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Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Schneemädchen

Das Schneemädchen
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Alaska. Der flächenmäßig größte Bundesstaat Amerikas. Gebirgsketten, eisige Flüsse, polares Klima mit langen, dunklen und sehr harten Wintern. Und dennoch ist dies der Traum des älteren Siedlerpaares Mabel ...

Alaska. Der flächenmäßig größte Bundesstaat Amerikas. Gebirgsketten, eisige Flüsse, polares Klima mit langen, dunklen und sehr harten Wintern. Und dennoch ist dies der Traum des älteren Siedlerpaares Mabel und Jack, die ihr Zuhause verlassen haben, um am Ufer des Wolverine River gemeinsam eine Farm aufzubauen und zu bewirtschaften. Die endlose Weite, die Stille und Einsamkeit und die überwältigende Naturgewalt dieses arktischen Landes übten eine Faszination auf das kinderlose Ehepaar aus, die stark genug war, auch Familie und Freunde hinter sich zu lassen. Der Neubeginn gestaltet sich jedoch schwieriger, als die beiden dachten, und Mabels Schwermut betreffend ihre Kinderlosigkeit wirft einen zusätzlichen großen, dunklen Schatten auf das Glück der beiden. Wird ihre Liebe groß genug sein, die Belastungen, die das karge Land ihnen auferlegt zusammen mit der tiefen Trauer um das Leben des tot geborenen Kindes zu verkraften? Mitten in diese Szenerie lässt Eowyn Ivey den Leser einsteigen in dieses wunderschöne Epos. Eine ausgelassene Szene im Schnee, die die emotionale Düsternis ihrer beider Seelen aufhellt. Eine Schneeballschlacht, der Bau eines kleinen Schneemanns, aus der Jack kurzerhand ein kleines Mädchen formt. In welchem Zusammenhang mit diesem Ereignis steht das plötzliche, unerwartete Auftauchen eines kleinen, blonden Kindes in Begleitung eines Fuchses am nächsten Morgen? Eowyn Ivey erzählt von dem behutsamen Annähern Jacks und Mabels an die kleine Faina, offenbart Stück für Stück einen Teil ihres Geheimnisses. Und dennoch bleibt ein kleiner Rest bis zuletzt im Dunkeln …
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Dieses Buch brilliert mit poetischen Beschreibungen der malerischen Schönheit dieses kargen Landes. Sämtliche Protagonisten werden dem Leser auf eindrucksvolle Art und Weise nahegebracht. Die Autorin legt sehr viel Wert auf die emotionalen Aspekte und verrät dem Leser viel über das Seelenleben ihrer Hauptfiguren. Jack und Mabel werden als sehr vielschichtige, interessante Persönlichkeiten dargestellt und der Kontrast der stillen, gebildeten Mabel zur herzlichen, extrovertierten Sarah könnte nicht größer sein. Und dennoch entspinnt sich zwischen den benachbarten Siedlern eine wundervolle Freundschaft mit aussagekräftigen Dialogen. Die Liebe zu Alaska ist auf jeder einzelnen Seite dieses Buches spürbar und man kann als Leser einfach nicht anders, als sich Stück für Stück in den Roman zu verlieren. Den höchsten Spannungsfaktor dieses Buches bildet die Neugier auf die Herkunft und den persönlichen Hintergrund des Schneemädchens. Ein wahrlich großes Gefühlskino, das den Leser leise mit seiner Poesie umgarnt und nicht wieder los lässt. Ein ergreifend schönes Buch, ein sprachgewaltiges Epos mit vielschichtigen Charakteren und einer grandiosen Beschreibung der arktischen Landschaft und ihren Wildtieren.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Geschichte eines schönen Mädchens

Die Geschichte eines schönen Mädchens
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„Du weißt, was gewinnen heißt? Lass dich nicht in die Knie zwingen – von niemandem, nicht einmal von dir selbst“.

Amerika, 1968. Martha, die verwitwete Lehrerin im Ruhestand, führt nach dem Tod ihres ...

„Du weißt, was gewinnen heißt? Lass dich nicht in die Knie zwingen – von niemandem, nicht einmal von dir selbst“.

