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Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel
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Ein Herrenhaus in England, dessen alte Besitzerin Emmely Woodhouse, und ihr treu ergebener Butler Mr. Green bilden den ersten Schauplatz dieses Romans. Der zweite Schauplatz, der prachtvolle Wohnsitz der ...

Ein Herrenhaus in England, dessen alte Besitzerin Emmely Woodhouse, und ihr treu ergebener Butler Mr. Green bilden den ersten Schauplatz dieses Romans. Der zweite Schauplatz, der prachtvolle Wohnsitz der Familie Tremayne auf der Teeplantage Vannattuppucci in Ceylon, spielt in der Vergangenheit, und stellt das Zentrum des Geschehens dar. Der dritte Erzählstrang widmet sich schließlich den Ereignissen der Gegenwart und seiner Protagonistin Diana Wagenbach, einer Berliner Anwältin, deren Ehe in Scherben liegt und die von ihrer im Sterben liegenden Tante Emmely nach England gebeten wird. Der Tod der geliebten Tante aus England löst nicht nur Trauer in Diana aus, sondern veranlasst sie auch, sich ihrer Vergangenheit zu widmen. Es scheint ein großes Geheimnis um ihre Urahnin Grace Tremayne zu geben, das niemals gelüftet, sondern stets eisern totgeschwiegen wurde. Mit Emmely Woodhouse starb die letzte Person, die um diese mysteriösen Ereignisse wusste. Und Emmely war es auch, die ihrer geliebten Nichte nicht nur Traymore House in England, sondern auch einige Hinweise hinterließ, die es ihr ermöglichen sollten, das Rätsel zu lösen. Diana begibt sich auf eine abenteuerliche Reise nach Ceylon, und kommt schließlich unglaublichen Dingen auf die Spur…

Corina Bomann versteht es, die drei Erzählstränge geschickt miteinander zu verbinden, erzählt abwechselnd über die Ereignisse in England, Berlin und Ceylon. Zu Beginn eines jeden der insgesamt achtzehn Kapitel verrät die Autorin den Ort und die Zeit des Geschehens. So entsteht eine Übersichtlichkeit, die es dem Leser ermöglicht, sich bequem zu orientieren und den Faden nicht zu verlieren. Ich hätte mir jedoch anfangs ein kleines Personenregister gewünscht, um die Verwandtschaften der Familien übersichtlicher vor Augen zu haben und während der Lektüre gegebenenfalls nachschlagen zu können.

Aus Rücksicht auf etwaige Spoiler möchte ich auch nicht näher auf den Inhalt dieses Romans eingehen, der mich anfangs zugegebenermaßen nicht sehr stark fesselte. Doch als ich bereit war, mich auf Graces Geschichte einzulassen, durchlebte ich an Dianas Seite die abenteuerliche und aufregende Suche nach der Wahrheit – und ich durfte an einer unendlich großen Liebesgeschichte, und einer sehr dramatischen Familiengeschichte teilhaben. Das Buch weist einen geringfügigen Spannungsbogen auf, der sich im letzten Drittel erheblich steigert. Der flüssige Schreibstil und interessante, geheimnisumwobene Protagonisten trugen dabei zu meinem Lesevergnügen bei.

Fazit: Ich kann „Die Schmetterlingsinsel“ durchaus weiter empfehlen und vergebe vier Bewertungssterne für einen Roman, der mich emotional in seinen Bann zog und gedanklich in die duftende Welt der Teeplantagen nach Ceylon entführte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Schloss aus Glas

Schloss aus Glas
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Dieses Hörbuch, in dem Jeanette Walls ihre Kindheit Revue passieren lässt, ließ mich sehr nachdenklich und zwiegespalten zurück. Einerseits schockiert angesichts der Verantwortungslosigkeit der Eltern, ...

