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Veröffentlicht am 16.04.2018

Sterne über Tauranga

Sterne über Tauranga
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Das Hörbuch beginnt mit der Seereise der jungen Ärztin Ricarda Bensdorf nach Neuseeland. Das Ziel der emanzipierten Frau, die aus einem Arzthaushalt stammt und dessen Vater ihr erlaubte, Medizin zu studieren, ...

Das Hörbuch beginnt mit der Seereise der jungen Ärztin Ricarda Bensdorf nach Neuseeland. Das Ziel der emanzipierten Frau, die aus einem Arzthaushalt stammt und dessen Vater ihr erlaubte, Medizin zu studieren, ist Tauranga. Ein plötzlicher Sinneswandel des Vaters, der im engstirnigen Berlin gesellschaftliche Kontakte pflegt und seine Tochter „verkuppeln“ möchte, lässt Ricarda aufbegehren und die Flucht ergreifen. Mit ihrem Diplom in der Tasche plant sie, in Tauranga eine eigene Praxis zu eröffnen. Doch auch wenn Frauen in Neuseeland bereits das Wahlrecht besitzen, sind die Vorurteile der Männer noch äußerst groß und es werden ihr viele Steine in den Weg gelegt. Ricarda hat jedoch das Glück, auf Mary Cantrell zu treffen. Die fröhliche, freundliche Ehefrau eines Senators macht ihren ganzen Einfluss geltend und ebnet Ricarda alle Wege. Auch der attraktive Schaffarmer Jack Manzoni trägt seinen Teil dazu bei, Ricardas Pläne zu verwirklichen. Doch ihre Gegner, der intrigante Arzt Dr. Doherty und sein Verbündeter, der Bordellbesitzer Borden, schmieden üble Pläne, um Ricardas Erfolg zu vereiteln…

Nach Lektüre einiger Buchrezensionen musste ich feststellen, dass die Zeit in Berlin und die Ausbildung Ricardas in der Schweiz im vorliegenden Hörbuch nur in Rückblenden gestreift wurde. Scheinbar wird in der gedruckten Version auch detailliert auf das Vorleben der Protagonistin eingegangen, das hier leider fehlt. Die Geschichte der jungen Ärztin scheint mir zu „glatt“ und mit zu viel „heile-Welt-Geschicke“ behaftet. Kaum wird Ricarda ein Hindernis vor die Füße gelegt, erscheint eine rettende Hand, die sie beiseite räumt. Die junge, schöne Ärztin trifft auf einen jungen, attraktiven Schaffarmer, der zufälligerweise ledig ist … auch hier werden für meinen Geschmack zu viele Klischees bedient und ich konnte auch nicht umhin, mich an den zahlreichen Wortwiederholungen dieses Hörbuchs zu stören. Die Konflikte zwischen den Ureinwohnern, den Maori, und den weißen Einwanderern war gut dargestellt, hätte aber durchaus vertieft werden können. Ich hätte gerne mehr über Moanas Dorf erfahren – die Lebensweise der Menschen, wovon sie lebten, sich ernährten, wie sie ihre Bildung erlangten, wie die Hierarchien in diesem Stamm gestaltet werden usw.. Die Charaktere waren mir zu flach und zu wenig ausgeprägt, die Autorin schaffte es auch nicht, mir auch nur einen von ihnen nahe zu bringen oder Sympathie zu erwecken. Das Hörbuch entbehrte auch jeglicher Spannung und insbesondere die persönliche Beziehung zwischen Jack und Ricarda war von Beginn an klar und vorhersehbar. Ich möchte jedoch die Vertonung durch die exzellente Sprecherin Irina Scholz hervorheben – der reine Klang ihrer sorgfältig artikulierenden Stimme war ein wahrer Hochgenuss und ich hoffe zutiefst, noch oft von ihr zu hören. Für den Inhalt, den Schreibstil und den Aufbau der Geschichte der Ricarda Bensdorp würde ich maximal einen Bewertungsstern vergeben, für die einzigartige Vertonung mindestens fünf. Da ich jedoch beides (leider) nicht trennen kann, entscheide ich mich für drei Bewertungssterne und eine unbedingte Empfehlung für Irina Scholz!


(Rezension zum Hörbuch)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine wundersame Weihnachtsreise

Eine wundersame Weihnachtsreise
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Die 23jährige Studentin Anna, die neben ihrem Studium eine 85jährige Dame namens Frau Hallmann unterstützt und zur Zeit Single ist, fürchtet sich wie jedes Jahr vor dem in Riesenschritten herannahenden ...

