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Veröffentlicht am 16.04.2018

Ist eine erfolgreiche Ehe reine Glückssache?

Ja, ich will! Und das für immer
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Ist eine erfolgreiche Ehe reine Glückssache?

„Das Ergebnis glücklicher Ehen sind freundliche Menschen, die aus dem Überfluss ihrer Beziehungen reichlich austeilen können. Leute, die im persönlichen Leben ...

Ist eine erfolgreiche Ehe reine Glückssache?

„Das Ergebnis glücklicher Ehen sind freundliche Menschen, die aus dem Überfluss ihrer Beziehungen reichlich austeilen können. Leute, die im persönlichen Leben glücklich sind, und besonders in der wichtigsten aller irdischen Beziehungen, scheinen alle anderen um sie her zu bereichern. Sie sind ein Licht in einer dunklen und brutalen Welt. Sie sind anders. Sie sind besonders.“

Fawn Weaver hat exakt jene Menschen zum Hauptthema ihres Buches gemacht und ihr Ziel war es, mit ihren Recherchen das universelle Geheimnis einer glücklichen Ehe zu entdecken. Zu diesem Zweck gründete sie eine Plattform und unternahm Reisen in zwölf Länder, sechs Kontinente und Dutzende von Städten. Fawn Weaver behauptet nach intensiver Recherche, dass eine tiefe und aufrichtige Beziehung durchaus möglich ist und dass Frauen überall auf der Welt auch heute noch diese Erfahrung machen. In ihrem Buch lässt sie ihre Leser an den Ergebnissen ihrer Nachforschungen zu diesem Thema teilhaben. Sie stellt uns Frauen rund um den Globus vor und berichtet, was sie von ihren Interviewpartnern erfahren und gelernt hat. Die überraschend einfachen zentralen Geheimnisse einer guten Beziehung erfährt man, wenn man Fawn Weaver auf ihrem Weg begleitet und die Geschichten aus den verschiedenen Kontinenten liest. Die Autorin weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei „Ja, ich will! Und das für immer“ weder um ein Selbsthilfebuch, noch um einen Ratgeber handelt. Das Buch könnte ihrer Meinung nach jedoch durchaus hilfreich sein, kurz und prägnant weiterzugeben, was sie auf ihren Reisen gelernt hat. Indem sie in jedem der insgesamt 33 Kapitel ihre Interviewpartner zu Wort kommen lässt, erfährt man eine Menge über eine gelingende Partnerschaft. Glücklich verheiratete Ehepaare berichten von ihrem Kennenlernen, ihrem Ehe-Alltag, dem Umgang mit dem Partner und oftmals auch dem Bewältigungsprozess in Konfliktsituationen. Dabei bringt die Autorin auch viel von ihren eigenen Erfahrungen - in Form von Episoden aus ihrem Eheleben - ein. Das Buch erzählt rührende Liebesgeschichten, es berichtet von Ehepaaren, die ihre Liebe leben, und deren Beziehung durch gegenseitiges Vertrauen und Respekt getragen wird. Man liest unter anderem von zu Tränen rührenden Liebeserklärungen und romantischen, unvergesslichen Heiratsanträgen, bis hin zur Geschichte einer arrangierten Eheschließung eines indischen Paares.

Fawn Weavers Reiseberichte gestalten sich als äußerst ausführlich, und man erhält als Leser nebenbei zugleich einen Einblick in die Gegend, die sie gerade besucht. In spritzig-lockerem Schreibstil beschreibt sie die Mentalität der Einwohner des jeweiligen Landes, deren Lebens- und Essgewohnheiten, und fungiert zum Teil sogar als Reiseführer.

„Glück ist Entscheidungssache“ – ein äußerst wichtigster Grundsatz der Autorin, sowohl für das Leben, als auch für die Ehe. Ihr Buch beginnt mit einer ganz besonderen Einleitung – nämlich mit einer Liebeserklärung an ihren Ehemann Keith. Es endet mit einer Zusammenfassung der „Zwölf Geheimnisse einer gelungenen Ehe“ und einigen Worten an Jungverheiratete.

