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Veröffentlicht am 16.04.2018

Sehnsucht nach Mill River

Sehnsucht nach Mill River
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Mary McAllister lebt in einer weißen Marmorvilla in einem kleinen Ort in Vermont namens Mill River. Die alte Dame, die seit sechzig Jahren verwitwet ist, verlässt aufgrund ihrer Panikattacken und ihrer ...

Mary McAllister lebt in einer weißen Marmorvilla in einem kleinen Ort in Vermont namens Mill River. Die alte Dame, die seit sechzig Jahren verwitwet ist, verlässt aufgrund ihrer Panikattacken und ihrer enormen Angst vor Fremden niemals ihr Haus. Dennoch nimmt die intelligente, belesene und zurückhaltende Frau regen Anteil am Leben der Einwohner von Mill River. Father O’Brien, der ihr seit ihrer Heirat mit Patrick McAllister ein guter Freund war, hält sie über die kleinen Freuden, Sorgen und Nöte der Bevölkerung auf dem Laufenden. Und in Notsituationen erhalten Betroffene plötzlich anonyme Zuwendungen, die ihnen in ihrer momentanen Lage wie ein Geschenk des Himmels erscheinen. Nur, dass diese Geschenke irdischer Natur sind…

Als die weißhaarige Dame mit den sanften blauen Augen, von denen eines blind ist, erfährt, dass sie an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist und nur noch wenige Monate zu leben hat, plant sie die ihr noch zur Verfügung stehende Zeit sowie alle Schritte nach ihrem Ableben in allen Einzelheiten. Der Kontakt zur Außenwelt ist – wie auch in den vergangenen Jahrzehnten – Father O’Brien, der selber an einem kleinen, dunklen Geheimnis zu tragen hat.

Darcie Chan erzählt in diesem Roman die Geschichte einer Frau, die es geschafft hat, trotz ihrer von Gewalt und Kummer geprägten Vergangenheit und der daraus entstandenen Soziophobie nicht zu verzweifeln. In vielen Rückblenden erzählt die Autorin die Ereignisse der Monate vor Marys Tod und schiebt dazwischen stets Kapitel ein, die langsam die Kindheit, Jugend und das erste Ehejahr bis hin zum Tod ihres Ehemannes Patrick offenbaren. Die Lebensgeschichte dieser mutigen alten Dame wird wie eine Blüte entblättert und der Leser erfährt viele interessante Details, die sich nach und nach zu einem großen Ganzen verflechten. Dazwischen lernt man einige liebenswert gezeichnete Einwohner von Mill River kennen, deren Leben sich direkt vor der großen weißen Marmorvilla abspielt. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei das Polizeipräsidium, wo unter der Leitung von Chief Joe Fitzgerald die Polizisten Ron Wykowski, Leroy Underwood und Kyle Hansen ihren Dienst tun. Daisy Delaine, aufgrund ihres zurückgebliebenen Geistes „Crazy Daisy“ genannt, ist eine liebenswürdige ältere Dame, die aus Kräutern gemischte harmlose Tränke verkauft und sich nach Familie, Freunde und Anschluss in der malerischen Kleinstadt sehnt. Auch die sympathische Lehrerin Claudia Simon verbirgt einen wunden Punkt in ihrer Vergangenheit, der ihr nach wie vor zu schaffen macht. All diese Protagonisten hat Frau Chan zu einer wundervollen Geschichte verwoben, die sie ihren Lesern in flüssigem Schreibstil und mit vielen liebenswürdigen Schrullen ihrer Charaktere darbietet. In den Kapiteln, die Mary McAllisters Vergangenheit betreffen, ragt als Fels in der Brandung Patrick McAllisters Großvater Conor heraus, der der verletzlichen und sanftmütigen Mary sehr zugetan war und ihr nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters ein guter Freund und „Großvater“ wurde. Er war es auch, der diese schüchterne Frau verstand, sie beschützte und ihre Zukunft finanziell absicherte.