Die 23jährige Studentin Anna, die neben ihrem Studium eine 85jährige Dame namens Frau Hallmann unterstützt und zur Zeit Single ist, fürchtet sich wie jedes Jahr vor dem in Riesenschritten herannahenden Weihnachtsfest. Die laute Weihnachtsmusik, die überall gegenwärtige Dekoration und die Hektik der Menschen, die fieberhaft nach einem Geschenk suchen, veranlasst sie dazu, dem Ganzen jedes Jahr zu entfliehen und die Feiertage im Süden zu verbringen. Doch bevor sich ihr im heurigen Jahr die Gelegenheit bietet, einen Kurzurlaub zu buchen, erhält sie eine E-Mail von ihrem kleinen neunjährigen Bruder Jonathan, den sie über alles liebt. Ihm den Herzenswunsch abzuschlagen, Weihnachten mit ihm und den Eltern zu verbringen, schafft Anna einfach nicht. Und so willigt sie schweren Herzens ein. Sie kauft Geschenke für Jonathan, ihre Mutter und ihren Stiefvater Gerd, verabschiedet sich von Frau Hallmann mit deren Lieblingskonfekt und steigt in die Bahn, die sie nach Berlin bringen soll. Dass sie den Ausstieg verschläft, ist lediglich der Beginn einer ganzen Reihe von unglücklichen Verkettungen. Anna ist durch den Ausfall ihres Handys und durch starke Schneefälle vom Telefonnetz abgeschnitten, die Mitfahrgelegenheiten, die zunächst verlockend und hilfreich erscheinen, entpuppen sich allesamt als Reinfälle, und die Reise zum „Fest der Liebe und der Familie“ wird zu einem anstrengenden Trip, der Annas ganze Kraft zu kosten scheint.

In locker-leichtem Schreibstil erzählt Corina Bomann von der turbulenten Reise der jungen Literaturstudentin, beschreibt die andauernden Schwierigkeiten, die seltsamerweise stets gemeinsam mit dem ihr verhassten Lied „Last Christmas“ auftreten, und baut auch einige amüsante Begegnungen in den Plot ein. Begegnungen mit Menschen, die ihr allesamt erzählen, wie sie Weihnachten zu verbringen pflegen bzw. wie deren schönste Erinnerung an ein Weihnachtsfest in ihrer Vergangenheit aussah. Interessante Begegnungen, interessante Geschichten. Und dennoch schaffte das Buch es nicht, mich in seinen Bann zu ziehen. Die Anhäufung der Widerstände, die Anna einfach nicht zu ihrem Ziel gelangen lassen, wirken für mich zu konstruiert, um glaubwürdig zu sein. Die Erzählungen ihrer Zufallsbekanntschaften sind zwar einerseits nett, andererseits bar tiefer Emotionen. Und vor allen Dingen vermisste ich ein „richtiges Happy-end“, bei dem die lange angebahnte Familienzusammenführung auch tatsächlich stattfindet. Kaum hat die Protagonistin die unglaubliche Anzahl von Hürden überwunden und steht vor der Haustüre ihrer Eltern, ist das Buch zu Ende. Ich hätte mir mehr Emotionen, mehr Intensität, und vor allem mehr „Familie“ gewünscht. Zu gerne hätte ich gelesen, wie auf den zu Beginn beschriebenen kleinen Jonathan detailliert eingegangen wird, hätte die Begegnung der beiden mit mehr als nur ein paar Worten miterleben und die Aussöhnung mit dem Stiefvater Gerd erfahren wollen.. Doch leider blieb dieses Buch hinter all meinen – zugegebenermaßen hohen – Erwartungen zurück. Ich kann „Eine wundersame Weihnachtsreise“ durchaus als amüsante Lektüre für die Vorweihnachtszeit empfehlen, die Menschen, denen der Stress und die Geschäftsmäßigkeit dieser Tage zuwider ist, nur allzu gut nachvollziehen können. Der Roman bietet auch eine kleine Fülle von Lebensweisheiten, bei denen man gerne mal innehält und die man auch ein zweites oder drittes Mal liest. Für eine uneingeschränkte Leseempfehlung reicht dies jedoch für meinen Geschmack leider nicht aus. Daher vergebe ich auch nur drei (solide) Bewertungssterne.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Fluch des Wahrsager-Spiegels

Die Schatten von Ashdown House
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Das rätselhafte plötzliche Verschwinden von Hollys Ansells älterem Bruder während des Aufenthalts in seinem Ferienhaus „Ashdown Mill“ bringt Unruhe in den Alltag der jungen Glasgraveurin. Sie bricht mitten ...

