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Veröffentlicht am 16.04.2018

Vielleicht gibt es so etwas wie Vergessen nicht, aber ich glaube, es ist an der Zeit zu vergeben

Zeig mir das Morgen
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„Vielleicht gibt es so etwas wie Vergessen nicht, aber ich glaube, es ist an der Zeit zu vergeben“

Das bettelarme Indianermischlingskind Millie Reynolds lebt zur Zeit der Wirtschaftskrise in einer ehemaligen ...

„Vielleicht gibt es so etwas wie Vergessen nicht, aber ich glaube, es ist an der Zeit zu vergeben“

Das bettelarme Indianermischlingskind Millie Reynolds lebt zur Zeit der Wirtschaftskrise in einer ehemaligen Sklavenhütte auf einer Plantage in Iti Taloa, Mississippi. Milli liebt es, sich in der freien Natur aufzuhalten, streift für ihr Leben gerne im Wald umher und hat die große Leidenschaft für Bücher von ihrer Mutter Marie geerbt. Der ältere Farmhelfer Mr. Michaels, von allen nur „Sloth“ genannt, fungiert als Millies Beschützer, bester Freund und Vaterersatz. Ihr ständig abwesender leiblicher Vater Jack Reynolds arbeitet als Bullenreiter, Zornausbrüche und Prügel sind in der Familie an der Tagesordnung, und ihre Mutter zieht sich immer mehr in ihre eigene, innere Welt zurück, versucht mit Hilfe von Drogen den Schmerzen und den Schlägen zu entkommen. Millie ist einsam, und als eines Tages Zigeuner in die Kleinstadt kommen, ist die Neugier des jungen Mädchens geweckt und sie sucht ihre Gesellschaft. Millie ist fasziniert von ihrer Gemeinschaft und beneidet das Wandervolk um dessen Freiheit und Zusammengehörigkeitsgefühl. Im Alter von 16 Jahren lernt sie den charmanten River kennen, und bittet ihn, seiner Sippe zu überzeugen, sie mitzunehmen. Doch als der Morgen ihrer Flucht angebrochen ist, muss River feststellen, dass Millie nicht zum vereinbarten Treffpunkt kommt - eine schreckliche Tragödie hat alle Pläne des verzweifelten jungen Mädchens mit einem Schlag zunichte gemacht…

„Zeig mir das Morgen“ ist ein Buch, das mich überwältigt hat. Es handelt sich um keinen leichten Roman, den man als gute Unterhaltung in kurzer Zeit liest und ebenso rasch wieder vergessen kann. Julie Cantrells Geschichte reißt den Leser aus seinem gemütlichen Sofa und katapultiert ihn in eine Welt voller Armut, voller Vorurteile und Hoffnungslosigkeit. Millies Geschichte ist tragisch, die Welt, in der sie lebt, leider allzu realistisch. Nicht nur das Leben der armen Bevölkerungsschicht in Zeiten der Wirtschaftskrise, sondern auch das schwierige und zugleich aber faszinierende Leben des Wandervolkes der Roma werden sehr anschaulich dargestellt. Die Autorin versteht es exzellent, den Leser mit einzubeziehen, ihm die wirklich gelungenen Protagonisten und Nebenfiguren nahe zu bringen, ihnen liebenswerte – aber auch böse Charaktereigenschaften zu verleihen. Obgleich die Person der kleinen Millie im Mittelpunkt dieses Romans steht, widmet sich Julie Cantrell auch eingehend ihrem Umfeld – wie beispielsweise dem sympathischen Sloth, der sein gesamtes Leben auf der Farm verbracht hatte und sich liebevoll um das einsame kleine Mädchen kümmert, ihr viel beibringt und sie gerne zu seinen Angelausflügen mit nimmt. Als liebste Nebenfigur präsentierte sich mir Mabel, die Angestellte der Familie Miller, die Millie sofort in ihr Herz schloss und ihr nicht nur mütterliche Zuneigung, sondern durch ihre unerschütterlichen Glauben an Gott auch Trost und Hoffnung vermittelte.

