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Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein aufregender Sommer in Wyoming

Der Sommer, der so viel versprach
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„Woher weiß man, dass man jemanden liebt?“
„Man weiß es einfach. Im tiefsten Inneren seines Herzens weiß man, dass dies der Mensch ist, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte“.

Abigail Harding, ...

„Woher weiß man, dass man jemanden liebt?“
„Man weiß es einfach. Im tiefsten Inneren seines Herzens weiß man, dass dies der Mensch ist, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen möchte“.


Abigail Harding, eine junge Lehrerin einer Mädchenschule in Wesley, Vermont, trifft nach dem Erhalt einiger melancholischer Briefen ihrer Schwester Charlotte eine folgenschwere Entscheidung: sie macht sich mutig auf nach Wyoming, um herauszufinden, wie es ihrer Schwester seit ihrer Heirat mit dem Offizier Jeffrey Crowley vor einem Jahr ergangen ist. Bereits die Fahrt in der Postkutsche birgt einige Überraschungen, und nicht alle davon sind erfreulicher Natur. Ein versuchter Überfall auf die Insassen, Abigail eingeschlossen, ist der Beginn einer Kette von Ereignissen, die alle Zukunftspläne der hübschen Frau mit den faszinierenden Augen und der impulsiven Art ins Wanken bringen...

Amanda Cabot, für mich bislang eine unbekannte Autorin aus der Riege der Christlichen Romanschreiberinnen, hat mich mit ihrem Buch „Der Sommer, der so viel versprach“, gut unterhalten. Der Inhalt bietet die bereits im Klappentext avisierte Spannung, verbindet die Beziehung Abigails und ihrer Schwester auch noch mit einer wunderschönen, romantischen Liebesgeschichte der jungen Lehrerin, liefert aber auch reichlich sehr schöne Passagen mit christlichem Inhalt.

Was mir bei dieser Lektüre fehlte, waren einige Hintergrundinformationen, einige Zusammenhänge, die durch die Autorin im Verlauf des Buches zwar angesprochen, jedoch letztendlich nicht aufgelöst wurden. Die tatsächliche Ursache der rätselhaften Schwankungen von Charlottes Gesundheitszustand waren die eine Komponente, die fehlende Enthüllung der Person des „Barons“, eines der Drahtzieher des Komplotts, die andere. Zudem hätte ich gerne mehr über den Konflikt zwischen Leutnant Ethan Bowles und seinen Großvater, Curtis Wilson, sowie über die Hintergründe der Heirat seiner Eltern und deren Schicksal erfahren. Auch die Entwicklung der Nebenfigur „Lea“ und des Korporal Keller wie auch tiefere Einblicke in Charlottes und Jeffreys Denken und Fühlen, aber auch ein wenig „mehr“ über das Leben der Einwohner des Fort Laramie, vermisste ich in diesem Roman. Der flüssige Schreibstil der Autorin machte die Lektüre zu einem Vergnügen, die zu flachen Charaktere und bereits erwähnten ungelösten Fragen veranlassten mich jedoch dazu, für dieses romantische, mit Spannungselementen versehene Buch dennoch nur vier Bewertungssterne zu vergeben.

Fazit: Das Buch „Der Sommer, der so viel versprach“ würde ich als unterhaltsame Lektüre für Leser mit einem Faible für Liebesgeschichten mit einem eingebauten Kriminalfall zu empfehlen. Für meinen Geschmack waren die handelnden Personen zu wenig ausgefeilt, das Buch ließ mich auch das „gewisse Etwas“ vermissen, das es schafft, mich vollständig in seinen Bann zu ziehen, tiefe Emotionen beim Lesen zu wecken und dafür zu sorgen, dass der Inhalt noch eine ganze Weile nach der letzten Seite nachwirkt. Dennoch gebe ich gerne eine Leseempfehlung für einen Roman, der mir einige unterhaltsame Lesestunden beschert und mich für eine Zeitlang in die Weite der Landschaft Wyomings entführt hat.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gottes unfassbare Wege

Gottes unfassbare Wege
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„Kann Gott wirklich das Böse besiegen? Ist Liebe wirklich stärker als Hass? Wie kann man mitten im Dunkeln Hoffnung bewahren, und wenn es noch so wenig ist? Wie kann der Glaube in einem Irrenhaus wie Somalia ...

