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Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Hebamme und der Gaukler

Die Hebamme und der Gaukler
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Nach einer gelungenen Flucht aus Wien im Jahre 1683 setzt Beate Maly die Geschichte der Hebamme Anna Stöckl fort. Der mit den Protagonisten aus dem ersten Buch „Die Hebamme von Wien“ vertraute Leser darf ...

Nach einer gelungenen Flucht aus Wien im Jahre 1683 setzt Beate Maly die Geschichte der Hebamme Anna Stöckl fort. Der mit den Protagonisten aus dem ersten Buch „Die Hebamme von Wien“ vertraute Leser darf sich nun im Nachfolgeband in eine abenteuerliche Reise von Wien, über den schneebedeckten, von Winterstürmen beschwerlichen Pfad vorbei an der Teufelsbrücke und dem Teufelsstein über den Loibl Pass vertiefen. Begleitet wird die Hebamme Anna dabei von ihrem Liebsten, Lorenzo Martecelli, ihrer Tante Theresa und dem ehemaligen Wiener Straßenjungen Hannes, der bei den beiden Frauen ein neues Zuhause gefunden hatte. Nur durch das Geschick einer kleinen Gaukler-Gemeinschaft, die mit dem Weg nach Italien vertraut zu sein scheint, schaffen es Anna und Lorenzo bis nach Italien, wo sie sich von dem bunten Volk verabschieden. Die Heimkehr ins Haus seines Vaters bereitet nicht nur Lorenzo ein mulmiges Gefühl, auch Anna fürchtet ihren strengen Schwiegervater, der seinem Sohn die Flucht vor einer Zwangsverehelichung niemals verziehen hatte. Obgleich die beiden im Hause des großen Weingutbesitzers Carlo Martecelli aufgenommen werden, freuen sich lediglich Lorenzos Schwester Francesca und deren Tochter Chiara über die Heimkehr des schmerzlich vermissten Bruders. Schwager Mario, ein raffgieriger und brutaler Adeliger, sät Zwietracht und intrigiert mit allen im zur Verfügung stehenden Mitteln. Den größten Gegner jedoch findet Lorenzo in Richter Bartolotti, der ihn des Mordes an einem Abgesandten der einflussreichen Medicis beschuldigt und ihn so rasch wie möglich an den Galgen bringen möchte.

Beate Maly erzählt in äußerst fesselndem Schreibstil von der Familie Lorenzos, dem malerischen Weingut in der herrlichen Landschaft der Toskana und dem Reichtum und Prunk der Medicis in Florenz. Die gesundheitsschädliche Beimengung von Bleizucker in den Weinen korrupter Winzer findet im Buch Erwähnung, aber auch vom hoch gelobten „Vino Nobile“, einem Elitewein des 17. Jahrhunderts, wird berichtet. Die Autorin lässt ihre unerschrockene Protagonistin Anna auf abenteuerliche Weise an ihr Ziel kommen – und ihre Vorgehensweise wird in schillernden Farben beschrieben. Ein höchst interessantes, unterhaltsames Buch, das einem ein wenig den Flair der italienischen Toskana und die warmherzige Art der Bevölkerung ans Herz legt. Ein wunderschöner Roman, der seinem Vorgänger durchaus das Wasser reichen kann. Ich würde einem interessierten Leser dennoch empfehlen, mit dem Vorgängerroman „Die Hebamme von Wien“ zu beginnen, um sich mit den handelnden Personen und deren Vergangenheit vertraut zu machen und auf diese Weise den Lesegenuss noch zu erhöhen. Wieder einmal „5 Sterne“ für Beate Maly und eine Leseempfehlung für Liebhaber des historischen Romans.


(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Vagabundin

Die Vagabundin
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Passau, 1561. Das Leben in dieser Zeit war an sich kein leichtes. Für junge Mädchen wie Eva Barbiererin jedoch, deren geliebte Mutter viel zu früh gestorben und deren Stiefvater sie an einen alten Saufkumpan ...