Julie Cantrells Schreibstil hat mich überrascht. Ich empfinde es grundsätzlich als Qual, eine Handlung, die sich über mehr als zwei Jahrzehnte erstreckt, im Präsens verfasst zu lesen – eine Tatsache, die aber in diesem Fall durch den beeindruckenden Inhalt wett gemacht wird. „Zeig mir das Morgen“ war für mich ein ganz besonderes Leseerlebnis, das stark mit den Emotionen seiner Leser spielt und die Geschichte eines außergewöhnlichen Mädchens erzählt, das trotz der überwältigenden Schicksalsschläge immer wieder aufsteht und mutig nach vorne blickt. Eine Geschichte voller Tragik und Hoffnung zugleich – eine uneingeschränkte Leseempfehlung und fünf Bewertungssterne für dieses wirklich gelungene Erstlingswerk, auf dessen Nachfolgeband ich mich bereits jetzt freue.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Es gibt immer Licht, wenn du es brauchst

Die Liebe findet dich
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„Es gibt immer Licht, wenn du es brauchst“

Mit „Die Liebe findet dich“ hat Francine Rivers eine aufwühlende, zutiefst bewegende Geschichte von Freundschaft, Familie, Liebe, Hoffnung, Verzweiflung und ...

„Es gibt immer Licht, wenn du es brauchst“

Mit „Die Liebe findet dich“ hat Francine Rivers eine aufwühlende, zutiefst bewegende Geschichte von Freundschaft, Familie, Liebe, Hoffnung, Verzweiflung und Glauben erzählt, die dem Leser den Boden unter den Füßen wegzuziehen vermag, ihn atemlos zurück lässt, seine Gedanken noch weit über die letzte Seite dieses Buches hinweg gefangen hält. Bereits der Klappentext schockiert mit der Verzweiflungstat einer jungen Mutter, die im Kalifornien des Jahres 1940 unter einer Brücke ihr Baby zur Welt bringt, und es dort zurück lässt. Dem neugeborenen Mädchen hätte unweigerlich der Erfrierungstod gedroht, wäre Pastor Ezekiel Freeman nicht während seiner frühmorgendlichen Gebetszeit an dieser Stelle vorbei gekommen. Der tief betroffene Mann wärmt das Baby mit seinem Körper und bringt es unverzüglich ins Krankenhaus. Ezekiels Ehefrau Marianne, deren sehnlichster Wunsch nach einem zweiten Kind sich aufgrund einer Herzschwäche niemals erfüllen sollte, fleht ihren Mann an, die kleine Abra zu adoptieren. Und der Pastor, der sein Herz bereits bei der ersten Begegnung an das kleine Mädchen verloren hatte, willigt ein. Abra wächst in der liebevollen Geborgenheit der Familie auf, der fünf Jahre ältere Sohn Joshua Freeman wird zu Abras bestem Freund und Gefährten. Doch das Schicksal scheint es nicht gut mit Abra zu meinen, nach einem schrecklichen Verlust fühlt sie sich ausgeschlossen und nirgendwo zugehörig, sie betrachtet Haven als „ödeste Stadt auf Erden“. In ihren rebellischen Teenagerjahren lernt sie den zwanzigjährigen Dylan Stark aus Los Angeles kennen, einem atemberaubend gut aussehenden, charismatischen Sohn aus gutem Hause. Dylan verdreht ihr völlig den Kopf und bringt sie schließlich sogar dazu, mit ihm durchzubrennen. Doch die Glitzerwelt Hollywoods, in der Abra sich danach wiederfindet, ist ein anders, als sie es sich ausgemalt hatte. Der Schein trügt. Hinter den Kulissen lauern Enttäuschungen, es offenbart sich eine ernüchternde Welt, die hinter ihren Fassaden Resignation und Verzweiflung für Abra bereithält. Francine Rivers erzählt von dem langen, schweren Weg, der die junge Frau schließlich an eine Gabelung führt, an der sie sich für eine bestimmte Richtung entscheiden muss.