„Kann Gott wirklich das Böse besiegen? Ist Liebe wirklich stärker als Hass? Wie kann man mitten im Dunkeln Hoffnung bewahren, und wenn es noch so wenig ist? Wie kann der Glaube in einem Irrenhaus wie Somalia überleben? Wie kann ein Christ das überfließende, sieghafte Leben, das Jesus verheißen hat, an Orten in unserer Welt leben, die die reinste Hölle sind? Funktioniert das Christentum auch in Ländern, die nicht westlich, gutbürgerlich und wohlgeordnet sind? Und wenn ja, wie?“

Der Ich-Erzähler schreibt zum Schutze der Identität vieler Menschen, die in seinem Buch vorkommen, unter dem Pseudonym Nik Ripken und berichtet zunächst von seiner ärmlichen Kindheit auf einer Farm im ländlichen Kentucky, wo er bei seinen Eltern und inmitten seiner sechs Geschwister aufwuchs. Von seinen Eltern bekam er einen ausgeprägten Sinn für Familienzusammenhalt, Ehrlichkeit, persönliche Verantwortung, Eigenständigkeit und solide Arbeitsethik als Basis mit auf den Weg. Kontakt zum Glauben hatte er lediglich durch die Sonntagsschule sowie den anschließenden Gottesdienst. Nach seinem achtzehnten Lebensjahr verließ er sein Elternhaus, um zu studieren, und als er eine junge Frau namens Ruth kennen lernte, war es für ihn wie ein Geschenk Gottes. Er verliebte sich bereits bei der ersten Begegnung in die junge Pastorentochter und fand in ihr die Frau fürs Leben. Danach ging Nik Ripken mit seiner Frau nach Afrika – und erlebte dort als Pastor eine tiefe Glaubenskrise. Nach einem Aufenthalt in Hargeysa wagte er sich als einer der ersten christlichen Helfer in die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo nach dem blutigen Bürgerkrieg unvorstellbare Grausamkeit und Leiden herrschten. Ein somalisches Sprichwort, das ihm einer seiner einheimischen Mitarbeiter nahe brachte, zeugte in kurzen Worten vom Ausmaß des Schreckens: „Ich und Somalia gegen die Welt; ich und mein Clan gegen Somalia; ich und meine Familie gegen meinen Clan; ich und mein Bruder gegen meine Familie; ich gegen meinen Bruder“. Der Autor wird mit dahin dämmernden Lebenden und hoffnungslosen leeren Augen, unzähligen Leichen am Wegesrand und in den Hütten verhungerter Menschen konfrontiert, wo nichts anderes mehr zu tun blieb, als sie vorsichtig inmitten der verminten Straßen und Wege zu bergen, und zu begraben. Die Plünderungen, Vergewaltigungen, Misshandlungen und Folter in Somalia schilderte er als Albtraum der Gewalt und des Wahnsinns, eine Hölle des Bösen, eine Welt ohne genügend Nahrung, um zu überleben, eine Welt, in der die Kinder nicht zur Schule gehen konnten und ihre Eltern kaum damit rechneten, dass sie das Erwachsenenalter erreichen würden. Ripken musste halb verhungerte kleine brüllende Bündel Mensch aus den Armen ihrer toten Mütter nehmen, die vor Hunger und Entkräftung starben, während sie ihre Babys stillten. Durch den fanatischen Glauben der Einwohner Somalias an die Überlegenheit des Islams und deren völlige Ablehnung des Christentums wurden die Hilfseinsätze des Autors zu höchst riskanten Unternehmen, für die viele seiner somalischen Helfer mit dem Leben bezahlten. Ripken stand vor dem Problem, in einem Land, wo christliche Mission gesetzlich verboten war, offen über Jesus zu reden. Und er erkannte auch rasch, dass die Menschen in Somalia zwar dringend Lebensmittel, Medikamente, Kleidung und Schutz vor den Elementen benötigten, dass sie aber beinahe ebenso dringend jemanden brauchten, der für sie da war, ihnen zuhörte, dem sie ihre Geschichte erzählen konnten. Durch einfaches Zuhören und Gespräche „von Mensch zu Mensch“ konnte er ihnen ein Stück Menschenwürde zurückgeben. Ripkens Problem war es jedoch, angesichts all dieses Elends nicht abzustumpfen, die Gefühle zu stählen, ohne das sein Herz dabei hart würde. Seine Hilfseinsätze waren tägliche körperliche und emotionale Schwerstarbeit, während rings um ihn herum das Rattern der Gewehre und die Blitze explodierender Granaten zu hören war. Einzig sein Glaube an Gott und der Rückzug zu seiner Ehefrau Ruth und seinen drei Söhnen Shane, Timothy und Andrew gaben ihm die Kraft, weiter zu machen. Die Pastorentochter war der Stützpunkt seiner Hilfsorganisation, Mutter seiner Kinder und fungierte als Familienmanagerin, unterstützte ihren Mann, wo sie nur konnte. Der Autor erlebte in seinen Jahren in Afrika auch persönliche Tragödien, als seine gesamte Familie schwer an Malaria erkrankte, und als sein Sohn Timothy im Alter von nur sechzehn Jahren an einem schlimmen Asthmaanfall starb.

