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Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Frau mit einer Mission

Selbst ist die Frau!
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Eine Frau mit einer Mission

Die dreiundzwanzigjährige Emma Chandler lebt in Baylor County, Texas. Sie wurde nach dem Tod ihrer Eltern von ihren beiden warmherzigen Tanten Henrietta und Alberta groß gezogen, ...

Eine Frau mit einer Mission

Die dreiundzwanzigjährige Emma Chandler lebt in Baylor County, Texas. Sie wurde nach dem Tod ihrer Eltern von ihren beiden warmherzigen Tanten Henrietta und Alberta groß gezogen, die auch einen armen Waisenjungen bei sich aufnahmen. Malachi Shaw und die kleine Emma wurden Freunde fürs Leben – Malachi war Emmas Held und bester Freund, und Emma war der leuchtende Engel von Malachis entbehrungsreicher und harter Kindheit.

Jahre später leitet Emma nach dem Vorbild ihres verstorbenen Vaters eine eigene Bank in Harpers Station. Emma folgte ihrer Berufung und gründete diese Stadt mit dem Ziel, Frauen in Not ein neues Leben zu ermöglichen. Die willensstarke, intelligente, aber auch ein wenig dickköpfige Frau mit dem großen Herzen ist die geborene Anführerin. Sie kommt jedoch in arge Bedrängnis, als vermehrt Drohbotschaften eintreffen und Unbekannte bald darauf auch mit Gewaltakten versuchen, die Frauen aus ihrer Stadt zu vertreiben. Emma sieht nur noch einen einzigen Ausweg, nämlich ihren besten Freund Malachi zu Hilfe zu rufen, der inzwischen als gefragter Sprengspezialist für die Eisenbahngesellschaft arbeitet. Ob es ihr mit seiner Unterstützung gelingen wird, die Bedrohung von ihrer Stadt abzuwenden?

Karen Witemeyer ist bekannt für ihre romantischen Bücher mit starker christlicher Botschaft, die stets ein Happy-End bereit halten. Nach vielen positiven Leseerfahrungen hat mich auch die vorliegende Neuerscheinung nicht enttäuscht. Die Autorin schreibt mit gewohnt flüssigem, einnehmendem Schreibstil, baut Spannungselemente in ihre Geschichte ein, und lässt auch den Humor nicht zu kurz kommen. Ein weiterer positiver Faktor ist die Tatsache, dass auch dem christlichen Glaube in diesem Buch ein hoher Stellenwert eingeräumt wurde, was durch das Reden und Handeln der Beteiligten deutlich zum Ausdruck kam.

Ihre Protagonisten Emma und Malachi, deren Charaktereigenschaften und inneren Kämpfe wurden überzeugend dargestellt. Karen Witemeyer punktet jedoch auch mit hervorragenden Nebenfiguren. Ich habe die beiden resoluten, aber dennoch sehr liebevoll-besorgten Tanten Henry und Bertie Chandler, den freundlichen und verlässlichen Riesen Benjamin Porter sowie den kleinen Waisenjunge Andrew umgehend ins Herz geschlossen.

Fazit: „Selbst ist die Frau!“ war eine wunderschöne Lektüre aus der Feder einer christlichen Autorin, deren Romane ich bislang stets gerne gelesen habe. Karen Witemeyer wurde auch mit diesem Buch ihrem Ruf gerecht und präsentierte eine überaus romantische Geschichte, die mich ausgezeichnet unterhalten hat.


Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich kann immer noch nicht glauben, dass die „Belle“ des Belle zurück ist!

Die Herberge von Ivy Hill
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Ich kann immer noch nicht glauben, dass die „Belle“ des Belle zurück ist!

Die Herberge „The Bell“ war der Mittelpunkt des Dorfes Ivy Hill in Wiltshire, England. Sämtliche Kutschen machten in dem Familienbetrieb ...

Ich kann immer noch nicht glauben, dass die „Belle“ des Belle zurück ist!