Ich muss gestehen, dass ich nicht unvoreingenommen an dieses Buch herangegangen bin. Francine Rivers war für mich bereits vor dieser Lektüre ein Garant für faszinierende, tiefgründige Romane, eine Autorin, die sich nicht scheut, sich auch schwierigen Themen zu widmen. Im vorliegenden Roman, dessen einnehmender Schreibstil das Lesen zu einem Vergnügen macht, spielt der Glaube an Gott eine zentrale Rolle. Nach Abras Aufbruch in die Glitzerwelt Hollywoods lässt sie ihre Familie, ihre Freunde und Bekannten zurück, eine Gemeinde, die sich um das Mädchen sorgt und für Abras Wohlergehen und Rückkehr betet. Die ins Buch eingebrachten Gebete der Protagonisten sowie die Bibelzitate wurden durch die kursive Schrift deutlich gekennzeichnet, und stellen für meinen Geschmack eine erhebliche inhaltliche Bereicherung dar. Mit den handelnden Personen hat sich die Autorin große Mühe gegeben – die Charakterzeichnungen sind intensiv, nachvollziehbar und sehr lebendig gehalten. Dem Leser wird das Gefühl vermittelt, sich an der Seite der Freemans, der Matthews oder gar an Abras Seite durch das Kalifornien der Vierziger, Fünfziger und Sechziger Jahre zu bewegen. Doch obgleich Francine Rivers sich ihren Protagonisten in auffallend intensiver Weise gewidmet hat, vernachlässigt sie keinesfalls die Nebenfiguren. Ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir Mitzi Martin – „Miss Mitzi“ – die als Klavierlehrerin und ältere Freundin stets ein liebevolles Auge auf Abra hat.

Ein großes Kompliment an dieser Stelle an den Verlag für das gelungene Buchcover, das dem Leser die Fünfziger Jahre auch visuell erlebbar macht. Die Haartracht, die Mode und auch das Auto passen perfekt in die Zeit, in der die Autorin die Handlung dieses Buches platzierte, ein Cover, das unweigerlich dazu verführt, es zur Hand zu nehmen und sich in den Klappentext zu vertiefen.

Ich würde „Die Liebe findet dich“ als eines der schönsten Roman-Highlights meines heurigen Lesejahres bezeichnen und kann es uneingeschränkt weiter empfehlen. Ein wundervolles Buch mit tiefen Emotionen und starkem Bezug zum christlichen Glauben.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich bin das perfekte Mobbingopfer. Keine Arme, keine Beine. Keine Gegenwehr-

Nick Vujicic: Sei stark!
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„Ich bin das perfekte Mobbingopfer. Keine Arme, keine Beine. Keine Gegenwehr“

Nick Vujicic, Motivationsredner, Evangelist und Gründer von Life Without Limbs, weiß, wovon er spricht. Schwerst körperlich ...

„Ich bin das perfekte Mobbingopfer. Keine Arme, keine Beine. Keine Gegenwehr“

Nick Vujicic, Motivationsredner, Evangelist und Gründer von Life Without Limbs, weiß, wovon er spricht. Schwerst körperlich behindert ohne Arme und Beine geboren durfte er zwar in einer liebevollen und unterstützenden Familie aufwachsen, wurde jedoch bereits beim Eintritt ins Grundschulalter mit der brutalen Realität konfrontiert. Nun macht der Autor Hänseln, Mobben, verbale Angriffe und Gemeinheiten zu einem Thema in seinem neuesten Buch „Sei stark!“.

Nick möchte den Menschen Mut machen und spricht dabei jene an, die ebenfalls betroffen sind und aus diesem Grund körperliche, seelische und geistige Qualen leiden. Sein Ziel ist es, in diesem Buch Mobbing eine Absage zu erteilen, es hinter sich zu lassen, und ein glückliches Leben zu führen. Er berichtet unter anderem auch von seinen eigenen schmerzlichen Erfahrungen und dem Umgang damit und verrät seinen Lesern ein Geheimnis: seine Verteidigungsstrategie gegen Hänseleien. Neben Nicks positiver Lebenseinstellung ist der Glaube seine Kraftquelle und Jesus sein großes Vorbild. Anhand vieler Erfahrungsberichte und seinen eigenen Erlebnissen möchte er den Leser dazu bringen, eine andere Haltung zu sich selber zu gewinnen, selbstbewusster zu werden, und Mobbing keine Chance mehr zu geben. Er gibt zu, dass dieser Weg kein leichter ist, wirkt aber zugleich unglaublich positiv und ermutigend in seinen Ausführungen.

