Lustig, Nachdenklich, Romantisch
Der New Adult-Roman „Bevor wir fallen“ ist der Auftakt der „Ivy-Years-Reihe“ von Sarina Bowen, ist aber in sich abgeschlossen.
Die junge Eishockeyspielerin Corey Callahan erleidet bei einem Unfall eine ...
Der New Adult-Roman „Bevor wir fallen“ ist der Auftakt der „Ivy-Years-Reihe“ von Sarina Bowen, ist aber in sich abgeschlossen.
Die junge Eishockeyspielerin Corey Callahan erleidet bei einem Unfall eine Rückenmarksverletzung und muss seitdem im Rollstuhl sitzen. Selbstständig laufen kann sie nicht mehr, vermutlich niemals mehr, auch ihr größtes Hobby wird sie daher vermutlich nie wieder aufnehmen können. Trotzdem möchte sie ihren Weg gehen und wechselt an das Sport-College, welches sie bereits vor dem Unfall ausgewählt hatte und welches auch schon ihr Bruder besucht hat. Mit dieser Entscheidung bringt sie nicht nur eine große Distanz zwischen sich und ihre Vergangenheit, sondern auch eine große Entfernung zwischen sich und ihre mittlerweile nahezu überführsorglichen Eltern. Im Wohnheim lernt schnell ihren sehr heißen Kommilitonen Adam Hartley kennen. Dieser ist momentan durch einen doppelten Beinbruch an Krücken gebunden und daher im selben Wohnheim wie Corey untergebracht. Durch die gemeinsame Liebe zum Eishockey, die aktuelle Einschränkungen beider und die Größe von Coreys Fernseher, freunden die beiden sich schnell an. Corey, die stark mit ihrer Behinderung zu kämpfen hat, beginnt, Gefühle für Hartley zu entwickeln, die über eine Freundschaft hinausgehen. Allerdings ist sie sich sicher, dass kein Mann der Welt eine Frau mit ihren Einschränkungen überhaupt als „richtige“ Frau ansehen kann, außerdem hat Hartley bereits eine sehr attraktive Freundin, eine gemeinsame Zukunft als Paar kann es also niemals geben…
Der Liebesroman „Bevor wir fallen“ war für mich der erste Roman von Sarina Bowen.
Durch die Vorstellung der Leserunde in der Lesejury von Bastei-Lübbe war ich auf ihn aufmerksam geworden und habe mich beworben, da die Inhaltsangabe mir so gut gefallen hatte. Nun bin ich „infiziert“ und freue mich auf den zweiten Teil der Ivy-Years-Reihe mit Bridger! Zudem wird es sicherlich nicht die einzige Buchreihe bleiben, die ich von der Autorin lesen werde.
Das Buch hat mir insgesamt wirklich sehr gut gefallen. Zu Anfang holperte es ein bisschen, die Geschichte begann klassisch mit der Vorstellung aller wichtigen Charaktere und nahm dabei relativ große Zeitsprünge, wodurch zwischenzeitlich die Tiefe der Erzählung auf der Strecke blieb. So wünsche ich mir als Leserin zum Einen mehr Informationen zur Verletzung von Corey, aber zum Anderen auch zu Gedanken und Gefühlen der Hauptpersonen insgesamt. Auch die einzelnen Szenen sind recht kurz geraten.
Der zweite Abschnitt ist dann aber schon flüssiger und mit kleineren Zeitsprüngen versehen, sodass man nicht mehr das Gefühl hat von einer Seite zur nächsten Seite und gleichzeitig auch von Szene zu Szene zu wechseln, sondern die Zeit hat in der aktuellen Situation anzukommen.
Der dritte Abschnitt löst dann endlich alle offenen Fragen und das Buch endet mit einem Happy End an allen Fronten.