Die Herberge „The Bell“ war der Mittelpunkt des Dorfes Ivy Hill in Wiltshire, England. Sämtliche Kutschen machten in dem Familienbetrieb Halt, die Kutscher wechselten die Pferde, ihre Gäste stärkten sich oder buchten eine Übernachtung. Mit dem tragischen Unfalltod des jungen Inhabers John Franklin Bell wurde die Herberge jedoch an dessen Ehefrau Jane vererbt. Jane Fairmont Bell litt sehr unter Johns Tod, ihr charmanter und erfolgreicher Ehemann war ihr stets in inniger Verbundenheit zugetan gewesen. Als Tochter aus vornehmem Haus, die weit unter ihrem Stand geheiratet hatte, war Jane zwar eine intelligente und gebildete vollendete Dame, hatte als Geschäftsfrau und Gastwirtin jedoch keinerlei Erfahrungen aufzuweisen. Der Besuch ihrer Schwiegermutter Thora Stonehouse Bell stellte einerseits eine Erleichterung und eine Hoffnung auf eine Weiterführung des Betriebes dar, war jedoch andererseits berechtigter Grund zur Besorgnis. Thoras dominante Persönlichkeit, ihr herrisches, missbilligendes und schroffes Wesen sorgten bereits in der Vergangenheit für Unstimmigkeiten. Den beiden Frauen blieb jedoch keine andere Wahl, als miteinander an ihrem großen Ziel zu arbeiten: den Familienbetrieb zu retten und das „Belle“ wieder als beliebte Station auf dem Weg der Reisenden zu etablieren.

Julie Klassen erzählt im vorliegenden Roman eine interessante Familiengeschichte, in dessen Zentrum die Herberge „The Bell“ steht. In einnehmendem Schreibstil schildert die Autorin die Geschichte dieses Betriebes und der Familie Bell. Bei den beiden Protagonisten handelt es sich um zwei Frauen, die zwar einerseits sehr unterschiedlich sind, beide jedoch eine große innere Stärke aufweisen. Sowohl Jane als auch Thora leiden unter dem Verlust des geliebten Ehemannes und Sohnes und müssen nun gemeinsam eine Strategie festlegen.
Die beiden Frauen wurden sehr gut dargestellt, auch ihre charakterliche Entwicklung war meiner Meinung nach besonders bei der reizbaren und grimmigen Thora sehr gut ausgearbeitet. Julie Klassen stellt ihren Protagonisten stets sympathische und einnehmende Nebenfiguren zur Seite, so auch in diesem Buch. Mein besonderes Augenmerk lag auf Walter Talbot, den ehemaligen Geschäftsführer der Herberge, sowie Janes Freundin Mercy Grove. Mercys Verwirklichung ihres Lebenstraumes entgegen aller Hindernisse und ihre tief unter der Oberfläche wirkende Schönheit sowie ihr inneres Strahlen machten sie zu einer meiner favorisierten Figuren dieser Handlung. Ein wenig enttäuschend empfand ich die Tatsache, dass Colin McFarland, der als Nachfolger die Geschäfte von „The Bell“ führte, für meinen Geschmack zu wenig Aufmerksamkeit zuteilwurde. Sein interessanter Hintergrund und seine Familiengeschichte hätten durchaus zusätzlichen Stoff für diese Handlung geliefert, er blieb jedoch weitgehend im Hintergrund. Zu gerne hätte ich auch mehr über Rachel Ashford gelesen, die ebenfalls nur eine kleine Rolle im Buch einnimmt. Ausgezeichnet gefallen haben mir hingegen der geheimnisumwitterte Gabriel Locke sowie Charlie Frazer, der gut aussehende Kutscher der Royal Mail mit dem charmanten schottischen Akzent. Die einzige Person, deren Handlungsmotive ich bis zuletzt nicht einschätzen konnte, war Janes charmanter Schwager Patrick. Der attraktive und selbstsichere junge Mann mit dem üblen Ruf, der in seiner Vergangenheit stets in Schwierigkeiten steckte, schien seiner Mutter und seiner Schwägerin gegenüber die besten Absichten zu hegen…

