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Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Sprache des Herzens

Die Sprache des Herzens
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Die Weltausstellung 1893 in Chicago ist übt eine gewisse Faszination auf den siebenundzwanzigjährigen Connor McNamara aus, er würde dies jedoch niemals zugeben oder gar seine eigene Anwesenheit bei diesem ...

Die Weltausstellung 1893 in Chicago ist übt eine gewisse Faszination auf den siebenundzwanzigjährigen Connor McNamara aus, er würde dies jedoch niemals zugeben oder gar seine eigene Anwesenheit bei diesem großen Ereignis anstreben. Dennoch konfrontiert ihn sein Vater eines Tages mit der Tatsache, dass er heimlich nicht nur die Reise samt Unterkunft, sondern auch die Teilnahme seines Sohnes organisiert hatte. Connors Vater glaubt ganz fest an die automatische Sprinkleranlage und dessen Erfolg durch eine Präsentation Connors in Chicago und drängt ihn, diese einmalige Chance wahrzunehmen. Um seinen Vater nicht zu enttäuschen, der sein ganzes Leben lang an ihn geglaubt hatte und der felsenfest davon überzeugt war, dass Connor für seine Tätigkeit als Erfinder bestimmt sei, macht er sich auch tatsächlich auf den Weg. Aufgrund seines Hörproblems beschließt der junge Mann, Unterricht im Lippenlesen und der Gebärdensprache zu nehmen und trifft dabei auf eine bezaubernde junge Frau aus Philadelphia, der er bereits an seinem ersten Tag der Ausstellung in einer Notsituation hilfreich zur Seite geeilt war. Adelaide Wentworth kann den sehnlichsten Wunsch ihres Retters nur unschwer abschlagen, und so verbringen sie in den darauffolgenden Wochen und Monaten ihre gesamte Freizeit miteinander. Della erteilt Connor die gewünschten Lektionen, während dieser bei der Besichtigung der Weltausstellung als ihr Begleiter fungiert. Schon bald werden die ersten zarten Gefühle füreinander geweckt und Connors Sprinkleranlage scheint bei einigen wichtigen Kunden Interesse zu wecken… ob sich dem privaten und beruflichen Glück des jungen Farmers jetzt noch etwas in den Weg stellen kann?

Die aktuelle Neuerscheinung von Deeanne Gist weist zwar mit knappen vierhundert Buchseiten eine große inhaltliche Fülle auf, ich konnte mich dennoch nicht recht damit anfreunden. Die beiden Protagonisten werden leidlich gut beschrieben, blieben mir jedoch unnahbar und wenig Sympathie erweckend. Die Geschichte von Connor und Della empfand ich als etwas langatmig, Connors Handlungsweise seiner Verlobten Wanda gegenüber gedanken- und verantwortungslos. Mir fehlte es betreffend die eingebaute Liebesgeschichte zudem eindeutig an Romantik und Emotionen, die zu erwecken die Autorin für meine Person einfach nicht geschafft hat. Connor und Della blieben für mich Figuren in einem Roman, mich für sie zu erwärmen oder gar mich in sie hinein zu versetzen und ihre Gedanken und Handlungen nachzuvollziehen, fiel mir äußerst schwer.

Was mir an diesem Buch sehr gut gefallen hat war das Thema, mit dem Adelaide Wentworth sich beruflich beschäftigte: die Arbeit mit taubstummen Kindern. Hier durfte ich einen kleinen, aber faszinierenden Einblick in die Welt dieser Kinder erhaschen, erfuhr von den Anstrengungen, die es kostet, als tauber Mensch das Lippenlesen zu lernen. Deeanne Gist vermittelte ihren Lesern auch die große Aversion der Umwelt, wenn es um die Gebärdensprache ging. Menschen, die diese Form der Kommunikation nutzten, wurden zu jenen Zeiten unweigerlich als verrückt und dumm abgestempelt. Dellas Kampf, die Gebärdensprache in Kombination mit dem Lippenlesen im Unterricht einzusetzen, war ein Kampf gegen Windmühlen, den zu gewinnen es unmöglich schien.

Leider konnte man die Tatsache, dass es sich hierbei um einen Roman aus einem Christlichen Verlag handelt, aus dem Inhalt dieses Buches nicht ersehen. Der Glaube spielt nur eine äußerst begrenzte bis gar keine Rolle darin… wirklich schade.