Der Schreibstil dieses Buches ist salopp und erfrischend, man merkt, dass es sich bei der Hauptzielgruppe um Jugendliche handelt. Die einzelnen Kapitel beginnen mit einem Schlagwort, gefolgt von Nicks Erfahrungen und Ratschlägen. Als besonders wertvoll empfand ich die Fragestellungen, zu denen der Autor anregt, mit denen man sich intensiver beschäftigen muss. Im neunten Kapitel fasst Nick einige weise Zitate von Philosophen und Berühmtheiten zusammen, die ihn am meisten faszinieren und die inspirierend und aufbauend wirken, und in einem anderen Kapitel präsentiert er seine Mut machende „Anti-Mobbing-Erklärung“. Den Abschluss eines jeden Buchkapitels bildet stets eine kleine Zusammenfassung mit der Überschrift „Denk dran“, wo die wichtigsten Schlagworte noch einmal wiederholt werden.

Nick Vujicic hat mich tief berührt. Das erste Mal durfte ich den Autor in einem Fernseh-Interview erleben, wo mich seine Begeisterungsfähigkeit und seine zutiefst positive Ausstrahlung in den Bann zogen. Die Lektüre dieses Buches bestätigte meinen Ersteindruck dieses Mannes, der zu Recht als „Motivationsredner“ bekannt ist. Seine Worte machen tatsächlich Mut – und ich hoffe, dass noch sehr viele Menschen dieses Buch lesen und davon profitieren dürfen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine Freundschaft, die Spaß macht!

Die geheime Sprache glücklicher Paare
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„Eine Freundschaft, die Spaß macht!“

„Erfolgreiche Ehepaare wissen die Gesellschaft ihres Partners zu schätzen und sind gern mit ihm oder ihr zusammen. Mit anderen Worten: Ehepaare, deren Beziehung sicher ...

„Eine Freundschaft, die Spaß macht!“

„Erfolgreiche Ehepaare wissen die Gesellschaft ihres Partners zu schätzen und sind gern mit ihm oder ihr zusammen. Mit anderen Worten: Ehepaare, deren Beziehung sicher und erfolgreich verläuft, geben ihrer Freundschaft eine besondere Priorität. Sie investieren miteinander geduldig Zeit, um das Herz ihres Partners wirklich kennenzulernen und ein gemeinsames Leben aufzubauen.“

Die beiden Beziehungsspezialisten Bill und Pam Farrel sind nicht nur privat seit 34 Jahren glücklich verheiratet, sondern arbeiten auch gemeinsam an ihrem Anliegen, anderen Menschen dabei zu helfen, wie sie „liebesweise“ leben können. Nach vielen Bestsellern präsentieren sie nun mit dem vorliegenden Buch „Die geheime Sprache glücklicher Paare“ eine Menge theoretische Anregungen, kombiniert mit praktischen Beispielen aus ihrem Eheleben. Es werden auch zahlreiche Ratschläge glücklicher Ehepaare präsentiert, die von Bill und Pam befragt wurden.

Positiv hervorheben möchte ich die Tatsache, dass die einzelnen Kapitelabschnitte stets abwechselnd aus Bills, und dann wieder aus Pams Sicht geschrieben sind.

In insgesamt zehn Kapiteln definieren die Farrels unter anderem die „geheime Sprache des Partners“, den so genannten „Zugangscode“, und sie arbeiten dabei mit den Begriffen „Nutzername und Passwort“, erläutern die Grundlagen und präsentieren Schritte zur Umsetzung in der Beziehung. Sicherheit und Erfolg werden als Schlüsselbedürfnisse präsentiert, das Autorenduo betont deren Wichtigkeit sowie den unterschiedlichen Umgang damit.