Mein besonders Augenmerk galt dem wunderschönen Coverfoto dieses Buches, auf dem eine im Regency/Empire-Modestil gekleidete Frau zwischen idyllisch wirkenden Cottages wandelt. Das Bild wurde mit einem Weichzeichner aufgenommen, die Cottages sind umgeben von grünen Hecken, malerischem Efeu und leuchtenden Blumen. Besonders beeindruckend fand ich das Gedicht auf der ersten Buchseite, das meiner Meinung nach perfekt zur optischen Aufmachung des Buchcovers passt: „Der Efeu deckt zu und klettert empor, trotzt immergrün dem Blick. Die Wände, die er kriechend umrankt, ducken sich willig in ihn zurück. Was ist es wohl, das er verdeckt? Schatz und Geheimnisse im Grünen versteckt?“

Fazit: „Die Herberge von Ivy Hill“ ist eine ausgezeichnete Lektüre, um sich tief ins England des Jahres 1820 hinein zu versetzen. Die lebhafte Schilderung der beeindruckenden Landschaft, die einnehmenden Figuren und eine mit etlichen Spannungselementen bereicherte Handlung sorgen für sehr gute Unterhaltung. Leider wurde dem Glauben nur sehr wenig Aufmerksamkeit zuteil, was ich bei einem Buch aus einem christlichen Verlag wirklich bedaure. Ansonsten kann ich „Die Herberge von Ivy Hill“ jedem Leser mit einem Faible für historische Romane aus der Zeit Jane Austens ans Herz legen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Es ist das Kostbarste, das wir besitzen

Alabaster
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Es ist das Kostbarste, das wir besitzen

„Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt ...

Es ist das Kostbarste, das wir besitzen

„Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls.“ (Joh 12,3)

In „Alabaster“ erzählt Chris Aslan die Geschichte dieser Salbung, die den Höhepunkt und Schlussakt seines Buches bildet. Der Autor holt anfangs weit aus und beginnt mit der Lebensgeschichte der beiden Frauen Marta und Marjam, berichtet vom Tod der Mutter, der Lepra-Erkrankung des Vaters und dem Verschwinden der beiden Brüder Eleasar und Jokkan. Er schildert die Umstände, durch die ein erlesenes Alabastergefäß, das mit einem halben Liter reiner Narde gefüllt und ein Vermögen wert war, in den Besitz der Familie gelangte. Dieses Gefäß stellte ein Symbol der Hoffnungen und Träume für Marta und Marjam dar.

In überaus lebendigen Bildern und mit sehr einnehmendem Schreibstil schaffte Chris Aslan es, mich von Beginn an in seinen Bann zu ziehen. Durch seine Ich-Erzählerin Marjam macht er biblische Geschichte lebendig und nimmt den Leser mit auf eine atemberaubende Reise in die biblische Vergangenheit. Die Lebensumstände, Sitten und Bräuche dieser Zeit, die Stellung der Frau und vor allen Dingen die strengen religiösen Regeln werden außerordentlich gut beschrieben. So erzählt der Autor von der Tragödie des Verlustes der Eltern, berichtet von den tragischen Umständen, die zu Marjams Ehe mit Ischmael führte und ihrem unglücklichen, von Lieblosigkeit und Schlägen geprägten Alltag im Hause ihres Ehemannes. Durch das Schicksal von Marjams Vater Schimon werden die soziale Ächtung der Leprakranken und die Aussichtslosigkeit hinsichtlich einer Heilung thematisiert. Doch mit dem Eintreffen eines mysteriösen Arztes, den seine Begleiter auch „Lehrer“ nennen, ändert sich alles schlagartig. Verrückte, Lahme und Leprakranke werden durch den Lehrer geheilt, und niemand, der ihm begegnet, bleibt davon unberührt. Es werden jedoch auch immer mehr Stimmen laut, denen die Aufmerksamkeit, dieser Mann mit sich bringt, missfällt. Als er schließlich Marjam etwas über sein nahendes Ende und seine Auferstehung anvertraut, entschließt diese sich, ihm das Kostbarste zu schenken, dass ihre Familie besitzt: ein schier unbezahlbares Fläschchen mit reinem Nardenöl. Sie salbt die Füße des Mannes und trocknet sie mit ihrem langen dunklen Haar – eine Handlung, die in die biblische Geschichte einging und niemals in Vergessenheit geraten wird.

