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Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Licht im Fenster

Das Licht im Fenster
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Der Entschluss der achtzehnjährigen Gutsherrentochter Charlotte Mechthild von Rixtorf, ihr Elternhaus an der holsteinischen Ostseeküste zu verlassen, begründet sich auf eine große Abenteuerlust, die von ...

Der Entschluss der achtzehnjährigen Gutsherrentochter Charlotte Mechthild von Rixtorf, ihr Elternhaus an der holsteinischen Ostseeküste zu verlassen, begründet sich auf eine große Abenteuerlust, die von ihrem seefahrenden Onkel geweckt wurde. Charlotte wagt sich im August des Jahres 1853 auf eine lange Schiffsreise und segelt nach England, wo sie auf dem Landgut Lowerdale Manor in Gloucestershire eine Stelle als Gesellschafterin annimmt. In der zarten, blonden Engländerin Mallory Cranshaw, einer geduldigen und sanften Persönlichkeit, die nur wenig älter als sie selber ist und die trotz Schmerzen und körperlichen Einschränkungen eine positive Lebenseinstellung voller Stärke und Frieden ausstrahlt, findet sie nicht nur eine Aufgabe, sondern zugleich auch eine gute Freundin. Als Charlotte und der charmante Sohn des Hauses, Myles Carrington, sich ineinander verlieben, scheint das Glück perfekt. Der darauffolgende Schicksalsschlag erscheint umso tragischer, denn Charlottes Verlobter stirbt kurz vor der geplanten Hochzeit an den Folgen eines Jagdunfalls. Nicht nur die junge Braut, auch Mallory Cranshaw sowie Edmund, Myles verbitterter alter Vater, sind am Boden zerstört. Während Charlotte ihre Trauer über ihren tragischen Verlust zulässt, baut Sir Edmund C. Carrington einen Schutzwall um sich herum auf, sein ruppiger Umgangston wird von immer schlimmeren Launen und Jähzorn begleitet. Die Situation in Lowerdale Manor eskaliert, als Charlotte zufällig auf ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit stößt, wo ein böser Streit die Familie auseinanderriss. Schon alleine ihrem verunglückten Bräutigam zuliebe, dem eine Versöhnung alles bedeutet hätte, entschließt die energische junge Frau sich, zu handeln. Ihre behutsamen Nachforschungen bringen jedoch Konsequenzen mit sich, mit denen Charlotte nicht gerechnet hatte. Ein turbulentes Abenteuer beginnt, als die dunkelhaarige Deutsche mit den blauen Augen es sich zur Lebensaufgabe macht, die Familie Carrington wieder zu vereinen.

Bereits im Prolog stellt Dorothea Morgenroth ihr wichtigstes Stilmittel dieses Romans vor. In kursiv gedruckter Schrift gestattet sie dem Leser durch die Tagebucheinträge der Charlotte von Rixtorf tiefe Einblicke in deren Gefühls- und Gedankenwelt. Der wunderschöne Schreibstil, der sowohl Landschaft, als auch handelnde Personen und Situationen in liebevollen Details schildert, hat mich unverzüglich für diese Autorin eingenommen, mich an manchen Passagen regelrecht verzaubert. Ihren Protagonisten und auch den Nebenfiguren dieses Romans widmete sie große Aufmerksamkeit, sie zeichnet sie niemals in Schwarz-Weiß-Tönen, sondern gestattet dem Leser auch Einblicke hinter die Fassaden. An Charlottes Seite durchlebt man das ganze Buch hindurch einerseits traurige und bedrückende Momente, andererseits aber auch Mut machende Begegnungen und bereichernde Augenblicke, in denen der unerschütterliche Glaube an Gott den Menschen Mut und Hoffnung verleiht.
Ich habe die Lektüre dieses Buches so sehr genossen, dass ich mich bereits darauf freue, weitere Romane von Dorothea Morgenroth zu lesen. Für „Das Licht am Fenster“ vergebe ich eine unbedingte Bewertung von fünf Sternen und kann es auch jenen, die den Vorgängerroman nicht gelesen haben, uneingeschränkt weiter empfehlen. Ein großartiges Buch über Liebe, Freundschaft, Hoffnung und Vergebung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Unentdeckte Schönheit
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„Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Belmont, das beeindruckendste, edelste Anwesen in ganz Tennessee, ist Schauplatz des neuen Romans aus der Feder der preisgekrönten ...

„Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“


Belmont, das beeindruckendste, edelste Anwesen in ganz Tennessee, ist Schauplatz des neuen Romans aus der Feder der preisgekrönten Autorin historischer Romane, Tamera Alexander. Die neunundzwanzigjährige Protagonistin, Eleanor Braddock, schafft die Pflege ihres an Demenz leidenden alten Vaters nicht mehr alleine und beschließt, sie in fähige Hände zu legen. Garrison Theodore Braddocks wache Phasen, in denen der große Intellekt und das kluge Wesen des einst so angesehen Anwalts zu Vorschein kommen, werden immer kürzer, sein geistiger Verfall immer drastischer. Schweren Herzens gibt Eleanor ihren Vater in die Obhut eines fähigen Arztes in der Irrenanstalt Tennessee. Durch die Kosten, die dieser Aufenthalt bedingt, ist sie auch gezwungen, das Elternhaus zu verkaufen. Eleanor findet liebevolle Aufnahme bei ihrer Tante Adelicia Acklen Cheatham. Die zierliche, dunkelhaarige Schönheit, die durch ihren starken Charakter und ihren gesellschaftlichen Status gegen jeglichen Druck immun scheint, nimmt ihre Nichte mit offenen Armen auf und bemüht sich zu Eleanors Leidwesen auch um einen geeigneten Heiratskandidaten für sie. Eleanor hingegen ist sich ihrer unauffälligen Erscheinung und ihres eher reizlosen Äußeren durchaus bewusst. Sie hat etwaige Heiratspläne und den Wunsch nach eigenen Kindern bereits aufgegeben, strebt jedoch eine berufliche Selbstverwirklichung durch die Eröffnung eines Restaurants an. Als sie ihre Tante Adelicia in ihre Pläne einweiht, stößt sie auf Standesdünkel und strikte Ablehnung. Eleanor besitzt jedoch nicht nur einen scharfen Witz und eine sehr direkte Art, sondern auch hohe Intelligenz und einen klaren Menschenverstand. Und so führt sie in allergrößter Diskretion ihre Planung auch ohne die Zustimmung ihrer Tante weiter. Als der gutaussehende Botaniker und Architekt Markus Geoffrey sie auf ihrem ersten Besuch im Gewächshaus mit seinen faszinierend blauen Augen zu durchbohren scheint, wird hier ein Funke gezündet, der weder Eleanor, noch Markus, unbeeinflusst lässt. Aus anfänglicher beiderseitiger Neugier wird eine tiefe, auf Vertrauen und gemeinsamen Interessen basierende Freundschaft. Doch ein großes Geheimnis umgibt den dreiunddreißigjährigen Österreicher, der mit der Zeit immer unentbehrlicher für Eleanor wird. Wird ihre Freundschaft der Belastung standhalten?

Tamera Alexanders einnehmender Schreibstil entführte mich in eine längst vergangene Zeit, ins Jahr 1864, wo die damals sechsundzwanzigjährige ehrenamtliche Krankenschwester Eleanor in den Lazaretten der Konföderierten Armee ihr Bestes gab und die Verwundeten mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln pflegte, den Sterbenden Trost und Beistand bot. Sie beschreibt Eleanors familiäre Situation und lässt den Leser in die märchenhafte Welt von Belmont eintauchen, schildert das prachtvolle Anwesen in den schillernsten Farben. Die Protagonisten sowie die Nebenfiguren, derer sich die Autorin bedient, lässt diese durch ihre Schilderungen lebendig erscheinen, erzeugt dabei große Emotionen. Ganz besonders ins Herz geschlossen hatte ich den kleinen, dünnen jüdischen Jungen namens Caleb Lebenstein und dessen sympathische, ruhige Mutter Naomi, die eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Roman spielen. Sehr interessant fand ich die Tatsache, dass der Roman nicht allein auf Fiktion beruht, sondern durchgehend auch historisch belegte Ereignisse und Personen eingeflochten werden, wie Tamera Alexander bereits in ihrem Vorwort betont. Fasziniert haben mich hierbei die kurzen Einblendungen zur Vererbungslehre von Gregor Mendel, die Hinweise auf die katastrophalen Auswirkungen der Kartoffelfäule in Irland, sowie einige Einblicke in das Leben bei Hof in Österreich.