Ein interessantes Buch in lockerem, flüssigem Schreibstil, das nicht nur die Geheimnisse der Liebe offenbart, sondern auch einen Einblick in andere Länder und Städte bietet. Für mich stellten speziell die Erfahrungsberichte der glücklichen Ehepaare eine Bereicherung dar, eine Lektüre, die ich gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Neues Glück für Susannah

Neues Glück für Susannah
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„Bitte, Herr, lass meine Susannah in diesem Zug sitzen. Und gib, dass ich mich gut mit ihr unterhalten kann, damit sie bleibt.“

Das Stoßgebet des Protagonisten, das charakteristisch für den weiteren Verlauf ...

„Bitte, Herr, lass meine Susannah in diesem Zug sitzen. Und gib, dass ich mich gut mit ihr unterhalten kann, damit sie bleibt.“

Das Stoßgebet des Protagonisten, das charakteristisch für den weiteren Verlauf dieses Buches sein wird, scheint nicht zu Unrecht ausgesprochen. Als Jesse Mason, der Bruder des Predigers Reverend Matthew Mason, im Jahre 1873 seine neue Ehefrau Susannah am Bahngleis in Forth Siding in Empfang nimmt, versucht der warmherzige Mann scheinbar vergeblich, eine Konversation in Gang zu bringen. Mit Susannah Underhill trifft er auf eine wohlerzogene Frau im Alter von 30 Jahren, die aufgrund ihrer strengen Erziehung und ihres unscheinbaren Äußeren sehr schüchtern ist. Während der langen Fahrt in ihr neues Zuhause scheint sie nur sehr langsam aufzutauen, die verlassene Gegend und der Mann, den sie lediglich aus einem Briefwechsel kennt und dem sie durch eine Ferntrauung nun angehört, verunsichern sie zutiefst. Die Ankunft in ihrem neuen Heim beschert Susannah den nächsten Schock – die raue Wildnis, gepaart mit der ärmlichen Behausung und der Isolation machen der jungen Ehefrau zu schaffen. Doch zum Glück wohnt in einiger Entfernung das mit Jesse befreundete norwegische Ehepaar Ivar und Marta Vold, die Susannah herzlich aufnehmen. Mit dem Wintereinbruch kommt eine weitere, harte Prüfung auf die Eheleute zu, und erst der Frühling wird weisen, ob sich das Durchhalten lohnt und Susannah in ihrer neuen Heimat glücklich werden kann…

Die Grundidee einer arrangierten Ehe, bei der eine so genannte „Braut auf Bestellung“ die Reise in eine völlig ungewisse Zukunft antritt, hatten vor Catherine Richmond bereits einige Autoren. Die Umsetzung jedoch ist ihr wie keinem anderen bislang auf brillante Art und Weise gelungen. Catherine Richmond beginnt jedes ihrer insgesamt 34 Kapitel mit einem in kursiver Schrift gehaltenen Stoßgebet, das die Gefühle und Gedanken ihrer beiden Protagonisten sehr gut zum Ausdruck bringt. Diese wenigen, aber höchst emotionalen Worte stellen für mich eine der herausragenden Merkmale dieses Romans dar. Zudem möchte ich auch anmerken, dass dem Glauben an Gott ein hoher Stellenwert eingeräumt wurde. Sowohl die Protagonisten als auch viele der Nebenfiguren orientieren sich in ihrem Denken und Handeln stark an christlichen Werten, ein Aspekt, der mich ganz besonders für dieses Buch erwärmte.