Obgleich „Die Sprache des Herzens“ mich inhaltlich enttäuscht hat, war der Umgang mit taubstummen Menschen und deren Unterrichtsmethoden ein Faktor, der mir gut gefallen hat. Ich würde diese Lektüre zwar Menschen, denen christliche Werte wichtig sind, nicht unbedingt weiter empfehlen, vergebe aber dennoch drei solide Bewertungssterne dafür.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gnadenzeit

Gnadenzeit
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„Noch ist Gnadenzeit. Noch ist Zeit zur Umkehr. Noch könnte er aus der Finsternis ans Licht treten, Gnade erleben, Amnestie zugesprochen bekommen. Er bräuchte nur 400 Meter hinuntersteigen und sich dem ...

„Noch ist Gnadenzeit. Noch ist Zeit zur Umkehr. Noch könnte er aus der Finsternis ans Licht treten, Gnade erleben, Amnestie zugesprochen bekommen. Er bräuchte nur 400 Meter hinuntersteigen und sich dem Gastwirt offenbaren. Ich bin der Zeuge. Ich kenne den Täter, und ich kenne das Opfer.“_

Ein Mordzeuge, dessen Identität zu Beginn des Buches noch im Dunkeln liegt, hadert mit sich und seinem Gewissen. Es gibt Gründe, die ihn daran hindern, seine Beobachtung zu melden. Und so wird die Leiche der jungen Frau erst entdeckt, als der Täter längst über alle Berge ist. „Tote Frau im Oytal gefunden“. Dieser Anruf leitet für den Oberkommissar bei der Kripo Kempten das Ende eines gemütlichen Fernsehabends ein, bevor dieser überhaupt begonnen hatte. Alois Bachhuber aus Oberstdorf nimmt gemeinsam mit seinem Assistenten Sepp Brutscher die Ermittlungen in diesem Fall auf, wobei sich rasch herausstellt, dass die Polizei es mit einem Mord zu tun hat. Die Spuren führen zu einer Sekte, und die Kriminalbeamtin Maria Sonnlaitner als Expertin im kirchlichen Milieu ist durch ihre einfühlsame Befragung von Zeugen und Verdächtigen eine überaus wertvolle Hilfe. Als die Identität des Mordopfers geklärt ist und die Kriminalbeamten die Familie befragt, treffen sie auf ein beklemmendes Umfeld und aktive Unterstützer und Mitglieder des despotischen Sektenführers August Haupt. Je weiter die polizeilichen Ermittlungen fortschreiten, umso erschreckendere Dinge kommen ans Licht. Fassaden beginnen zu bröckeln, und was jahrelang im Untergrund schwelte, drängt nun mit einer Urgewalt zutage.

Ich muss zugeben, dass ich bislang nur wenige christliche Kriminalromane gelesen habe, und meine Erwartungshaltung hoch war. Der Einstieg in das Buch ist dem Autor zunächst vortrefflich gelungen, der einnehmende Schreibstil gepaart mit einer großen Portion Humor bereitete mir aufgrund der Aussagen des Ehepaars Bachhuber großes Lesevergnügen. Die bildhafte Sprache ließ die Schauplätze der Handlung vor meinem inneren Auge lebendig erscheinen, die relativ häufige Verwendung des regionalen Dialekts im Buch empfand ich als stimmig. Die Krimihandlung an sich hat mich jedoch ein wenig enttäuscht. Spuren werden eher oberflächlich verfolgt, Aussagen nicht überprüft, von Tatortspuren und näheren Details zu den Ermittlungen erfährt der interessierte Leser nur wenig. Der häufige Wechsel des Schauplatzes und der agierenden Personen war durch separate Kapitel gekennzeichnet, die ihrerseits jeweils durch eine ganzseitige Abbildung immer derselben Landschaft in Schwarz-Weiß klar vom vorangegangenen Inhalt getrennt wurden. Die Handlung wies einen sehr niedrigen Spannungsfaktor auf, die verdächtigen Personen offenbarten sich dem Leser sehr rasch, auch die Auflösung des Falls stellte für mich keine wirkliche Überraschung dar.

