Die stillen Wasser von Amberley
Die stillen Wasser von AmberleyBereits nach dem ersten Blick auf das Cover des Buches „Die stillen Wasser von Amberley“ war ich verzaubert, der Klappentext verstärkte meinen positiven Ersteindruck noch um ein Vielfaches. Das verträumte, ...
Bereits nach dem ersten Blick auf das Cover des Buches „Die stillen Wasser von Amberley“ war ich verzaubert, der Klappentext verstärkte meinen positiven Ersteindruck noch um ein Vielfaches. Das verträumte, strohgedeckte Cottage mitten in einer malerischen Landschaft, einer Idylle, die die Aufmerksamkeit sofort auf sich zu lenken vermag, lässt dem Betrachter sofort die Ruhe dieser Umgebung verspüren. Das wunderschöne Haus direkt am Ufer des Sees lädt dazu ein, sich dort behaglich niederzulassen, und dieses kleine Stück Paradies auf Erden nie mehr zu verlassen. Doch bereits im Prolog dieses Buches ist von einem Toten die Rede, ein unbekannter Täter lauert im Hintergrund, der Böses im Schilde zu führen scheint. Ist dieses Idyll nur Schein, handelt es sich etwa um den Schauplatz einer schrecklichen Gewalttat? Meine Neugier war definitiv geweckt. Und so tauchte ich ein ins Buch, um mich bereits nach kurzer Zeit tief in seinem Sog gefangen zu finden, die sehr gut konstruierte Kriminalgeschichte genießend und mich gedanklich auf den Alltag in der Gemeinschaft der Bruderhöfe einzulassen.
Dorothée Heck verbindet mit diesem ausgeklügelten Kriminalfall eine regelrechte Fülle von Informationen über das Leben einer Gemeinschaft, in der dreihundert Menschen ihren Besitz teilen und Gewalt strikt ablehnen, wo jedes einzelne Mitglied Teil eines größeren Ganzen ist, sich unterordnet, und einander dient. Keiner ist Mittelpunkt, sondern jeder Mensch ein Stück des kleinen Getriebes, das diese so genannten Bruderhöfe der Neuhutterer zum Funktionieren bringt. Eine heile Welt, in der den Kindern bereits von Geburt an Werte vermittelt werden, wo christliche Nächstenliebe hoch gehalten, und dem Glauben an Gott höchster Stellenwert eingeräumt wird. Als die Journalistin Julia Maybach von ihrem Vorgesetzten in der Heidelberger Redaktion den Auftrag erhält, Recherchen über die Glaubensgemeinschaft von Amberley, in East Sussex, Südengland, anzustellen, freut sie sich auf ein interessantes Experiment. Was jedoch tatsächlich in Amberley auf sie zukommt, und wie stark der Einfluss ihres zweiwöchigen Aufenthalts auf sie und ihre Familie sein wird, davon ahnt die gestresste junge Frau zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Julias Ehe steckt in einer ernsthaften Krise, und spätestens als plötzlich ihr Ehemann, Kriminalhauptkommisar Paul Freyhoff von der Kripo Speyer, in Amberley auftaucht, wird ihr klar, dass es hier um mehr als nur einen ungeklärten Todesfall geht. Die intensive Zusammenarbeit der deutschen Kriminalpolizei mit den englischen Behörden in Portsmouth und den Kollegen der Isle of Wight in Newport führt die ermittelnden Beamten unweigerlich zum Bruderhof der Neuhutterer, wo scheinbar alle Spuren zusammenführen. Als Julia mit ihren Kindern Ben und Lilly nach zwei Wochen den Bruderhof wieder verlässt, ist das Geheimnis um den Mordfall gelöst, und im Privatleben der Protagonisten nichts mehr so, wie es zuvor war…
Ich kann dieses Buch, das mit einem äußerst geschickt konstruierten Mordfall und mit sympathischen, einnehmenden Personen aufwartet, jedem ans Herz legen, der ein wenig über die Gemeinschaft der Hutterer und deren Alltag erfahren möchte. Ich habe buchstäblich jede einzelne Seite dieser Lektüre genossen und möchte mich für dieses bereichernde Leseerlebnis ganz herzlich beim Verlag und der Organisatorin der Lovelybooks-Leserunde bedanken. Ich vergebe nur allzu gerne uneingeschränkte fünf Bewertungssterne für einen Roman, der mir das aktuelle Wochenende mit spannungsgeladenen Elementen und höchst interessanten Details diese Religionsgemeinschaft betreffend verschönt hat.
(Rezension zum Printexemplar)