Die Umsetzung dieser Geschichte, in die man sich aufgrund der lebendigen Figuren, der kontinuierlich steigenden Spannung betreffend das mysteriöse Geheimnis, und der Intensität der Gefühle vollkommen verlieren kann, ist der Autorin vortrefflich gelungen. Ganz besonders in den Vordergrund rücken dabei die Themen Freundschaft, Mitgefühl, Nächstenliebe und uneigennützige Hilfe zwischen den Bewohnern einer Kleinstadt, die trefflich beschrieben wurden. Die Lektüre dieses Romans hat mir einige Stunden allergrößtes Lesevergnügen beschert, die besonders gegen Ende des Buches enorm emotional ausfielen. Ein bezauberndes, wäre da nicht die tragische Vergangenheit Marys, beinahe schon märchenhaft zu bezeichnendes Abenteuer, das ich unbedingt weiter empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die andere Seite des Himmels

Die andere Seite des Himmels
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Die beiden Protagonisten dieses Buches, die fünfzehnjährige Liz und die zwölfjährige Jean („Bean“ genannt), ziehen mit ihrer chaotischen Mutter Charlotte von einem Ort zum anderen. Die Künstlerin und Songwriterin ...

Die beiden Protagonisten dieses Buches, die fünfzehnjährige Liz und die zwölfjährige Jean („Bean“ genannt), ziehen mit ihrer chaotischen Mutter Charlotte von einem Ort zum anderen. Die Künstlerin und Songwriterin Charlotte scheint psychisch labil zu sein und packt beim geringsten Problem ihre Sachen, um mit ihren Kindern weiter zu ziehen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass die beiden Mädchen auf sich alleine gestellt sind. Sie werden rascher erwachsen, als gut für die beiden ist, sie grübeln viel und versuchen sogar noch, Charlotte zu decken, als sie die beiden fünf Wochen lang alleine zurück gelassen hat. Als jedoch Schule und Jugendamt aufmerksam werden, beschließen sie, zum Elternhaus ihrer Mutter nach Virginia zu fahren. Sie treten die lange Reise alleine an und landen bei ihrem Onkel Tinsley in Bayler, wo sie tief in die Vergangenheit von Charlotte eintauchen und ihre Wurzeln entdecken.

Jeannette Walls hat einen wunderschönen, in leisen Tönen gehaltenen, Roman über eine Familie geschrieben, der unverzüglich in seinen Bann zieht. Die Protagonisten dieses Buches werden eindrucksvoll beschrieben und wachsen dem Leser mit jeder Seite mehr ans Herz. Obgleich Charlotte umtriebig und verantwortungslos agiert, weckt die Autorin dennoch Verständnis für die einstig umjubelte und von allen Mädchen glühend beneidete „Prinzessin“ von Bayler. Auch die beiden Onkel von Bean, der schrullige Einsiedler Tinsley Holladay und der mürrische Clarence Wyatt mit seiner warmherzigen Familie wurden mir im Verlauf der Geschichte immer sympathischer. Jeannette Walls erzählt ihren Lesern eine Geschichte einer Familie mit Höhen und Tiefen, sie schildert auch den Zusammenhalt innerhalb der Familie und innerhalb des kleinen Ortes Bayler, sie berichtet aber auch vom Rassismus in Kalifornien im Jahre 1968, dem Vietnamkrieg und den Tücken des amerikanischen Rechtssystems. Diese fesselnde und wahrlich großartig geschriebene Geschichte hat mich vollends in ihren Bann gezogen und ich wurde nun neugierig auf diese Autorin, die mir mit ihrer kraftvollen Art zu erzählen ein paar wundervolle Lesestunden bescherte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Hundherum glücklich

Hundherum glücklich
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1. Hunde haben ein Recht auf Dreck, Wasser und Matsch
2. Hunde sollten ohne Leine laufen, wann immer es geht
3. Hunde sollten andere Hunde treffen, sooft es möglich ist
4. Menschen sollten sich möglichst ...

