Ein Bräutigam aus gutem Haus
Ein Bräutigam aus gutem HausJody Hedlund entführt ihre Leser in das kleine amerikanische Bauerndorf Forestville in Michigan, wo die neunzehnjährige Annalisa auf einem Feld ihren toten Ehemann Hans auffindet. Die hübsche blonde Frau ...
Jody Hedlund entführt ihre Leser in das kleine amerikanische Bauerndorf Forestville in Michigan, wo die neunzehnjährige Annalisa auf einem Feld ihren toten Ehemann Hans auffindet. Die hübsche blonde Frau mit den blauvioletten Augen und der freundlichen, sanften Art steht mit einem sechzehn Hektar großen Land unvermittelt alleine da, und ihr Vater wendet sich an seinen Bruder in Deutschland, um mit seiner Hilfe eine neue Ehe für seine Tochter zu arrangieren. Die junge Witwe fügt sich ergeben in ihr Schicksal, scheint es doch die einzige Möglichkeit, die Farm zu retten und mit ihrer kleinen, zweijährigen Tochter Gretchen überleben zu können. Als eines Tages ein dunkelhaariger Fremder mit faszinierenden Augen und einem attraktiven Lächeln bei Annalisa auftaucht, tritt sie ihm zunächst sehr skeptisch entgegen. Doch nach und nach schwinden ihre Bedenken und sie nimmt die Hilfe des fürsorglichen Mannes dankbar an. Carl macht sich nicht nur bei der harten Arbeit auf der Farm unentbehrlich, sondern gewinnt mit seinem einnehmenden Wesen auch die Zuneigung von Annalisa und ihrer kleinen Tochter. Doch die Ankunft des zukünftigen Ehemannes naht, und neben einem dunklen Geheimnis aus Carls Vergangenheit gibt es auch in der Gegenwart eine ernst zu nehmende Bedrohung für Annalisa…
Die Autorin hat die Massenauswanderung von Hunderttausend Deutschen, die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nach Amerika emigrierten, zum zentralen Thema dieses Romans gemacht. In ihrer Geschichte um die Familie Bernthal beschreibt sie das harte Leben der Einwanderer, deren unermüdliche Bemühungen, das Land zu roden, zu bebauen und mit Not, Krankheiten und Hunger fertig zu werden. Sie widmet sich hierbei sehr anschaulich der Stellung einer Frau zu dieser Zeit, und bringt auch zwei verheerende Katastrophen des Jahres 1881 in ihre Handlung ein, was ihrer Erzählung zusätzliche Authentizität verleiht.
Bei den handelnden Personen liegt das Hauptaugenmerk hauptsächlich auf Annalisa Werner, die als eingeschüchterte, desillusionierte Frau beschrieben wird, ihrer inneren Stärke selber kaum bewusst. Den männlichen Gegenpart bildet der hilfsbereite und fürsorgliche Fremde, dessen Auftreten und äußere Erscheinung so gar nicht zu einem armen Schullehrer zu passen scheinen.
Der in flüssigem Schreibstil verfasste Roman hat mich besonders durch die zum Ausdruck gebrachten Emotionen der Protagonisten beeindruckt. Die aufkeimende Zuneigung zwischen Annalisa und Carl wird dem Leser sehr gefühlvoll nahe gebracht, der herzliche Umgang Carls mit der kleinen Gretchen macht ihn für mich zum Sympathieträger dieses Buches. Dem Glauben an Gott wird ebenfalls viel Raum gegeben, wobei Hoffnung und Zweifel oftmals im Widerstreit stehen. Das Geheimnis um Carls Vergangenheit und die Bedrohung Annalisas verleihen dem Buch zudem einen durchgehenden leichten Spannungsfaktor.
Die Lektüre des Buches „Ein Bräutigam aus gutem Haus“ hat mir spannende, und vor allen Dingen sehr emotionale Lesestunden bereitet und ich kann diesen wunderschönen Roman aus der Feder Jody Hedlunds uneingeschränkt weiter empfehlen.