Zwischen uns das Meer
Zwischen uns das MeerDas Leben der zweifachen Mutter und Helikopterpilotin Jolene Zarkades wird durch einen Einberufungsbefehl in den Irak auf den Kopf gestellt. Die 41jährige Frau, deren unerschütterliche Stärke sie über ...
Das Leben der zweifachen Mutter und Helikopterpilotin Jolene Zarkades wird durch einen Einberufungsbefehl in den Irak auf den Kopf gestellt. Die 41jährige Frau, deren unerschütterliche Stärke sie über ihre schwere Kindheit mit den alkoholabhängigen Eltern und deren frühen Unfalltod gerettet hatte, liebt ihre beiden Töchter Betsy und Lulu über alles. Sie spürt, wie wichtig es für die zwölfjährige Betsy ist, in der schwierigen Phase der beginnenden Pubertät Unterstützung seitens ihrer Mutter zu erhalten. Und die vierjährige Lulu hängt wie eine Klette an der geliebten Mutter und wünscht sich deren Beistand bei ihrer Einschulung. Jolenes jongliert in ihrem Alltag zwischen ihrem Teilzeitjob in der Guard und ihrer Aufgabe als Familienmanagerin, wobei sie stets auf die fürsorgliche Unterstützung ihrer Schwiegermutter Mila bauen kann. Ihre einzige Sorge gilt ihrem Ehemann Michael, der ihren Job und ihre Kollegen nicht mag und zudem den plötzlichen Tod seines Vaters und Kanzleipartners nicht verkraften konnte. Michael distanziert sich immer weiter von ihr und seinen Kindern. Der erfolgreiche und vielbeschäftigte Anwalt wirkt zunehmend müder und ausgelaugter, seine ausgeprägte Arbeitsmoral und sein großes Pflichtgefühl halten ihn immer öfter von seiner Familie fern. Als er schließlich an einem Abend bei einem Streitgespräch mit Jolene seiner Ehefrau ins Gesicht sagt, dass er sie nicht mehr liebe und an Scheidung denke, bringt er damit Jolenes Welt innerhalb von Sekunden zum Einsturz. Seine Reaktion auf den kurz darauf eintreffenden Einberufungsbefehl ist entsprechend… und die Situation angespannt und voller verletzender Worte. Michael schickt seine Frau mit jenen verletzenden Worten in den Krieg, die an besagtem Abend geäußert wurden. Jolene wartet im Irak vergeblich auf Briefe oder E-Mails ihres Ehemannes, und als sie schwer verwundet in einem Krankenhaus aufwacht, hat sie jeglichen Lebenswillen verloren.
Kristin Hannah liefert mit diesem Roman ein breites Spektrum an Themen und erzählt in gewohnt einnehmendem Schreibstil die Geschichte einer vom Krieg gezeichneten Person. Die Schilderungen der traumatischen Ereignisse sind dermaßen lebendig, dass man nicht umhin kann, seinen Tränen während der Lektüre freien Lauf zu lassen. Das Buch verschont nicht mit Fakten, erzählt von den körperlichen, wie auch den seelischen Verwundungen der Kriegsheimkehrer. Die Autorin geht aber noch viel weiter und berichtet auch von den Problemen der Familien jener Kriegsveteranen, die mit der so genannten „Kriegsneurose“ nicht umgehen können. Sie erzählt von den Stimmungsschwankungen, den Gewaltausbrüchen, der Wut und der Paranoia, die besonders bei plötzlich auftretenden Flashbacks sowie des Nachts in den Alpträumen zu Eskalationen führen. Und sie vermittelt dem Leser einen Eindruck vom Zusammenhalt, der unerschütterlichen Freundschaft und Kameradschaft einer Einheit an der Front. Ich hatte während dieser fünfhundert innerhalb eines Tages verschlungenen Seiten das Gefühl, dass Frau Hannah für dieses Buch gründlich recherchierte, dem Leser jedoch keineswegs nur trockene Fakten lieferte. Sie verpackte ihre Rechercheergebnisse in die berührende Geschichte der Familie Zarkades, deren Mitglieder alle Höhen und Tiefen auf ihre eigene Art und Weise zu bewältigen suchten. Die sensibel und einfühlsam gezeichneten Protagonisten Jolene, Michael, Betsy und Lulu wuchsen mir im Verlauf des Romans sehr ans Herz, obgleich ich anfangs nur allzu oft versucht war, Michaels Verhalten zu verdammen und zu beschließen, ihn nicht zu mögen. Seine Läuterung, die nicht zuletzt auch seiner wunderbaren Mutter Mila zu verdanken ist, machte es mir jedoch unmöglich, meine defensive Haltung bis zum Schluss beizubehalten. Ich habe mit Jolene mitgelitten, im Kriegseinsatz im Helikopter neben ihr gebangt, im Krankenhaus an ihrer Seite gehofft, und um ihre Liebe und ihre seelische Gesundheit gekämpft. Dieses zutiefst emotionale Buch hat mir eines der größten Lesehighlights dieses Jahres beschert – ich habe jede einzelne Seite davon regelrecht in mich aufgesogen. Für dieses einzigartige Buch kann ich einfach nur die höchste Bewertungszahl von fünf Sternen sowie eine uneingeschränkte Leseempfehlung vergeben.