Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2018

Vielleicht müssen alte Träume begraben, und neue Visionen ausgegraben werden

Geliebt begabt berufen
0

„Berufung schenkt innere Erfüllung, Glück, Befriedigung. Für andere Menschen oder „Dinge“ fließt daraus Segen. Berufung bleibt spannend und ist ein lebenslanger Prozess.“

„Geliebt, begabt, berufen“ ist ...

„Berufung schenkt innere Erfüllung, Glück, Befriedigung. Für andere Menschen oder „Dinge“ fließt daraus Segen. Berufung bleibt spannend und ist ein lebenslanger Prozess.“

„Geliebt, begabt, berufen“ ist ein Buch, das sich mit dem Thema „Berufung“ beschäftigt. Es ist ein Buch, das informiert, das nachdenklich macht, und einen hohen Motivationsfaktor aufweist. Kerstin Wendel versteht es, diesem Thema auf den Grund zu gehen, ohne langatmig zu wirken. Ihre theoretischen Ausführungen werden dem Leser anhand zahlreicher Beispiele aus dem persönlichen und beruflichen Umfeld der Autorin lebendig und interessant dargeboten. Sie versteht es vortrefflich, ihre Leser dazu zu bringen, sich eingehend mit sich selber zu beschäftigen, sie liefert gute Ansätze, die persönliche Berufung finden zu können bzw. die eigene Berufungsgeschichte zu beleuchten. Ihr lebendiger Schreibstil trägt dazu bei, sich gerne und intensiv mit diesem Buch zu beschäftigen. Sehr gut gefallen haben mir auch die vielen Zitate aus der Bibel, anhand derer Kerstin Wendel nähere Erläuterungen liefert und Parallelen zum eigenen Alltag zu ziehen versucht.

Das Sachbuch ist sehr übersichtlich gegliedert. Beginnend mit einer kurzen Definition des Begriffes „Berufung“ und einer Erklärung der stabilen Basis, die in den Augen der Autorin unbedingte Voraussetzung dafür ist, zu seiner Berufung zu finden, führt sie ihre Leser in insgesamt zehn Kapiteln und einer relativ großen Themenvielfalt durch das Buch. Einige Dinge konnte ich anhand meiner eigenen familiären und beruflichen Lebenssituation nicht so gut nachvollziehen, bei anderen Beispielen wiederum verschlug es mir aufgrund der Parallelen beinahe den Atem. Voller Spannung und mit großem Interesse widmete ich mich Kerstin Wendels Abhandlung und kann es nun nach Beendigung dieser Lektüre nicht lassen, mich anhand der Hinweise im Anhang mit Persönlichkeitstests zur Erforschung meiner Neigungen und Stärken zu beschäftigen.

„Geliebt, begabt, berufen“ ist meiner Ansicht nach ein sehr interessantes Buch, das viele Denkanstöße gibt und dazu anregt, das eigene Tun zu hinterfragen. Es macht Mut, alte, eingefahrene Muster nicht länger zu bedienen, sondern sich neuen Möglichkeiten zuzuwenden, neue Lebenswege zu beschreiten. Es handelt sich hierbei um eine Lektüre, die ich im Grunde jedem Menschen empfehlen kann, der sich Gedanken über sich und seine Aufgabe, seinen von Gott zugedachten Platz im Leben macht und sich fragt: „Was kann ich mit meinem Leben tun? Wo liegen meine Begabungen? Bin ich zu etwas berufen? Was ist jetzt in dieser Zeit für mich dran?“

Veröffentlicht am 16.04.2018

Gottes Zeitplan mag nicht immer zu unserem passen, aber er ist immer perfekt

Wie angle ich mir einen Prediger?
0

„Gottes Zeitplan mag nicht immer zu unserem passen, aber er ist immer perfekt.“

Crockett Archers Zeitplan wird gleich zu Beginn dieses Buches gehörig durcheinander gewirbelt. Der junge Mann, der nach ...