Das rätselhafte plötzliche Verschwinden von Hollys Ansells älterem Bruder während des Aufenthalts in seinem Ferienhaus „Ashdown Mill“ bringt Unruhe in den Alltag der jungen Glasgraveurin. Sie bricht mitten in der Nacht auf und fährt nach Oxfordshire zu ihrer sechsjährigen Nichte Florence, die durch einen telefonischen Hilferuf ihre geliebte Tante auf mobilisierte und nun alleine und verängstigt auf sie wartet. Holly bleibt bei dem Kind, bis Bens Ehefrau Natascha von ihrem beruflichen Auslandseinsatz zurückkommt, um Florence abzuholen. Da ihre Eltern sehr früh gestorben sind, stehen Holly und ihr Bruder Ben sich sehr nahe. Umso eigenartiger erscheint ihr sein unangekündigtes und spurloses Verschwinden, zumal er seine kleine Tochter niemals alleine zurücklassen würde. Da die polizeilichen Untersuchungen nur zaghaft vonstattengehen, stellt Holly auf eigene Faust Nachforschungen an. Bens Verschwinden ist und bleibt jedoch merkwürdig und unerklärlich. Durch ein rätselhaftes Telefonat erfährt Holly vom ungewöhnlichen Interesse ihres Bruders an der so genannten „Sistrin-Perle“, einem legendären Juwel von beträchtlichem Wert, die einst Königin Elizabeth von Böhmen gehörte und als verschollen gilt. Als Holly nun auch noch auf den attraktiven Bauingenieur Mark Warner trifft, stellt dies für sie einen weiteren Grund dar, ihren Aufenthalt in der Wassermühle in Ashdown zu verlängern. Durch den Fund eines alten ledergebundenen Buches, welches die Memoiren einer gewissen Lavinia Flyte enthält, kommt plötzlich Schwung in die Handlung – und Holly taucht tief in den Sog der Geschichte um die legendäre Sistrin-Perle und ihre ehemalige Besitzerin ein.

Nicola Cornick ist Historikerin und Autorin, ihre fundierten Recherchen für dieses Buch geben mir als Leser einen höchst interessanten Einblick in die Geschicke der englischen Stuartprinzessin Elizabeth und Kurfürst Friedrich von der Pfalz, die durch ihre kurze Regentschaft in Böhmen vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges als „Winterkönig und Winterkönigin“ in die Geschichte eingingen. Nicola Cornick erzählt ihre Geschichte in zwei verschiedenen Handlungssträngen, die zugleich auch auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen stattfinden. In der gegenwärtigen Handlung fungieren Holly Ansell und Mark Warner als Protagonisten, während die Autorin sich in den Ereignissen der Vergangenheit auf Friedrich und Elizabeth von Böhmen sowie deren ergebenen Höfling Lord William Craven konzentriert. Zentrum der Aufmerksamkeit sind hierbei stets die legendäre Sistrin-Perle und ein mit Diamanten besetzter Spiegel – ein Taufgeschenk Elizabeths, und zugleich ein Fluch für all jene, die im Besitz dieser beiden Gegenstände sind. Zwar handelt es sich bei den Tagebucheinträgen der abgeklärten Kurtisane Lavinia Jane Flyte nicht um einen dritten Handlungsstrang, die Ausführungen nehmen jedoch großen Raum ein und heben sich durch kursive Schrift vom Rest des Buches ab.

Nicola Cornicks Figuren wurden detailliert und glaubwürdig dargestellt, sie setzt auch etliche Nebenfiguren in ihrer Handlung ein. Mein ganz persönlicher Favorit war - abgesehen vom böhmischen Königspaar Elizabeth und Friedrich – der loyale Bote und ergebene Höfling William Craven, der zudem in diesem Roman auch eine sehr wichtige Schlüsselfigur darstellt. Ich möchte generell anmerken, dass mir der Handlungsstrang in der Vergangenheit weitaus mehr zusagte, als die Schilderung der Ereignisse in der Gegenwart.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und einnehmend, sie hat ein gutes Gespür dafür, Geschichte lebendig erscheinen zu lassen und nimmt den Leser mit auf eine interessante Reise in die Vergangenheit.

