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Veröffentlicht am 16.04.2018

Der unterschätzte Gott

Der unterschätzte Gott
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Francis Chan, Pastor und weltweit gefragter Redner bei Konferenzen, lenkt in seinem Buch „Der unterschätzte Gott“ das Augenmerk des Lesers auf die Kraft des Heiligen Geistes, der seiner Meinung nach vernachlässigt, ...

Francis Chan, Pastor und weltweit gefragter Redner bei Konferenzen, lenkt in seinem Buch „Der unterschätzte Gott“ das Augenmerk des Lesers auf die Kraft des Heiligen Geistes, der seiner Meinung nach vernachlässigt, unterschätzt und vergessen wird. Er weist auf die große Lücke hin zwischen dem, was in der Bibel über den Heiligen Geist geschrieben wird, und dem, wie die meisten Gläubigen und Gemeinden leben, und sieht das Kernproblem in der offensichtlichen Abwesenheit des Heiligen Geistes in den modernen Gemeinden. Der Autor vermittelt in den sieben Kapiteln seines Buches Kenntnisse über den Heiligen Geist, führt besonders im dritten Kapitel wichtige Bibelstellen an und möchte seine Leser dazu bewegen, ihr Leben zu verändern. Die Menschen sollen erleben, wie Gott wirkt, und die Kraft und Gegenwart des Heiligen Geistes deutlicher spüren. Er lädt mit seinem einnehmenden Schreibstil und eindrucksvollen Worten dazu ein, nachzudenken, wann man den Heiligen Geist das letzte Mal eindeutig am Werk gesehen hat – sowohl bei sich selber, als auch in seiner unmittelbaren Umgebung. Und er zeigt, wie wunderbar es doch wäre, wenn man sich bewusst wird, dass der Geist, der Jesus von den Toten auferweckt hat, auch in uns lebt und wir in diesem Bewusstsein leben. Er führt an dieser Stelle sein persönliches Vorbild, Joni Eareckson Tada, als Beispiel an, die nach einem Unfall querschnittsgelähmt wurde und deren Leben durch den Geist Gottes vollständig verändert wurde. Neugierig vertiefte ich mich in die Informationen, die ich im Internet über sie fand und wollte mehr über ihr Leben erfahren. Ein Video über Joni und ihren Ehemann Ken erlaubte mir einen kleinen Einblick in das Leben dieser beiden tief gläubigen Menschen und machte großen Eindruck auf mich. Nicht minder beeindruckend waren die Lebensgeschichten des Ehepaares Domingo und Irene Garcia, das Leben und Wirken von Francis und Edith Schaeffer, Esther Ahn Kim, Thomas und Jen Yun sowie Dave Phillips. Beispiele aus dem Wirken jener Personen zeichnen ein lebendiges Bild gelebten Glaubens und der Wirkungskraft des Heiligen Geistes.

Nachdenklich stimmte mich die Sehnsucht nach dem täglichen Leben mit dem Geist, von dem Francis Chan im sechsten Kapitel spricht. Er wirft auf den Alltag bezogene Fragen in den Raum, die jeder in seinem täglichen Umfeld nachempfinden kann. Zugleich gibt er aber auch zu, dass es schwer ist, sich wirklich auf die Versorgung und Führung des Geistes zu verlassen, anstatt ganz auf die eigene Weisheit und Anstrengung zu vertrauen. Er spricht an dieser Stelle von einem „kontinuierlichen Engagement und dem Ringen um ein Neuentdecken, um zu erkennen, wie man täglich geisterfüllt lebt“.

Im letzten Kapitel, gegen Ende des Buches, erzählt Francis Chan von seinem Gemeindeleben in der Cornerstone Church und wie es in der Praxis aussehen kann, wenn Menschen sich bemühen, so wie die Gläubigen der Urgemeinde zu leben.