Den Weg der sympathischen Protagonistin Eleanor eine Weile mit zu verfolgen und sie auf ihre abenteuerlichen Unternehmungen begleiten zu dürfen, hat mir das allergrößte Lesevergnügen bereitet. Ich kann dieses beinahe sechshundert Seiten starke Buch jedem ans Herz legen, der gerne historische Romane liest und einer Herz erwärmenden Liebesgeschichte dabei nicht ablehnend gegenüber steht. Tamera Alexander hat mich bereits vollends von ihren Büchern überzeugt, und ich werde zukünftig keine einzige ihrer Neuerscheinungen verpassen. Fünf Bewertungssterne und eine unbedingte Leseempfehlung für „Unentdeckte Schönheit“!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein ausgezeichneter Gerichtsthriller mit geschichtsträchtigem Hintergrund

Tödlicher Atemzug
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Ein ausgezeichneter Gerichtsthriller mit geschichtsträchtigem Hintergrund

Als Kieran Mullaney, der 25jährige Angestellte einer Überwachungsfirma für nukleare Tests, seinen letzten Auftrag für Covington ...

Ein ausgezeichneter Gerichtsthriller mit geschichtsträchtigem Hintergrund

Als Kieran Mullaney, der 25jährige Angestellte einer Überwachungsfirma für nukleare Tests, seinen letzten Auftrag für Covington Nuclear ausführte, ereignete sich auf dem Gelände der Industrieruine Hanford im Nuklearsperrgebiet ein Unfall. Ein riesiger Tank explodierte und setzte eine große, grün-orange Rauchfahne frei, es fielen plötzlich Schüsse und die Lichtanlage fiel aus. Auch die Sirenen, die die Arbeiter vor einer möglichen Verstrahlung warnen sollen, setzten erst mit einiger Verspätung ein. Kieran überlebte die Folgen der Detonation zwar, setzte aber alle Hebel in Bewegung, um die Ursache dafür herauszufinden. Bereits sein eigener Vater arbeitete für Hanford, und starb einen langsamen, qualvollen Krebstod. Aus diesem Grund fürchtete der gutaussehende blonde junge Mann etwaige Spätfolgen und forderte die Preisgabe jener Substanzen, die bei diesem Unfall freigesetzt wurden. Doch je mehr er sich um Aufklärung bemühte, umso mehr Hindernisse stellten sich ihm in den Weg. Lewis Vandervork, einer der beiden Wachmänner, die damals vor Ort waren, verschwand spurlos, sein Partner Patrick „Poppy“ Martin litt nach der Explosion an hartnäckigem Husten und Kopfschmerzen. Auch seine Bemühungen, eine Verstrahlung seiner Person zu überprüfen, scheiterten. Kirean Mullaneys darauffolgender Entschluss, einen Prozess gegen die Covington Nuclear Corporation anzustrengen, machte einige Personen mächtig nervös. Als seine Anwältin kurz vor Prozessbeginn den Fall niederlegte, war rascher Handlungsbedarf angesagt. Kieran brauchte dringend einen neuen, guten Prozessanwalt. Seine Wahl fiel dabei auf Emily und Ryan Hart, eine ehemalige Studienkollegin, die seit einiger Zeit im Büro eines Pflichtverteidigers tätig war, und ihren brillanten Vater, ebenfalls Anwalt. Gemeinsam versuchten sie, neue Beweise zu sammeln und Licht in die Angelegenheit zu bringen. Ein neuer, wie aus dem Nichts aufgetauchter Experte, der sich auffallend kostengünstig für eine Expertise zur Verfügung stellte, brachte jedoch nicht nur neuen Aufschwung in den Fall, sondern erweckte in dem gewieften Anwalt Ryan Hart auch einige Zweifel. Dr. Minh Tran, der vietnamesische Wissenschaftler und einer der jüngsten Doktoranden in Physik, die je in Princeton promoviert worden waren, kam exakt zum richtigen Zeitpunkt… den Bedenken von Kierans Anwälten zufolge zu passend. Konnten sie dem Mann vertrauen? Und welche Rolle spielte der schweigsame Rancher Ted Pollock? Wie würden Poppys Arbeitskollegen Taylor Christensen und Steve Whalen aussagen, die zum Zeitpunkt des Unglücks Dienst mit Kieran hatten? Und weshalb verschwand Poppys Partner so rasch, ohne irgendjemandem einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort zu geben? Und wer steckt als Drahtzieher hinter all dem Ganzen bzw. welches dunkle Geheimnis soll hier um jeden Preis gehütet werden?