Das Cover dieses Buches zeigt die Silhouette einer jungen Frau, die ein fragiles Gefäß in ihren Händen hält, es scheinbar jemandem anbietet. Der zarte Hintergrund, die dezente farbliche Gestaltung und die Wahl der Schriftform für Buchtitel und Autor verleihen der gesamten Optik eine edle und sehr hochwertige Ausstrahlung. Ein wunderschönes Bild, das den Leser bereits allein durch seine Aufmachung auf den Inhalt neugierig macht.

Fazit: Ich kann dieses Buch wirklich jedem ans Herz legen, der Bibelgeschichte in Romanform erleben möchte. „Alabaster“ war für mich ein beeindruckendes Leseerlebnis, das ich uneingeschränkt weiter empfehle!

Veröffentlicht am 16.04.2018

HEIMAT MEINES HERZENS

Heimat meines Herzens
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HEIMAT MEINES HERZENS

Mit dem vierten und letzten Band der Sturmzeiten-Reihe präsentiert Judith Pella eine Geschichte, die es mit den drei Vorgängerbüchern durchaus aufnehmen kann. Die Autorin versetzt ...

HEIMAT MEINES HERZENS

Mit dem vierten und letzten Band der Sturmzeiten-Reihe präsentiert Judith Pella eine Geschichte, die es mit den drei Vorgängerbüchern durchaus aufnehmen kann. Die Autorin versetzt ihre Leser in die Zeit nach der Beendigung des Krieges, die gesamte Handlung erstreckt sich auf einen Zeitraum von drei Jahren, nämlich von 1946 bis 1948. Der Schauplatz des Geschehens ist im Gegensatz zu den vorangehenden Büchern diesmal jedoch vorrangig Russland.

Während Cameron, die älteste Tochter von Keagan Haye, sich immer noch im von den Sowjets besetzten Berlin befindet und alles versucht, endlich wieder nach Russland einreisen zu dürfen, lebt ihre Schwester Blair mittlerweile mit ihrem Ehemann Gary in Washington. Gary fand eine Anstellung im Pentagon und es fehlt den beiden an nichts. Einzig die unerfüllte Hoffnung auf ein Kind trübt das Glück der beiden. Jacqueline, die jüngste der Hayesschwestern, trauert immer noch tief um ihren vor eineinhalb Jahren verstorbenen Ehemann Sam. Sie liebt ihre kleine Tochter Emi und arbeitet als Lehrerin, fühlt sich jedoch trotz ihrer engen Familienbande oft einsam. Die Tatsache, dass ihr verstorbener Ehemann japanischer Herkunft war und auch ihre gemeinsame Tochter asiatische Gesichtszüge aufweist, sorgen nicht nur für Vorurteile und rassistische Anfechtungen, sie scheinen zudem auch ihre Chancen auf eine neue Partnerschaft unmöglich zu machen. Noch dazu vergleicht Jackie jeden potentiellen Bewerber mit ihrer großen Liebe – ein Vergleich, dem bislang noch kein Mann standhalten könnte. Jackies Ansicht nach kann niemand ihrem geliebten Ehemann und Seelengefährten Sam das Wasser reichen.
Nach Camerons unzähligen gescheiterten Versuchen, ein Einreisevisum in die Sowjetunion zu erhalten, sickern plötzlich Informationen über dramatische Entwicklungen Camerons Ehemann Dr. Alexej Rostowschikow betreffend durch. Alex galt in seinem Heimatland als Kriegsveteran und Held des Großen Vaterländischen Krieges. Seine Auswanderungsanträge wurden jedoch kategorisch abgelehnt, die Spannungen zwischen den ehemaligen Verbündeten Amerika und Russland wachsen permanent. Als Alex ein verlockendes Angebot von einem amerikanischen Geheimdienstagenten bekommt, setzt er schließlich alles auf eine Karte, um aus der Sowjetunion ausreisen und mit seiner Ehefrau vereint zu sein. Das lebensgefährliche Unterfangen wird jedoch aufgedeckt, Alex wird inhaftiert und verhört. In ihrer tiefsten Verzweiflung bietet sich Cameron unverhofft eine Möglichkeit, zu ihrem Mann zu gelangen. Spontan beschließen Blair, Gary und Jackie, sie dabei zu begleiten. Auf diese Weise beginnt ein großes und äußerst gefährliches Abenteuer mit dem Ziel, Dr. Alexej Rostowschikow aus Russland zu befreien. Die Protagonisten dieses Buches erhalten jedoch durch Robert Wood, den stellvertretenden Konsul der Botschaft, Hilfestellung. Zudem bietet ein sehr mächtiger ehemaliger Freund von Alex seine Unterstützung an, begibt sich damit indessen selbst ebenfalls in höchste Gefahr. Ein atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit beginnt, und niemand weiß, wem er noch trauen darf.