Francis Chan: „Ich möchte nicht, dass mein Leben ohne den Heiligen Geist erklärbar ist. Ich möchte, dass sich die Menschen mein Leben ansehen und wissen, dass ich das alles nicht aus eigener Kraft tun könnte. Ich möchte so leben, dass ich den Heiligen Geist dringend brauche.“
„Einerseits sollen wir andere ermutigen, der Führung des Geistes zu folgen, und andererseits sollten wir auch selbst seiner Führung in unserem Leben gehorchen. Sind wir mutig und stark genug dafür?“


„Der unterschätzte Gott“ hat mich aufgewühlt und sehr nachdenklich gemacht. Francis Chan sprach sehr viele Punkte direkt an, stellte unbequeme Fragen, wies schonungslos auf Missstände hin. Jene Passage, die mich am meisten beeindruckt hat, bildet zugleich auch den Abschluss des letzten Kapitels, er schreibt: „Die Bibel sagt uns, dass wir sündigen, wenn wir wissen, was wir tun sollen, es aber nicht tun (Jakobus 4,17). Mit anderen Worten: Wenn wir Erkenntnisse anhäufen, ohne sie in unserem Leben umzusetzen, dann sündigen wir in Wirklichkeit. Vielleicht denken wir, es sei eine gute Sache, mehr über Gott zu wissen. Und das kann auch so sein. Aber wenn wir Erkenntnisse über Gott haben, ohne auf ihn zu reagieren oder seine Wahrheit in unserem Leben umzusetzen, dann sind wir auf keinem guten Weg. Nach der Bibel ist das Sünde.“

Ich denke, spätestens nach Lektüre dieses Buches und diesem aufwühlenden, direkt den Kern der Sache treffenden Abschlusszitat wäre es angebracht, sein eigenes Leben zu durchleuchten, vieles zu hinterfragen, innezuhalten und etwas zu verändern, anstatt einfach wie gewohnt weiter zu machen. „Der unterschätzte Gott“ ist ein zutiefst beeindruckendes Buch, das ich nur zu gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Lebe. Liebe. Los.

Lebe. Liebe. Los!
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„Ich weiß, dass viele denken, man kann kein netter Kerl sein und Gott lieben und trotzdem Rechtsanwalt sein, aber ich war mir sicher, dass mir das gelingen würde.“

Bob Goff, Rechtsanwalt, New Yorker Times-Bestsellerautor, ...

„Ich weiß, dass viele denken, man kann kein netter Kerl sein und Gott lieben und trotzdem Rechtsanwalt sein, aber ich war mir sicher, dass mir das gelingen würde.“

Bob Goff, Rechtsanwalt, New Yorker Times-Bestsellerautor, Gründer einer Non-Profit-Menschenrechtsorganisation und Vortragender auf Kongressen und Universitäts-veranstaltungen hat dem vorliegenden Buch einen Titel verliehen, der kurz, prägnant, und sehr aussagekräftig ist: „Lebe. Liebe. Los!“ Er plädiert dafür, jeden Tag die Welt ein kleines bisschen besser zu machen und dabei glücklich zu werden. Viele von uns sind motiviert, möchten ihrerseits dazu beitragen, die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen, Gutes zu tun, anderen Menschen zu helfen. Doch selber dabei glücklich zu werden ist ein hohes Ziel, das der Autor sich gesetzt hat. In insgesamt 31 kurzen Kapiteln erzählt Bob Goff Episoden aus seinem Leben und berichtet über eine Menge Erfahrungen, die er im Laufe seines Lebens machen durfte. Er erlaubt seinen Lesern dabei sehr viele Einblicke in seine Persönlichkeit, seine Vergangenheit und sein Leben zum aktuellen Zeitpunkt. Seine Begeisterung, sein Elan und sein starker Glaube sind während der Lektüre beinahe körperlich zu spüren und wirken ansteckend. Jedes einzelne Kapitel wird von einem Schlagwort und einem knappen, wenige Worte umfassenden Inhaltsangabe eingeleitet. Ich erlag bereits auf den ersten Seiten dem Schreibstil dieses Autors: nachdenkliche, berührende, Geschichten voller Witz und mit viel Humor erzählt. Aber auch traurige Erzählungen werden eindrucksvoll dargebracht, um danach tiefer zu gehen, nachdenklich zu machen, eine Reaktion hervorzurufen. Es ist wohl ein Kunststück, dies bei seinen Lesern zu erreichen, und Bob Goff ist ein Meister seines Faches. Er führte mich in jedem Kapitel immer und immer wieder zum Resultat: man muss im Leben LIEBEN – und dies umsetzen. Ohne Wenn und Aber. Ohne zu zögern. Ohne es aufzuschieben. Ohne der Bequemlichkeit den Sieg davon tragen zu lassen.