Als Ruth und Nik im Zuge eines Forschungsprojektes freigestellt wurden, besuchten sie ein halbes Dutzend ehemaliger Ostblockstaaten und erkannten, dass der christliche Glaube auch an den schwierigsten, feindseligsten Orten der Welt überleben kann. In Russland erlebte er beispielsweise hautnah die Christenverfolgung mit, und erzählt unter anderem die tragische Geschichte seines Bekannten Dimitri, der seinen Glauben leben und auch seine Söhne im christlichen Sinne erziehen wollte. Verfolgung war für die Pastoren in solchen Gegenden ebenso etwas Alltägliches wie in Somalia. Auch in der Ukraine musste er mit ansehen, wie das Regime der kommunistischen Länder versuchte, die Seele oder zumindest die Identität der Menschen, die als Bedrohung galten, zu zerstören. Jahrelange Haft, Folter und Misshandlungen waren an der Tagesordnung. Der Bericht seines Aufenthalts in China umfasst die Überwachung und Beschattung der so genannten Hausgemeindechristen durch die Polizei und dem unvorstellbar grausamen Vorgehen der Schwangerschaftspolizei, wo Zwangsabtreibungen nur ein Beispiel für den Versuch der Regierung waren, alle Lebensbereiche des Einzelnen zu kontrollieren. Der Glaube an Gott stellte für diese Regierung eine Bedrohung dar, und wurde mit allen Mitteln bekämpft. Nik Ripken betrachtete seine Chinareise als einer der größten Schlüssel- und Wendepunkte seines geistlichen, persönlichen und beruflichen Lebens. Nach seinem Einsatz in Südostasien resümiert der Autor: „Wir fanden Jesus – und entdeckten, dass er auch im 21. Jahrhundert lebt und handelt. Er offenbart sich in Leben, Worten und in Auferstehungsglauben verfolgter Christen. Diese Christen leben nicht nur für Jesus, sie leben jeden Tag mit ihm. Und sie haben mir eine ganz neue Perspektive zum Thema „Verfolgung“ geschenkt. „Ich habe nicht auf alle meine Fragen Antworten gefunden. Ich weiß immer noch nicht genau, wohin die Reise geht. Aber ich bin sicher, dass es sich lohnt, die Fragen zu stellen – und dass Gott ein geduldiger, wenn auch zuweilen anspruchsvoller Lehrer ist“.

Dieses Buch hat mich mit seinen grauenhaften Details über die Zustände nach dem Bürgerkrieg in Somalia und der Grausamkeit der Christenverfolgung in den ehemaligen Ostblockstaaten tief betroffen gemacht. Der schonungslose und offene Bericht des Autors kann den Leser unmöglich unberührt lassen, Nik Ripkens mutiger Einsatz verlangt großen Respekt und Bewunderung ab. Inhaltlich kann ich dieses Buch jedem Menschen ans Herz legen, der einmal einen Blick „über den Tellerrand“ riskieren und über beinahe unvorstellbare Zustände in ein wenig entfernteren Regionen dieser Welt lesen möchte. Mein Abzug eines Bewertungssternes ist auf dem sprunghaften Schreibstil des Autors begründet (unvermittelter Wechsel in der Zeit und der Perspektive). Hier wären Orts- bzw. Jahreszahlangaben hilfreich gewesen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gottes Gnade trägt

Gottes Gnade trägt
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„Ich war eine naive, achtundzwanzigjährige christliche Ehefrau und Mutter gewesen, die ihr ganzes behütetes Leben inmitten einer idyllischen Amisch-Umgebung verbracht hatte. Würde es für mich jemals wieder ...