Todd Johnson wird dem Leser, dessen Interesse nun hoffentlich geweckt ist, all diese Fragen detailliert beantworten. Sein flüssiger Schreibstil und der hohe Spannungsfaktor, der das ganze Buch über anhält, lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen. Dieser Thriller ist prädestiniert, innerhalb weniger Stunden regelrecht verschlungen zu werden, und zählt für mich zu einen der spannendsten Leseerlebnisse des heurigen Jahres.

Fünf Bewertungssterne für einen ausgezeichneten Gerichtsthriller mit einem geschichtsträchtigen Hintergrund – nämlich die erschreckende Geschichte des Nuklearsperrgebiets von Hanford am Ostlauf des Columbia River, im Osten des Bundesstaats Washington.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Pardon, ich bin Christ

Pardon, ich bin Christ
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Im Geleit bezeichnet Christian Rendel „Pardon, ich bin Christ“ als eines der einflussreichsten Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts und nennt es den Klassiker der christlichen Apologetik schlechthin, basierend ...

Im Geleit bezeichnet Christian Rendel „Pardon, ich bin Christ“ als eines der einflussreichsten Bücher des zwanzigsten Jahrhunderts und nennt es den Klassiker der christlichen Apologetik schlechthin, basierend auf Radiovorträgen des Autors. C. S. Lewis hat mit diesem Werk keine hochgestochene, philosophische Abhandlung für Fachleute geschrieben, sondern ein Buch für eine allgemeine Leserschaft. Die vorliegende Ausgabe ist eine neue, erstmals vollständige deutsche Übersetzung des Klassikers aus dem Jahre 1952 und präsentiert den Worten des Autors zufolge „ein einvernehmliches, allgemeines, zentrales oder bloßes Christentum“.

Diese Ausgabe gliedert sich in insgesamt vier Teile – jeweils Erstes, Zweites, Drittes oder Viertes Buch genannt, und wird von einem Vorwort des Autors eingeleitet. In den verschiedenen Kapiteln thematisiert C.S. Lewis unter anderem das Gesetz der menschlichen Natur und dessen Hintergründe, die rivalisierenden Vorstellungen von Gott, Christliches Verhalten und Ethische Aspekte wie die Sozialethik, Psychoanalyse, Sexualethik und die Christliche Ehe, weiters behandelt er die Themenbereiche Sünde und Vergebung, Nächstenliebe, Hoffnung und Glaube, und konzentriert sich dann letztendlich im vierten Buch auf das Verständnis der Dreieinigkeit.

Der Schreibstil des Autors ist weit weniger anspruchsvoll, als ich zunächst befürchtet hatte. Angesichts der Themenauswahl in der Kapitelübersicht erwartete ich eine Fülle von theologischen Erläuterungen, die mein Verständnis weit überschreiten. C.S. Lewis verstand jedoch die Kunst, seine Ausführungen in einfacher, auch für Laien verständlicher Sprache zu vermitteln und unterlegt sie mit anschaulichen Beispielen aus dem täglichen Leben.

Detailliert auf die einzelnen Inhalte der vier Kapitel einzugehen, wäre Rahmen sprengend und würde anhand der zwangsläufig entstehenden Spoiler dem interessierten potenziellen Leser wohl um sein Lesevergnügen bringen. Ich kann nach der Lektüre dieses ganz besonderen Buches bestätigen, dass es für meine Person Augen öffnend war, dass es mich ganz besonders beeindruckt, und wohl auch bereichert, hat. „Pardon, ich bin Christ“ ist ein außergewöhnliches Werk eines Autors, den ich bislang nur aus den Erzählungen um das fiktive Königreich Narnia kannte, und der mich durch das vorliegende Buch neugierig auf seine weiteren Werke gemacht hat.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Einzige, was man einem Menschen geben kann, ohne ihn zu verletzen, ist eine Chance“

Liebe, die ankommt
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„Das Einzige, was man einem Menschen geben kann, ohne ihn zu verletzen, ist eine Chance“

Dr. Wess Stafford, seit 1993 Präsident und geschäftsführender Direktor von „Compassion International“, weiß aus ...

„Das Einzige, was man einem Menschen geben kann, ohne ihn zu verletzen, ist eine Chance“

Dr. Wess Stafford, seit 1993 Präsident und geschäftsführender Direktor von „Compassion International“, weiß aus eigener Erfahrung, wovon er spricht, wenn er dafür plädiert, Kindern in den ärmsten Regionen der Welt eine Chance zu geben. Er beschreibt deren Verletzlichkeit und Hilflosigkeit und schildert, wie sie überall auf der Welt immer wieder zu Opfer werden.