Die Autorin hat sich in ihrem vierten und letzten Band dieser Buchreihe allergrößte Mühe gegeben und wartet mit einem hohen Spannungsbogen auf. Das Leben im Land hinter dem Eisernen Vorhang ist gefährlicher als je zuvor, unablässige Überwachung und Bespitzelung sind an der Tagesordnung. Man darf sich als Leser zudem auch darauf freuen, bekannte Figuren aus den Vorgängerbüchern wiederzutreffen. Judith Pellas einnehmender Schreibstil, die exzellente Charakterzeichnung und die hohe Wertigkeit des christlichen Glaubens sind ganz große Merkmale dieser imposanten Reihe, die durch „Heimat meines Herzens“ ihren krönenden Abschluss findet.

Ich wage nicht zu behaupten, dass dieser finale Band tatsächlich der schönste und emotionalste dieser Reihe wäre, denn sie haben mir allesamt hervorragend gefallen. „Heimat meines Herzens“ weist jedoch meines Erachtens den größten Spannungsbogen auf und bescherte mir ein wundervolles, tief berührendes, absolut stimmiges und an manchen Stellen auch tränenreiches Finale. Ich schloss dieses eindrucksvolle Buch mit dem tiefen Bedauern darüber, dass ich nun von den mir im Verlauf der Geschichte lieb und vertraut gewordenen Personen Abschied nehmen musste. Der Ausgang einiger Schicksale war für mich zunächst nicht ganz zufrieden stellend. Nach Beendigung dieser Reihe muss ich der Autorin jedoch zugestehen, dass Judith Pellas gesamte Inszenierung im Sinne des Erschaffens von Authentizität geschuldet war und ihr dies auf vortreffliche Weise gelungen ist.

Fazit: Die Sturmzeiten-Reihe von Judith Pella stellt ein erstklassiges Lese-Highlight dar, das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann. Da die einzelnen Bücher jedoch aufeinander aufbauen, sollten sie meiner Meinung nach nicht unabhängig voneinander gelesen werden.

Veröffentlicht am 16.04.2018

BEVOR DER MORGEN DÄMMERT

Bevor der Morgen dämmert
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BEVOR DER MORGEN DÄMMERT

„Man spricht davon, dass die Erfindung der Atomenergie die Welt verändern wird, aber das ist nichts im Vergleich dazu, wie ein Krieg drei Schwestern verändern kann.“

Mit „Bevor ...

BEVOR DER MORGEN DÄMMERT

„Man spricht davon, dass die Erfindung der Atomenergie die Welt verändern wird, aber das ist nichts im Vergleich dazu, wie ein Krieg drei Schwestern verändern kann.“

Mit „Bevor der Morgen graut“ präsentiert Judith Pella den dritten Teil der Sturmzeiten-Tetralogie, der inhaltlich den Zeitraum zwischen 1942 und 1945 umfasst. Die Geschicke der amerikanischen Familie Hayes, insbesondere der drei Schwestern Cameron, Blair und Jacqueline, ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Auf über fünfhundert Seiten und in sechsundvierzig Kapiteln erzählt die Autorin ihre Geschichte, wobei sie sich in den verschiedenen Handlungssträngen einer jeden einzelnen Protagonistin abwechselnd widmet und die dramatischen Ereignisse des Krieges immer wieder mit deren Schicksale verknüpft.