„Ich war eine naive, achtundzwanzigjährige christliche Ehefrau und Mutter gewesen, die ihr ganzes behütetes Leben inmitten einer idyllischen Amisch-Umgebung verbracht hatte. Würde es für mich jemals wieder so sein? Alltäglich? Normal?“

Die zugrunde liegende grauenhafte Katastrophe dieser Geschichte ist der mörderische Amoklauf des 32jährigen Charles Roberts, der am 2. Oktober 2006 die kleine „Ein-Klassenzimmer-Amisch-Schule“ von Nickel Mines in Pennsylvania stürmt, 10 Mädchen im Alter zwischen 7-12 Jahren als Geiseln nimmt, sich verbarrikadiert, fünf der Mädchen ermordet, und fünf weitere schwer verletzt. Anschließend begeht der Mann, der bislang als ruhiger, sanftmütiger Familienvater und treuer, zärtlicher Ehemann galt, Selbstmord.

In diesem Buch kommt Marie, die Ehefrau des Mörders, zu Wort und erzählt ihre und Charlies Geschichte, begonnen von ihrer Kindheit, über das gegenseitige Kennenlernen, ihre Heirat, und ihres gemeinsamen Lebens bis zu jenem tragischen Tag, als all ihre Hoffnungen und Träume mit einem Schlag zunichte gemacht wurden. Ein Zuhause, das ein Ort voller Lachen und Leben war, und in dem ein junges Ehepaar mit seinen drei kleinen Kindern glücklich war, gab es von einem Augenblick auf den anderen plötzlich nicht mehr. Anstelle der fröhlichen Zuversicht auf eine gemeinsame Zukunft traten Schock, Entsetzen, Kummer und Trauer. Die junge Witwe musste nicht nur das unendliche Leid ertragen, das ihr Ehemann seinen nächsten Nachbarn, den friedlichen, freundlichen und von allen geachteten Familien der Amisch-Bevölkerung angetan hatte, sondern sie musste sich zudem auch noch ihren Scham- und Schuldgefühlen stellen. Inmitten der Fragen, ob sie Hinweise auf die sich anbahnende Tat übersehen, oder diese gar hätte verhindern können, wuchs Maries Glaube um ein Vielfaches, und sie verspürte inmitten dieses Alptraumes als Ehefrau eines Mörders Gottes tröstende Gegenwart. Marie Monville berichtet, wie sie vergeblich in der Vergangenheit nach Anzeichen forschte, wie nichts an dem fleißigen, verantwortungsvollen und liebevollen Vater, gläubigen Christen und Kirchgänger, fürsorglichen Sohn und Schwiegersohn, auf diese grauenhafte Tat hinwies. Mit großer Offenheit öffnet sich Marie in diesem Buch ihren Lesern, erzählt von ihren Gefühlen und ihrer permanenten Zwiesprache mit Gott, dessen spürbare Gegenwart ihr eine unbeschreibliche Kraft gab. Maries Glaube wuchs in diesen schrecklichen Momenten um ein Vielfaches, er umgab sie wie ein Schutzwall und Marie wurde durch ihn getragen, als ihr ruhiges, normales Dasein so unvermittelt endete.

„Gottes Gnade trägt“ zeigt die Ereignisse dieses 2. Oktober 2006 aus der Sicht der Ehefrau des Mörders und schildert deren Gedanken- und Gefühlswelt auf eine sehr intensive Art und Weise. Besonders berührt hat mich die ergreifende Schilderung jener Szene, die weltweit tiefe Betroffenheit und Erstaunen auslöste, als die betroffenen Amisch-Familien Charlies Familie mit der unvorstellbaren Gnade und Barmherzigkeit Gottes überschütteten und auf diese Weise das Evangelium sichtbar gelebt wurde, indem sie bedingungslose Liebe übten. Diese schwer nachvollziehbare Geste der Vergebung, wo kein Zorn, keine Wut, kein Groll, sondern an ihrer Stelle Ermutigung, Besorgtheit und Trost an Marie und ihre Familie herangetragen wurde, hat mich tief bewegt.