In diesem Buch wurde dem Glauben bzw. der Art und Weise, wie Menschen diesen ausleben, großes Augenmerk zuteil. Der psychologische Aspekt und die Geschichte um den despotischen Sektenführer August Haupt, der die kleine Versammlung in der Forstgasse leitete, lässt die Krimihandlung ein wenig in den Hintergrund treten. Bereits nach dem ersten Drittel des Buches konzentriert sich der Autor verstärkt auf die Vergangenheit des Opfers und das Umfeld, in dem es gelebt hatte. Relativ gut beschrieben wurde die Art und Weise, wie eine Sekte entstehen kann. Wie das Ansinnen einer seriösen Glaubensgemeinschaft, Menschen zu Jesus Christus führen zu wollen, gemeinsamen in der Bibel zu lesen und zu beten, die Kinder in Gottesfurcht zu erziehen und das Leben Gott zu weihen, ganz rasch aus dem Ruder geraten kann. Er zeigt auf, welche Umstände dazu führen, dass sich ein ungebildeter Laienprediger mit psychischen Problemen und einer radikalen Ideologie zum dominanten Sektenführer aufschwingen kann, zum Fanatiker wird und sich dabei selbst als das Maß aller Dinge betrachtet. Jürgen Mette verdeutlicht, wie eine kleine Glaubensgemeinschaft ihre Fassade der Rechtsgläubigkeit zur Schau stellt, hinter der sich jedoch Abgründe verbergen. Wo Kontrollwahn und körperliche Züchtigungen, psychologischer und körperlicher Missbrauch sowie eine radikale Abkehr von einem so genannten „saft- und kraftlosen anonymen Namenschristentum“ Kinderseelen wie auch erwachsene Menschen zu zerbrechen vermag. Ich hatte während der Lektüre den Eindruck, dass die Bibel als Basis des christlichen Glaubens in diesem Buch negativ dargestellt wird. Zwar kann man das Verhalten eines Jakob Weber oder eines August Haupt keinesfalls auch nur im Geringsten nachvollziehen oder gar gutheißen, dennoch vermeinte ich eine stets unterschwellig präsente Kritik an Menschen zu spüren, die die Bibel als Grundlage ihres Glaubens betrachten.

Mir ist die Bewertung dieses Buches schwer gefallen. Einerseits empfand ich die mit viel Humor gespickten Dialoge des Oberkommissars Bachhuber als erfrischend und amüsant. Andererseits fehlte es mir bei der Krimihandlung eindeutig an Spannung sowie an detaillierter Ermittlungsarbeit. Im Grunde nahm ich das Buch als Bericht über eine Sekte, bei dem das zentrale Augenmerk auf das Glaubensleben gelegt wird, wahr.

Die optische Aufmachung des Buches wirkt düster und bedrohlich – und zwar sowohl die tiefschwarze Covergestaltung, als auch die dreißig identischen schwarzen Buchseiten, die jedes der Kapitel einleiten. Ich vermute, dass hier danach getrachtet wurde, die negative Grundstimmung, die Dunkelheit, die Angst und Schrecken vermittelnden Lehren der Sekte, optisch darzustellen.

Gnadenzeit – ein Buch, das ich für meine Person nicht ganz eindeutig dem Genre Kriminalroman zuordnen, sondern vielmehr als psychologischen Spannungsroman bezeichnen würde. Eine Lektüre, der ich mit gemischten Gefühlen gewidmet habe.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Dankbare Menschen prägen das Lebensklima ihrer Umgebung

Danke!
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Dankbare Menschen prägen das Lebensklima ihrer Umgebung

„Wer als dankbarer Mensch leben will, der muss sich bewusst dafür entscheiden. Dankbarkeit kommt nicht plötzlich über mich, ich muss aktiv werden.“

Anja ...

Dankbare Menschen prägen das Lebensklima ihrer Umgebung

„Wer als dankbarer Mensch leben will, der muss sich bewusst dafür entscheiden. Dankbarkeit kommt nicht plötzlich über mich, ich muss aktiv werden.“

Anja und Martin Gundlach nehmen ihre Leser mit auf eine „Danke-Reise“ mit dem Ziel, selbst dankbar zu werden und andere mit dieser Dankbarkeit anzustecken. Dieses Buch versteht sich als Praxisbuch und ist in zwölf Kapitel aufgeteilt, wobei jedes einzelne dieser Kapitel sich in einen thematischen Impuls, Bibelbezüge, eigene Erfahrungen und Fragen zum Nachdenken gliedert. Hierfür gibt es auch eine großzügige Anzahl von leeren Buchseiten, die nach langsamem Lesen dazu einladen, sich wichtige Notizen zu machen und mit anderen über das Gelesene auszutauschen. Das Ziel der Autoren ist ein „learning by doing“ während des Lesens. Ihr credo lautet: „Veränderung beginnt im Kleinen – ein langsames, beständiges Anwachsen der Dankbarkeit, ein schrittweises Umsetzen durch keine Taten“. Das Ehepaar Gundlach lädt dazu ein, ein Leben zu führen, in dem die Dankbarkeit Raum gewinnt.