In jedem Kapitel schlagen Bill und Pam „Kommunikationsübungen für die Ehe“ als Basis für Gespräche mit dem Partner vor, die helfen sollen, die gegenseitige Wertschätzung zu vertiefen. Es handelt sich hierbei also nicht um ein rein theoretisches Sachbuch, sondern vielmehr um ein Arbeitsbuch, das auch einige Tabellen und Fragebögen aufweist.

Unter zahlreichen anderen Themen weisen die beiden Autoren auf die Wichtigkeit hin, das Geheimnis der Liebe zu entdecken und stets neugierig auf den Partner zu bleiben. Hierbei empfehlen sie, auf die besonderen Vorzüge der Männer, und jene der Frauen einzugehen. Sie zeigen dabei Wege auf, geschlechterspezifische Unterschiede zu akzeptieren und gegenseitig die Kraftreserven aufzufüllen. Die Farrels empfinden eine innige Zuneigung als Schlüssel für eine sichere und glückliche Ehe, liebevolle Berührungen, die einzigartigen Begabungen des Partners stets zu schätzen zu wissen sowie Komplimente und Wertschätzung sind wertvolle inhaltliche Bestandteile dieses Ratgebers. Auch dem Umgang mit Konflikten wird ein Kapitel gewidmet, ein weiteres geht auf die körperliche Liebe, die Intimität zwischen Ehepaaren ein. Die favorisierten Motivationsstile „Entscheider, Inspirierer, Friedenswahrer und Finanzstratege“ werden vorgestellt und anhand praktischer Beispiele erläutert. Als Fähigkeiten, die zu einer besseren Ehe führen, werden „Das Geheimnis der Liebe, Zuneigung, Freizeit, Konfliktlösung, Intimität, Alarmsignale, Goldene Ziele und Sich Ausdrücken“ genannt.

Allen Kapiteln dieses Buches ist eines gemein: der starke christliche Glaube, der sich in unzähligen Bibelversen und Zitaten äußert, und einer abschließenden Einladung am Ende des Buches, in einer noch tieferen Verbindung mit dem „ultimativen Entschlüssler“, mit Gott und seinem Geist zu leben.

Ich konnte bei der Lektüre „Die geheime Sprache glücklicher Paare“ viele hilfreiche Ansatzpunkte und Überlegungen entdecken und kann diesen Ratgeber allen weiter empfehlen, die Interesse daran haben, laufend an ihrer Beziehung zu arbeiten.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein atemberaubender Pageturner!

Die Kreuzträgerin
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Ein atemberaubender Pageturner!

„Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien.“

Ein Kreuzzeichen und elf Worte in schwungvoller Handschrift auf einem kleinen weißen Stück Papier, ...

Ein atemberaubender Pageturner!

„Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien.“

Ein Kreuzzeichen und elf Worte in schwungvoller Handschrift auf einem kleinen weißen Stück Papier, überreicht durch einen schmutzigen, verwahrlost aussehenden Mann ohne Beine. Eine Begegnung, die das Leben einer zwanzigjährigen Apollinerin im Europa einer fernen Zukunft, im Jahre 331 Anno Illumini, Stück für Stück bis in ihren Grundfesten erschüttert. Die Welt der Anna Tanner ist ein „Freies Europa“, wo Frieden, Gleichheit, Toleranz und Freiheit als erreichtes Ideal gelten. Die vollständig reglementierte Gesellschaft basiert auf einem dualistischen System, bei dem junge Menschen ab sechzehn Jahren entweder die apollinische, oder die dionysische Laufbahn anstreben. Studentische Aussteiger, die Peacemen genannt werden, demonstrieren für ihre Grundsätze der Toleranz und des Friedens, werden jedoch kaum ernst genommen. Psychische Krankheiten, aber auch Geiseln der Menschheit wie Aids und Krebs, gelten als ausgerottet, es gibt auch keine alten Menschen mehr. Alles scheint reglementiert, perfekt, und lückenlos überwacht zu sein.