„Gottes Zeitplan mag nicht immer zu unserem passen, aber er ist immer perfekt.“

Crockett Archers Zeitplan wird gleich zu Beginn dieses Buches gehörig durcheinander gewirbelt. Der junge Mann, der nach einer dreijährigen Ausbildung beim Pfarrer in Palestine dem Ruf Gottes folgen und sich um eine Anstellung als neuer Prediger in Brenham bewerben möchte, gerät in Schwierigkeiten. Sein Zug wird angehalten und drei maskierte Männer stürmen den Waggon. Zur großen Verblüffung sämtlicher Fahrgäste weigern die Banditen sich jedoch, Geld und Wertgegenstände anzunehmen – ihnen steht der Sinn nach einer etwas ungewöhnlichen Beute: sie planen die Entführung des Predigers, der sich gemäß ihren Angaben in diesem Zug befindet soll. Die anfängliche Anspannung und Sorge weicht großer Verärgerung, als Crockett erfahren muss, dass er seine Schwierigkeiten der Tochter seines Entführers zu verdanken hat, die sich zu ihrem 21. Geburtstag einfach einen Prediger gewünscht hatte…

In diesem Buch ist einiges anders, als es zunächst den Anschein hat. Die vermeintlich verwöhnte junge Dame, die sich einen Prediger „wünscht“, hat durchaus berechtigte Gründe für dieses Ansinnen. Die raubeinigen Gesellen, die den Überfall planten und den Mann Gottes entführten, verbergen hinter ihrer rauen Schale ein eigensinniges, aber butterweiches Herz. Und der Prediger selber ist keineswegs der verweichlichte, verängstigte und hilflose Schöngeist, für den alle ihn gehalten hatten. Crockett Archer verlor bereits in jungen Jahren seine Eltern und musste sich mit seinen drei Brüdern alleine auf der Ranch durchschlagen, war bereits von Kindheit an ein hartes Leben als Cowboy gewöhnt und mit allem vertraut, was man für diese Aufgabe braucht. Crockett hatte zwar bereits früh die geistlichen Dienste in seiner Familie übernommen, konnte aber genauso gut hart zupacken und notfalls mit Waffen umgehen, wenn es darum ging, die Ranch zu bewirtschaften und Tiere als Nahrung aus dem Wald zu beschaffen.

Karen Witemeyer hat uns als männlichen Protagonisten eine ungewöhnliche und reizvolle Kombination geliefert, indem sie einen Cowboy mit dem Herzen eines Predigers auf die Reise schickt. Die handelnden Personen haben mir ausnehmend gut gefallen und gewannen in kürzester Zeit meine volle Sympathie. Die Autorin vermittelt neben der äußeren Erscheinung auch ein gutes Bild von den Emotionen ihrer Figuren, lässt uns als Leser ihre Entwicklung miterleben. Sie hat zudem liebenswürdige Nebenfiguren in ihre Handlung eingebaut, von denen ich vor allem den zwölfjährigen Nachbarsjungen Jackson Spivey ins Herz geschlossen habe. Der einsame kleine Junge mit der großen Sehnsucht nach Anerkennung und Akzeptanz gerät immer wieder in Schwierigkeiten und erhält durch den einfühlsamen Crockett eine Chance, sich zu bewähren. Auch die Person der kapriziöse Zimmervermieterin Miss Bessie fand ich wirklich gut gelungen.

Da Karen Witemeyers in deutscher Sprache erschienene Bücher mich bislang alle äußerst für sich eingenommen haben, wartete ich bereits voller Vorfreude auf ihre aktuelle Neuerscheinung. In „Wie angle ich mir einen Prediger“ gelang es der Autorin erneut, mich mit einem sehr einnehmenden Schreibstils, verflochten mit einer romantischen Liebesgeschichte, dazu einer kleinen und feinen Prise Humor, sowie gut platzierter christlicher Botschaften zu überzeugen.

Ich möchte an dieser Stelle auch anmerken, dass die Figur der Joanna Robbins auf dem Coverfoto perfekt getroffen wurde. Nicht nur die im Buch beschriebene anmutige Schönheit mit der hellen Haut, den elfengleichen Zügen, der wilden roten Haarmähne und dem schüchternen Lächeln wurde von den Illustratoren dieses Covers perfekt getroffen, auch die Kleidung der jungen Frau wurde bis ins kleinste Detail wiedergegeben.

Die Lektüre war ein wahrer Genuss – und ich habe das Buch nach der letzten Seite bedauernd zur Seite gelegt und freue mich bereits jetzt auf die nächste Neuerscheinung aus der Feder dieser wunderbaren Autorin. Ich vergebe nur allzu gerne fünf Bewertungssterne und kann dieses Buch wirklich sehr weiter empfehlen!

