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Veröffentlicht am 05.12.2019

lesenswert

Sweet Sorrow
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„Sweet Sorrow“ ist das Gefühl, welches Charlie Lewis hat, wenn er an seine erste große Jugendliebe, Fran Fisher, denkt. Die Erinnerungen sind süß und bitter. Ein Geschmack, den man immer wieder in seiner ...

„Sweet Sorrow“ ist das Gefühl, welches Charlie Lewis hat, wenn er an seine erste große Jugendliebe, Fran Fisher, denkt. Die Erinnerungen sind süß und bitter. Ein Geschmack, den man immer wieder in seiner Erinnung wälzen und genießen kann. Vor seiner Hochzeit denkt nach 20 Jahren Charlie zurück und fragt sich, ob da mehr war und ob er Fran nocheinmal treffen sollte, bevor er einer anderen Frau das Ja-Wort gibt.
David Nicholls erzählt die Geschichte eines Mannes, der auf seine Jugend und seine damaligen Gefühle blickt. Das ist intensiv aber nicht immer besonders spannend. Der Held ist in seiner Unbedarftheit sympathisch. Man nimmt ihm die großen Gefühle ab auch wenn mir etwas unklar war, warum ein erwachsener Mann, der kurz vor der Heirat steht, immer noch an seiner ersten Liebe hängt. Also mehr hängt, als es nach so langer Zeit für mich realistisch wäre. Es ist wohl die Unsicherheit vor dem endgültigen Schritt, die ihn zum Grübeln bringt. Die Panik vor dem großen Schritt.
Nicht das beste Buch dieses Autors. Aber lesenswert, weil er so empathisch mit seinem Helden umgeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2018

solide

Rachgier
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Mit „Rachgier“ präsentiert Val McDermid bereits den 10.ten Fall von Inspektor Carol Jordan und Psychater Tony Hill. Ich kannte bereits einige Bücher der Reihe, denke aber, auch als Quereinsteiger kommt ...

Mit „Rachgier“ präsentiert Val McDermid bereits den 10.ten Fall von Inspektor Carol Jordan und Psychater Tony Hill. Ich kannte bereits einige Bücher der Reihe, denke aber, auch als Quereinsteiger kommt man problemlos in die Story rein. Es handelt sich nämlich um einen Krimi in typischer McDermid Manier. Es geht eigentlich darum, den Ermittlern bei ihrer mühseligen oft von Rückschlägen behafteten Arbeit über die Schulter zu schauen. Den Mörder, seine Motive und sein Vorgehen erfährt man in eigenen Abschnitten, so dass man oft mehr weiß, als die Polizei und gespannt ist, wie diese ihren Kenntnisstand erweitert und dem Täter näher kommt.

Carol ist durch ihr Privatleben schwer angeschlagen und deshalb immer ein wenig neben der Spur. Tony, der in dieser Geschichte vielleicht etwas zu kurz kommt, versucht zwar noch immer, ihr ein Freund zu sein aber wirklich helfen kann er ihr nicht. Der Fall beschäftigt die Ermittlerin und am Ende muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen, die eigentlich gegen all ihre Prinzipien geht, für die sie einmal stand.

In der Tony-Carol-Reihe ist es sicherlich nicht der Stärkste Band. Aber McDermid erzählt solide und stringent. Ich frage mich allerdings, ob die Autorin nicht tatsächlich langsam ein Ende für diese Serie gekommen sieht und dieses in „Rachgier“ schon so langsam vorbereitet.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Da wäre mehr drinnen gewesen

Die Geschichte des Wassers
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„Die Geschichte des Wassers“ von Maja Lunde spielt in drei Zeitebenen.

In den 60ger und 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts entbrennt zwischen Ökoaktivisten und Einheimischen ein Streit darum, ob ein ...

„Die Geschichte des Wassers“ von Maja Lunde spielt in drei Zeitebenen.

In den 60ger und 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts entbrennt zwischen Ökoaktivisten und Einheimischen ein Streit darum, ob ein Fluss und dessen zwei Wasserfälle dem Fortschritt und der Industrialisierung weichen sollen oder ob die Natur über dem Gewinnstreben der Menschen und dem Wunsch nach neuen Arbeitsplätzen stehen darf. Während Signes Vater gegen das Vorhaben zu Felde zieht ist ihre Mutter auf Seiten der Befürworter dieser einschneidenden Veränderungen. Signe wird durch den jahrelangen Streit der Eltern in ihren politischen Ansichten stark geprägt.

50 Jahre später ist sie entsetzt darüber, dass inzwischen der Gletscher über ihrem Heimatdorf fast vollständig verschwunden ist und als die letzten kümmerlichen Überreste als Eiswürfel für afrikanische Scheichs verpackt werden, entschließt sie sich zu handeln.

Nochmal 40 Jahre später ist der Süden Europas von jahrelangen Dürren ausgetrocknet und die Menschen sind auf der Flucht in den Norden und auf der Suche nach Wasser und einer neuen Heimat. Hier begegnen wir David und seiner kleinen Tochter, die in ein Flüchtlingslager gelangen und dort hoffen auf den Rest ihrer kleinen Familie zu treffen.

Der Titel des Romans und das erste Drittel der Geschichte sind vielversprechend und lassen auf ein spannendes Buch mit einer wichtigen ökologischen Botschaft hoffen. Leider bleibt es aber für mich bei gutgemeinten Ansätzen und Andeutungen zu einem komplexen und hochaktuellen Thema.