Würde ich all jene Passagen markieren, die mich tief beeindruckten und bei denen ich während der Lektüre zustimmend nickte, wären wohl mehr als die Hälfte der Seitenränder dieses Buches voll mit Randmarkierungen. Bob Goff versteht es, eine kleine Flamme zu erzeugen und daraus ein Feuer zu entfachen. Er besitzt die Fähigkeit, Menschen zu begeistern. Bob Goff möchte die Menschen dazu animieren, die Einladung zu einem erfüllten Leben – einem Leben, das engagiert, leidenschaftlich und von tätiger Liebe geprägt ist – anzunehmen. Das zentrale Thema dieses Buches ist es, diese Einladung zum Leben anzunehmen und, wie der Autor es so schön in Worte fasst „von der Zuschauertribüne aufs Spielfeld zu wechseln“. Aufzuhören, lediglich eine Meinung zu bestimmten Dingen zu haben, sondern vielmehr einfach zu handeln. Aufhören, darüber nachzudenken, und Dinge einfach zu tun. Etwas zu verändern, mitzumachen. Und indem wir die Einladung zum Leben annehmen, auch anderen Lust darauf zu machen. Was mir an diesem Buch ganz besonders gut gefallen hat, war auch die Tatsache, dass Bob Goff sehr deutlich auf die Beweise für Gottes Wirken hinweist – sowohl in seiner Schöpfung, die uns umgibt, als auch im Wirken anderer Menschen. Er animiert seine Leser dazu, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, die Schönheit in allem um uns herum zu erkennen, die Gott für uns erschaffen hat. Seiner Meinung nach tut Liebe alles, um sich zu vermehren, und bezieht im Laufe der Zeit alle ein, die mit ihr in Berührung kommen.

Bob Goff hat versucht, seine Gedanken in einer Formel auszudrücken, die besagt: „Nehmen Sie all das, was Ihr Leben ausmacht – die Menschen und Dinge, die Sie lieben, Ihre Leidenschaften, Ihre Interessen- und addieren Sie das hinzu, was Sie von Gottes Gedanken über uns kennen, und Sie haben Ihre Antwort. Und wenn Sie die Antwort auf die größeren Fragen wissen möchten – was ist Gottes Plan für die ganze Welt? – dann halten Sie sich fest: Das sind wir. Wir sind Gottes Plan und wir sind es immer gewesen. Wir sollen nicht nur Beobachter oder Zuhörer sein oder eine Meinung zu allen möglichen Dingen haben. Wir sind nicht hier, um unseren Mitmenschen zu erzählen, was wir gut finden und was nicht, denn – mal ehrlich, wer will das wissen? Erzählen Sie mir von dem Gott, den Sie lieben; erzählen Sie mir, welche besonderen Begabungen und Sehnsüchte er in Sie hineingelegt hat und wie Sie damit umgehen wollen – dann wird sich daraus ziemlich leicht ein Plan für Ihr Leben ergeben.“

Ich kann dieses Mut machende, begeisternde Buch jedem empfehlen, der Glauben leben, aktiver „Spieler“ in Gottes Spielfeld sein, und Dinge bewegen möchte. Bob Goff ermutigt seine Leser dazu, eine Rolle im göttlichen Plan einzunehmen, und sei diese noch so klein, so wird sie dennoch niemals bedeutungslos sein.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Alles ist schwer, bevor es leicht wird

Das Mädchen, das mit dem Wind tanzt
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„Alles ist schwer, bevor es leicht wird“

Die polnische Autorin Katarzyna Zychla erzählt ihn sehr poetischen, einfühlsamen Worten die Geschichte der dreizehnjährigen Alexandra, die nach einem Badeunfall ...

