Diensten bleibt. Was wird nun aus Sally und ihrem Baby? Wird Omar ihr beistehen?
Kate Pullinger hat mit ihrem Buch „Eine Liebe in Luxor“ einen sehr fesselnden historischen Roman vorgelegt, in der sie aus historischen Begebenheiten und Fiktion zu einer sehr spannende Geschichte verwebt. Der Schreibstil ist flüssig und vor allem der damaligen Zeit angepasst. Dadurch wirkt die Geschichte realer. Die Handlung wird im Stil eines Tagebuchs aus der Sicht von Sally erzählt und lässt den Leser an ihren Eindrücken, Gedanken und Gefühlen hautnah teilhaben. Die Beschreibung der Reise und des exotischen Ägyptens sind bildgewaltig und farbenfroh, so dass bei der Lektüre Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Die Autorin hat den historischen Hintergrund sehr gut recherchiert und führt dem Leser die damalige gesellschaftliche Situation sowie die politischen Lage vor Augen. Gleichzeitig zeigt sie auf, dass durch das genötigte enge Zusammenleben zwischen Herrschaft und Dienstboten die Konventionen oftmals wegfallen und man sich fast freundschaftlich verbunden begegnet. Da man sich in einem fremden Land aufhält und nicht unter strenger Beobachtung von Nachbarn etc. steht, gibt man sich ungezwungener und freier in Entscheidungen und dem täglichen Miteinander.
Die Charaktere sind sehr detailliert und individuell ausgearbeitet, sie wirken durchweg sehr realistisch und lebensecht, so dass man sich als Leser in den einen oder anderen gut hineinversetzen kann. Gerade die zwischenmenschlichen Interaktionen der Protagonisten werden von der Autorin behutsam an den Leser herangetragen. Sally ist eine sehr sympathische Frau, die schon viele Jahre für Lady Duff arbeitet. Sie ist ehrlich, fleißig und hilfsbereit, steht ihrer Herrin jederzeit zur Verfügung und kümmert sich aufopfernd um sie. Sally wirkt manchmal etwas naiv und wird von der Liebe regelrecht überrascht, sie ist glücklich und gleichzeitig fühlt sie sich wie eine Betrügerin, die ihre Herrin hintergeht. Doch sie ist auch mutig und wählt einen schweren Weg für sich selbst, um zukünftig für sich selbst entscheiden zu können. Lady Duff ist eine kränkliche Frau, die sich aber nicht in ihr Leiden ergibt, sie kämpft und nimmt Entbehrungen hin, denn sie muss ihre Familie zurücklassen. Sie ist eine offene Frau, die ihre Meinung sagt und versucht, sich für andere einzusetzen. Sallys Fehlverhalten lässt sie kalt und unbarmherzig wirken, denn sie fühlt sich betrogen und hintergangen. Ihr Urteil über Sally ist hart und unverständlich. Omar ist ein freundlicher Mann, der sich schnell in den kleinen Haushalt integriert. Er kocht hervorragend und hilft den Frauen mit seinen Sprachkenntnissen, im fremden Land zurechtzukommen. Aufgrund seiner Religion und der Gegebenheiten in seinem Heimatland sind ihm Dinge erlaubt, die woanders nicht gelten. Die Liebe zu Sally lässt auch ihn in einen Gewissenskonflikt fallen, den nur er lösen kann.
„Eine Liebe in Luxor“ ist ein rundum prächtiger historischer Roman, der sich an wahre Begebenheiten anlehnt und dem Leser farbenprächtig eine exotische Welt sowie eine ungewöhnliche Freundschaft als auch schicksalshafte Verwicklungen präsentiert. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Über den Dombau, Machtspiele und den Pestausbruch

Die Launen des Teufels
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1349 Ulm. Die Stadt baut ein neues Münster und ermöglicht damit vielen, an diesem zu verdienen. Das will auch der Glockengießermeister Conrad, der gleichzeitig plant, seine Macht im Rat der Stadt zu erweitern. ...