Der warmherzige, äußerst mitfühlende Mann wuchs als Sohn eines Missionarsehepaares in einem entlegenen und bettelarmen westafrikanischen Dorf auf. In seinem Buch „Liebe, die ankommt“ erzählt er von seiner glücklichen Kindheit an der Elfenbeinküste in Westafrika, stellt seinen Lesern seine afrikanischen Freunde vor, berichtet vom liebevollen und wertschätzenden Umgang in der Dorfgemeinschaft des kleinen afrikanischen Dorfes Nielle, wo er seiner Aussage nach „die schönste Zeit seiner Kindheit verbringen durfte, und wo sich seine einzige Heimat befindet“. Die lebhaften Schilderungen des Alltags in Nielle werden überschattet von seiner Internatszeit, die er neun Monate pro Jahr in einer Missionarsschule verbringen musste, und die von Gewalt und Grausamkeit geprägt war. Wess Stafford berichtet über die physischen und psychischen Misshandlungen in dieser Anstalt, einem Ort strenger Kontrollen und fürchterlicher Strafen, die ihn dennoch nicht an seiner Situation verzweifeln oder gar seinen Glauben an Gott verlieren ließen. Gerade sein tiefer Glaube machte ihn stark, und die schlimmen Erlebnisse seiner Schulzeit prägten den Autor, sodass er nach seiner Rückkehr nach Amerika begann, ein Anwalt der Kinder zu werden. Seine qualvollen Jahre im Internat formten Wess Stafford für einen lange anhaltenden Kampf im Namen missbrauchter und misshandelter Kinder. Er plädiert dafür, dass Erwachsene sich für die Verletzlichen und Schwachen einsetzen, den Kindern Sicherheit gewähren und Respekt zollen sollen. Durch seine Arbeit bei Compassion möchte er bewirken, dass Kinder erfahren dürfen, nicht alleine gelassen zu werden, dass sie geliebt und angenommen sind. Dies bezeichnet er als „Ein Stückchen Himmel auf Erden“. Seiner Meinung nach ist das wichtigste Element im Kampf gegen die Armut, jemandem eine Chance zu geben, an den Menschen zu glauben, ihn aufzumuntern, nicht aufzugeben. Wess Stafford hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sich für die Bedürfnisse und Belange von Kindern einzusetzen, für deren Interessen einzutreten… „Kindheit – wir durchleben sie nur ein einziges Mal. Es gibt keine zweite Chance“.

Ich habe dieses Buch mit großem Interesse und noch größerer Faszination gelesen. Der Autor beschreibt hier nicht nur seine eigenen Kindheitserlebnisse, sondern versteht es dabei exzellent, den Leser für ein Leben in einer der ärmsten Regionen der Welt zu interessieren. Durch seine detaillierten Schilderungen des Alltags und der Geborgenheit in der afrikanischen Dorfgemeinschaft lässt der Autor die glücklichsten Jahre seiner Kindheit Revue passieren und nimmt den Leser dabei mit auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit, zur Elfenbeinküste, lässt ihn an den Aufgaben der Kinder teilhaben wie das Bewachen der Felder vor der Ernte, das Verjagen von diebischen Affen im Gebüsch oder der Jagd nach Vögeln als Beitrag zur Ernährung des Stammes. Er erzählt von Freundschaften, die geschlossen wurden, von glücklichen Zeiten und Augenblicken der Trauer, von dem unbändigen Willen, die Folter im Internat zu überstehen, von Abschied und Verlust.

„Wir müssen die Kinder in der heutigen Welt einzeln betrachten. Wir müssen uns um sie bemühen- um ein Kind nach dem anderen. Wenn genügend von uns dies tun, kann Großes erreicht werden. Jeder von uns hat einen Einflussbereich, Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung, die wir mit unseren Worten und Taten beeinflussen können. Manche dieser Menschen haben beträchtliche Fähigkeiten, eine sehr fruchtbare, segensreiche Kinderarbeit zu leisten. Sie müssen sich dessen nur bewusst werden. Wenn wir aus ihnen Advokaten – Anwälte der Kinder – machen könnten, wäre vielen Kindern geholfen, die wir auf andere Weise niemals erreichen könnten, und das auf eine Art, wie wir es niemals fertiggebracht hätte."

„Liebe, die ankommt“ ist ein Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte. Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses beeindruckende Plädoyer, jedem Kind auf dieser Erde eine Chance zu geben.