Indem man Susannah in ihrer neuen Heimat begleitet, erfährt man viel über das harte, entbehrungsreiche Leben der ersten Siedler in diesem weitläufigen und unberührten Land, dem „wilden Westen“. Die Autorin berichtet vom harten Arbeitsalltag, der Einsamkeit, aber auch von der unbeschreiblich schönen Natur des Dakota-Territoriums und macht auch die indianische Urbevölkerung zu einem kleinen Randthema. Wirklich gelungen fand ich die Beschreibung der Entwicklung Susannahs… von der scheuen, unsicheren Braut aus Detroit zu einer in sich ruhenden, sich durch die Liebe ihres Ehemannes getragen fühlenden jungen Ehefrau, die sich mit dem Leben auf der Farm nicht nur arrangiert, sondern das raue Land zu lieben gelernt hatte.

Die Liebesgeschichte zwischen Susannah und Jesse, die das Hauptthema dieses Buches darstellt, empfand ich schlicht und einfach als überwältigend. Durch die bereits erwähnten Stoßgebete vor jedem Kapitel, die den Leser tief an der Gefühls- und Gedankenwelt der beiden Eheleute teilhaben lassen, und das wunderschön in den Roman eingeflochtene christliche Gedankengut war für mich in diesem Roman einfach alles „stimmig“. Ich kann „Neues Glück für Susannah“ aus der Feder von Catherine Richmond ohne Zögern als eine der schönsten und berührendsten Liebesgeschichten bezeichnen, die ich bislang das Glück hatte, lesen und entdecken zu dürfen. Ich bedauerte es zutiefst, als ich die letzte Seite dieses überwältigenden Buches umblätterte und ich wünsche mir von ganzem Herzen, noch viele Romane wie diese lesen zu dürfen.

Das Cover wurde sehr authentisch gestaltet. Die Darstellung der jungen Frau im Vordergrund entspricht sowohl in ihrem Äußeren, als auch in der Bekleidung, dem Inhalt des Buches. Der Mann im Hintergrund mit dem Cowboyhut auf dem gesenkten Kopf wirkt geheimnisvoll, Landschaft und farbliche Gestaltung des Buchcovers sind sowohl in der Farbgebung, als auch in den gewählten Motiven, äußerst harmonisch. Ein Faktor, der bei Liebhabern historischer Romane automatisch Interesse weckt und sie unweigerlich zu diesem Buch greifen lässt.

Fazit: Eine ganz klare, eindeutige und uneingeschränkte Leseempfehlung für Liebhaber romantischer Liebesgeschichten, die im Wilden Westen spielen, und in denen Werte wie Liebe, Treue und Glaube hoch gehalten werden. Ein Lesehighlight, das zu übertreffen wohl nicht so leicht

Veröffentlicht am 16.04.2018

Wenn du weißt, was richtig ist, dann tu es

Der Geschichtensammler
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Wenn du weißt, was richtig ist, dann tu es.

„Glaubst du, du kannst einfach so daherkommen und mit deinen Geschichten die Welt verändern?“ „Ich weiß nicht, ob so etwas möglich ist. Aber ich denke, es ist ...

Wenn du weißt, was richtig ist, dann tu es.

„Glaubst du, du kannst einfach so daherkommen und mit deinen Geschichten die Welt verändern?“ „Ich weiß nicht, ob so etwas möglich ist. Aber ich denke, es ist einen Versuch wert.“