1349 Ulm. Die Stadt baut ein neues Münster und ermöglicht damit vielen, an diesem zu verdienen. Das will auch der Glockengießermeister Conrad, der gleichzeitig plant, seine Macht im Rat der Stadt zu erweitern. Conrad ist ein skrupelloser Mann, der auch seine Familie mit harter Hand regiert. Tochter Anabel, die mit ihrer Freundin Vren im Hospital der Beginen arbeitet, bekommt dies schmerzhaft zu spüren, verkauft ihr Vater sie doch mit Berechnung dem Abt als Liebesdienerin, um dadurch mehr Unterstützung im Rat zu bekommen. Zudem kauft er Bertram für die Arbeit in der Glockengießerei, dessen Vater hat die Zunftrechte verloren. Zwischen Anabel und Bertram entspinnen sich zarte Liebesbande, doch dann wird Bertram des Mordes angeklagt und in den Kerker gesteckt, dabei hat Anabels Vater Conrad den Mord begangen und will mit der Denunzierung Bertrams von sich ablenken. Anabel ist völlig verzweifelt und wendet sich an die Gräfin Katharina von Württemberg. Dort möchte sie als Zofe arbeiten und erhofft sich gleichzeitig Unterstützung für Bertram. Doch die Gräfin hat eigene Probleme und dann kommt auch noch die Pest in die Stadt…
Silvia Stolzenburg hat mit ihrem Buch „Die Launen des Teufels“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und durchgehend fesselnd. Der Leser taucht mit Beginn der Geschichte ein in eine vergangene Zeit, um hautnah mitzuerleben, wie die Menschen damals gelebt haben und die Pest wütete. Die Autorin hat gut recherchiert und lässt im Geiste des Lesers die alte Reichsstadt Ulm des 14. Jahrhunderts aufleben, zeigt die verschiedenen gesellschaftlichen Strukturen auf und lässt den Leser auch an den unterschiedlichen Machtansprüche und politischen Gedanken teilhaben. Der historische Hintergrund wurde sehr schön mit der Handlung verwoben, so dass man als Leser das Gefühl hat, Geschichte während der Lektüre live zu erleben. Damals hatten Frauen keinerlei Rechte und mussten sich den Männern unterwerfen. Gewalt war oftmals an der Tagesordnung, Frauen wurden in jedweder Art und Weise gezüchtigt. Der Ausbruch der Pest, deren Auswirkungen und die zügige Verbreitung werden ebenso anschaulich wie düster beschrieben und zeigen deutlich, wie eingeschränkt die damaligen Möglichkeiten in Bezug auf die Behandlung waren.
Die Charaktere sind detailliert und lebhaft ausgearbeitet, wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften sehr real und authentisch. Anabel ist eine sehr sympathische junge Frau, die offen und ehrlich durchs Leben geht. Sie ist fleißig, hilfsbereit und unterstützt die Schwachen und Kranken. Dabei hat Anabel es selbst nicht leicht, denn ihr Vater ist ein Despot und greift streng durch. Conrad ist ein sehr harter und skrupelloser Mann, der sich selbst der Nächste ist. Egoistisch und oftmals schon sadistisch quält er nicht nur seine Angestellten in der Gießerei, sondern vor allem seine eigene Familie. Ihm geht es hauptsächlich um Macht und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Bertram ist ein netter junger Mann, der bereits einen Schicksalsschlag erfahren musste. Er wurde vom eigenen Vater verkauft und muss sich nun als Leibeigener verdingen. Bertram ist ehrlich, und gerade das bringt ihn in Schwierigkeiten. Gräfin Katharina ist eine sympathische Frau, die sich, obwohl verheiratet, auf eine Liebelei eingelassen hat und nun die Folgen tragen muss. Die Gefahr vor Entdeckung durch den Ehemann schwebt ständig über ihr. Auch die übrigen Protagonisten steuern durch ihre eigenen kleinen Episoden zur Steigerung der Spannung bei und machen die Geschichte rund.
„Die Launen des Teufels“ ist ein sehr gelungener spannender Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhält und Geschichte bei der Lektüre regelrecht lebendig werden lässt. Absolute Leseempfehlung für alle Histo-Fans!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Auf den Hund gekommen

Vier Pfoten am Strand
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Künstler Ben fühlt sich ausgelaugt und benötigt dringend etwas Ruhe, um seine Skulpturen endlich beenden zu können. Allerdings läuft ihm erst einmal Boss, eine junge amerikanische Bulldogge, über den Weg, ...