Veröffentlicht am 16.04.2018

C. S. Lewis. Die Biografie

C. S. Lewis - Die Biografie
0

Es waren nicht die bekannten Narnia-Bücher, sondern vielmehr Clive Staples Lewis‘ Werk „Pardon, ich bin Christ“, das mein Interesse für das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes weckte. Ich möchte in meiner ...

Es waren nicht die bekannten Narnia-Bücher, sondern vielmehr Clive Staples Lewis‘ Werk „Pardon, ich bin Christ“, das mein Interesse für das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes weckte. Ich möchte in meiner Rezension ein wenig ausführlicher auf den Inhalt dieses hoch interessanten Buches eingehen. Zum einen möchte ich dadurch ausreichend Neugier auf die umfangreich beschriebenen Hintergründe zu den einzelnen Lebensabschnitten und Werken von Lewis zu wecken, zum anderen hoffe ich, nicht allzu viele Details zu verraten, was angesichts des Umfangs von beinahe fünfhundert Seiten durch eine Rezension wohl kaum zu befürchten ist. Zu komplex, zu umfangreich ist der Inhalt dieser beeindruckenden Biografie.

Der Autor Alister McGrath, Professor für Theologie, pastorale Ausbildung und Pädagogik am Kings College in London, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben und Wirken dieses „prophetischen Denkers und exzentrischen Genies“ anhand von Tagebucheinträgen und Briefen gründlich zu erforschen. Ich konnte mich von Beginn an der Faszination nicht entziehen, in das Leben von C.S. Lewis einzutauchen und anhand der Fotos aus dessen Umfeld die Vergangenheit für kurze Zeit wieder lebendig zu machen.

Der Autor beginnt mit der „irischen Kindheit und Jugendzeit in Belfast“, wo Lewis als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Pfarrerstochter aufwuchs. Sämtliche Familienmitglieder des Lewis’schen Haushalts werden beschrieben, die besondere Beziehung zu seinem älteren Bruder Warren („Warnie“) hervorgehoben. Der Autor berichtet von einem einsamen, introvertierten Jungen, der kaum Freunde hatte und dessen große Liebe den vielen Büchern in seinem Elternhaus galt. Er erzählt von der großen Tragödie, die der Tod seiner geliebten Mutter Florence Augusta Lewis auslöste. Mit ihrem Ableben verschwand alles Glück, alles Ruhige und Verlässliche aus Lewis‘ Leben, und als er mit seinem Bruder in ein englisches Internat geschickt wurde, zerbrach der Junge beinahe daran. Der Privatunterricht durch William Thompson Kirkpatrick erwies sich als äußerst weise Entscheidung von Lewis‘ Vater. Kirpatricks Fähigkeiten, seine Schüler zu ermutigen und zu inspirieren, waren legendär und er förderte nicht nur die dialektischen Fähigkeiten des jungen Mannes, sondern lehrte ihn den Gebrauch lebendiger wie auch toter Sprachen. Lewis festigte in dieser Zeit jedoch auch seine atheistische Haltung. Sein zielstrebiger Weg nach Oxford wurde jäh unterbrochen, als es zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam und er eingezogen wurde. Der Autor lässt seine Leser anhand detaillierter Berichte an Lewis Kriegsdienst und seinem Denken und Schaffen in dieser Zeit teilhaben. Nach einer Verletzung mit anschließendem Krankenhausaufenthalt kehrte Lewis schließlich nach England zurück. An dieser Stelle berichtet der Autor über die komplexe Beziehung von Lewis zu Janie King Moore, der Mutter seines verstorbenen Freundes Paddy.

Der zweite Teil dieser Biografie widmet sich Lewis‘ Rückkehr nach Oxford und seiner akademischen Laufbahn. Sehr interessant fand ich die Einblicke in das Leben in Oxford, das der Autor gekonnt vermittelt. Sein kühles Verhältnis zu seinem Vater führte nach dessen plötzlichem Tod zu Schmerz- und Schuldgefühlen bei Lewis, die er in seinem Werk „Überrascht von Freude“ verarbeitete und auf diese Weise Frieden mit seinem eigenen Verhalten und seiner Vergangenheit schloss. Familiäre Stabilität erfuhr Lewis, als er kurz darauf mit Mrs. Moore, deren Tochter, und seinem Bruder Warnie in ein gemeinsam erworbenes Haus zog, das er „The Kilns“ nannte.