In den nachfolgenden Kapiteln wird auf die positive Psychologie eingegangen, die Dankbarkeit als „wesentliche christliche Haltung“ angeführt, und auch unser Bauchgefühl als Komponente berücksichtigt. Wie es gelingt, dies alles in die Tat umzusetzen und welche Dinge erheblich zum Gelingen beitragen, ist Inhalt dieses Buches.

„Dankbar für mich zu sein, das heißt: zu sehen und anzunehmen, was ich bin und was ich kann und was ich habe. Und genau daraus etwas zu machen.“

Interessant ist, dass die Autoren in Anlehnung an Gary Chapmans Buch „Die fünf Sprachen der Liebe“ dies auch auf das Thema Dankbarkeit anwenden. Sie beleuchten zudem viele verschiedene Aspekte der gelebten Dankbarkeit, diese alleine oder in Gemeinschaft auszudrücken, die Art und Weise aufzutanken, oder die Gesten im Alltag, unserer Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Sie weisen darauf hin, welche Umstände, Haltungen oder Prägungen unsere Dankbarkeit verhindern und zeigen, wie man mit Grenzen und Verlusten versöhnt leben kann.

Das Buch schließt mit einem Kapitel, das für mich das am beeindruckende und hilfreichste war, nämlich mit den so genannten „Trainingsfeldern“, wo man klare und gezielte Hinweise darauf findet, wie man Dankbarkeit im familiären Umfeld, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, in der Kirche oder Gemeinde oder einfach in der Umgebung ausdrücken und Konventionen durchbrechen kann.

Ein großartiges Buch über die Dankbarkeit, das zudem hoch motiviert.

Einziger Kritikpunkt, der für mich jedoch äußerst relevant war, ist die optische Umsetzung und olfaktorische Wahrnehmung dieses Buches. Zunächst bereitete mir die überdurchschnittlich kleine und somit extrem leseunfreundliche Schrift erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen. Eingeschobene Passagen wie beispielsweise Erfahrungsberichte, Bibelstellen oder Liedertexte waren zudem auch noch in roter Farbe geschrieben, was den Lesefluss noch weiter beeinträchtigte. Zur starken Überanstrengung der Augen kam ein intensiver und beinahe stechender Geruch nach Druckerfarbe/Chemikalien, der zusammen mit der winzigen Schrift dazu führte, dass bis zur Beendigung der letzten Seite zu starken Kopfschmerzen führte.

So begeistert ich vom Inhalt dieses Buches auch war, die Umsetzung dieses Druckwerkes verleidete mir mein Lesevergnügen enorm. Inhaltlich möchte ich für dieses bereichernde Sachbuch fünf Bewertungssterne vergeben, für die Umsetzung jedoch maximal einen. Wirklich schade!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Vom Rockstar über den Steuerberater zum Gauner und schließlich zum Missionar

GO!
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Vom Rockstar über den Steuerberater zum Gauner und schließlich zum Missionar

„Kann man im Rollstuhl Hürden überwinden? Man kann! Manches ist durch eine gute Infrastruktur zu regeln, aber das Entscheidende ...

Vom Rockstar über den Steuerberater zum Gauner und schließlich zum Missionar

„Kann man im Rollstuhl Hürden überwinden? Man kann! Manches ist durch eine gute Infrastruktur zu regeln, aber das Entscheidende passiert im Kopf. Ja, Inklusion muss gedacht und besprochen werden, aber vor allem muss sie gelebt werden. Ich habe beschlossen, nicht behindert zu sein. Dieser Tatsache jedenfalls nicht mehr Aufmerksamkeit zu schenken als nötig. Der Rollstuhl ist für mich Gabe und Aufgabe. Ich soll zeigen, dass Grenzen nicht das Ende eines Weges bedeuten. Kurzum – das Leben will dir Beine machen. Go!“