Die Autorin verliert sich in Beschreibungen über die zwischenmenschlichen Probleme der Akteure. Das Wasser und der Kampf darum sind zwar mehrmals der Auslöser von Konflikten und Aktionen aber es wird dann doch nur zur Staffage degradiert. Vor allem der Handlungsstrang in der gar nicht so fernen Zukunft hätte mich noch mehr interessiert. Maja Lunde macht sich aber nicht die Mühe zu erklären, warum die Zivilisation so schnell so komplett zusammengebrochen ist. Man erfährt auch nichts über den Zustand der restlichen Welt oder auch nur darüber, was in der betreffenden Region überhaupt passiert ist. Dadurch spielt alles wie in einer Blase und man hat keine Relationen, an denen man messen kann, ob hier wirklich eine Klimakatastrophe stattfindet und wie die Menschheit tatsächlich damit umgeht. So sind David und Lou nur ganz einfach Flüchtlinge und ihr Schicksal ist austauschbar und könnte auch heute in einem anderen Land spielen.

Die Sprache von Maja Lunde ist unaufgeregt und klar, manchmal fast etwas einfallslos. Die Akteure und ihre Motivationen wurden gut beschrieben aber das Setting blieb alles in allem blass und meiner Meinung nach wurde das Thema Wasser als Dreh- und Angelpunkt verfehlt. Das ist sehr schade, denn, wie gesagt, die Ansätze waren durchaus vorhanden und mit etwas gutem Willen kann man durchaus rauslesen, was die Autorin wohl wirklich sagen wollte.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Leichte Längen

Der Letzte von uns
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Adélaïde de Clermont-Tonnerre begibt sich in ihren Roman „Der letzte von uns“ zum einen ins Jahr 1945, wo der Titelheld in den Wirren am Ende des zweiten Weltkrieges geboren wird. Seine Mutter überlebt ...

Adélaïde de Clermont-Tonnerre begibt sich in ihren Roman „Der letzte von uns“ zum einen ins Jahr 1945, wo der Titelheld in den Wirren am Ende des zweiten Weltkrieges geboren wird. Seine Mutter überlebt die Geburt nicht und er wächst bei Pflegeeltern auf, die nichts von ihm wissen, als seinen Namen. Er landet in den USA und ist ein angehender Immobilienmakler, als er die Tochter aus schwerreichem Hause, Rebecca, kennen lernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Aber die Mutter seiner Angebeteten hütet ein Geheimnis, welches die Verbindung zwischen den jungen Leuten scheinbar verbietet.

Die Geschichte springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Ich gebe zu, dass ich das nur bedingt mag, weil es mir immer wieder so geht, dass ein Handlungsstrang mich mehr interessiert als der andere und deshalb das Lesen etwas zäh wird, weil ich immer auf die Fortsetzung des interessanten Teiles warte, während ich den anderen nur widerwillig lese. Leider ging es mir hier genauso. Und dieses Manko hielt auch zu zwei Dritteln des Buches an. Erst am Schluss kippt das Ganze etwas und auch in der „Gegenwart“ kommt Fahrt auf und man erkennt die Zusammenhänge und nähert sich der Auflösung des Geheimnisses mit einer gewissen Dynamik.

Das Setting war gut erzählt, die Zeit des zweiten Weltkrieges gehört zu einem meiner bevorzugten Beuteschemas, die Liebesgeschichte wird glaubhaft erzählt und es gibt sogar einige historische Personen, die die Fiktion unterfüttern. Dennoch hatte das Buch für mich Lägen und deshalb nur 3,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 25.08.2017

solide

Kein guter Ort
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„Kein guter Ort“ war mein erster Roman von Berhard Stäber. Man kann das Buch gut lesen, ohne die zwei Vorgängerbände zu kennen aber im Laufe der Geschichte wird tatsächlich die Neugierde darauf geweckt, ...

„Kein guter Ort“ war mein erster Roman von Berhard Stäber. Man kann das Buch gut lesen, ohne die zwei Vorgängerbände zu kennen aber im Laufe der Geschichte wird tatsächlich die Neugierde darauf geweckt, da immer wieder Anspielungen und Hinweise auf Vergangenes vorkommen.

Der Psychologe Arne ist ein interessanter Charakter. Einerseits ein handfester bodenständiger Wissenschaftler andererseits durch seine Erlebnisse bewustseinserweiternden Mitteln und Mystischem nicht abgeneigt. Er hat also bereits Vorahnungen, dass die sympathische Kommissarin Kari ihn besuchen wird. Im Schlepptau hat diese dann Janne, eine junge Frau, die bei Arne in der Klinik ihre Drogensucht bekämpfen soll. Die findet das erst mal nicht so prickelnd und verdrückt sich mit Karis Auto. Sie landet in einem alten verwaisten Hotelgebäude und findet ein Tagebuch. Arne weiß, dass hier zwei unaufgeklärte Mordfälle passiert sind und dass das Tagebuch wohl der einzigen Überlebenden gehörte. Läuft der Mörder noch frei herum? Hat er tatsächlich auch Janne im Visier?

Es dauert eine Weile, bis der Krimi in die Gänge kommt und man überhaupt weiß, worum es hier eigentlich geht. Derweilen lernt man die Charaktere genauer kennen. Für mich als Quereinsteiger war das ganz okay. Die Spannung kommt erst im letzten Drittel des Buches auf und man darf sich auf einen richtigen Showdown freuen. Ich finde die Kombination „Deutscher Autor – lebt und schreibt in Norwegen“ eine interessante Mischung. Auch die Protagonisten haben ihre Wurzeln teilweise in Deutschland.

Die Vorgängerbände zu lesen ist sicherlich keine schlechte Option aber es liest sich auch problemlos als Einsteigeband. Ein solider Krimi mit einem über weite Strecken ruhigen Tempo.