Dieses Buch verdeutlich, wie groß die Kraft und Zuversicht ist, die man aus einem tiefen Glauben ziehen kann, und wie Gottes Gnade einen Menschen durch die schlimmsten Katastrophen im Leben tragen kann. „Gottes Gnade trägt“ – Marie Monville erzählt in ihrem bewegenden Buch sehr detailliert und zutiefst emotional davon. Sie beginnt, und schließt die Geschichte ihres Lebens mit folgenden Gedanken: „Ihr Leben ist keine Tragödie, auch wenn Ihre Lebensumstände noch so tragisch sind. Es ist eine Liebesgeschichte. Und wenn Sie glauben, dass in Ihrer Liebesgeschichte alle Lichter erloschen sind: Ein Licht scheint immer noch.“

Veröffentlicht am 16.04.2018

Wilde Wasser

Wilde Wasser
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„Sei gesegnet, meine liebe Bailey. Sei geliebt. Sei offen für alles, was Gott für dich bereithält. Und hab keine Angst, seine Geschenke zu genießen. Agnes“

Als die zielstrebige und bodenständige Universitätsdozentin ...

„Sei gesegnet, meine liebe Bailey. Sei geliebt. Sei offen für alles, was Gott für dich bereithält. Und hab keine Angst, seine Geschenke zu genießen. Agnes“

Als die zielstrebige und bodenständige Universitätsdozentin Bailey Craig vom Flugzeugabsturz erfährt, bei dem ihre geliebte Tante Agnes Grey ums Leben kam, scheint ihre kleine Welt still zu stehen. Die Schrecken der Vergangenheit holen sie mit einem Mal wieder ein und sie kehrt nur äußerst widerstrebend in ihre Heimat Yancey zurück, einem kleinen idyllischen Inseldorf in Alaska. Yancey bedeutet für Bailey die Konfrontation mit ihren folgeschweren Jugendsünden und sie schwört sich, nach dem Begräbnis und der Regelung des Nachlasses endgültig mit ihrer Vergangenheit abzuschließen und nie wieder einen Fuß in ihren Heimatort zu setzen.

Cole McKenna, Baileys ehemals bester Freund und ihre erste Liebe, lebt immer noch in Yancey, wo er gemeinsam mit seinen Geschwistern Kayden, Piper und Gage eine eigene Firma namens „Last Frontier Adventures“ betreibt. Die gesamte Familie teilt seine große Leidenschaft für das Tauchen, und so bieten die McKennas neben dem Verkauf von Tauchzubehör auch Exkursionen für Kreuzfahrtpassagiere an und veranstalten Firmenseminare.

Es scheint in dem kleinen Ort beinahe unvermeidlich, dass Bailey und Cole sich bereits kurz nach ihrer Ankunft nach so vielen Jahren zum ersten Mal wiedertreffen, und Baileys Plan, das russisch-amerikanische Handelskontor ihrer Tante Agnes so rasch wie möglich zu verkaufen und aus Yancey zu verschwinden, gerät ins Wanken. Es tauchen Indizien auf, die auf Sabotage hinweisen, und der Unfall ihrer Tante scheint plötzlich zu einem Mordfall zu werden. Als Dozentin mit einem Doktortitel in Russischer Geschichte scheint Bailey die Einzige zu sein, die bestimmte Hinweise deuten kann, und ihre Abreise verzögert sich immer weiter…

Dani Pettrey ist mit dem ersten Teil der Reihe um die Familie McKenna eine gelungene Mischung aus Spannungs-, Familien- und Liebesroman gelungen. In einnehmendem Schreibstil stellt sie ihren Lesern zunächst Baileys Tante „Lady Grey“ vor, die eine ausgeprägte Leidenschaft für die russische Geschichte besitzt und mit ihrem Kater Butterscotch in ihrem geliebten Handelskontor lebt. In den darauffolgenden Kapiteln widmet sich die Autorin abwechselnd ihrer Protagonistin Bailey Craig und der Familie McKenna, wobei sie auf die verschiedenen Charaktere der Mitglieder dieser liebenswürdigen Familie eingeht. Nach dem frühen Tod der Eltern sorgte Cole als großer Bruder für den Zusammenhalt seiner vier Geschwister, und abgesehen von Reef McKenna engagieren sich alle im Familienunternehmen in Yancey. Die Autorin lässt zudem auch einige sympathische Nebenfiguren in ihrem Buch agieren, wobei im ersten Band Coles bester Freund Landon Grainger nach und nach eine immer wichtigere Rolle spielt.