Dieses Hörbuch, in dem Jeanette Walls ihre Kindheit Revue passieren lässt, ließ mich sehr nachdenklich und zwiegespalten zurück. Einerseits schockiert angesichts der Verantwortungslosigkeit der Eltern, den tragischen Lebensumständen, in denen diese Kinder aufwachsen mussten und der bitteren Armut, in der sie lebten, empfand ich auch große Bewunderung für die Autorin, die es schaffte, dieses Buch zu schreiben, ohne dabei anzuklagen oder Schuldzuweisungen zu geben. Einerseits beschreibt sie das freidenkerische Ehepaar Rex und Rose Mary Walls, das regelmäßige Arbeit verabscheute, umtriebig stets von einem Ort zum anderen zog, ihre Kinder meist sich selbst überließ und sie nicht davon bewahrte, frieren und hungern zu müssen. Andererseits legt Jeanette Walls mit diesem Buch auch Zeugnis der großen Liebe ihres Vaters ab, der ihnen buchstäblich „die Sterne vom Himmel versprach“, ihnen ein „Schloss aus Glas“ bauen wollte, und ihnen auf seine Weise beizubringen versuchte, sich im Leben durchzuschlagen. Die Mutter, ausgebildete Lehrerin, bemühte sich, ihren Kindern Bildung zu vermitteln und brachte ihnen bereits in frühesten Kindheitstagen die Liebe zum gedruckten Wort nahe. Die Walls-Kinder lasen bereits im Alter von fünf Jahren, und die Tradition des „gemeinsamen Lesens“ mit ihren Eltern wurde über viele Jahre beibehalten. Meine Emotionen hinsichtlich dieses beeindruckenden Inhalts wechselten in beinahe schon rasantem Tempo. Über die sozialen Missstände und die unfassbaren Lebensumstände war ich grenzenlos schockiert. Betreffend die Anhänglichkeit der Kinder und die Liebe zu ihren Eltern hatte ich bei dieser Lektüre einen Kloß im Hals. Angesichts einiger Eskapaden des Vaters wurde ich wütend. Und über bestimmte Ereignisse war ich tief betrübt…
Jeanette Walls spielt in ihrer Biografie mit den Gefühlen ihrer Leser, wühlt sie auf und bringt sie dazu, mit einem großen Fragezeichen im Kopf weiter zu lesen, begierig darauf zu warten, ob und wie es letztendlich zu einem happy end kommen mag. „Schloss aus Glas“ ist eine Lektüre, die noch lange in mir nachgewirkt, mich nachdenklich gemacht und mich mit großer Dankbarkeit hinsichtlich meiner eigenen Kindheit erfüllt hat. Ein beeindruckendes Buch, dem ich lediglich aufgrund der Vertonung durch Ulrike Grote, mit der ich absolut nicht zurechtkam, einen Punkteabzug gab.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Magnolien im Sturm

Magnolien im Sturm
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Das Kommentar zum Klappentext von Sarah Lee Hawkins‘ Buch „Magnolien im Sturm“ tituliert es als „Südstaatenroman voller Leidenschaft“. In diesem Roman geht es nicht nur um Leidenschaft, die aus Liebe entsteht, ...

Das Kommentar zum Klappentext von Sarah Lee Hawkins‘ Buch „Magnolien im Sturm“ tituliert es als „Südstaatenroman voller Leidenschaft“. In diesem Roman geht es nicht nur um Leidenschaft, die aus Liebe entsteht, sondern auch um starke Hassgefühle. Der reiche Plantagenbesitzer Robert W. Garrison wirbt um die schöne junge Waise Amy Livingston, seine Gründe jedoch sind eigennützig und bar jeglicher Emotionen. Amy soll durch die Geburt eines Sohnes für den Fortbestand seines Geschlechts sorgen, dabei behandelt er seine junge Ehefrau nicht besser, als seine Leibeigenen. Garrison regiert mit viel Gewalt, Jähzorn, großer Arroganz und Willkür über seine Sklaven, beutet sie aus und verkauft sie skrupellos, sobald ihre Kräfte für die Bewirtschaftung seiner weitläufigen Baumwollfelder nicht mehr ausreichen. Die Strafen für den geringsten Ungehorsam oder gar Aufbegehrens seitens der schwarzen Diener sind grausam und die Menschen werden mit brutaler Gewalt misshandelt. Garrison, der häufig dem Alkohol zuspricht, behandelt Amy nicht besser als seine Sklaven, er schlägt sie und beraubt sie auch der kleinsten Freiheiten. Garrisons erste Frau zerbrach an dem Rohling, und Amy drohte dasselbe Schicksal. Als die unglückliche Ehefrau den Sklaven Joey kennen lernt und zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren darf, was Liebe und Leidenschaft bedeuten, ist Joey ihr einziger Halt und der Grund, durchzuhalten. Der Traum des verzweifelten Liebespaares ist es, aus den Südstaaten zu fliehen und gemeinsam ein neues Leben zu beginnen.