Passau, 1561. Das Leben in dieser Zeit war an sich kein leichtes. Für junge Mädchen wie Eva Barbiererin jedoch, deren geliebte Mutter viel zu früh gestorben und deren Stiefvater sie an einen alten Saufkumpan verschacherte, sie zudem sexuell belästigte, war das Leben eine unerträgliche Qual, gezeichnet von tiefer Armut, Verzweiflung und Hunger. Das Dasein bedeutete einen täglichen Kampf um das nackte Überleben, da der arbeitslose Vater den kärglichen Lohn seiner minderjährigen Tochter vertrank und verspielte. Die selbständige und eigenwillige Eva wusste bereits früh um die Rechtlosigkeit und Ausgrenzung der Frauen nicht nur in ihrer Heimat, eine Flucht als allein reisendes Mädchen hätte brutale Vergewaltigungen oder gar Schlimmeres für sie bedeutet. In ihrer Verzweiflung, dieser ausweglosen Lage auf irgend eine Art und Weise zu entkommen, griff sie zum einzigen Mittel, das ihr möglich schien: Eva verkleidete sich als Mann und nannte sich fortan Adam Portner, um unbehelligt reisen und durch ihre geschickten Nähkünste ihren Unterhalt verdienen zu können. Durch die Tabuisierung der Nacktheit und ihre Schläue blieb ihr wahres Geschlecht lange Zeit unentdeckt und sie konnte die Vorteile der Männerwelt, die ungeahnten Freiheiten sowie Anerkennung und materiellen Erfolg genießen. Der Roman von Astrid Fritz beruht auf historischen Fakten, ihre Recherchen betrieb sie im Nördlinger Stadtarchiv, wo die wahre Geschichte der Eva Barbiererin gut dokumentiert auflag. Die Autorin schildert in sehr lebendigem Schreibstil die Zeit unter der Fuchtel von Evas brutalem Stiefvater, ihre Flucht mit dem kleinen Bruder Niklas zu ihrer Muhme Ursula Wolff, der Schwester ihrer Mutter, die den wohlhabenden Kaufmann Endress Wolff geheiratet hatte und mit ihm in Straubing lebt. Sie erzählt auch von Evas Wanderlust, ihrem Gefühl des „Eingesperrtseins“ und ihrer Unfähigkeit, sich mit der Rolle einer rechtlosen, unterdrückten und durch Resignation gekennzeichneten Frau abzufinden. Eva boten sich auf ihrer langen Reise durchaus auch Möglichkeiten, sich niederzulassen und ein gemütliches Leben an der Seite eines ehrbaren Ehemannes zu führen. Jedoch kam sie nicht gegen ihre innere Unruhe, ihre Reiselust und ihren drängenden Wunsch nach Selbständigkeit an. Anhand einiger sehr detailliert gezeichneter Charaktere macht Astrid Fritz aus diesem historischen Dokument eine schillernde Lebensgeschichte einer faszinierenden, mutigen jungen Frau, die gegen alle Konventionen ankämpft und ihren eigenen Weg geht. Eine ausgezeichnete Schilderung der Lebensumstände, der Sitten und Gebräuche, der medizinischen Versorgung, der Zünfte und Menschen dieser Zeit bereichert diesen Roman und macht ihn zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Eine doppelseitige Landkarte jeweils auf der ersten, und der letzten Seite, veranschaulichen den Reiseweg der Protagonistin. Ganz besonders hervorheben möchte ich auch das überaus hilfreiche 9seitige Glossar, das Ausdrücke und alte Bezeichnungen detailliert erläuterte und so für den Leser verständlich macht. Die wunderschöne Umschlaggestaltung meiner gebundenen Ausgabe zeigt eine junge Frau mit traurigem Blick vor einem tiefgrünen Vorhang, auf dem in kunstvoll geschwungenen, in Goldfarbe gehaltenen Lettern, der Name der Autorin, Titel und Genre eingedruckt wurden. Ein Lesebändchen erleichtert es, eine bestimmte Stelle zu markieren, nachdem man das Buch zugeklappt hat … was jedoch angesichts des fesselnden Inhaltes beinahe unmöglich scheint. Dies war mein erstes Buch von Astrid Fritz, mein Einstieg in die Welt des historischen Romans aus den Augen dieser Autorin, zu deren Werk „Die Vagabundin“ sich demnächst auch all ihre anderen Bücher gesellen werden. Ich kann dieses Buch jedem Fan des Historischen Romans uneingeschränkt ans Herz legen und vergebe 5 Bewertungssterne für diese bereichernde Lektüre.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Hexe von Freiburg