Was mich persönlich jedoch an diesem Buch gestört hat und was im Grunde auch meine Kritikpunkte darstellen waren einerseits die detailliert beschriebenen ausschweifenden sexuellen Exzesse, anhand derer ich dieses Buch für mich bereits in Richtung erotische Literatur einordne. Zum anderen störte mich die Gewichtung auf die Themenbereiche Okkultismus, Visionen, Zeitreisen und Reinkarnation. Leider war dies anhand des Klappentextes und der Leseprobe für mich nicht ersichtlich und ich muss zugeben, dass hier daher wohl das falsche Buch zum falschen Leser kam.

Ich kann dieses Buch aufgrund der darin enthaltenen, zu einem Roman verwobenen historischen Fakten jedem ans Herz legen, der sich für die Geschicke rund um die „Winterkönigin“ Elizabeth von Böhmen interessiert. Leider entsprachen jedoch die bereits erwähnten Themenbereiche sowie der erotische Inhalt mit teilweise detailliert beschriebenen sexuellen Ausschweifungen, was aus meiner Sicht bereits stark in Richtung trivialer Liebesroman geht, überhaupt nicht meinem Lesegeschmack.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Am Anfang der Ewigkeit

Am Anfang der Ewigkeit
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Ein überzeugter Atheist, Bestseller-Autor mit großer Lesegemeinde und vehementer Verfechter seiner Theorie, dass es ein „Wesen wie Gott“ einfach nicht geben kann, zieht sich auf eine einsame Berghütte ...

Ein überzeugter Atheist, Bestseller-Autor mit großer Lesegemeinde und vehementer Verfechter seiner Theorie, dass es ein „Wesen wie Gott“ einfach nicht geben kann, zieht sich auf eine einsame Berghütte zurück. Ein plötzlicher Herzanfall katapultiert den Mann in eine „andere Welt“, in der seine Überzeugungen plötzlich in den Grundfesten erschüttert werden.

Meine Erwartungshaltung dieses Buch betreffend war hoch, meine Neugier beinahe grenzenlos. Ein wenig ernüchtert tauchte ich nach der Lektüre wieder aus dem Buch hervor, unsicher, was ich davon denn nun halten solle. „Am Anfang der Ewigkeit“ ist definitiv kein Sachbuch, keine Vermittlung von Tatsachen oder geprüftem Wissen. Der vorliegende Fantasy-Roman, die fantasievolle Erzählung fiktiver Tatsachen, schaffte es jedoch ebenso wenig, mich zu begeistern. Obgleich Michael Phillips gute Anregungen bietet, sein eigenes Leben, seinen Glauben an Gott, zu reflektieren, fehlt mir hier dennoch das „gewisse Etwas“, das ein Buch zu einem „Page Turner“ für mich macht. Auf den Inhalt präzise einzugehen, ohne zukünftigen Lesern allzu viel davon zu verraten oder vielleicht sogar noch zu Spoilern, ist schwer. Was mich sehr beeindruckt hat, waren die Einsicht zu den eigenen Verfehlungen und begangenem Unrecht, die Akzeptanz und Reue hinsichtlich der eigenen Schuld und das Thema der Vergebung durch das Opfer, das eine bedeutende Rolle im Buch spielt. Befremdlich fand ich jedoch den Gedanken, dass auch die schlimmsten Verbrecher und Bösewichte der Geschichte am Ende liebevolle Aufnahme finden… wenn es auch „Aionen“ dauern möge, wie der Autor es ausdrückt. Dies impliziert ja für mein Verständnis, dass es nicht so dramatisch sein kann, ein Leben als Bösewicht, Gewaltverbrecher oder Mörder zu führen, da man nach seinem Tod ohnehin Zeit genug hat, zu bereuen, und dann von allen Sünden befreit zu sein, um es mal ein wenig überspitzt auszudrücken. Sollte sich ein rechtschaffender Lebensstil, ein tiefer Glaube an Gott sowie ein gottgefälliges Leben und eine Orientierung nach christlichen Werten nicht zwangsläufig ein wenig anders auswirken, als jenes der „Neros der Antike, der Hitlers unserer Zeit, der grausamen unzivilisierten Völker“, jener Menschen, die sich ganz bewusst und immer wieder für das Böse entschieden haben?“.