Sarah Lee Hawkins schreibt in diesem Buch über die Geschichte einer unglücklichen Ehe, in der Demütigungen und Gewalt vorherrschen. Sie erzählt aber zugleich auch von der Liebe zwischen einer Weißen und einem Schwarzen in einem Land, in dem eine solche Beziehung das Todesurteil für beide bedeuten würde. Die Autorin schildert in eindrucksvollen Bildern das harte Los der Sklaven in den Südstaaten, die Unterdrückung, die Willkür und deren menschenunwürdige Behandlung. Hawkins schockiert den Leser mit Details aus einer Zeit, die wir uns heutzutage nicht mehr vorzustellen vermögen. Doch der Funke der Hoffnung ist in diesem Buch bereits dabei, zu einer lodernden Flamme zu werden, als die Nordstaaten erfolgreich gegen den Süden in den Krieg ziehen, um der Sklaverei endlich ein Ende zu bereiten.

Die Lektüre dieses Südstaatenromans hat mich sehr berührt und mir bewusst gemacht, dass ein „Miteinander“ von Menschen verschiedener Hautfarben keinesfalls selbstverständlich ist. Es wurde vielmehr hart erkämpft und die himmelschreienden Ungerechtigkeiten mussten von den Unterdrückten viel zu lange erduldet werden. Ich vergebe „Magnolien im Sturm“ aufgrund seines flüssigen Schreibstils, seines interessanten Plots und seiner sympathischen Protagonisten vier Bewertungssterne!


(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Erinnerung an einen schmutzigen Engel

Erinnerung an einen schmutzigen Engel
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Die junge Schwedin Hanna lebt bei ihrer verwitweten Mutter und den Geschwistern in bitterster Armut. Als die Not am größten ist und Elin nicht mehr weiß, wie sie ihre Kinder durch den kalten, harten Winter ...

Die junge Schwedin Hanna lebt bei ihrer verwitweten Mutter und den Geschwistern in bitterster Armut. Als die Not am größten ist und Elin nicht mehr weiß, wie sie ihre Kinder durch den kalten, harten Winter bringen soll, schickt sie ihre älteste Tochter Hanna mit einem Pelzhändler auf den Weg zum Meer, in der Hoffnung auf ein besseres Leben für sie. Hanna leidet unter der Trennung von ihrer Familie, erhält jedoch die Möglichkeit, an Bord eines Schiffes nach Australien zu gehen. Sie verdingt sich vor Ort als Köchin, kommt jedoch niemals in ihrem Zielland an. Henning Mankell erzählt in sehr eindrucksvoller Art und Weise die Lebensgeschichte einer sehr starken Frau, die allen Hindernissen zum Trotz ihren Weg sucht – und findet. Hanna verschlägt es nach Afrika, wo sie zu Reichtum kommt und eines Tages spurlos verschwindet.

Der Autor begleitet die verschiedenen Stationen des Lebensweges Hanna Lundmarks, basierend auf einer wahren Begebenheit. Eine erstaunliche Frau, die allen Widerständen und Vorurteilen der weißen Bevölkerung trotzt und den herrschenden Rassismus offen zu kritisieren wagt. Hannas Gedanken, ihre Emotionen und ihr wacher Verstand werden vortrefflich beschrieben und durch einen Tagebuchfund wird mit Hilfe des Autors Henning Mankell ein lebendiges Bild dieser ungewöhnlichen Frau gezeichnet. Die Charaktere sind authentisch, die Lebensbedingungen der schwarzen Bevölkerung sowie die krassen Entgleisungen im Namen der Rassentrennung werden dem Leser eindringlich vor Augen geführt.

Henning Mankell liefert keine leichte Kost für einen vergnüglichen Nachmittag auf der Lesecouch. Er konfrontiert den Leser vielmehr mit der teils sehr brutalen Realität Afrikas zu Beginn des letzten Jahrhunderts und regt zum Nachdenken an. Er schildert den Zwiespalt einer Weißen, die den Umgang der restlichen weißen Minderheit mit den schwarzen Ureinwohnern in diesem Land mit Argusaugen beobachtet und kritisiert. „Erinnerung an einen schmutzigen Engel“ ist meines Erachtens ein ganz besonders eindringliches Werk dieses Autors, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person!

Der erste Ball der Clara Carter
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„Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person“.
… „die für eine großartige Ehe bestimmt ist. Du wirst bald ein Leben führen, von dem jedes Mädchen träumt. Ein wahrhaftiges Märchen.“

Die 17jährige Arzttochter ...