Amerika, 1968. Martha, die verwitwete Lehrerin im Ruhestand, führt nach dem Tod ihres Ehemannes Earl ein sehr einsames Leben auf ihrer Farm, die sie zusammen mit den weiten Feldern, den dichten Wäldern und den fernen Bergen im Laufe von 50 Jahren zu lieben gelernt hatte. Da ihr kleiner Sohn bereits nach der Geburt starb, erhält sie lediglich einmal im Jahr Besuch, und zwar von ihren ehemaligen Schülern, die ihrer ehemaligen Lehrerin immer noch sehr zugetan sind. Als eines Abends ein verzweifeltes, verängstigtes und tropfnasses junges Paar mit einem Baby vor ihrer Türe steht und Zuflucht sucht, ändert sich das in ruhigen Bahnen verlaufende Leben Marthas abrupt. Die kinderlose alte Dame wird vor eine schicksalhafte Entscheidung gestellt, als die Wärter der Pennsylvania State School, einer Anstalt für schwer Erziehbare und geistig Behinderte, die beiden Geflohenen einzufangen versuchen, jedoch von der Existenz des Neugeborenen keine Ahnung haben. Martha entscheidet rasch und instinktiv: sie versteckt das Baby und verspricht der jungen Mutter Lynnie, sich um sie zu kümmern. Lynnie wird daraufhin zurück in die Anstalt gebracht, während ihrem Freund Buddy die Flucht gelingt. Das Leben aller an dieser Schicksalsnacht Beteiligten erfährt eine jähe Wendung und nichts ist mehr so, wie es war …

Rachel Simon hat mit ihrer Geschichte um die junge Evelyn Goldberg einen zutiefst emotionalen Roman geschrieben, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Ein namenloser, gehörloser junger Afroamerikaner, in der Anstalt lediglich „Nummer 24“ genannt, lieferte die Grundlage für dieses Buch, das auf die schrecklichen Zustände jener Einrichtungen hinweist, in denen Behinderte ein oft menschenunwürdiges Dasein fristen mussten. Die Autorin verflocht Homans Geschichte mit jener Evelyns, mit atemberaubendem Ergebnis. Das schreckliche Leid, das diesen armen Menschen widerfahren ist, die Grausamkeit der Wärter, die Hilflosigkeit von Angehörigen und der tiefe innere Zwiespalt einiger Pfleger, aber auch die Emotionen und Gedankenwelt der Insassen – all das nimmt den Leser mit auf eine intensive Gefühlsreise Reise in das Amerika der 70er Jahre.

Rachel Simons Protagonisten sind liebevoll gezeichnet und wirken zutiefst authentisch. Man kann nicht umhin, sich auf Gefühlsebene vollkommen auf sie einzulassen, lebt und leidet mit ihnen mit, und freut sich über noch so winzige Erfolge und die zwar kleinen, aber hartnäckigen Schritte in ein selbstbestimmtes Leben. Der Schreibstil der Autorin ist einnehmend und fesselnd, die Geschichte wird anhand von Rückblenden in die Vergangenheit langsam aufgerollt. Die mit Jahreszahlen versehenen Kapitel sorgen für eine gute Orientierung in zeitlicher Hinsicht und bewahren stets den Überblick über das Geschehen.

„Die Geschichte eines schönen Mädchens“ ist für mich eines meiner Lesehighlights, ein Roman, der zutiefst berührt hat und noch sehr lange nachwirken wird. Ein auf einer wahren Begebenheit basierendes Schicksal, stellvertretend für so viele anonyme menschliche Tragödien.

Besonders berührende Aussagen in diesem Buch:

„Du weißt, was gewinnen heißt? Lass dich nicht in die Knie zwingen – von niemanden, nicht einmal von dir selbst“.

„Freunde, die dir das Gefühl geben, minderwertig zu sein, sind keine Freunde“.

„Folgt euren Neigungen und eurer Intuition. Das wird euch zu Ideen führen, von denen ihr bis dahin nichts geahnt habt.“

„Was, wenn die guten und die schlechten Phasen einfach dazugehörten? Wenn es tatsächlich eine große Zeichnung gab? Hieß das, dass es auch einen großen Maler gab?“

„Es gab zwei Arten von Hoffnungen – die eine, für deren Erfüllung man nichts tun konnte, und die andere, die man durch eigenes Zutun wahr machen konnte. Und selbst wenn die zweite Art nichts mit dem ursprünglichen Wunsch zu tun hatte, lohnt es sich, dafür zu arbeiten. Ein verregneter Tag ist besser als gar keiner. Ein kleines Glück kann große Traurigkeit ein wenig lindern.

„Wie viele andere verborgene Leben gibt es da draußen noch? Wie viele Herzen, die auf der Suche sind? Wie viele Menschen würden alles darum geben, um von der Person, die sie lieben, entdeckt und gehalten zu werden?“


Veröffentlicht am 16.04.2018

Eine zweite Chance

Eine zweite Chance
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Der siebenundvierzigjährige erfolgreiche Unternehmer Anders Strandberg, ein Tag und Nacht arbeitender skrupelloser und kreativer Unternehmer mit Millionenumsatz, lebte Jahre nur für sein Investmentunternehmen. ...