„Alles ist schwer, bevor es leicht wird“

Die polnische Autorin Katarzyna Zychla erzählt ihn sehr poetischen, einfühlsamen Worten die Geschichte der dreizehnjährigen Alexandra, die nach einem Badeunfall im Krankenhaus aufwacht und feststellt, dass sie ihre Beine nicht mehr bewegen kann. Die Diagnose Querschnittlähmung und die Tatsache, ab sofort körperbehindert das Leben meistern zu müssen, treffen das Mädchen hart. In „Das Mädchen, das mit dem Wind tanzt“ beschreibt die Autorin all die Angst, die Wut, die Verzweiflung, die Hilf- und Hoffnungslosigkeit und die beginnende Resignation eines jungen Menschen, dessen ganzes Leben eigentlich noch vor ihr lag, und das durch einen tragischen und folgenschweren Unfall abrupt eine einschneidende Wende genommen hatte. Die Autorin verwendet als Stilmittel Tagebucheinträge und Gespräche mit dem Wind, um ihrer Protagonistin eine Stimme zu verleihen, um auf diese Art und Weise dem Leser deren Emotionen und den verzweifelten inneren Kampf zu beschreiben. Wie soll sie mit solch einer Diagnose fertig werden? Wie einen geregelten Alltag leben, wenn ihre gewohnte Welt in Scherben liegt? Wie die Tatsache ihrer Behinderung akzeptieren lernen? Wie weiter leben? Einerseits möchte sie ihre Zuflucht – die gewohnten vier Wände - nicht in einem Rollstuhl sitzend verlassen, andererseits sehnt Alexandra sich in ihrem Innersten, der Einsamkeit zu entfliehen, die sie bedrückt und schwermütig zu machen droht. Und plötzlich tritt der Wind in ihr Leben, in ihr Zimmer ein und möchte ihr das Geheimnis verraten, das Leben trotz allem zu mögen. Der Wind führt sie behutsam auf den Weg ins Leben zurück, lässt ihre seelischen Wunden heilen und macht ihr Mut, hilft ihr behutsam, sich Schritt für Schritt ihrer veränderten Welt zu stellen.

Katarzyna Zychla hat mir in diesem Buch den schwierigen Weg der Bewältigung eines tragischen Schicksalsschlages nahe gebracht, in dem sie die Gefühls- und Gedankenwelt des verunglückten Mädchens beschrieb. Sie weist auf die Veränderungen im Alltag hin, auf die emotionale Wunde des Makels „Behinderung“, mit dem ein Teenager zurechtkommen muss. Sie erzählt vom Umgang der Mitmenschen mit Behinderten und von den inneren Kämpfen, die Alexandra auskämpfen muss. Sie schreibt aber auch von Menschen, die für das Mädchen da sind, die es auffangen und auf ihrem Weg zurück ins Leben begleiten.

An dieser Stelle möchte ich auch anmerken, dass ich nicht alleine wegen des Klappentextes, sondern auch aufgrund der Gestaltung des Buchcovers auf diesen Roman aufmerksam wurde. Das in Schwarz-Weiß gehaltene Bild zeigt ein Mädchen im Rollstuhl, dessen Gesicht dem Betrachter nur halb zugewandt ist, und das sich mit geheimnisvoll angedeutetem Lächeln inmitten einer Landschaft befindet, während der Wind sanft in ihrem Haar spielt. Rote Lettern rechts oben lenken sofort das Augenmerk auf den Buchtitel, das Foto strahlt Harmonie und eine innere Ausgeglichenheit aus. Eine wunderschöne Optik, die unweigerlich dazu verleitet, das Buch zur Hand zu nehmen und es aufzuschlagen, sich darin zu vertiefen, und mehr über dieses geheimnisvolle Mädchen zu erfahren.

Ich kann diesen eindrucksvollen Roman von Katarzyna Zychla uneingeschränkt weiter empfehlen und möchte hierbei auch den poetischen Schreibstil der Autorin hervorheben, der die Lektüre zu einem besonders intensiven Leseerlebnis machte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Bedingungslos

Bedingungslos
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„Manchmal ist das Leben grausam. Es macht dich traurig oder wütend. Vielleicht willst du sogar jemandem wehtun. Aber egal, wie schwer das Leben ist… du bist niemals allein.“

Die amerikanische Schriftstellerin ...

