Der unterschätzte Gott
Francis Chan, Pastor und weltweit gefragter Redner bei Konferenzen, lenkt in seinem Buch „Der unterschätzte Gott“ das Augenmerk des Lesers auf die Kraft des Heiligen Geistes, der seiner Meinung nach vernachlässigt, ...
Francis Chan, Pastor und weltweit gefragter Redner bei Konferenzen, lenkt in seinem Buch „Der unterschätzte Gott“ das Augenmerk des Lesers auf die Kraft des Heiligen Geistes, der seiner Meinung nach vernachlässigt, unterschätzt und vergessen wird. Er weist auf die große Lücke hin zwischen dem, was in der Bibel über den Heiligen Geist geschrieben wird, und dem, wie die meisten Gläubigen und Gemeinden leben, und sieht das Kernproblem in der offensichtlichen Abwesenheit des Heiligen Geistes in den modernen Gemeinden. Der Autor vermittelt in den sieben Kapiteln seines Buches Kenntnisse über den Heiligen Geist, führt besonders im dritten Kapitel wichtige Bibelstellen an und möchte seine Leser dazu bewegen, ihr Leben zu verändern. Die Menschen sollen erleben, wie Gott wirkt, und die Kraft und Gegenwart des Heiligen Geistes deutlicher spüren. Er lädt mit seinem einnehmenden Schreibstil und eindrucksvollen Worten dazu ein, nachzudenken, wann man den Heiligen Geist das letzte Mal eindeutig am Werk gesehen hat – sowohl bei sich selber, als auch in seiner unmittelbaren Umgebung. Und er zeigt, wie wunderbar es doch wäre, wenn man sich bewusst wird, dass der Geist, der Jesus von den Toten auferweckt hat, auch in uns lebt und wir in diesem Bewusstsein leben. Er führt an dieser Stelle sein persönliches Vorbild, Joni Eareckson Tada, als Beispiel an, die nach einem Unfall querschnittsgelähmt wurde und deren Leben durch den Geist Gottes vollständig verändert wurde. Neugierig vertiefte ich mich in die Informationen, die ich im Internet über sie fand und wollte mehr über ihr Leben erfahren. Ein Video über Joni und ihren Ehemann Ken erlaubte mir einen kleinen Einblick in das Leben dieser beiden tief gläubigen Menschen und machte großen Eindruck auf mich. Nicht minder beeindruckend waren die Lebensgeschichten des Ehepaares Domingo und Irene Garcia, das Leben und Wirken von Francis und Edith Schaeffer, Esther Ahn Kim, Thomas und Jen Yun sowie Dave Phillips. Beispiele aus dem Wirken jener Personen zeichnen ein lebendiges Bild gelebten Glaubens und der Wirkungskraft des Heiligen Geistes.
Nachdenklich stimmte mich die Sehnsucht nach dem täglichen Leben mit dem Geist, von dem Francis Chan im sechsten Kapitel spricht. Er wirft auf den Alltag bezogene Fragen in den Raum, die jeder in seinem täglichen Umfeld nachempfinden kann. Zugleich gibt er aber auch zu, dass es schwer ist, sich wirklich auf die Versorgung und Führung des Geistes zu verlassen, anstatt ganz auf die eigene Weisheit und Anstrengung zu vertrauen. Er spricht an dieser Stelle von einem „kontinuierlichen Engagement und dem Ringen um ein Neuentdecken, um zu erkennen, wie man täglich geisterfüllt lebt“.
Im letzten Kapitel, gegen Ende des Buches, erzählt Francis Chan von seinem Gemeindeleben in der Cornerstone Church und wie es in der Praxis aussehen kann, wenn Menschen sich bemühen, so wie die Gläubigen der Urgemeinde zu leben.
Francis Chan: „Ich möchte nicht, dass mein Leben ohne den Heiligen Geist erklärbar ist. Ich möchte, dass sich die Menschen mein Leben ansehen und wissen, dass ich das alles nicht aus eigener Kraft tun könnte. Ich möchte so leben, dass ich den Heiligen Geist dringend brauche.“
„Einerseits sollen wir andere ermutigen, der Führung des Geistes zu folgen, und andererseits sollten wir auch selbst seiner Führung in unserem Leben gehorchen. Sind wir mutig und stark genug dafür?“
„Der unterschätzte Gott“ hat mich aufgewühlt und sehr nachdenklich gemacht. Francis Chan sprach sehr viele Punkte direkt an, stellte unbequeme Fragen, wies schonungslos auf Missstände hin. Jene Passage, die mich am meisten beeindruckt hat, bildet zugleich auch den Abschluss des letzten Kapitels, er schreibt: „Die Bibel sagt uns, dass wir sündigen, wenn wir wissen, was wir tun sollen, es aber nicht tun (Jakobus 4,17). Mit anderen Worten: Wenn wir Erkenntnisse anhäufen, ohne sie in unserem Leben umzusetzen, dann sündigen wir in Wirklichkeit. Vielleicht denken wir, es sei eine gute Sache, mehr über Gott zu wissen. Und das kann auch so sein. Aber wenn wir Erkenntnisse über Gott haben, ohne auf ihn zu reagieren oder seine Wahrheit in unserem Leben umzusetzen, dann sind wir auf keinem guten Weg. Nach der Bibel ist das Sünde.“
Ich denke, spätestens nach Lektüre dieses Buches und diesem aufwühlenden, direkt den Kern der Sache treffenden Abschlusszitat wäre es angebracht, sein eigenes Leben zu durchleuchten, vieles zu hinterfragen, innezuhalten und etwas zu verändern, anstatt einfach wie gewohnt weiter zu machen. „Der unterschätzte Gott“ ist ein zutiefst beeindruckendes Buch, das ich nur zu gerne weiter empfehle.