Der Autor Thomas Franke entführt uns in diesem Buch ins Berlin des Jahres 1945, mitten an den Kriegsschauplatz, wo das Tausendjährige Reich in Trümmern liegt. Gleich zu Beginn begleiten wir den jungen Flakhelfer Rasmus Salomo Eichendorff durch Geschützfeuer und Detonationen, als er auf einen bärtigen Soldaten der Wehrmacht trifft. Erwin, ein kriegsmüder und ausgelaugter Mann, kämpfte in Frankreich und Russland, und landete letztendlich in einem zerbombten Erdbunker in Berlin, wo er Rasmus nun sicheren Unterschlupf gewährt. Da ein Weiterkommen viel zu gefährlich ist, verharren die Männer in ihrem Versteck, und erzählen Geschichten. Rasmus‘ Erinnerungen an seine schöne Zeit mit seiner Jugendfreundin wurden in kursiver Schrift festgehalten, durch die Rückblenden in seine Vergangenheit erfährt man als Leser mehr über den jungen Mann und seine innige Freundschaft mit einem lebenshungrigen Mädchen namens Emmi, das die Gabe besitzt, tiefer zu blicken. Rasmus erzählt auch von seinem Elternhaus und dem strengen Vater, der ihn mit harter Hand und durch Schläge erzog. Und man erfährt auch etwas über sein Innerstes, seine Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte.



Erwins Berichte wiederum basieren auf einer kleinen Ansammlung von Geschichten, die er im Laufe der Jahre in einem kleinen Buch zusammen getragen hatte – ein Buch, das ihm viel bedeutet. Was der „Geschichtensammler“ dem Leser präsentiert, sind Geschichten, die einen tieferen Sinn haben, die Einsichten und Werte vermitteln, nachdenklich machen. Kostbare Geschichten, Lebensweisheiten, Gedankenanregungen.

Der Autor erzählt auf sehr realistische Art und Weise von den Schrecken des Krieges, der Gefangennahme seiner Protagonisten, der Zustände in russischen Kriegsgefangenenlagern, dem Elend und Leid der Menschen. Den Aufbau des Buches fand ich äußerst gelungen, die in abweichenden Lettern gedruckten und in die Handlung eingeflochtenen Geschichten des alten Soldaten waren wie ein Licht, das mitten in dieser tragischen Rahmenhandlung den Männern durch ihr kleines Aufflackern Hoffnung und Mut verleiht.

Thomas Franke besitzt die Gabe, seinen Figuren Leben einzuhauchen. Es fällt dem Leser leicht, sich in sie hineinzuversetzen, sind sie doch sehr realistisch und authentisch gezeichnet. Durch die Kriegshandlung wird ein permanenter Spannungsbogen aufrechterhalten, und die aufkeimende Liebe ehemals bester Freunde in Kindertagen rundet den Inhalt dieses Buches ab.

Da ich bereits ein Buch dieses Autors kennen lernen durfte, war meine Erwartungshaltung entsprechend hoch. Und ich wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil. Mit der Lektüre über den Geschichtensammler bescherte Thomas Franke mir wunderschöne, kostbare Lesestunden, die ich nicht missen möchte. Ich kann – und werde – dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen und vergebe meinerseits nur zu gerne fünf Bewertungssterne für dieses tiefsinnige, berührende Werk.

Abschließend möchte ich für das beeindruckende Cover dieses Buches ein riesengroßes Kompliment aussprechen, das mich bereits beim ersten Blick faszinierte. Man erkennt einen Mann, der sich vom Betrachter abgewandt hat, und der mit festem Griff aus der Dunkelheit heraus und scheinbar gelassen auf strahlendes Licht zugeht, dabei einen Leiterwagen voller Bücher mit sich zieht. Das Licht- und Schattenspiel fand ich vortrefflich gelungen, ebenso das symbolische Festhalten des Mannes am Leiterwagen, ein symbolisches Kreuz (der Glaube?!). Die Rahmenhandlung dieses Buches ist der Schauplatz des Krieges - und als solches wurde scheinbar auch das Titelbild mit ausgebombten Häusern und auf dem Boden liegenden Trümmern "eingerahmt"... eine perfekte Symbolsprache, ein Cover, das ich gerne länger betrachtete und das meiner Meinung nach einen Griff zum Buch beinahe schon garantiert.

„Ein Zuhause für deine Geschichten“ – Thomas Franke hat den gesammelten Geschichten nun ein perfektes Zuhause gegeben, nämlich das vorliegende Buch!