Cameron kehrt als Max Arnetts beste und erfahrenste Korrespondentin wieder zurück in die Sowjetunion, wo Hitler in Moskau wütete. Der Kampf um die Stadt ist zwar gewonnen, aber die Deutschen haben gerade eine Offensive gegen Sewastopol gestartet. Ihre Liebe zu dem russischen Arzt Alexej Rostowschikow bringt die beiden in große Gefahr, eine Heirat scheint jenseits aller Möglichkeiten zu liegen. Als unerschrockene und waghalsige Journalistin scheut Cameron nicht davor zurück, sich direkt ins Kriegsgebiet zu wagen und sich auch mit der russischen Bürokratie anzulegen. Als sie die unfassbare Möglichkeit erhält, Nikita Chruschtschow zu interviewen, kommt sie jenem Mann nahe, den sie seit langer Zeit sucht.

Von Blair, der mittleren Schwester, gibt es seit längerer Zeit kein Lebenszeichen mehr. Seit die Japaner die Philippinen überfallen haben und Bataan und Corregidor gefallen sind, ist die Insel vollständig in japanischen Händen. Blair befindet sie sich direkt im Zentrum des Krieges und kämpft im Dschungel um ihr Überleben. Auch ihr Ehemann Gary ist auf den Philippinen stationiert, doch nach zufälligen Begegnungen werden die beiden Eheleute wieder auseinander gerissen.

Jacqueline, die jüngste der drei Schwestern, hat ihr Studium abgeschlossen und trägt ihr erstes Kind unter ihrem Herzen. Der Krieg trennte auch sie von ihrem Ehemann. Jackie setzt alle Hebel in Bewegung, um ihm in das Internierungslager in Manzanar zu folgen, um das Kind im Beisein des Vaters zur Welt zu bringen. Doch schon bald zieht Sam als amerikanischer Staatsbürger japanischer Herkunft ebenfalls in den Krieg, und die beiden werden erneut auseinander gerissen.

Die Ereignisse in diesem dritten Band scheinen sich zu überschlagen. Während ringsum Zerstörung und Krieg herrscht und alles in Chaos zu versinken droht, erzählt Judith Pella mit dem Fokus auf ihre drei Protagonistinnen von der inneren Stärke, die es ermöglicht, immer wieder aufzustehen, weiter zu machen und an das Morgen zu vertrauen. Für Cameron, Blair, Jackie sowie ihre Partner ist der Glaube jenes Fundament, das dies ermöglicht. Die Autorin hat ihre handelnden Personen wundervoll ausgearbeitet und konzentriert sich ganz speziell auf die persönliche Entwicklung einer jeden einzelnen. Weder die leichtlebige und verwöhnte Blair, noch die unerschrockene Cameron sind nach diesem Buch wieder zu erkennen, ihre Wandlung beruht auf furchtbaren Ereignissen und körperlichen Strapazen, die sie durchstehen mussten. Die warmherzige Friedensstifterin und Vermittlerin Jackie wird aufgrund ihrer Ehe mit einem Amerikaner japanischer Herkunft nach dem Einfall der japanischen Truppen auf den Philippinen ganz besonders von ihrer Umwelt angefeindet. Doch auch sie wächst an dieser Situation und schafft es sogar, das harte Herz ihres kalten Vaters durch sein einziges Enkelkind Eni Colleen zu erweichen. Durch ihren Briefwechsel mit Sam, der in kursiver Schrift dargestellt wurde, erhält man als Leser einen Einblick in das Leben im Ausbildungslager und die Situation an der Front. Judith Pella erzählt von den furchtbaren Begleitumständen der Kämpfe, von den Sorgen und Ängsten, aber auch der Hoffnung der Soldaten auf ein baldiges Ende des Krieges.

„Bevor der Morgen dämmert“ war für mich eine wirklich hervorragende Fortsetzung dieser Buchreihe und ich freue mich bereits auf den vierten und letzten Band dieser Reihe.