1. Hunde haben ein Recht auf Dreck, Wasser und Matsch
2. Hunde sollten ohne Leine laufen, wann immer es geht
3. Hunde sollten andere Hunde treffen, sooft es möglich ist
4. Menschen sollten sich möglichst oft in Hunde hineindenken und die Welt mal durch ihre Nasenflügeln beschnuppern


Ein Mensch, der sein ganzes Leben lang Hunde zu seinen Hausgenossen zählen durfte und bereits viel mit den Vertretern dieser Art zu tun hatte, hat wohl auch schon einige Lektüre darüber gelesen - viele Sachbücher zu Rate gezogen und sich in belletristischen Abhandlungen über die Episoden dieser Vierbeiner amüsiert. Auch ich habe bereits in unzähligen Werken gelesen, doch es gab immer wieder Fragen, die mir kein Fachbuch beantworten konnte. Bereits in ihrem Vorwort lässt die Autorin durchblicken, was in „Hundherum glücklich“ anders ist. Die Tatsache, dass eine Menge Antworten zu Fragen gegeben werden, die mich bereits jahrelang beschäftigten, die man aber nur im Austausch mit Gleichgesinnten – als eine Art „Erfahrungsbericht“ - übermittelt bekommt, bescherte mir gleich zu Beginn eine große Vorfreude auf dieses Buch. Mara Andeck erzählt in insgesamt sechs Kapiteln teils sehr amüsant, teils ernst, aber immer bemüht neutral und sachlich über die verschiedensten Inhalte, und überrascht dabei immer wieder mit bislang unbekannten Fakten und Theorien. Die Themenvielfalt in diesem Buch reicht von „klassischen Dingen“ wie Paarung, Aufzucht, Haltung, Krankheiten (Entwurmung) und den Tod eines Hundes bis hin zu Diskussionspunkten wie die Vermenschlichung von Hunden, das leidige Thema Hundehaufen, den Abschuss freilaufender Hunde, die billigen Massenzuchten, die Kampfhund-Problematik, die Erziehung mit Stromschlägen, die Gentechnik/das Klonen und Tierversuche. Dazwischen gibt es Antworten auf Fragen zur endgültigen Ermordung von Zecken, dem Sinn oder Unsinn von Tierbekleidung, dem Backen für Hunde, der spielerischen Erziehung (Beibringen von Tricks) und zu den vielen Varianten des Hundesports. Und so ganz „nebenbei“ erfährt man auch eine Menge höchst interessanter statistischer Daten, den ursprünglichen Einsatz der diversen Hunderassen, und vielen anderen wissenswerten Dingen. Ich habe diese Lektüre sehr genossen und kann sie jedem Menschen, der sich etwas näher mit den Fellnasen in seinem Umkreis beschäftigen möchte, nur ans Herz legen. Ich möchte mich beim Team von Lovelybooks und bei Mara Andeck für dieses Leseexemplar und die Möglichkeit, mich im Zuge einer Leserunde darüber auszutauschen, ganz herzlich bedanken. Das Buch hat mir nicht nur eine Menge Freude bereitet, sondern mir auch erstaunliche Dinge über die Spezies "Canis" vermittelt. Uneingeschränkte Leseempfehlung und unbedingte 5 Bewertungssterne meinerseits!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Rumtreiber

Der Rumtreiber
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Karsten Berndt erzählt in seinem Buch „Der Rumtreiber, eine deutsch-deutsche Grenzerfahrung 1976 – 1994“ von seiner Kindheit in Ostdeutschland, seinem Fluchtversuch in den vermeintlichen „Goldenen Westen“ ...

Karsten Berndt erzählt in seinem Buch „Der Rumtreiber, eine deutsch-deutsche Grenzerfahrung 1976 – 1994“ von seiner Kindheit in Ostdeutschland, seinem Fluchtversuch in den vermeintlichen „Goldenen Westen“ und schließlich seine Gefangennahme und die Zeit der Haft in der DDR. Der Autor beginnt seine Erzählung mit der Kindheit in einem Elternhaus, das dominiert war von einer unablässig schreienden Mutter und einem stillen Vater, den beiden Geschwistern und seinen Freunden, von denen einige in den Westen gingen. Karstens Jugend war geprägt vom Standpunkt seines Vaters, der meinte, dass die Güter „allen“ gehören, es kam zu kriminellen Handlungen wie kleinen Diebstählen und Betrügereien. Dem Inhalt dieses Buches zufolge musste der Junge liebevolle Familienbande schmerzlich vermissen, und anstatt sich schützend vor ihr Kind zu stellen, verurteilte ihn die Mutter auch öffentlich und sagte sich letztendlich von ihm los.