Die Krimihandlung wird sehr geschickt ins Geschehen integriert und sorgt für ein Spannungsniveau, das bis zur letzten Seite anhält. Vertrauen, Freundschaft und Liebe sind ebenso wichtige Themen in diesem Buch wie der Glaube an Gott – speziell der Aspekt der „Vergebung“.

Ich durfte „Wilde Wasser“ als abenteuerlichen Ausflug nach Alaska erleben, ein wenig über die wunderschöne Landschaft, über das Tauchen und historische Fakten über die russische Geschichte der Zarenfamilie Romanow erfahren. Was mich jedoch am meisten für diesen Roman einnahm, waren die herzlichen geschwisterlichen Bande zwischen den McKennas, die liebevoll beschrieben und äußerst sympathisch dargestellt wurden. Ich freue mich bereits, die in diesem Buch unbeantwortet gebliebenen Fragen im nächsten Teil weiter verfolgen zu dürfen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Wer über das Sterben nachdenkt, lebt intensiver

Das Zeitliche segnen
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Wer über das Sterben nachdenkt, lebt intensiver.

„Das ist wohl Klugheit: den Gedanken, dass wir sterben müssen, nicht zu verdrängen und dafür umso bewusster zu leben. Dankbar sein für jeden Tag. Unsere ...

Wer über das Sterben nachdenkt, lebt intensiver.

„Das ist wohl Klugheit: den Gedanken, dass wir sterben müssen, nicht zu verdrängen und dafür umso bewusster zu leben. Dankbar sein für jeden Tag. Unsere Beziehungen behutsam gestalten, weil wir um die Endlichkeit wissen. Zu fragen, wie ich anderen begegne, weil ich im Blick habe, wie sie mich in Erinnerung behalten werden. Natürlich kann das niemand ständig und jeden Tag. Aber es ist eine Lebenshaltung, denke ich, die auch immens dabei helfen kann, Wichtiges und Unwichtiges voneinander zu unterscheiden. Margot Käßmann“

Im Grunde hat Margot Käßmann gleich zu Beginn ihres Buches sehr viel über ihre Einstellung zum Thema Sterben verraten. Durch „Das Zeitliche segnen“ möchte sie die Menschen zum Nachdenken und miteinander reden anregen, bewusst machen, dass eine Begegnung vielleicht die letzte sein könnte, das plötzliche schwere Krankheit oder Unfall einen geliebten Menschen von einem Tag auf den anderen aus unserer Mitte reißen könnte. Viele wünschen sich zwar einen raschen, plötzlichen Tod ohne lange Krankheit oder Leid, eine Konsequenz eines solchen ist aber auch die Unmöglichkeit, sich bewusst zu Verabschieden. Es bleibt Ungesagtes zurück, Ungeregeltes. Menschen, die nach einer schweren Diagnose erkennen, dass ihre Zeit nur noch begrenzt ist, können sich noch mit existenziellen Fragen beschäftigen, wie beispielsweise bestimmte Menschen und Orte noch einmal zu besuchen, Konflikte beizulegen, und Dinge zu klären und zu regeln. Margot Käßmann beschreibt in diesem Buch eine Menge davon. Bei einem plötzlichen Todesfall bleibt jedoch keine Zeit, eine Entscheidung zu äußern, in welchem Umfeld man sterben möchte, oder etwa für das Aufsetzen einer Patientenverfügung oder eines Testaments.