„Manchmal ist das Leben grausam. Es macht dich traurig oder wütend. Vielleicht willst du sogar jemandem wehtun. Aber egal, wie schwer das Leben ist… du bist niemals allein.“

Die amerikanische Schriftstellerin Eva Marie Everson erzählt in diesem Buch von der Kinderbuchautorin Samantha Crawford, deren Welt sich um den Mann ihrer Träume, ihren Ehemann Billy, drehte. Eine Welt, die durch den brutalen Mord an Billy unvermittelt stehen zu bleiben schien, der sie lähmte und an dem sie zu zerbrechen schien. Samantha verlor durch diese Tat nicht nur ihren geliebten Partner, sondern zugleich auch ihren Lebensantrieb, ihre Hoffnungen, ihren Willen, weiterzuleben, ihren Glauben. An ihrer Stelle traten unendliche Trauer, Bitterkeit und Schmerz. An einem Zeitpunkt ihres Lebens angelangt, an dem sie meinte, nicht mehr ohne Billy weiter leben zu können, taucht unvermittelt Joe Bradford, Samanthas bester Freund aus Kindheitstagen, wieder in ihrem Leben auf. Und plötzlich ahnt Samantha, dass es vielleicht doch einen Grund geben könnte, weiter zu leben. An Joes Seite lernt sie das Leben der Straßenkinder im Osten von Nashville kennen und sieht wieder einen Sinn in ihrem Leben. Joes unermüdlicher Einsatz für diese Ghettokinder basierte auf dem großen Verlangen, ihnen zu helfen sowie auf seinen festen Entschluss, sich von den Umständen nicht unterkriegen zu lassen, und Gott sogar für jene Dinge zu danken, für die die meisten Menschen ihn verfluchen würden. Der warmherzige Mann entdeckte in all der Düsternis ein Licht, sah Hoffnung inmitten der Verzweiflung und Armut. Und letztendlich half er auch Samantha, ihren Weg zurück ins Leben zu finden.

Die Geschichte von Joe Bradford basiert auf einer wahren Begebenheit, die Eva Marie Everson in einnehmendem Schreibstil zu einem Roman verarbeitet hat und die auch verfilmt wurde. Eine Geschichte, die ihre Leser unweigerlich berührt und in ihren Bann zieht. Sie erzählt von den Bemühungen von Papa Joe Bradford, Gottes Liebe weiter zu geben, um das Leben gefährdeter Kinder aus dem Ghetto zu verändern. Tief beeindruckend, und definitiv eine klare Leseempfehlung meinerseits!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Infiziert sie mit Liebe!

Genauso anders wie ich
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„Infiziert sie mit Liebe“

„Manchmal landen Leute auf der Straße, weil sie trinken oder Drogen nehmen. Aber selbst wenn sie das vorher nicht gemacht haben, fangen die meisten Leute wie ich damit an, wenn ...

„Infiziert sie mit Liebe“

„Manchmal landen Leute auf der Straße, weil sie trinken oder Drogen nehmen. Aber selbst wenn sie das vorher nicht gemacht haben, fangen die meisten Leute wie ich damit an, wenn sie auf der Straße gelandet sind. Nicht, weil das so toll ist. Sondern weil dir das hilft, das alles zu ertragen. Weil du vergessen willst, dass du immer allein bist, egal wie viele Kumpels du auf der Straße kennenlernst.“ (Denver Moore)

„Ich war zweiunddreißig Jahre alt, als ich USD 275.000 für ein Haus im Kolonialstil in einem gehobenen Viertel von Fort Worth bezahlte. Meine Karriere als Kunsthändler war ins Rollen gekommen, und wir begannen ein Leben wie aus dem Gesellschaftsroman zu führen.“ (Ron Hall)