Die Hexe von Freiburg
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Die schwere Geburt von Catharina, der Tochter des Marienmalers Hieronymus Stadellmen und seiner Frau Anna im Jahre 1546 ließ das Schreckensszenario, das in der gleichen Nacht stattfand, für die Familie ...

Die schwere Geburt von Catharina, der Tochter des Marienmalers Hieronymus Stadellmen und seiner Frau Anna im Jahre 1546 ließ das Schreckensszenario, das in der gleichen Nacht stattfand, für die Familie Stadellmen in den Hintergrund treten: die Besenmacherin Anna Schweizerin wird der Hexerei bezichtigt, angeklagt und nach grausamer Folter bei lebendigem Leib verbrannt.

Nur zwei Jahre nach Catharinas Geburt stirbt die entkräftete Mutter im Kindbett. Der trauernde Witwer ehelicht nach einiger Zeit die junge Steinmetztochter Hiltrud Gellert, eine kalte, raffgierige und hartherzige Frau. Sie, wie auch ihre beiden Söhne, machen Catharina das Leben schwer und das wissbegierige Mädchen muss fortan auf viele Freiheiten, wie auch auf ihr bisheriges Privileg, Bildung zu erfahren, verzichten. Der schwache Vater gibt schließlich den Forderungen seiner jungen Ehefrau nach und schickt seine leibliche Tochter aus dem Haus. Was zunächst als schlimmstes Ereignis in ihrem jungen Leben scheint, erweist sich im Laufe der Zeit als Glücksfall: Catharina darf im Hause ihrer Tante Martha jene Liebe und Nestwärme erfahren, die sie in ihrem Elternhaus so schmerzlich vermisst hatte. Die Familie ihrer Tante nimmt sie mit offenen Armen auf und in ihrer Cousine Lene findet Catharina eine sehr gute Freundin. Doch die Tatsache, dass Catharina und ihr Cousin Christoph sich ineinander verlieben, verändert alles …

Stil/Aufbau
Astrid Fritz erzählt die Geschichte der Catharina Stadellmenin aus der Sicht ihrer Base Marthe-Marie. Der einnehmende Schreibstil der Autorin trägt zusammen mit einem höchst interessanten Plot dazu bei, die Lektüre dieses historischen Romans zu einem wahren Lesevergnügen zu machen. Die Situation einer Frau in dieser Zeit ist hart, ihr werden beinahe alle Rechte und jegliche Bildung verweigert. Gehorsam und Unterwürfigkeit dem Manne gegenüber werden nicht nur erwartet, sondern oft mit brutaler Gewalt eingefordert. Ein Ausweg scheint unmöglich, denn sobald eine Frau überdurchschnittliche Intelligenz erkennen lässt, Selbständigkeit anstrebt oder gar verbotene Bildung aufweist, läuft sie Gefahr, denunziert und als Hexe angeklagt zu werden. Die Willkür bei den Gerichtsverhandlungen und daraus resultierend die schwere Folter nehmen Überhand, und die Zahl der Hexenverbrennungen steigt drastisch an.