Corey Callahan, durch einen Sportunfall gelähmt, ist eine sympathische junge Frau, die verständlicherweise mit starken Selbstzweifeln zu kämpfen hat. Sie hat sich noch nicht damit abgefunden vermutlich den Rest ihres Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein und hadert sehr mit ihrem Schicksal. Coreys gesamtes Verhalten war für mich sehr gut nachvollziehbar. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und habe in allen Situationen mit ihr mitgefühlt. Toll ist auch, dass sie nicht das typische Bild der jungen Frauen aus anderen New Adult-Roman bedient. Natürlich ist sie eine hübsche junge Frau, aber sie ist eben durch den Rollstuhl nicht „normal“ auf den ersten Blick und das widerum macht sie besonders.
Adam Hartley ist Eishockeyspieler und auf den ersten Blick mit sich und seiner Lebenssituation im Reinen. Er ist kein klassischer „Bad Boy“, sondern ein sehr einfühlsamer junger Mann, der Zwischentöne registriert und auch entsprechend auf sie reagieren kann. Außerdem behandelt Corey mit einer Normalität, die auf keinen Fall selbstverständlich ist, gerade nicht mit 21… Dies hat mir wahnsinnig gut gefallen!
Im Laufe des Romans zeigt sich dann auch, dass jeder Mensch sein „Päckchen“ zu tragen hat, und dass nicht alles immer so ist, wie es zunächst scheint. Diese Entwicklung macht die „Liebesgeschichte“ zwischen Hartley und Corey interessanter, ich hab zum Beispiel während des gesamten Buches gewartet, was nun Hartley Geschichte und Vergangenheit ist.
Durch den Wechsel der Erzählperspektive zwischen der Ich-Perspektive aus Sicht von Corey und aus Sicht von Hartley werden die Emotionen von beiden gut transportiert. Zeitweise fehlt es zwar trotzdem an Tiefgang und ich hätte mir noch mehr Einblick in die Gedanken der Hauptcharaktere gewünscht. Was mir aber wirklich gefallen hat, war die Selbstkritik und die Selbstreflektion von Hartley. In den Abschnitten, in denen aus Hartleys Perspektive geschrieben wurden, enthalten hier eine Menge interessanter Gedanken und Überlegungen! Sehr realistisch und gut verpackt: „Perfekt war gestern […]. Ab jetzt gibt es nur noch richtig. Richtig gut.“. Dies ist wohl mein Lieblingssatz von Hartley im gesamten Buch. Er kennzeichnet einen der Absätze, in denen es nicht nur um Oberflächlichkeiten geht, sondern um die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Durch diese Absätze und die wunderschöne Gesamtstory wird die mir teilweise fehlende Detailgenauigkeit vollständig wettgemacht.
Mein Fazit
„Bevor wir fallen“ hat mir wirklich sehr gut gefallen. Das Buch hatte viel zu wenige Seiten und einmal angefangen, konnte ich den eBook-Reader kaum wieder beiseite legen. Die Geschichte las sich sehr flüssig, war mit einer gesunden Prise Humor versehen und ich konnte kaum abwarten zu erfahren, was aus Corey und Hartley wird, aber vor allem war ich einfach neugierig, was Corey für einen Unfall hatte und welche Vergangenheit Hartley mit sich herumträgt. Ich vergebe 4,5 / 5 Sternen, den halebn Stern ziehe ich ab, da der Roman sind nicht enorm von anderen New Adult-Romanen abhebt und manchmal der Tiefgang gefehlt hat. Trotzdem empfehle ich den Roman jedem, der gerne Liebesromane im New Adult-Genre liest und beim Lesen gerne die Schmetterlinge im Bauch und den Herzschmerz der Hauptcharaktere mitfühlt und werde definitiv weitere Bücher von Sarina Bowen lesen, denn eines darf man bei dieser Art von Roman ja nie vergessen: Sie werden nicht unbedingt geschrieben, um dem Leser lehrreiche Dinge zu vermitteln, sondern um den Leser in eine Liebesgeschichte zu entführen und mit ihr zu unterhalten. Dieses gelingt Sarina Bowen mit „Bevor wir fallen“ auf eine tolle Weise.