Veröffentlicht am 16.04.2018

In allen Grenzen ist auch etwas Positives

Nein sagen ohne Schuldgefühle
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In allen Grenzen ist auch etwas Positives (Immanuel Kant)

„Grenzen zu setzen ist eine reife, initiative und proaktive Handlung. Es bedeutet die Kontrolle über unser Leben“.

Den beiden Autoren Henry Cloud ...

In allen Grenzen ist auch etwas Positives (Immanuel Kant)

„Grenzen zu setzen ist eine reife, initiative und proaktive Handlung. Es bedeutet die Kontrolle über unser Leben“.

Den beiden Autoren Henry Cloud und John Townsend ist die Schwierigkeit wohl bewusst, einer solchen Aussage zu entsprechen und in seinem persönlichen Umfeld klare Grenzen zu setzen. In insgesamt sechzehn Kapiteln beschreiben sie detailliert, wie diese Grenzen aussehen können, mit denen wir alltäglich konfrontiert werden. Im Buch „Nein sagen ohne Schuldgefühle“ sind die zentralen Themen die Notwendigkeit, der Wert, die Arbeit am Setzen gesunder Grenzen. Grenzen werden genau definiert und die damit einher gehenden Konflikte erläutert. Dabei wird auf den gesamten Lebensbereich eingegangen – begonnen von der Partnerschaft und den Kindern, den Eltern und restlichen Familienmitgliedern, bis hin zu den Freunden oder den Kollegen am Arbeitsplatz.

Was mir am vorliegenden Buch sehr zusagte waren die vielen Praxisbeispiele, mit denen die interessanten theoretischen Ausführungen unterlegt waren. Sie sorgten dafür, dass man sich als Leser gut in die jeweilige Situation hineinversetzen und sie auf diese Weise nachvollziehen konnte. Bei vielen Passagen wie beispielsweise bei den Widerständen gegen unsere Grenzen sowie jener anderer Personen, wie sie im dritten Teil des Buches beschrieben sind, konnte ich Parallelen zu Situationen aus meiner eigenen Erfahrung sowie jener von Angehörigen oder Freunden entdecken. Der komplexe Inhalt dieses Buches wurde in leicht verständlicher Form und sehr ausführlich dargestellt, durch die bereits erwähnten zahlreichen Praxisbeispiele hat dieses Buch ausgezeichnetes Potenzial, ein Lebensbegleiter zu werden.

Die Autoren weisen jedoch auch immer wieder auf die Notwendigkeit hin, das theoretisch erlernte Setzen von Grenzen in der Praxis zu üben, dies im Idealfall mit Freunden, Bekannten oder in der Gemeinde. Das Buch ist sehr realistisch – es idealisiert nicht und weist auf die unweigerlich auftretenden Probleme hin, die auf Menschen zukommen, die sich bisher scheuten, Grenzen aufzuzeigen. Es macht jedoch Mut, dies dennoch unermüdlich zu versuchen und dabei zu lernen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Sehr ausführlich fand ich das Kapitel über das Setzen von Grenzen bei der Kindererziehung, hier können das Nachschlagen und die Lektüre der einzelnen Fallbeispiele überaus hilfreich im Alltag sein. Die vielen Bibelzitate und Querverweise auf einzelne Bibelstellen sowie den starken christlichen Bezug empfand ich als bereichernd, die Autoren widmen sich hier auch eingehend der Beziehung zwischen Gott und den Menschen.

Ich kann „Nein sagen ohne Schuldgefühle“ als exzellenten Ratgeber uneingeschränkt weiterempfehlen, habe meinerseits viele hilfreiche Passagen für meine Person entdecken dürfen, und werde das Buch im Zusammenhang mit dem Setzen von Grenzen in meinem eigenen Alltag sicher noch oft „zu Rate ziehen“. Ich vergebe gerne fünf Bewertungssterne für das hilfreichste und ausführlichste Sachbuch, das ich bislang zu diesem Thema entdecken durfte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Was habe ich eigentlich aus dem gemacht, was mir geschenkt worden ist?