Handelnde Personen
Astrid Fritz konzentriert sich in ihrem Roman nicht nur auf die Protagonistin Catharina, sondern widmet ihre Aufmerksamkeit auch liebevoll der detaillierten Charakterisierung viele Nebenfiguren, die dem Leser sehr rasch ans Herz wachsen. Besonders angetan war ich von der Tatsache, dass die Autorin keine Schwarz-Weiß-Bilder zeichnet, sondern auch bei den „Bösewichten“ einen guten Kern bzw. eine Ursache für deren Verhalten zu Vorschein bringt. Sie bewirkt dadurch keinesfalls ein Gutheißen ihrer Handlungen, erläutert jedoch die Motive dahinter.

Fazit
Nachdem dies bereits meine zweite Lektüre von Astrid Fritz war und mich auch dieser historische Roman sehr gut unterhalten und auch berührt hat, kann ich die Autorin uneingeschränkt weiter empfehlen. Sie beherrscht die Kunst, trockene geschichtliche Fakten
durch hervorragende Recherche auf lehrreiche, und dennoch zutiefst unterhaltsame Weise zu einem Roman zu verarbeiten, der den Leser viel über die Zeit der ersten Hexenverbrennungen in Deutschland erzählt und teilweise auch schockiert den Atem anhalten lässt.

„Sie war keine Hexe. Ihr einziger Fehler mag gewesen sein, dass sie nicht in der Weise gelebt hat, wie es die Welt von einer Frau erwartet.“

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Zeichenkünstlerin von Wien

Die Zeichenkünstlerin von Wien
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Eine verbotene Liebe zur Zeit der Judenverfolgung im Wien des Jahres 1421

Die Protagonistin Sarah Isserlein lebt mit ihrem Vater David, einem wohlhabenden Geldverleiher, in der Kleeblattgasse im jüdischen ...

Eine verbotene Liebe zur Zeit der Judenverfolgung im Wien des Jahres 1421

Die Protagonistin Sarah Isserlein lebt mit ihrem Vater David, einem wohlhabenden Geldverleiher, in der Kleeblattgasse im jüdischen Viertel von Wien. Seit vor etwa einem Jahr ihre Mutter Elza am Fieber starb, ist die junge Jüdin, die weder nähen, noch kochen kann, alleine für den Haushalt ihres Vaters zuständig, dessen immer stärker werdene Verwirrungszustände dem Mädchen Sorgen bereiten. Sarahs große Leidenschaft, das Zeichnen, wird von ihrem Vater durch den Kauf von teurem Zeichenmaterial gefördert. David Isserleins zweite Tochter Judith verliebte sich in den Steinmetzmeister Richard und trotzte ihrer arrangierten Verlobung mit dem Rabbiner Aaron Blümlein. Judith wurde aufgrund der Tatsache, dass Richard dem christlichen Glauben angehört, von ihrem Vater verstoßen und lebte mit ihrem Ehemann und den beiden Söhnen Jonas und Josef in Straßburg. Als „Wiedergutmachung“ und um die Vereinigung der Familien Isserlein und Blümlein doch noch zu einem positiven Ausgang zu verhelfen, wurde kurzerhand Sarah, die jüngere Schwester, dem verschmähten Bräutigam versprochen. Aaron, ein selbstgefälliger Mann und der zukünftige Rabbiner der jüdischen Gemeinde, ist regelrecht angewidert von Sarahs Zeichenkünsten und verbietet ihr ihre große Leidenschaft vehement. Zudem untersagt er ihr ihr auch strikt, ihre Schwester Judith jemals wieder zu sehen. Dieses Verbot trifft Sarah umso härter, als Richard Klayndl mit seiner schwangeren Ehefrau Judith und den beiden Söhnen wieder nach Wien zurückkehrt und bei seinem Bruder Alfred einzieht. David Isserleins einziger Sohn Elias studierte in Salerno Medizin und leitet nun als Medicus der jüdischen Gemeinde das Hospital neben der Synagoge. Seine unglückliche Ehe mit Rachel ist von Streit und Zwietracht dominiert, sein Lebensmittelpunkt und seine ganze Freude ist seine neunjährige Tochter Miriam, die er über alles liebt.