In diesem Umfeld lebt Anna Tanner in einer kleinen Wohnung in der Rabengasse, wobei kein Mensch erfahren darf, dass auch ihre schwermütige Mutter, Priscilla Tanner, bei ihr wohnt. Dieses Geheimnis könnte Anna nicht nur ihre apollinische Laufbahn, sondern sogar ihr Leben kosten. Bereits ihr Vater Reinhold und ihr Bruder Michael verschwanden auf seltsame Art und Weise. Annas Tagesablauf ist von Angst und stetem Leistungsdruck geprägt, und das schüchterne Mädchen hat nur einen einzigen „echten“ Freund: Felix Livingstone. Der dunkelhäutige junge Mann mit den pechschwarzen krausen Haaren und dem offenen Lächeln bringt Fröhlichkeit und Abwechslung in Annas Leben. Als Anna und Felix ihren Dozenten für Geschichte kennen lernen, stockt dem jungen Mädchen der Atem: der Humanitus Perfectus trägt einen Namen, der sein Äußeres bereits zu definieren scheint: Adonis Magellan – ein charismatischer, braungebrannter Schönling aus einflussreichem und wohlhabendem Elternhaus. Anna verliebt sich Hals über Kopf in ihren Dozenten und möchte mit einer ganz besonderen Studienarbeit seine Aufmerksamkeit erringen. Sie plant, dem Geheimnis des Kreuzes und der Schrift auf dem Stück Papier des Bettlers auf den Grund gehen – und begibt sich dabei ohne es zu ahnen in akute Lebensgefahr…

Spätestens ab diesem Augenblick verlor ich mich vollständig in dieses Geheimnis, vermeinte oftmals, mit angehaltenem Atem neben Anna einher zu hasten, war in diesem einsamen, kalten und fremdbestimmten Leben an ihrer Seite, und durfte nach und nach immer tiefer in die Hintergründe eintauchen. Ich staunte über die Dinge, die sich mir im Verlauf der Geschichte offenbarten und konnte das Buch schlichtweg nicht mehr aus der Hand legen.

Ich empfand den Roman „Die Kreuzträgerin“ als anrührende, traurige, aber dennoch auch hoffnungsvolle Geschichte mit schillernden und sehr authentisch gezeichneten handelnden Personen. Das Buch hat meine Gedanken nicht mehr los gelassen, was im Endeffekt dazu führte, dass ich in einem halsbrecherischen Tempo durch den Plot raste. Der ansprechende Schreibstil und die gewählte Ausdrucksweise haben mir bei diesem Buch außerordentlich gut gefallen, und durch die Person des Peaceman und schrägen Vogels „Norbert Parzival Bonifaz Fritzius der Vierte“ kam auch eine Prise Humor ins Spiel.

Die vehemente Verfolgung der Christen und das strikte Verbot der „Jesus-Religion“ waren Kernthemen dieses Buches. Die brutale Verfolgung der überlebenden Christen im Untergrund, die einen harten Kampf gegen Kälte, Hunger und Verfolgung führen und trotz der Umstände christliche Gemeinschaften gründen, wird mit dem schrecklichen Vernichtungsfeldzug gegen die Juden in der Zeit des Weltkrieges verglichen. Da nimmt es nicht Wunder, dass nach dem fulminanten Ende ein bitterer Beigeschmack und ein klein wenig Angst zurückbleiben – die Angst davor, dass die Geschichte von Lydia Schwarz einen kleinen Funken Wahrheit beinhalten könnte und dieses Szenario ähnlich tatsächlich irgendwann in ferner Zukunft schreckliche Realität werden könnte.

Ein faszinierendes, hoch spannendes, und rasantes Buch mit eindrucksvollen Protagonisten und sehr einnehmendem Schreibstil, das mit einem hohen Unterhaltungswert aufwartet und eine sehr ernste Thematik beinhaltet.

Einzige Kritikpunkte meinerseits waren die sehr kleine Schriftgröße, die engen Zeilenabstände und die Seitenzahlen, die sich an den Buchrändern links und rechts neben dem Text befanden… damit konnte ich mich bis zur letzten Seite nicht recht anfreunden.