Nur noch eine Tür
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Was habe ich eigentlich aus dem gemacht, was mir geschenkt worden ist?

„Ich weiß nicht, ob ich auf mein eigenes Sterben vorbereitet bin. Ich hoffe es. Was ich gelernt habe, ist, dass ich nichts verschiebe. ...

Was habe ich eigentlich aus dem gemacht, was mir geschenkt worden ist?

„Ich weiß nicht, ob ich auf mein eigenes Sterben vorbereitet bin. Ich hoffe es. Was ich gelernt habe, ist, dass ich nichts verschiebe. Ist man gesund und munter und jung genug, will man von diesem Thema nichts wissen, es ist zu weit weg. Ist man selbst Mittelpunkt des Themas, gibt es kein Später oder Irgendwann.“

Der Journalist und Autor Uwe Schulz, der zudem auch als Radiomacher und Medientrainer tätig ist, befasst sich in seinem Buch „Nur noch eine Tür“ mit einem Thema, das alle Menschen früher oder später betrifft. Er präsentiert seinen Lesern wahre Geschichten – Geschichten vom Sterben und vom Tod, vermeidet es hierbei jedoch, ermahnend oder belehrend zu wirken. Der Tod ist ein Thema, das die meisten meiden, mit dem sie sich erst dann auseinander setzen, wenn die Situation sie dazu zwingt. In insgesamt siebzehn Kapiteln lässt der Autor Interviewpartner zu Wort kommen, die er zu diesem Thema befragte, und zum Teil sehr tiefe Einblicke in ihr Gefühls- und Gedankenleben gaben, zum Teil sogar posthum durch Tagebucheinträge aus den letzten Tagen ihres Lebens. Durch die größtenteils emotionalen Berichte und Erzählungen erfährt man über eine breite Gefühlspalette, die Ratlosigkeit, Trauer, Unruhe, Verwirrung sowie die Angst vor dem Kontrollverlust im letzten Lebensabschnitt umfasst. Seine Interviews behandeln auch die ewige Frage nach dem, was nach dem Tod kommen mag, dem Sinn und dem Ziel des Lebens. Der Glaube spielt in vielen Fällen eine tragende Rolle und es gibt Todeskandidaten, die sich plötzlich der Religion zuwenden. Uwe Schulz thematisiert den christlichen Glauben an die Auferstehung, und die Befragten erzählen über ihre Ansichten und Erfahrungen. So verschieden die Charaktere der Menschen und ihre Ansichten, ihre Art zu Leben sind, so verschieden ist auch ihr Umgang mit dem Thema Sterben. Manche wehren sich bis zu ihrem Tod dagegen, diesem offen zu begegnen und sich damit auseinander zu setzen.

Die Interviewpartner des Autors sind sowohl Glaubende, als auch Agnostiker, er befragte junge Menschen, die ihr Leben erst begonnen hatten, wie sehr alte Menschen, die bereits auf ein reiches und erfülltes Leben zurück blicken durften. Uwe Schulz schloss auch jene Personen, die in der Betreuung und Pflege in Krankenhäusern und Hospizen tätig sind, in seine Interviews ein und durfte einiges aus deren reichem Erfahrungsschatz an seine Leser weiter geben. So erzählt beispielsweise ein beinahe siebzigjähriger ehrenamtlicher Sterbebegleiter von seiner Beobachtung, dass es Sterbende nicht mehr interessiert, ob sie beruflich oder finanziell etwas im Leben erreicht hatten. Diese Menschen lehrten ihn seiner Meinung nach Demut, Vertrauen und Milde. Er ist nach seiner jahrelangen Erfahrung felsenfest davon überzeugt, dass man sich der Konfrontation mit Krankheit und Sterben nicht entziehen sollte.