Auch der schicksalsträchtigen Begegnung mit J.R.R. Tolkien, dem Professor für Angelsächsisch am Oxforder Fachbereich, wird in diesem Buch viel Raum gegeben. Der Autor betont die Wichtigkeit dieser Beziehung für Lewis berufliches und persönliches Leben und beschreibt sowohl die Freundschaft zwischen den beiden Männern, als auch die Art und Weise, in der sie sich gegenseitig beeinflussten. Ein markanter Abschnitt seines Lebens war Lewis‘ Entscheidung für den Glauben, sein Weg zu Gott, den er in seinem Werk „Überrascht von Freude“ dokumentierte. Eine tragende Rolle spielte dabei nicht zuletzt J.R.R. Tolkien.

Lewis war der belesenste Mann seiner Generation und galt als einer der besten Vortragsredner Oxfords. Lewis bildete gemeinsam mit Tolkien den Kern einer auserlesenen Diskussionsgruppe namens „Inklings“, einer „Brutstätte literarischer Kreativität und Energie“. Das wohl bedeutendste Werk, das dieser Gruppe entsprang, war Tolkiens anerkannter Klassiker „Der Herr der Ringe“. Lewis gilt bis heute als literarischer Geburtshelfer von Tolkiens grandiosem Werk, er bestätigte den unermesslich kreativen Tolkien in seinem Schreiben und überredete ihn, es zu Ende zu bringen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Lewis durch seine Radiovorträge über BBC zur „Stimme des Glaubens“ für die ganze Nation, seine Rundfunkansprachen wurden zu Klassikern, und Lewis zur nationalen Berühmtheit. Seine anschließend in einem Buch ausgearbeiteten Vorträge („Pardon, ich bin Christ“) gelten heute als Lewis‘ bestes Werk der christlichen Apologetik. Internationalen Ruhm erlangte er jedoch durch sein Buch „As one devil to another“. Mit der „Ransom-Trilogie“ verlagerte Lewis sich auch auf fiktionale Werke, der Gedanke an andere Planeten übte bereits in seiner Kindheit eine große Anziehungskraft auf ihn aus. 1945 war Lewis bereits eine Berühmtheit. Er war Bestsellerautor, beliebtester Dozenten an der Oxforder Universität, und einflussreichster Wortführer des Christentums in der englischsprachigen Welt. Es gab jedoch auch eine Zeit der Ablehnung, der Misserfolge und persönlicher Kämpfe.

Im dritten Teil offenbart uns der Autor die Entstehungsgeschichte der imaginativen Welt der „Chroniken von Narnia“, einem literarischen Meilenstein, der Weltberühmtheit erlangte und Generationen zu begeistern vermochte. Lewis nutzte in diesem Werk die Vorstellungskraft als Zugang zum ernsthaften Nachdenken über den Ursprung des Bösen, die Natur des Glaubens und dem menschlichen Verlangen nach Gott.

Der vierte Teil erzählt von Lewis‘ Umzug nach Cambridge, wo er einen Lehrstuhl für englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance annahm, was ihm weit mehr Gehalt und mehr Zeit für seine Forschung und sein Schreiben einbrachte. Nach einer langen und produktiven Tätigkeit in Cambridge zwang ihn seine schlechte Gesundheit, diesen Lehrstuhl aufzugeben.

Im letzten Abschnitt wird über Lewis‘ Ehe mit der Amerikanerin Helen Joy Davidman Gresham und die Hintergründe, die zu dieser Heirat führten, berichtet. Joys frühen Tod verarbeitete er in seinem Buch „Über die Trauer“. Danach ging es mit Lewis‘ Gesundheit rapide bergab, die Alkoholexzesse seines Bruders häuften sich, und auch die fortschreitende Abkühlung seiner Beziehung zu Tolkien bereitete ihm Sorgen. Lewis‘ starb am 22. November 1963, eine Stunde vor dem tödlichen Anschlag auf John F. Kennedy.