Im Buch „Genauso anders wie ich“ wird dem Leser „eine unglaublich wahre Geschichte“ präsentiert und zwei völlig konträre Protagonisten vorgestellt. Auf der einen Seite, der „Schattenseite des Lebens“, befindet sich Denver Moore, der beinahe dreißig Jahre seines Lebens wie ein Sklave auf den Baumwollfeldern in seiner Heimat in Louisiana gearbeitet hatte, und in jungen Jahren jene Menschen verlieren musste, die er am meisten geliebt hatte. Seine Kindheit und Jugend waren von Armut und größten Entbehrungen gekennzeichnet, Denver hatte keine Möglichkeit, lesen, schreiben oder rechnen zu lernen. Nach der Flucht aus seiner ausweglosen Situation auf dem Land führte ihn sein Weg schnurstracks in die Obdachlosigkeit der Stadt, wo er beinahe zwanzig Jahre lang auf der Straße lebte.

Ron Hall hingegen steht auf der Sonnenseite des Lebens. Ron erarbeitete sich seine Karriere vom Vertreter für Dosensuppen über Investment-Banking bis hin zum anerkannten und reichen Kunsthändler mit eigener Galerie in Fort Worth. Er hatte das große Glück, mit Deborah eine wundervolle Frau kennen- und lieben zu lernen, und nach ihrer Heirat wurden dem Paar zwei Kinder geschenkt.

Ein Aufeinandertreffen zwischen Denver Moore und Ron Hall als Zufall zu bezeichnen, wäre wohl abwegig. Die Welten, in denen diese beiden Männer lebten, hätten unterschiedlicher nicht sein können, und die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Wege sich zufällig kreuzen, sie einander dabei dann bewusst wahrnehmen und aufeinander zugehen, war wohl gleich Null. Wäre da nicht Ron Halls Ehefrau gewesen, eine tief gläubige Frau mit einem Abschluss an der Texas Christian University, die von einer lebenslangen Leidenschaft für die Zerbrochenen erfüllt war. Deborah glaubte ganz fest daran, dass sich hinter der oberflächlichen Fassade der Obdachlosen, die von der Gesellschaft für faul und arbeitsscheu gehalten werden, ein völlig anderes Bild verbergen würde – nämlich Dysfunktion und Abhängigkeit. Sie glaubte zugleich aber auch, dass hinter den Fassaden Gaben wie Liebe, Glaube und Weisheit zu entdecken seien und zur Geltung gebracht werden müssten. Deborah wollte die Menschen kennenlernen, ihnen wirklich dienen, und nicht nur stolz auf sich selber oder ihre ehrenamtliche Tätigkeit für die Union Gospel Mission in Fort Worth sein. Ihr Ziel war es, Leben zu verändern, und Herzen zu heilen. Sie schloss Angst, Vorurteile und Vorverurteilungen mit ihrem Lächeln und mit ihrem offenen Herzen rigoros aus.

Die Art und Weise, wie diese Biografien behutsam und langsam aufgerollt, und die Lebensgeschichten der Protagonisten dem Leser nahe gebracht werden, hat mich tief berührt. In insgesamt 66 Kapiteln fungierten Ron Hall und Denver Moore stets abwechselnd als Ich-Erzähler, der Schreibstil wurde adäquat ausgewählt, Authentizität vermittelnd. Denvers Schilderungen waren schlicht gehalten, wobei sich auch viele Dialektausdrücke unter den Text mischten. Als wirkliche Bereicherung empfand ich insgesamt acht Seiten mit vielen Schwarz-Weiß-Bildern, die einem die realen Personen tatsächlich vor Augen führten.

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen, die Schilderungen waren teilweise ernüchternd und Augen öffnend, jedoch niemals Mitleid heischend oder anklagend. Denvers starker, unbeirrbarer Glaube hat mich tief beeindruckt, und für das letzte Drittel des Buches würde ich empfehlen, Taschentücher bereit zu legen. Ich möchte „Genauso anders wie ich“ jedem ans Herz legen, der einen Blick auf die Sichtweise eines Obdachlosen werfen, und Denver ein kleines Stück seines Lebensweges begleiten möchte. Dieses Buch ist aber auch Mut machend, da es aufzeigt, was einzelne Personen mit dem unbeirrbaren Glauben an das Gute im Menschen tatsächlich zu bewirken vermögen. Ganz klare Leseempfehlung – und unbedingte fünf Bewertungssterne!