Die Autorin erzählt vom Schmerz, das Leben und die geliebten Menschen loslassen zu müssen und der Angst und Trauer der Angehörigen, die zurück bleiben. Sie plädiert aber in behutsamen, einfühlsamen Worten dafür, eine Balance zwischen diesen starken Emotionen und dem offenen Umgang mit dem Sterben zu finden. Die Sprachlosigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen, wenn es um den Tod geht, ist uns allen wohl bekannt. In einigen ihrer Buchkapiteln weist sie auf die professionelle Hilfe hin, die Sterbende und deren Angehörige hier jedoch unterstützen und begleiten können. Das Thema Altersheim und Hospiz waren für mich bislang ein Schreckensszenario, wenn es um den Tod ging. Nach Lektüre dieses Buches betrachte ich diese Einrichtungen ein wenig mit anderen Augen. Margot Käßmann beleuchtet die Vorteile eines Abschieds zuhause, in den eigenen vier Wänden, aber auch jene in liebevoller fachmännischer Begleitung in Hospizen durch gut geschultes Personal. Ihre Ausführungen empfand ich jedoch nicht als idealistisch, sie erwähnt durchaus auch die Probleme berufstätiger Angehöriger oder die Überforderung mit einer 24h-Pflege, spricht über den Zeitdruck des Pflegepersonals in den verschiedenen Einrichtungen und unterstreicht in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit ehrenamtlicher Helfer oder Hilfe von Nachbarn und Freunden. Die breite Themenvielfalt in diesem Buch beinhaltet unter anderem auch die die Bestattungskultur oder Einzelheiten der Beerdigung, wie zum Beispiel die Trauerfeier, die Lieder, Texte und Gebete, und all die verschiedenen Rituale die uns Halt geben können.

Die Autorin nimmt in einem der insgesamt zehn Kapitel dieses Buches auch zum umstrittenen Thema Sterbehilfe Stellung, und hält auch einige Empfehlungen für den Umgang mit Kindern bereit, denen man den bevorstehenden Tod eines lieben Angehörigen behutsam und einfühlsam beibringen muss.

Sehr viele ihrer Ausführungen werden mit Gebeten, Gedichten oder Passagen aus der Bibel unterlegt, die allesamt kursiv hervorgehoben sind. Vielfach werden auch Zitate von Martin Luther in den Text eingebracht, und Margot Käßmann äußert sich auch zum Auferstehungsglauben sowie zu ihrer Sicht des jüngsten Gerichts und der Existenz des Fegefeuers und der Hölle.

Ein beträchtlicher Teil dieses Buches ist auch ihren persönlichen Erfahrungen gewidmet, wo die Autorin ihre Leser an ihren Emotionen und Erfahrungen hinsichtlich des Todes ihrer Mutter oder aber ihrer eigenen Krankengeschichte teilhaben lässt.

Fazit: Die Erkenntnis, verletzbar und sterblich zu sein oder gar an die Endlichkeit unseres Lebens zu denken, all das verdrängen wir nur zu gerne. Dieses Buch hat mir persönlich ein wenig geholfen, die Tabuisierung des Todes aufzulockern. Es hat mich nachdenklich zurück gelassen und meine Einstellung zu Trauerritualen ebenfalls ein wenig in ein anderes Licht gerückt. Ich empfinde „Das Zeitliche segnen“ als hilfreichen kleinen Leitfaden, wenn man sich bislang kaum oder gar nicht mit diesem Thema beschäftigt hat.

Als schönste Passage in diesem Buch erschienen mir folgende Worte der Autorin:

„Nicht, dass ich den Verlust eines lieben Menschen kleinreden will. Er tut weh und hinterlässt Spuren. Aber doch auch eine Spur der Liebe. In einer kleinen Erinnerung, die plötzlich aufblitzt, wenn wir etwas sehen, das wir geteilt haben. Beim Anblick eines Fotos, das eine Situation vor unserem inneren Auge lebendig werden lässt. Bei einer Träne, die sich nicht zurückdrängen lässt, weil uns ein Gedanke an die Tote erreicht. Manchmal wurde ich gefragt, ob wir mit den Toten in Verbindung treten können. Nein, das glaube ich nicht. Die Toten dürfen ruhen und wir sollen leben und dazwischen gibt es eine fundamentale Grenze. Aber wo wir die Liebe erinnern, spüren, ihr nachempfinden, da geht ein Band über diese Grenze hinweg. Das ist tröstlich, das ist Glaubenserfahrung.“