Josef Müller, Bestsellerautor und Motivationsredner im deutschsprachigen Raum erzählt in dieser Autobiografie den Weg vom millionenschweren Schickeria-Steuerberater und Jetset-Mann mit krimineller Ader zu einem Menschen, der den wahren Reichtum erst fand, nachdem er in materieller Hinsicht alles verloren hatte. Er berichtet salopp und in sehr einfachem Schreibstil auf über 250 Seiten seine Geschichte, die – wie ich anderen Rezensionen entnehmen konnte – bereits erschöpfend im Vorgängerbuch abgehandelt wurde. Da ich dieses jedoch nicht gelesen habe, verfolgte ich interessiert die Erzählungen über sein turbulentes Leben als Millionär, übergewichtiger Kokser, Alkoholiker und Geldwäscher für die amerikanische Mafia. In den fünf Jahren Haft hatte der Autor ausreichend Zeit, um über sein bisheriges Leben nachzudenken, und der Tag der Entlassung stellte für ihn seiner Aussage nach zugleich den ersten Tag seines neuen Lebens dar.
Josef Müller berichtet in etlichen Rückblenden über seine Zeit hinter Gittern, seinen Gedanken und den in diesen Jahren gewonnenen Einsichten und Erkenntnissen. Er schreibt in schonungsloser Offenheit und mit einer Prise Humor und bezeichnet die Jahre in der Haftanstalt als die heilsamste Zeit seines Lebens. Eine Zeit, in der er auch zu Gott fand.

Er spricht über die frühen Jugendjahre, über die Teenagerzeit als Rockmusiker, dem tragischen Unfall, der ihn für sein restliches Leben in den Rollstuhl zwingen sollte, aber auch den Alltag eines Rollstuhlfahrers mit all den Schwierigkeiten, die er dank seines unermüdlichen Optimismus zu überwinden verstand.

Josef Müller schreibt von falschen Entscheidungen, falschen Freunden und schicksalsschweren Begegnungen, vom Absturz in den Alkoholismus und den Weg in die Drogensucht, sein ausschweifendes Leben, das zudem auch noch von unzähligen Affären und Ehebruch geprägt war.

Ich muss gestehen, dass dieses Buch mich ein wenig zwiespältig zurück ließ. Einerseits versichert Josef Müller dem Leser seine Einsicht und seine Reue über sein Leben vor der Haft, gibt dem Leser Einblicke in sein Gebetsleben und versucht, sie mit seinem positiven Denken anzustecken. Es ist dem Autor durchaus auch gelungen, mich davon zu überzeugen, dass man trotz schwerer Schicksalsschläge in diesen auch etwas Gutes erkennen und immer wieder aufstehen und weiter machen kann. Sein unglaublicher Optimismus und sein positives Denken sind beispielhaft.

Josef Müller ist es aber dennoch nicht gelungen, mich von der Aufrichtigkeit seiner Reue zu überzeugen. Dies begründet sich vor allem auf den Inhalt des letzten Buchkapitels, wo mir der Eindruck vermittelt wurde, dass ihm das Elend und Leid der betrogenen Menschen, die ihm ihre Ersparnisse anvertrauten und alles verloren, die finanziell vor dem Nichts standen, nicht wirklich nahe gehen. Es mag sein, dass ich dem Autor damit Unrecht tue, aber sein Mitgefühl mit den Geschädigten scheint sich in Grenzen zu halten. Speziell die Hinweise auf seine unglaublich hohe Schuldenlast und seine eigenen, persönlichen Verluste zusammen mit der von ihm bekräftigten Tatsache, dass er all jenen, die er um ihre Ersparnisse erleichtert hat, keinen Cent zurückzahlen können wird, empfand ich als Schlag ins Gesicht der Geschädigten.

Josef Müller schreibt: „Heute weiß ich, dass Gottes Plan perfekter ist, als mein eigener es je hätte sein können.“ Ja, dieser Meinung bin ich ebenfalls. Und aus diesem Grund hoffe ich, dass es dennoch eine Möglichkeit geben wird, den Schaden jener Menschen, die ihm vertraut hatten, wieder gut zu machen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

„Die neue Nachdenklichkeit: Werden wir scheitern? Haben wir Chancen? Kommt es am Ende gut?“

Trends 2021 - Es wird anders werden
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„Die neue Nachdenklichkeit: Werden wir scheitern? Haben wir Chancen? Kommt es am Ende gut?“

Gleich vorweg muss ich zugeben, dass ich an diesem Buch gescheitert bin. Bereits dessen Vorgänger, Trends 2016, ...