In eindrucksvoller Weise lässt der Autor den Leser Einblick nehmen – in eine Kindheit in der DDR, wo viele Dinge unerreichbar, und die Freiheit im Westen heiß ersehnt waren. Auch Karsten wagte die Flucht in den Westen, er wurde jedoch letztendlich verraten und inhaftiert.

Für Leser wie mich, die sich bislang kaum mit der Geschichte der DDR beschäftigt hatten, klangen viele Dinge beinahe unglaublich. Eine Haftstrafe von zwölf Jahren über einen jungen Menschen zu verhängen, der lediglich den Wunsch, im Westen zu leben, in die Tat umzusetzen und auch andere mitzunehmen versuchte, war für meine Begriffe unverhältnismäßig hoch. Ich konnte jedoch den dringenden Wunsch des jungen Karsten nachvollziehen, frei zu sein, und sich den verheißungsvollen „goldenen Westen“ auch selber anzusehen. Die tragische Familiengeschichte hat mich ebenfalls berührt – der Junge wurde zwar nicht misshandelt und gequält, wuchs aber in relativ lieblosen Verhältnissen auf und wurde allzu oft mit der Trennung von guten Freunden konfrontiert.

Karsten Berndts flüssiger Schreibstil und seine offene, direkte Art, seine Geschichte zu erzählen, haben mich beeindruckt. Der Autor schafft es, seinem Lebensbericht angemessene Objektivität zu verleihen, von Klagen und Selbstmitleid keine Spur. Meine Neugier auf das Schicksal des Autors und seine Erfahrungen in Ostdeutschland brachten mich dazu, das dünne Buch innerhalb eines Tages zu lesen, der angenehme Großdruck erleichterte den Lesefluss ungemein. Ich möchte mich beim Autor für die Zurverfügungstellung des Leseexemplars bedanken und kann diese ehrliche Biografie nur weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Ein wildes Herz

Ein wildes Herz
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Das Auftauchen eines Fremden in der Kleinstadt Brownsburg im Virginia Valley erzeugt zunächst Misstrauen unter den Einwohnern. Charlie Beales Offenheit und Freundlichkeit wird nicht jene Resonanz zuteil, ...

Das Auftauchen eines Fremden in der Kleinstadt Brownsburg im Virginia Valley erzeugt zunächst Misstrauen unter den Einwohnern. Charlie Beales Offenheit und Freundlichkeit wird nicht jene Resonanz zuteil, die der 39jährige Metzger sich erhofft hatte. Die Haltung der Einheimischen ist geprägt von Zurückhaltung, jede Handlung des „Neuen“ wird argwöhnisch beobachtet. Erst mit dem Kauf eines Grundstücks wird ihnen klar, dass Charlie kein Durchreisender ist, sondern tatsächlich vorhat, in ihrer kleinen Stadt sesshaft zu werden. Als der Inhaber der Metzgerei „Gwaltneys Ham“, Will Haislett, dem Fremden Arbeit gibt, beginnen die Menschen aufzutauen und schon bald wird Charlie mit offenen Armen aufgenommen. Er lernt die Einwohner Brownsburgs mit all ihren kleinen Fehlern und Schwächen nach und nach kennen und integriert sich in die Gemeinschaft. Eine Bekanntschaft jedoch erweist sich als schicksalsträchtig. Als die hübsche Blondine Sylvan Glass, die junge Ehefrau des reichen und mächtigen Harrison Boatwright Glass, die Metzgerei betritt, verliebt sich Charlie Hals über Kopf in sie. Eine so genannte „Amour fou“, eine Liebesgeschichte, die wie eine Naturgewalt über die beiden herein bricht, dabei aber extrem zerstörerisch ist, nimmt ihren Lauf.