Künstler Ben fühlt sich ausgelaugt und benötigt dringend etwas Ruhe, um seine Skulpturen endlich beenden zu können. Allerdings läuft ihm erst einmal Boss, eine junge amerikanische Bulldogge, über den Weg, der sich kurz zuvor erst von seinem alten und brutalen Herrchen getrennt hat. Ben nimmt sich des Rüden an und fährt mit ihm in das kleine Örtchen Lichterhaven an der Nordsee. Aber Boss hat seinen eigenen Kopf und hält Ben auf Trapp, was diesen sichtlich überfordert. Deshalb meldet Ben den Hund in einer Hundeschule an in der Hoffnung, dass dies wirklich was bringt. Dabei lernt er die Besitzerin Christina kennen, die nicht nur Boss gefällt, auch Ben fühlt sich zu ihr hingezogen. Wird Christina Boss zähmen? Und was ist mit Ben?
Petra Schier hat mit ihrem Buch „Vier Pfoten am Strand“ einen sehr stimmungsvollen und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und warmherzig, der Leser findet sich schnell an der Seite der Protagonisten wieder, um als unsichtbarer Schatten hautnah an ihrem Leben teilzuhaben. Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so bekommt der Leser zum einen Zugang in Bens Gedanken und Gefühlswelt, aber auch der Einblick in Christinas Leben wird gewährt. Besonders erwähnenswert aber sind die kursiv gehaltenen Passagen, in denen Rüde Boss zu Wort kommt. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz, denn die Dialoge sind oftmals sehr witzig und bringen einen zum Lachen. Die verschiedenen Sichtweisen vermischen sich sehr gelungen zu einer rundum wunderbaren Geschichte. Die Landschaftsbeschreibungen der Autorin sind so bildgewaltig und farbenfroh, dass der Leser bei der Lektüre das Gefühl einer kleinen Auszeit vom Alltag hat. Der Nordseewind wirbelt einem das Haar durcheinander und die salzige Luft steigt einem regelrecht in die Nase, während man gedanklich mit den Protagonisten am Strand entlang läuft. Auch wenn es sich hier um eine leichte Unterhaltungsgeschichte handelt, spart die Autorin doch nicht mit Überraschungen und Wendungen, um den Leser gut zu unterhalten.
Die Charaktere wurden liebevoll und detailliert ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Sie wirken sehr lebendig und authentisch, es kommt einem so vor, als würde man sie seit langem kennen. Ben ist ein sensibler Mann, der ganz in seinem Beruf als Künstler aufgeht. Er ist erschöpft und sehnt sich nach Ruhe und Abstand, um neue Inspirationen zu bekommen und einige Stücke zu vollenden. Er hat ein gutes und einfühlsames Herz, ist tierlieb, aber leider nicht so sehr mit Geduld gesegnet. Gegenüber Boss kann er sich nie durchsetzen, ihm gegenüber ist er einfach zu nachgiebig. Boss ist ein sehr eigenwilliger Hundecharakter. Nachdem er einem grausamen Herrchen endlich entkommen ist, genießt er seine Freiheit und möchte jeden Moment auskosten. Er ist abenteuerlustig, neugierig und hat einen sturen Kopf, der es seinem Umfeld oftmals nicht leicht macht. Christina ist eine sehr sympathische Frau mit einem großen Herzen. Sie ist aufmerksam, offen, ehrlich und hat ein Händchen für Vierbeiner; sie möchte sie nicht unterordnen, sondern behandelt sie gleichwertig und nimmt sie mit ihren vielen verschiedenen Charaktereigenschaften an, um sie sanft zu lenken. Ebenso punkten sympathische Nebenprotagonisten mit ihrem Erscheinen und geben der Handlung den letzten Schliff.
„Vier Pfoten am Strand“ ist ein rundum gelungener Unterhaltungs- und Liebesroman, der mit einer witzigen Handlung punkten kann und dem Leser gleichzeitig eine schöne gedankliche Auszeit vom Alltag bietet und an die Nordsee entführt. Dafür gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.04.2018

Karl und sein Lenchen

Revolution im Herzen
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Helene Demuth, genannt Lenchen, wuchs als Bauerstochter in recht ärmlichen Verhältnissen in Sankt Wendel auf. Nach dem Tod des Vaters sucht sich das 10-jährige Lenchen eine Stelle als Dienstmädchen im ...

