Cover-Bild Der erste Ball der Clara Carter
7,99
inkl. MwSt
  • Verlag: SCM Hänssler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: religiös, spirituell
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Ersterscheinung: 17.04.2012
  • ISBN: 9783775171106
Siri Mitchell

Der erste Ball der Clara Carter

New York, um 1890: Die Reichen und Mächtigen genießen einen nie dagewesenen Luxus, ein Leben voller Glanz und Verschwendung. Die Rockefellers, Vanderbilts und Astors organisieren ihr Leben rund um prachtvolle Bälle, Opernaufführungen und Bankette. Der Star der Saison ist die 17-jährige Clara Carter. Sie hat einen Winter Zeit, den begehrtesten Junggesellen der Stadt an sich zu binden. Ihre Pläne, aufs College zu gehen, liegen auf Eis und sie muss sich dem strengen Regiment ihrer Tante beugen. Ist sie bereit, diesen Preis zu zahlen?

Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei libri-amici in einem Regal.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person!

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„Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person“.
… „die für eine großartige Ehe bestimmt ist. Du wirst bald ein Leben führen, von dem jedes Mädchen träumt. Ein wahrhaftiges Märchen.“

Die 17jährige Arzttochter ...

„Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person“.
… „die für eine großartige Ehe bestimmt ist. Du wirst bald ein Leben führen, von dem jedes Mädchen träumt. Ein wahrhaftiges Märchen.“


Die 17jährige Arzttochter Clara Carter, die ihre Mutter bereits in jungen Jahren verloren hatte, wird unvermittelt mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Einführung in die Gesellschaft bereits ein Jahr früher als geplant stattfinden soll. Für Clara, die sich nichts mehr wünscht, als ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die im New York des Jahres 1891 sogar kühn von einem Studium träumt, scheinen all ihre Pläne und Träume für die Zukunft zunichte gemacht. Von Kindheit an zu striktem Gehorsam erzogen fügt sie sich jedoch in ihr Schicksal und verbringt ihre Tage mit mühsamen Tanzstunden und Benimm-Unterricht. Die Weisung ihres Vaters ist eindeutig: unter Anleitung ihrer unerbittlichen Tante soll Clara sich den reichen Erben Franklin de Vries angeln. Obgleich sich alles in Clara sträubt, macht sie gute Miene zum bösen Spiel und stürzt sich in die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihr Debüt mit sich bringt. Sie kokettiert mit ihren Bewunderern und wird zum strahlenden Star der Saison. Clara unterdrückt sowohl ihr aufbegehrendes Wesen, als auch ihren Herzenswunsch, höhere Bildung zu erfahren. Durch einen Kutschenunfall landet sie in einem zwielichtigen Viertel, wo ihr zum ersten Mal die große Armut der notleidenden New Yorker Bevölkerung vor Augen geführt wird. Clara scheint ihrem Ziel bereits sehr nahe zu sein und die Erfüllung der ehrgeizigen Pläne ihrer Familie in Reichweite. Doch dann blickt sie tief hinter die Kulissen der feinen Gesellschaft… und muss schließlich eine Entscheidung treffen…

Ich war, was den Inhalt dieses Buches betrifft, ein wenig zwiespältig. Einerseits wurde der Person der Clara Carter viel Aufmerksamkeit in diesem Roman zuteil und man konnte als Leser ihre Wandlung vom leichten Schmetterling und „Darling der Gesellschaft“ zur reiferen, selbstbewusst agierenden jungen Frau hautnah miterleben. Claras Wissensdurst, ihr ungewöhnlich tiefer Ernst sowie ihre Gleichgültigkeit modischem Schnickschnack gegenüber machen sie als Protagonistin sehr sympathisch. Ich vermisste in diesem Buch jedoch Gegenspieler und Nebenfiguren, die ebenso detailliert und lebendig ausgearbeitet waren. Gleichzeitig muss ich auch unumwunden zugeben, dass ich kaum Verständnis für die Oberflächlichkeit in der Gestaltung des Alltags, als auch die strikte Etikette der viktorianischen Frauen aufbringen konnte – wie beispielsweise das endlose Hungern und tägliche Schnüren der Korsetts bis zur Bewusstlosigkeit, aber auch andere, zum Teil schmerzhafte Einschränkungen, die Mode und Zeitgeist mit sich brachten. Die ausführlichen Beschreibungen dieser „Foltermethoden“ und das Streben nach im Grunde vollkommen unwichtigen Dingen, denen die so genannte „bessere Gesellschaft“ jedoch große Bedeutung zusprach, bildeten einen drastischen Kontrast zu deren Gleichgültigkeit jenen Zustände gegenüber, in denen zwei Drittel der städtischen Bevölkerung elend und notleidend vegetieren musste. Siri Mitchell bringt hier das aufrüttelnde Buch „Wie die andere Hälfte lebt“ von Jacob Riis ins Spiel, welches die Protagonistin heimlich las, und das einen tiefen Sinneswandel in ihr auslöste.

„Der erste Ball der Clara Carter“ war für mich ein interessanter historischer Liebesroman, der mich gut unterhalten hat. Für eine maximale Anzahl an Bewertungssternen fehlte mir jedoch neben den bereits erwähnten wenig authentischen handelnden Personen auch „das gewisse Etwas“ – die Fähigkeit, mich tief zu berühren, zu fesseln.

Abschließend möchte ich das Coverfoto positiv erwähnen, das Clara Carter exakt so darstellte, wie ich sie mir aufgrund der Personenbeschreibungen im Buch vorgestellt hatte. Die stille, sanfte Anmut und die schlichte Eleganz verbreiteten zusammen mit dem versonnenen, aber auch nachdenklichen Lächeln der hübschen Protagonisten eine geheimnisvolle Atmosphäre.

(Rezension zum Printexemplar)