Durch die Suche nach einem begabten Künstler, der ihre Hochzeitstruhe nach ihrem eigenen Entwurf schnitzen soll, lernt Sarah in Begleitung ihres Vaters den Steinmetzmeister Mathes Rockh kennen. Der junge Steinhauer sieht in Sarah nicht nur eine begehrenswerte Frau, sondern auch eine bewunderte Künstlerin. Er achtet ihre Zeichenkunst so hoch, dass er die durch den Kanzler Herzog Albrechts beauftragte Taufkrone und das dazu gehörende Taufbecken nach Sarahs Zeichnungen vollenden möchte. Die zu jener Zeit bei Christen sowie auch bei Juden gängige Meinung, dass Frauen keine Künstlerinnen sein können und sich ausschließlich um das Wohl ihrer Familien zu kümmern haben, erschwert die gemeinsame Arbeit der beiden an dem Kunstwerk.

Die Autorin erzählt die Geschichte einer verbotenen Liebe zwischen einer Jüdin und einem Christen zur Zeit des grausamen Vernichtungsfeldzugs gegen die Juden im Jahre 1421 durch Herzog Albrecht. Beate Maly beeindruckte mich mit der eindrucksvoll und lebendig dargestellten Lebenssituation der Menschen dieser Zeit, mit gut ausgearbeiteten Charakteren und der interessanten Familiengeschichte der Isserleins und der Blümleins. Auch der historische Hintergrund wirkte außerordentlich gut recherchiert und die Verkündigung Herzog Albrechts, der alle Juden Wiens als sein Eigentum erklärt, ihr Viertel sperren und ihnen ihren gesamten Besitz abnehmen ließ, endete mit der Vertreibung, der Folterung und der Ermordung von etwa neunhundert Juden in Wien. Ein hervorragend geschriebener Roman mit bedrückendem historischem Hintergrund.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Burg der Könige

Die Burg der Könige
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Agnes, die Tochter des Trifelser Burgvogts, wird bereits in jungen Jahren Halbwaise und liebt es, bekleidet mit Beinlingen in den Wäldern der Burg unterwegs zu sein. Ihren Falken Parcival, den sie selber ...

Agnes, die Tochter des Trifelser Burgvogts, wird bereits in jungen Jahren Halbwaise und liebt es, bekleidet mit Beinlingen in den Wäldern der Burg unterwegs zu sein. Ihren Falken Parcival, den sie selber liebevoll aufgezogen und abgerichtet hat, stets an ihrer Seite, pflegt sie zudem eine innige Freundschaft mit Mathis, dem Sohn des Dorfschmieds – eine Freundschaft, die mit den Jahren zu tiefer Verbundenheit und schließlich Liebe wird. Doch Philipp Schlüchterer von Erfenstein hat andere Pläne für seine Tochter. Einer Heirat mit einem einfachen Handwerker würde der Burgvogt niemals zustimmen, und so plant er eine Verbindung mit einem wohlhabenden, mächtigen Mann. Als plötzlich Graf Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck sich um Agnes bemüht, den benachbarten Stammsitz seines Geschlechts restaurieren lässt und großes Interesse an der sagenumwobenen Legende um König Barbarossa und seinen im Trifels verborgenen Schatz zeigt, scheint der Traum von einer Verbindung mit ihrer Jugendliebe Mathis zunichte. Doch auch zwei eigenartige Fremde interessieren sich lebhaft für die alten Geschichten, denen Agnes als Kind so gerne gelauscht und von denen der gütige alte Pater Tristan ihr in der großen Bibliothek des Trifels vorgelesen hat. Das Auftauchen eines Siegelrings, dessen Existenz zu verheimlichen die Aufgabe einer geheimen Bruderschaft war, lässt die Situation eskalieren. Schon bald werden die Nachforschungen der mysteriösen Fremden offensichtlicher, ihre Vorgehensweisen dabei brutaler. Nachdem Mathis sich kurz darauf einem Bauernhaufen unter Führung des rebellischen Schäfer-Jockels anschließt und für vogelfrei erklärt wird, verlieren sich die beiden für einige Zeit aus den Augen. Die Not der Bauern wird immer größer, die Ausweglosigkeit ihrer Lebensumstände immer drastischer. Die Situation eskaliert und überall im Land kommt es zu Aufständen. Wie die Geschichte von Agnes und Mathis weiter geht, inwiefern die seltsamen Visionen und intensiven Träume von Agnes betreffend ihre Vorfahren eine Rolle spielen, und welche politischen Mächte im Hintergrund ihre Fäden spinnen, erzählt uns dieses faszinierende Buch.