Der siebenundvierzigjährige erfolgreiche Unternehmer Anders Strandberg, ein Tag und Nacht arbeitender skrupelloser und kreativer Unternehmer mit Millionenumsatz, lebte Jahre nur für sein Investmentunternehmen. Anders steht an einem Scheideweg seines Lebens, er wird von endlosen Grübeleien und einem Gefühl des Scheiterns übermannt und landet nach einem Autounfall im Krankenhaus.

Helena Lindgren, die nach einer schwierigen Kindheit mit einer suchtkranken Mutter und einem unbekannten Vater im Soziologiestudenten Martin ihre große Liebe und ihren Halt im Leben gefunden hatte, muss nun nach ihrer Scheidung alleine zurechtkommen. Die Verwirklichung ihres Lebenstraumes, ein Hotel in ihrer alten Heimat Norrland zu führen, scheint nun der harten Realität weichen zu müssen. Helena kämpft um ihre Pension, die harte Arbeit und der Geldmangel sind jedoch nicht die einzigen Probleme, mit denen Helena zu kämpfen hat. Ihre dreizehnjährige Tochter Emelie leidet sehr unter der Scheidung ihrer Eltern und fühlt eine tiefe Zerrissenheit, ist verloren zwischen der kleinen Welt ihrer Mutter in „Lindgrens Hotel“ und dem neuen Leben ihres Vaters in Stockholm, mit einer jüngeren Frau an seiner Seite.

Anna-Karin, ehemals Helenas beste Freundin aus Jugendtagen, kam ihr ganzes Leben nicht aus Norrland heraus und hat bereits zwei Scheidungen hinter sich. Ihre beiden Kinder leben in Stockholm, ihre Einsamkeit wird durch ihr konsequentes Schwarzsehen und ihre Vorurteile verstärkt. Anna-Karin nährt sich scheinbar von Konflikten und ist Frührentnerin auf Halbzeit.

Verner, ein eigenartiger alter Mann, der alleine in einer kleinen Hütte ohne jeglichen Komfort lebt, scheint ein Sonderling zu sein. Er hat ungewöhnliche Ansichten und scheint einige Geheimnisse zu bewahren…

Karin Alvtegen, die Großnichte der einzigartigen schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, hat nach nun nach fünf Thrillern mit „Eine zweite Chance“ einen hervorragenden Roman über das Schicksal von Menschen geschrieben, die in ihrem Leben scheiterten, wieder aufstanden und weiter machten. Ihre lebendige Art, ihre Protagonisten zu beschreiben, zog mich als Fan dieser Autorin sogleich in den Bann. Die Charaktere sind besonders ausgeprägt gezeichnet, den einzelnen Figuren des Buches wird sehr viel Raum gewidmet. Die Lebensgeschichten von Helena, Anders, Anna-Karin und Verner kreuzen sich an einem ganz bestimmten Punkt in deren Leben – und ihre Begegnung beeinflusst jeweils den anderen. Karin Alvtegen erzählt diesen Roman in insgesamt siebenundzwanzig Kapiteln, die abwechselnd aus der Sicht Helenas, Anders, Verners, Emelies und Anna-Karins geschrieben sind, wobei der schrullige, sonderbare Verner mit der Zeit mein liebster Protagonist wurde, mir am meisten ans Herz wuchs. Die Schilderungen der Autorin beinhalten eine regelrechte Fülle von Lebensweisheiten, die zum Nachdenken anregen. Ein wahrlich wundervolles, liebenswertes Buch, das für meine Person zu einem persönlichen Lese-Highlight des Jahres 2013 wurde.

Nachfolgend einige der beeindruckendsten Zitate dieses Buches:

„Der Gruß der Toten an die Lebenden – auch eure Kümmernisse werden eines Tages vorüber sein, und niemand wird sich an ihr Gewicht erinnern.“

„Man muss vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht, denn es kann sein, dass es in Erfüllung geht.“

„Es gab Augenblicke, die ihn dazu gezwungen hatten, die Richtung zu wechseln. Einige davon hatten sein Leben in den Grundsätzen erschüttert und nachhaltige Auswirkungen gehabt. Vielleicht enthielten sie genauso viele Sekunden wie andere Augenblicke, vielleicht war es nur die Gewichtung, die anders war.“

„Wenn alles gegen Sie zu sein scheint, gibt es dann nicht Anlass, den Grund bei sich selbst zu suchen?“