Lewis‘ Tod bedeutete jedoch lediglich das Ende seiner physischen Präsenz. In seinem schriftstellerischen Schaffen ist ihm das schwierigste gelungen, das ein Autor sich erhoffen kann: nämlich eine Generation nach seinem Tod von mehr Menschen gelesen zu werden, als zu seinen Lebzeiten. Kurz vor seinem Ableben schrieb er folgende Worte: „Wir sind wie ein Samenkorn, das geduldig in der Erde wartet; darauf wartet, dann, wenn es der Gärtner für gut befindet, als Blume emporzukommen, hinauf in die wirkliche Welt, das wirkliche Erwachen. Ich vermute, unser ganzes gegenwärtiges Leben wird, wenn wir von dort zurückblicken, nur als ein schläfriges Halbwachen erscheinen. Wir sind hier im Land der Träume. Aber der Hahnenschrei kommt.“

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Mörder ist immer der Gärtner. Oder?

Mord mit Stil ist auch nicht besser
0

„Der Mörder ist immer der Gärtner. Oder?“

Aufgrund meines Faibles für den klassischen Kriminalroman vertiefte ich mich mit großer Vorfreude in diese Neuerscheinung der mir bislang unbekannten Autorin ...

„Der Mörder ist immer der Gärtner. Oder?“

Aufgrund meines Faibles für den klassischen Kriminalroman vertiefte ich mich mit großer Vorfreude in diese Neuerscheinung der mir bislang unbekannten Autorin Julianna Deering, die lt. Klappentext ihrerseits Fan der Krimis aus den Zwanzigern und Dreißigern ist. Und so schuf sie kurzerhand ihren eigenen Detektiv namens Drew Farthering und konstruierte einen Kriminalroman, der seinen Vorbildern alle Ehre macht.

Bereits der Einstieg in dieses Buch sorgte mit seinen „Zehn Regeln für einen fairen Kriminalroman“ von Father Knox aus dem Jahre 1929 für ein amüsiertes Schmunzeln, ahnte ich ja an dieser Stelle bereits, dass diese Regeln wohl nicht alle in diesem Krimi befolgt würden.

Zu Beginn des ersten Kapitels entführt uns die Autorin zum Schauplatz des Geschehens – zum ehrwürdigen alten Herrenhaus Farthering Place in Hampshire, direkt neben dem kleinen Dorf Farthering St. John gelegen. Auch der Protagonist dieses Buches wird dem Leser zu diesem Zeitpunkt bereits vorgestellt, es handelt sich hierbei um den jungen Lord Ellison Andrew Farthering, der mit seinem Freund Nick Dennisson in einem Rolls Royce zu später Stunde unerwartet in seinem Haus auftaucht. Der selbstbewusste und gutaussehende Gentleman in stilvoller Kleidung bewahrt nur mit Mühe seine vornehme Contenance, als er in seinem Bett einen Hausgast vorfindet, den er zutiefst verabscheut. Durch die Intervention seiner Mutter, Constance Farthering Parker, sowie seines Stiefvaters, Mason Parker, wird ein Eklat jedoch

vermieden, und der aufdringliche, protzige David Lincoln darf bleiben. Im Verlauf der rauschenden Party am nächsten Abend überschlagen sich jedoch die Ereignisse, als nach dem obligatorischen Feuerwerk auf dem Anwesen der Fartherings plötzlich eine Leiche aufgefunden wird. Drew Farthering und Nick Dennisson, die nicht nur eine gemeinsame Jugend- und Studienzeit aufzuweisen haben, sondern die beide ihrerseits Kriminalromane über alle Maßen schätzen, beteiligen sich – sehr zum Leidwesen der ermittelnden Polizeibeamten – eifrig an den Ermittlungen, und suchen nach Spuren, die sie zum Täter führen. Mason Parkers anmutige Nichte Madeline ist die dritte im Bunde um die Bemühungen, diesen Fall aufzuklären. Doch die von Drew und Nick viel zitierten Regeln des Father Knox werden über kurz oder lang allesamt missachtet…