„Ich bin keine Ware. Ich bin eine Person“.
… „die für eine großartige Ehe bestimmt ist. Du wirst bald ein Leben führen, von dem jedes Mädchen träumt. Ein wahrhaftiges Märchen.“


Die 17jährige Arzttochter Clara Carter, die ihre Mutter bereits in jungen Jahren verloren hatte, wird unvermittelt mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Einführung in die Gesellschaft bereits ein Jahr früher als geplant stattfinden soll. Für Clara, die sich nichts mehr wünscht, als ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die im New York des Jahres 1891 sogar kühn von einem Studium träumt, scheinen all ihre Pläne und Träume für die Zukunft zunichte gemacht. Von Kindheit an zu striktem Gehorsam erzogen fügt sie sich jedoch in ihr Schicksal und verbringt ihre Tage mit mühsamen Tanzstunden und Benimm-Unterricht. Die Weisung ihres Vaters ist eindeutig: unter Anleitung ihrer unerbittlichen Tante soll Clara sich den reichen Erben Franklin de Vries angeln. Obgleich sich alles in Clara sträubt, macht sie gute Miene zum bösen Spiel und stürzt sich in die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihr Debüt mit sich bringt. Sie kokettiert mit ihren Bewunderern und wird zum strahlenden Star der Saison. Clara unterdrückt sowohl ihr aufbegehrendes Wesen, als auch ihren Herzenswunsch, höhere Bildung zu erfahren. Durch einen Kutschenunfall landet sie in einem zwielichtigen Viertel, wo ihr zum ersten Mal die große Armut der notleidenden New Yorker Bevölkerung vor Augen geführt wird. Clara scheint ihrem Ziel bereits sehr nahe zu sein und die Erfüllung der ehrgeizigen Pläne ihrer Familie in Reichweite. Doch dann blickt sie tief hinter die Kulissen der feinen Gesellschaft… und muss schließlich eine Entscheidung treffen…

Ich war, was den Inhalt dieses Buches betrifft, ein wenig zwiespältig. Einerseits wurde der Person der Clara Carter viel Aufmerksamkeit in diesem Roman zuteil und man konnte als Leser ihre Wandlung vom leichten Schmetterling und „Darling der Gesellschaft“ zur reiferen, selbstbewusst agierenden jungen Frau hautnah miterleben. Claras Wissensdurst, ihr ungewöhnlich tiefer Ernst sowie ihre Gleichgültigkeit modischem Schnickschnack gegenüber machen sie als Protagonistin sehr sympathisch. Ich vermisste in diesem Buch jedoch Gegenspieler und Nebenfiguren, die ebenso detailliert und lebendig ausgearbeitet waren. Gleichzeitig muss ich auch unumwunden zugeben, dass ich kaum Verständnis für die Oberflächlichkeit in der Gestaltung des Alltags, als auch die strikte Etikette der viktorianischen Frauen aufbringen konnte – wie beispielsweise das endlose Hungern und tägliche Schnüren der Korsetts bis zur Bewusstlosigkeit, aber auch andere, zum Teil schmerzhafte Einschränkungen, die Mode und Zeitgeist mit sich brachten. Die ausführlichen Beschreibungen dieser „Foltermethoden“ und das Streben nach im Grunde vollkommen unwichtigen Dingen, denen die so genannte „bessere Gesellschaft“ jedoch große Bedeutung zusprach, bildeten einen drastischen Kontrast zu deren Gleichgültigkeit jenen Zustände gegenüber, in denen zwei Drittel der städtischen Bevölkerung elend und notleidend vegetieren musste. Siri Mitchell bringt hier das aufrüttelnde Buch „Wie die andere Hälfte lebt“ von Jacob Riis ins Spiel, welches die Protagonistin heimlich las, und das einen tiefen Sinneswandel in ihr auslöste.

„Der erste Ball der Clara Carter“ war für mich ein interessanter historischer Liebesroman, der mich gut unterhalten hat. Für eine maximale Anzahl an Bewertungssternen fehlte mir jedoch neben den bereits erwähnten wenig authentischen handelnden Personen auch „das gewisse Etwas“ – die Fähigkeit, mich tief zu berühren, zu fesseln.

Abschließend möchte ich das Coverfoto positiv erwähnen, das Clara Carter exakt so darstellte, wie ich sie mir aufgrund der Personenbeschreibungen im Buch vorgestellt hatte. Die stille, sanfte Anmut und die schlichte Eleganz verbreiteten zusammen mit dem versonnenen, aber auch nachdenklichen Lächeln der hübschen Protagonisten eine geheimnisvolle Atmosphäre.

(Rezension zum Printexemplar)