Robert Goolrick deckt mit diesem Roman ein breit gefächertes Spektrum an Themen ab. Er beschreibt das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt Mitte des 20. Jahrhunderts und erzählt in anschaulichen Worten von der Engstirnigkeit, dem Aberglauben, der immer noch praktizierten Rassentrennung und der Ausgrenzung all jener, die sich dagegen auflehnen und „anders“ denken und handeln. Gutbürgerliche Scheinmoral wird hoch gehalten, der fehlende Mut Einzelner, sich gegen Ungerechtigkeiten aufzulehnen, anhand der Lebensgeschichte Charlie Beales verdeutlicht. In einer Zeit wie dieser ist die Mund-zu-Mund-Beatmung eines kleinen Jungen, der dadurch wieder ins Leben zurück gerissen werden kann, eine Art Wunder. Der Autor hat solche Szenen in seinen Plot verwoben und verschafft dem Leser dadurch aussagekräftige Einblicke in den vorherrschenden Zeitgeist.


Der Schreibstil Robert Goolricks ist intensiv und emotionsgeladen. Er brilliert mit eindrucksvollen Beschreibungen der Landschaft genauso wie mit jener des Gefühlslebens der einzelnen Protagonisten. Tiefe Einsichten und Erkenntnisse der handelnden Figuren werden eingeflochten und regen den Leser immer wieder dazu an, zu reflektieren, das Buch dann und wann zur Seite zu legen und die Worte in sich aufzunehmen. Der Autor beschreibt weiters die Schmähungen und Verachtung, mit denen bestimmte Personengruppen überhäuft werden, er erzählt, wie die Betroffenen damit umgehen, wie sie versuchen, das Leben zu meistern, weiter zu machen und zu tun, was die Gesellschaft von ihnen erwartet. Er skizziert den Kampf gegen gesellschaftliche Beschränkungen und unmenschliche Gesetze, die Außenseiter entstehen lassen und Ausgrenzung erzeugen. Entgegen meiner Erwartungen aufgrund des Klappentextes spielt die Liebesgeschichte von Charlie und Sylvan zwar eine wichtige Rolle, verdrängt aber keineswegs alle anderen angesprochenen Themenbereiche. Der bereits im Vorfeld angesprochene Begriff der „amour fou“ lässt bereits zu Beginn vermuten, dass es in diesem Buch kein „happy end“ geben wird, ein hoher Spannungsbogen darf aus diesem Grund hier auch nicht erwartet werden.

Die handelnden Personen dieses Romans werden glaubhaft gezeichnet, sie erscheinen authentisch und erzeugen tiefe Emotionen im Leser. Der Charakter und die inneren Konflikte von Sylvan, der jungen Frau aus armen ländlichen Verhältnissen und ohne Schulbildung, werden im Verlauf der Handlung eindringlich dargestellt. Auch die Wünsche und Träume des 39jährigen Charlie Beale enthüllt der Autor, verbunden mit eingestreuten Details aus dessen trauriger Kindheit. Die meiste Aufmerksamkeit wird jedoch der Familie Haislett, insbesondere dessen Sohn Sam, zuteil. Bereits im Laufe der ersten Kapitel macht der Autor klar, dass der eigentliche Protagonist dieses Buches Sam Haislett heißt. Sam, der kleine Sohn von Charlie Beales Arbeitgeber, der stets in Begleitung seines Hundefreundes auf der Bildfläche erscheint. Einem Beagle, dem er den Namen seines Idols, der Baseball-Legende „Jackie Robinson“ gibt. Der Junge sieht in Charlie Beale einen väterlichen Freund, er vertraut und respektiert ihn zutiefst.
„Die Kindheit ist der gefährlichste Ort von allen, und niemand verlässt ihn ohne Narben“, schreibt der Autor. „In Charlies Herz wuchs das Bedürfnis heran, einst nicht zu den Narben in Sams Leben zu gehören und diesem jungen zu helfen, statt ihm wehzutun.“
Ob Charlie dies gelingt und wie er es im Roman „Das wilde Herz“ bewerkstelligt, das sollte jeder Leser selber herausfinden.

Die Lektüre dieses Buches stellte für meine Person ein außergewöhnliches Leseerlebnis dar. Ich möchte dem Vorablesen-Team dafür danken, dass ich in Form eines Testleseexemplars daran teilhaben durfte und spreche eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus: 5 Sterne für Robert Goolrick’s „Ein wildes Herz“.