Die Autorin hat diesen Kriminalroman in einem sehr einnehmenden Schreibstil verfasst und die Geschichte geschickt aufgerollt. Beginnend mit der Vorstellung der handelnden Personen geht sie gleich nach dem Auffinden des Mordopfers dazu über, die Vergangenheit der einzelnen Charaktere genauer zu beleuchten. Sie bedient sich dabei zwar einiger Nebenfiguren, bemüht sich jedoch sichtlich, deren Anzahl überschaubar zu halten. Die Fährten, die sie ihren Lesern anbietet, sind verlockend und gut gelegt, meine Verdachtsmomente wurden mehr als nur einmal an einer späteren Stelle im Buch vollständig widerlegt. Julianne Deering lässt in ihren Kriminalroman durchaus auch eine humoristische Note einfließen, bedient sich aber auch Klischees wie beispielsweise eines obligatorischen Gärtners als Verdächtigen, was meinen Verdacht kurzzeitig nicht nur in eine bestimmte Richtung lenkte, sondern auch für Amusement sorgte. Der raffiniert konstruierte Fall und der kontinuierliche Spannungsaufbau fordern die ganze Aufmerksamkeit des Lesers, der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende des Buches konstant erhalten. Da ich Kriminalromane sehr gerne mag, die bedächtig aufgerollt werden, sich liebevoller Details widmen und sich eher behutsam und langsam entwickeln, war diese Lektüre für mich ein wahrer Genuss und machte es mir schlichtweg unmöglich, den Krimi vor der Auflösung des Falles aus der Hand zu legen. Erwähnenswert erscheint mir auch der Glaube der Amerikanerin Madeline, der vor allem im letzten Drittel des Buches zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der Glaube an Gott ist zwar nicht das zentrale Thema dieses Krimis, ihm wird aber durchaus Raum und Bedeutung zugemessen, und beeinflusst nicht zuletzt auch den Protagonisten Drew.

Mein persönliches Fazit ist rasch und leicht dargelegt: „Mord mit Stil ist auch nicht besser“ hat mir ausnehmend gut gefallen, mich sehr gut unterhalten, und mir genügend Stoff für meine eigene Beteiligung an der Suche nach dem Mörder geliefert. Julianna Deering hat mich auf falsche Fährten geschickt und es geschafft, mich zum Ende des Buches wirklich zu überraschen. Ein Kriminalroman, den ich gerne weiterempfehle und dem ich ebenso gerne die maximale Anzahl an Bewertungssternen vergebe.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein ernsthafter Versuch einer ehrlichen Suche nach Wahrheit

Die Begründung der Welt
0

Ein ernsthafter Versuch einer ehrlichen Suche nach Wahrheit

Thomas Christian Kotulla präsentiert mit dem Buch „Die Begründung der Welt“, das auf seinem privaten Interesse an philosophischen, psychologischen ...

Ein ernsthafter Versuch einer ehrlichen Suche nach Wahrheit

Thomas Christian Kotulla präsentiert mit dem Buch „Die Begründung der Welt“, das auf seinem privaten Interesse an philosophischen, psychologischen und theologischen Fragestellungen basiert, seine eigene Suche nach Antworten, wobei die existenziellen Lebensfragen bzw. die Gottes-Frage auch für ihn zum Hauptthema werden. In seiner Tätigkeit als Wissenschaftler charakterisiert sich der Autor mit seinem ursprünglich atheistischen Hintergrund als rational, kritisch, analytisch und skeptisch. Die Evolutionstheorie und das Leid in der Welt stellten für ihn rationale Barrieren dar, die Existenz eines Gottes in Betracht zu ziehen. Nach einer schweren Krankheit befasste er sich erstmals mit der Frage nach der Existenz eines Gottes und erkannte plötzlich, dass die Antworten auf die existenziellen Lebensfragen direkt vor unseren Augen liegen. Dennoch stellt dieses Buch keinen persönlichen Erlebnisbericht dar, sondern ist vielmehr als argumentatives Sachbuch mit philosophischen, psychologischen und theologischen Elementen gemeint, das vom Leser fordert, vieles zu hinterfragen, nachzudenken. In seiner Abhandlung prüft der Autor, ob eine neutrale Perspektive wirklich atheistisch und frei von jedem Glauben sein muss. Er möchte aufzeigen, in welchem Ausmaß die Antwort auf die Gottes-Frage auch die Beantwortung aller anderen existenziellen Fragen beeinflusst.


Im ersten Kapitel widmet sich Thomas Kotulla der grundlegendsten Frage, nämlich, ob es einen Gott gibt. Sowohl Theismus als auch Atheismus sind Glaubensrichtungen, die auf naturwissenschaftlich nicht überprüfbaren Grundannahmen beruhen, und zahlreiche Philosophen und Theologen suchten bereits in den vergangenen Jahrhunderten nach logischen Gottesbeweisen. Auch der Autor beschäftigt sich damit, und geht dabei auf den Naturalismus und seine Gegenargumente, wie auch den Supranaturalismus, näher ein.