Oliver Pötzsch hat mich mit diesem beinahe tausend Seiten umfassenden Schmöker eine überwältigende Reise ins Mittelalter, in die Zeit der Ritter und Burgfräulein, unternehmen lassen. Der legendäre Trifels als trutzige Stauferburg hoch oberhalb von Anweiler ist der Ausgangspunkt für die Geschichte einer jungen Frau, deren geheimnisumwobene Vergangenheit für turbulente Abenteuer sorgt. In einnehmendem Schreibstil fesselt der Autor seine Leser bereits auf den ersten Seiten dieses Buches, und lässt ihn bis zum Ende nicht wieder los. Der hochspannende Plot wird in rasantem Tempo erzählt, die fantasievolle Geschichte um die Herrin des Trifels birgt viele Geheimnisse, und die Sage um Kaiser Barbarossas legendären Schatz lockt gefährliche Gestalten an, die nichts Gutes im Schilde führen. Die aufregende Reise durch die Vergangenheit erzählt jedoch auch von den deutschen Bauernkriegen, bei denen sich die ausgebeuteten Bauern, die im Grunde nichts mehr zu verlieren hatten und keinen Ausweg mehr sahen, zusammenrotteten. Unter der Führung von Florian Geyer und Götz von Berlichingen werden das Zusammenrotten der einzelnen „Haufen“ und die blutige Schlachten geschildert, die abertausenden Bauern das Leben kosteten.
Die handelnden Personen waren derart lebendig gezeichnet, dass man auch nach Beendigung der Lektüre noch lange Zeit gedanklich bei ihnen verweilte. Der durchgehend hohe Spannungsbogen erhöht sich gegen Ende des Buches zu einem beinahe unerträglichen Ausmaß, das fulminante Finale lässt den Leser fieberhaft Seite um Seite blättern. Ich möchte zudem auch die exzellente Aufmachung dieses Buches hervorheben. Nicht nur die edle Optik der Titelseite, mit den großen, metallischen Lettern und einem Ornament auf samtrotem Hintergrund, sondern auch die vielen liebevollen Details im Inneren des Buches sind erwähnenswert. Auf der ersten, wie auch auf der letzten Innenseite ermöglicht der Autor es dem Leser, sich anhand einer genauen Landkarte zu orientieren, auf der die wichtigsten strategischen Punkte und Orte der Handlungen eingezeichnet sind. Der Buchtitel und der Beginn eines jeden Kapitels warten mit wunderschön geschwungenen Lettern und Farbdruck auf. Was ich an Büchern besonders schätze, was jedoch kaum vorkommt, ist eine Beschreibung der Protagonisten im Anhang. Oliver Pötzsch hat nicht nur dafür gesorgt, sondern zugleich auch eine detaillierte Orientierungshilfe – eine Art Burgen- und Reiseführer durch seinen Roman – mit geliefert.

Fazit: ein Buch, das nicht nur durch seinen Inhalt, sondern auch durch seine einzigartige Aufmachung punktet. Selten hat ein Werk mich derart gefesselt, wie dieser historische Roman es tat. Selten kam es vor, dass ich ein Buch mit beinahe eintausend Seiten einfach nicht aus der Hand legen konnte. Und noch niemals kam es vor, dass historische Fakten Kriege betreffend mich dermaßen in ihren Bann zogen. Oliver Pötzsch hat mir mit „Die Burg der Könige“ definitiv DAS Lesehighlight des ganzen heurigen Jahres beschert.