Helene Demuth, genannt Lenchen, wuchs als Bauerstochter in recht ärmlichen Verhältnissen in Sankt Wendel auf. Nach dem Tod des Vaters sucht sich das 10-jährige Lenchen eine Stelle als Dienstmädchen im nahen Trier und landet so im Haushalt der Westphalens, wo sie nach einiger Zeit neben ihrer dienstlichen Tätigkeiten auch zur Vertrauten von Jenny, der Tochter des Hauses, wird. Auch Karl Marx hat Lenchen schon kennengelernt, diesen in sich gekehrten und recht düster wirkenden Mann, dem sich Jenny immer mehr annähert und schließlich heiratet. Lenchen begleitet das Ehepaar Marx nach Brüssel und erlebt dort als Freundin von Jenny die Höhen und Tiefen der Ehe mit. Aber dann wendet sich das Blatt, denn Lenchen sieht sich auf einmal den Werbungen von Karl gegenüber, was ihre enge Freundschaft zu Jenny ins Wanken bringt.
Claudia und Nadja Beinert haben mit ihrem Buch „Revolution der Herzen“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman rechtzeitig zum 200. Geburtstag des Philosophen Karl Marx vorgelegt, der Tatsachen und Fiktion sehr schön und vor allem gekonnt miteinander vermischt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, der Leser taucht schon mit der ersten Seite in eine vergangene Zeit und darf hautnah Lenchens Werdegang miterleben sowie auch die schillernde Persönlichkeit von Karl Marx besser kennenlernen. Da die Geschichte aus der Sicht von Lenchen erzählt wird, wirkt die Handlung realitätsnah und gibt dem Leser das Gefühl, ihrer Stimme zu lauschen. Der historische Hintergrund wurde von den Schwestern Beinert wie immer hervorragend recherchiert und mit ihrer Geschichte verwebt. Sie lassen den Leser nicht nur an der Zeit der Industrialisierung und ihre Folgen teilhaben, sondern malen auch ein menschliches Bild des Philosophen Karl Marx, der sich als Protagonist der Arbeiterbewegung sowie als Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft einen Namen gemacht hat und zum einflussreichsten Theoretiker des Kommunismus wurde. Gleichzeitig bieten sie dem Leser während der Lektüre eine Reise durch Europa, so findet man sich mal in Brüssel, mal in Paris, London oder Köln wieder.
Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken durchweg lebendig und authentisch, wie aus dem richtigen Leben. Lenchen wird während der Handlung erwachsen. Zuerst erlebt der Leser sie als Kind, doch im weiteren Verlauf darf er die Entwicklung als Frau miterleben. Sie ist verantwortungsbewusst, intelligent und weiß, die ihr Anvertrauten zu schützen. Lenchen musste schon als Kind Verzicht lernen, wuchs sie doch in Armut auf. Der Einblick in eine wohlhabendere Familie trübt ihren Blick nicht für die ärmliche Bevölkerung. Der Leser kann sehr schön ihre Gedanken und Gefühle verfolgen, ihren Zwiespalt gegenüber ihrer Freundin und ihre Sehnsüchte. Jenny Westphalen ist Lenchen schnell eine Vertraute und später eine noch engere Freundin. Dass sich durch das enge Zusammenleben das Verhältnis zwischen den Freundinnen bald ändert und es zu einem Zerwürfnis kommt, ist zwar nicht vorhersehbar, aber die Konsequenz. Karl Marx ist ein eher düsterer Mann, der ganz in seinen politischen Thesen aufgeht und regelrecht für sie lebt. Gleichzeitig ist er aber auch ein normaler Ehemann und Vater, der auch gegenüber seinen Freunden und Weggefährten großzügig ist, obwohl er es sich gar nicht leisten kann. Aber er ist auch ein Mann, der sich die Gelegenheit, die sich ihm bietet, nutzt.
„Revolution im Herzen“ ist eine wirklich gelungener und fesselnder historischer Roman beruhend auf Tatsachen, die gekonnt mit fiktiven Elementen vermischt wurden. Der Leser bekommt hier eine Geschichtsstunde par excellence, denn den Beinert-Schwestern ist es wieder einmal gelungen, Historie lebendig werden zu lassen. Absolute Leseempfehlung!