Was mich im vorliegenden Buch auch ein wenig störte, war die Tatsache, dass der eher karge Inhalt künstlich ausgedehnt wurde, um Seiten zu füllen. Von den insgesamt 287 Seiten dieses Buches waren 46 davon Leerseiten (Blankoseiten), 25 Seiten mit jeweils der gleichen (!) Abbildung und ohne Text, sowie 24 Seiten, wo nur der Titel, oder aber Inhaltsangabe, oder nur wenige Zeilen gedruckt sind. Weiters wurden die Seitenränder dieses Buches enorm ausgedehnt, sodass ich letztendlich den Eindruck hatte, dass „Am Anfang der Ewigkeit“ um etwa 100 Seiten zusätzlich aufgebläht wurde.

Mein Fazit ist im Grunde recht einfach, aber klar: eine Fantasie-Geschichte, die meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat, dessen Lektüre mich nicht im erwarteten Ausmaß berührte, und die ich nicht wirklich weiter empfehlen kann. Für den flüssigen Schreibstil und die positiven Ansätze zur Reflektion des eigenen Glaubens, zur Schuldeinsicht und Reue, vergebe ich jedoch drei (großzügige) Bewertungssterne.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Monotasking

Monotasking
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„Monotasking – eine Sache ganz zu tun, hingegeben, mit aller Kraft und aller Aufmerksamkeit, die mir in diesem Augenblick zur Verfügung steht.“

Hanna Schotts Selbstversuch wendet sich gegen den „Ich-bin-immer-und-überall-aufmerksam-und-erreichbar-Lebensstil“ ...

„Monotasking – eine Sache ganz zu tun, hingegeben, mit aller Kraft und aller Aufmerksamkeit, die mir in diesem Augenblick zur Verfügung steht.“

Hanna Schotts Selbstversuch wendet sich gegen den „Ich-bin-immer-und-überall-aufmerksam-und-erreichbar-Lebensstil“ und sie startete gemäß ihren Angaben „ohne Deadline“ damit, stunden- bzw. tageweise „herunterzufahren“, ihren Modus zu ändern und nicht mehr so viele Kleinigkeiten auf einmal zu erledigen. Ihr Ziel war es zu lernen, eine Sache „ganz“ zu machen, sich mit all ihrer Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, dabei ruhig auch mal andere Dinge zu verpassen, ohne dies jedoch zu bedauern.

Der Ausdruck „Monotasking“ zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch und bildet den inhaltlichen Kern. Die Autorin spricht die Probleme des modernen Alltags an und damit verbunden die immer größer werdende Hektik und Betriebsamkeit, die wir an den Tag legen. Sie bezeichnet Multitasking als „viele kleine Teile, aber unbefriedigendes Ganzes“. Ich hatte zugegebenermaßen einen Ausweg oder einen Lösungsvorschlag zu diesem sehr aktuellen Problem unserer Zeit erwartet, wurde diesbezüglich aber enttäuscht. Es wird in 80 Kapiteln von insgesamt 80 Tagen geschrieben, die Hanna Schotts Gedanken zum Thema Multitasking beinhalten. Sie wirft viele Fragen auf, erklärt auch das Grundübel, erzählt aber nichts Neues zu dieser Thematik. Unter anderem beleuchtete die Autorin die allgemeine Annahme, dass Frauen eine Sonderbegabung zum Multitasking hätten und hierbei ihren männlichen Geschlechtsgenossen voraus sind. Sie hinterfragt auch den Sinn der Angewohnheit, viele Dinge gleichzeitig machen zu müssen. Dennoch konnte mich das Buch nicht wirklich überzeugen. Die teilweise sehr kurzen Kapitel enden oftmals sehr abrupt, ich vermisste einen gewissen Übergang zu den Folgekapiteln. Zu meinem Eindruck einer sprunghaften Erzählform kamen die extrem Raum einnehmenden Abbildungen, die große Unruhe ausstrahlten und mich durch ihre grellen Darstellungen irritierten und während der Lektüre aufwühlten. Mehr als 20 ganzseitige Abbildungen und zusätzlich 32 bebilderte Seiten waren für meinen persönlichen Geschmack eindeutig zu viel, zumal es beinahe ein Drittel des gesamten Buches ausmacht. Die sehr große Schrift mit ebenso großem Zeilenabstand und die großen Seitenränder scheinen das vorrangige Ziel zu haben, zusätzlich seitenfüllend zu sein.

Insgesamt betrachtet kann ich der Autorin in ihren Alltagsbeschreibungen oftmals zustimmen, als hilfreich oder gar einprägsam kann ich diese Lektüre jedoch für mich persönlich nicht bezeichnen.