„Die neue Nachdenklichkeit: Werden wir scheitern? Haben wir Chancen? Kommt es am Ende gut?“

Gleich vorweg muss ich zugeben, dass ich an diesem Buch gescheitert bin. Bereits dessen Vorgänger, Trends 2016, bedeutete für mich „schwere Kost“, ich habe es jedoch mit viel Disziplin bis zur letzten Seite gelesen. Dies ist mir mit „Trends 2021“ leider nicht gelungen. Was hierbei sicher auch eine Rolle spielte, war die erfolglose Suche nach einer Leseprobe, bevor ich mich für die beiden „Trends-Bücher“ entschieden habe. Ich war auf den Inhalt nicht vorbereitet, und bin nach dem zweiten Band mittlerweile der Ansicht, dass ich die falsche Zielgruppe für dieses Buch darstelle. Ich musste mich regelrecht dazu überwinden, endlich mit der Lektüre des zweiten Bandes zu beginnen. Obgleich der Inhalt interessant, äußerst gut recherchiert und sehr detailliert ausgeführt ist, war mir ein flüssiges Lesen angesichts des höchst anstrengenden (da nüchternen) Schreibstils nicht möglich. Die trockene Aneinanderreihung von Daten, Fakten, Zahlen und graphische Darstellungen, die mich teilweise sogar verwirrten, trugen dazu bei, dass ich nach einigen Stunden und 140 gelesenen Seiten endgültig kapitulierte. Einer meiner Grundsätze ist es, kein Buch vorschnell aufzugeben und es kommt bei mir äußerst selten vor, dass ich eine Lektüre tatsächlich auch abbreche. Bei „Trends 2021“ war dies jedoch der Fall. Ich möchte jedoch klar und deutlich zum Ausdruck bringen, dass dieses Buch keineswegs „negativ“ zu bewerten ist, es war einfach nur die falsche Lektüre für die falsche Person. Aus diesem Grund würde ich interessierten Personen gerne einen kleinen Überblick über den gelesenen Inhalt geben, beschränke mich hierbei verständlicherweise auf die ersten 140 Seiten dieses Buches:

Markus Müller sieht „Trends 2021“ als Fortsetzung bzw. Ergänzung des Vorgängers „Trends 2016“ und erläutert vorweg dessen Aufbau. Gleich zu Beginn dieses Buches weist er auf einen bestimmten Trend ganz besonders hin, nämlich dem „Weniger – und zwar dem Weniger an Gelingen, an Wachstum, an Wohlbefinden und vielem mehr.“ Er führt in diesem Zusammenhang fünf seinen Ausführungen zugrunde liegende Überzeugungen an. Der Autor ist der Meinung, dass – wo immer Christen sind - sich Dinge verändern. Neben tiefgreifenden Veränderungen wie beispielsweise dem Entstehen von Klöstern, der Reformationsbewegung und der Pfingstbewegung spricht er auch von den Errungenschaften, die ohne das Christentum nicht denkbar gewesen wären. Er schreibt über das Erbe Europas, wo Paulus durch das Evangelium Barmherzigkeit zur Säule der europäischen Kultur macht, und über fünf Merkmale, die seiner Ansicht nach dieses Erbgut ergänzen. In einem weiteren Abschnitt dieses Buches geht er auf unser Friedenskonstrukt und die Tatsache ein, dass in Mitteleuropa seit über 65 Jahren ein Leben ohne kriegerische Auseinandersetzungen möglich ist. Er liefert Beispiele für die Errungenschaften Mitteleuropas als privilegiertem Standort und schreibt über Technik, Medizin, Kommunikation, Biowissenschaften, Atomenergie, Kommunikation sowie den Zusammenhang zwischen Wachstum und Wohlstand. Er thematisiert jedoch auch, was in unserer Kultur bislang nur schwerlich gelungen ist und nennt auch hierfür Beispiele…

Die optische Aufmachung von „Trends 2021“ ist dem Verlag ausgezeichnet gelungen: zwei elegant gekleidete junge Menschen im Vordergrund, eine virtuelle Welt im Hintergrund, gefüllt mit Zahlen, Daten, Statistiken, eine äußerst einnehmende farbliche Gestaltung und erhobene Lettern im Buchtitel machen das Cover dieses Buches zu einem wahren Blickfang.

Mein Fazit ist kurz und klar: ein Buch mit interessantem, ausgezeichnet recherchiertem Inhalt, das in diesem Fall einem Leser der falschen Zielgruppe in die Hände gefallen ist. Inhaltlich verdient „Trends 2021“ auf alle Fälle 4-5 Bewertungssterne, für die Umsetzung (nach meinem persönlichen Empfinden, das jedoch keinesfalls Allgemeingültigkeit besitzt!) würde ich jedoch nur maximal 1-2 Bewertungssterne vergeben.