Tief berührt hat mich das Schicksal einer bewundernswerten mutigen jungen Frau, die durch eine fortschreitende Muskelerkrankung ans Krankenhausbett gefesselt ist, Licht und Geräusche meiden muss, und deren gesamte Welt sich nur noch auf wenige Quadratmeter beschränkte. Trotz ihres unabwendbaren Schicksals lässt sie sich nicht entmutigen, sondern kämpft für ihre Träume. Sie studierte unter schwersten Bedingungen, wurde Bestseller-Autorin und ist der Überzeugung, dass man im Inneren zu Sterben beginnt, sobald man aufhört, sich selber Ziele zu setzen.

Besonders erwähnenswert finde ich auch eine leitende Palliativärztin und eine Sozialarbeiterin, die gemeinsam als Team in einem Hospiz in Kentucky arbeiten. Beide erzählen aus ihren Erfahrungen, und die Sozialarbeiterin betont ganz besonders die Wichtigkeit, geliebten Menschen zu sagen, was sie einem bedeuten bzw. dass man sich bemühen sollte, eine etwaige Kluft möglichst zu überbrücken, bevor es dazu zu spät sein könnte. Sie glaubt, dass es im Kern um die Persönlichkeit geht, um den ganz persönlichen Glauben und die innere Kraft. Und dass unsere Art zu leben auch unsere Art zu Sterben beeinflussen würde. Die Ärztin hingegen weist auf die Macht der Berührung hin und erzählt, dass es ihren Patienten sehr viel bedeuten und eine Berührung weit mehr ausdrücken würde, als die besten Worte es vermögen. „Wer es versteht, zu lieben, versteht auch zu sterben“ ist ihre feste Überzeugung.

Dieses Buch bietet eine solche Fülle an Erfahrungsschätzen, dass es eine echte Bereicherung bedeutet, sich darin zu vertiefen, von den einzelnen Schicksalen, die beispielhaft für Tausende andere stehen, zu lesen. Einer Statistik zufolge sterben global mehr als 56 Millionen Menschen pro Jahr – ein Schicksal, das jedes Lebewesen auf dieser Erde zu 100% betrifft. Und genau aus diesem Grund ist es vielleicht ratsam, sich irgendwann im Laufe seines eigenen Lebens einmal damit zu beschäftigen… um Ängste zu verringern, Streit und Unfrieden rechtzeitig zu beenden, oder Vorkehrungen treffen zu können. Vielleicht aber auch, um Wünsche nicht endlos hintan zu stellen und Dinge, die man gerne tun würde, immer wieder aufzuschieben. Um sich im Hier und Jetzt Zeit für die Menschen zu nehmen, die man liebt, und zu erkennen, was die echten Werte des Lebens sind, um die es in den letzten Stunden unseres Lebens geht: nämlich um Glaube, Liebe und Beziehungen.

Ganz besonders berührt haben mich folgende Aussagen in diesem Buch:

„Manchmal wünsche ich mir, jemand würde mich an die Hand nehmen und mich führen, so wie mein Vater das getan hat.“

„Trauern ist eine sehr einsame Angelegenheit“ (Clive Staples Lewis)

„Was habe ich eigentlich aus dem gemacht, was mir geschenkt worden ist?“


Fazit: „Nur noch eine Tür“ ist ein Buch, das sehr viele Aspekte des Sterbens aufzeigt, mit einem reichen Erfahrungsschatz Betroffener aufweisen kann, und dem Leser auf interessante Art und Weise dargeboten wird. Besonders berührend fand ich den letzten Teil, in dem der Autor anstelle eines Nachwortes über seine eigenen, persönlichen Erfahrungen mit dem Tod seiner Mutter schreibt. Eine ausführliche und empfehlenswerte Lektüre, die das Thema Sterben aus sehr vielen Perspektiven beleuchtet.