Unter dem Stichwort „Woher kommen wir?“ beleuchtet er den Begriff des „Schöpfens“ und das Wesen des Menschen, möchte der Ursache für die menschliche Gewissheit, dass Liebe und Gerechtigkeit gut sind, auf den Grund gehen und betrachtet hierfür die menschliche Erziehung und Sozialisation, den evolutionstheoretischen Erklärungsansatz sowie die Frage nach dem göttlichen Ursprung. In diesem Zuge wird ein genauerer Blick auf die 1859 vom britischen Naturforscher Charles Darwin veröffentlichte Evolutionstheorie geworfen, der verschiedene Arten biologischen Lebens naturwissenschaftlich zu erklären versucht, das Übernatürliche jedoch nicht kategorisch ausschließt. Kotulla wendet sich alsdann der Frage zu, ob der Glaube an einen schöpferischen Gott die Gültigkeit der Evolutionstheorie ausschließt. Dabei berichtet er über die verschiedenen Grundströmungen des Schöpfungsglauben– nämlich den klassischen und den Lücken-Kreationismus, und eine theistische Evolution. Ausgehend von der Evolutionstheorie und des reziproken und indirekt reziproken Altruismus hinterfragt er die tiefe und selbstlose Sehnsucht vieler Menschen nach Liebe und Gerechtigkeit, die seiner Meinung nach durch diese Evolutionstheorie nicht erklärbar zu sein scheint.

Anschließend betrachtet er die einzelnen Glaubensrichtungen und deren Gottesbilder genauer und nimmt den buddhistischen, den hinduistischen, den deistischen, den islamischen, den jüdischen und zu guter Letzt natürlich auch den christlichen Glauben näher unter die Lupe. Er widmet sich einer der ältesten Fragestellungen der Menschheit, nämlich, ob der Glaube an Gott nicht durch das Leid in der Welt widerlegt wird. Der Autor versucht diese „Theodizee-Frage“ logisch anhand der Realität zu beantworten und überprüft kritisch die Antworten des christlichen Glaubens darauf. Er zieht hierfür die Bibel als Grundlage des christlichen Glaubens hinzu und geht auf das „Menschen-gemachte“ sowie auf „das nicht-von-Menschen verursachte“ Leid ein.

Im zweiten Teil des Buches geht der Verfasser ausführlich und kritisch auf den christlichen Glauben ein und überprüft die Wahrheitskriterien, ob der Glaube in sich stimmig, mit der Realität vereinbar ist und Hinweise auf einen göttlichen Ursprung enthält. Und wieder verwendet er dazu Bibelstellen.

Thomas Kotulla untersucht den Ursprung allen Übels und hinterfragt, weshalb wir Menschen uns egoistisch, lieblos und ungerecht verhalten, uns gegenseitig enttäuschen und verletzen, die Beziehungen zu Mensch, Tier und Natur nicht harmonischer gestalten. Desweiteren analysiert er auch das Wesen des Menschen und sein egoistisches, liebloses und ungerechtes Verhalten, und widmet sich anschließend dem sensiblen Thema „Schuld und Bestrafung“.

Letztendlich konzentriert er sich dann auf den Begriff des „stellvertretenden Opfers“ und leitet zum „stellvertretenden göttlichen Opfer“ über, hin zur Kernaussage des christlichen Glaubens.

Zuletzt geht der Autor der Frage nach der Auferstehung Jesus von Nazareth und der Frage, warum der christliche Glaube im ersten Jahrhundert nach Christus entstehen, überleben und sich im Römischen Reich ausbreiten konnte. Er schließt das Buch im letzten Kapitel mit Ausführungen zur Fragestellung „Wohin gehen wir – der Traum von einer besseren Welt“.

Nach Beendigung dieses anspruchsvollen Buches muss ich gestehen, dass meine Erwartungshaltung den Inhalt betreffend weit geringer war. Ich war positiv überrascht von der Art und Weise, wie profundes Fachwissen dem Leser auf verständliche Art und Weise nahe gebracht wurde. Ein tiefgründiges Buch mit komplexen und hoch interessanten Inhalten, dessen Lektüre ich uneingeschränkt weiter empfehle.