„Wie sehr würde die Welt sich verändern, wenn wir alle abends für eine kurze Zeit lang den Blick auf die Sterne richten und der Unendlichkeit des Universums einen Gedanken widmen würden. Die Welt ist ein Mysterium, aber wir nehmen sie für gegeben hin und haben uns so an sie gewöhnt, dass wir ganz vergessen haben zu staunen.“

„Ich habe es nie verstanden wie du es schaffst, dich so sehr darum zu kümmern, was alle anderen die ganze Zeit machen. Das muss doch furchtbar anstrengend sein. Ist es nicht einfacher, wenn man sich auf seine eigenen Angelegenheiten konzentriert? Vielleicht musst du es gar nicht verstehen. Vielleicht musst du die Leute einfach nur das machen lassen, was sie selbst wollen.“

„Die Wahrheit brachte einen erst weiter, wenn man den Mut hatte, sich auf sie einzulassen. Wenn man aufhörte, gegen die Umwelt anzukämpfen und die Fehler bei sich selbst suchte.“

„Verner hatte seine Gedanken verändert und damit auch seine Welt. Genau wie er selbst es in den letzten Tagen getan hatte. Was kam eigentlich zuerst – der Gedanke oder die Wirklichkeit?“


FAZIT: Ein bezauberndes, berührendes und beeindruckendes Buch, das ich uneingeschränkt weiter empfehlen kann.


(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Bob, der Streuner

Bob, der Streuner
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Bei dem Taschenbuch "Bob, der Streuner" handelt es sich um die ungewöhnliche Biografie eines roten Katers namens Bob und dessen bestem Freund, James Bowen.
James, der viele Jahre lang obdachlos war und ...

Bei dem Taschenbuch "Bob, der Streuner" handelt es sich um die ungewöhnliche Biografie eines roten Katers namens Bob und dessen bestem Freund, James Bowen.
James, der viele Jahre lang obdachlos war und auf den Straßen Londons zuhause war, schaffte in kleinen Schritten den Ausstieg aus seiner Heroinsucht. Das dazu erforderliche Durchhaltevermögen sowie den unbändigen Willen, endlich frei zu sein von den Drogen, die seinen Körper zerstören, verdankte er nicht zuletzt dem Streuner "Bob", der eines Tages vor der Tür seiner Sozialwohnung saß. Ein erbarmungswürdiger, ausgehungerter und verwahrloster Kater, der sich pfeilgerade einen Weg ins Herz des jungen Mannes bahnte. James Bowen schildert in diesem ergreifenden Sachbuch in lockerem und flüssigem Schreibstil seinen Lebensweg, begonnen von jenem Tag, an dem die rote Samtpfote in sein Leben trat. In kurzen Rückblenden erfährt man auch ein wenig aus der Vergangenheit, familiäre Hintergründe werden kurz skizziert, der Abstieg ins Drogenmilieu erläutert. Dieses Buch ist nicht nur eine Hommage an die außergewöhnliche Freundschaft zwischen Mensch und Kater, zwischen James und Bob, es schildert auch in eindrucksvollen Bildern den harten Kampf eines "Gefallenen", der von allen sozialen Schichten der Gesellschaft abgelehnt und "übersehen" wird. Man liest von erschütternden Einzelheiten hinsichtlich des Drogenentzugs mit all seinen furchtbaren Begleiterscheinungen und erfährt, was "Einsamkeit" mitten in einer belebten Großstadt bedeuten kann.

Das Blatt wendet sich jedoch für James Bowen, als Kater Bob Einzug in seine Wohnung hält und sogar darauf besteht, ihn bei seinen täglichen Auftritten als Straßenmusiker und später Zeitungsverkäufer in der Londoner Innenstadt zu begleiten. James wird dank des Katers auf seiner Schulter plötzlich "bemerkt". Die Menschen werden auf das ungewöhnliche Duo aufmerksam und anhand dieses Sachbuches lässt der Autor uns ein wenig an seinem Alltag teilhaben. Er erzählt von seinem Sieg über die Sucht, von der Kraft, die Bob ihm dabei gegeben hat, und von seinem neuen Leben, das er im Grunde einer "felinen Zufallsbekanntschaft auf der Schwelle seiner Wohnungstür" zu verdanken hat. Eine bezaubernde, aber auch nachdenklich stimmende Erzählung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin
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Die Lektüre dieses Buches war ein Eintauchen in eine ganz besondere Welt. Im ersten Teil der Trilogie von Petra Durst-Benning wird die Geschichte der Schmied-Tochter Josefine erzählt, die der Leidenschaft ...

Die Lektüre dieses Buches war ein Eintauchen in eine ganz besondere Welt. Im ersten Teil der Trilogie von Petra Durst-Benning wird die Geschichte der Schmied-Tochter Josefine erzählt, die der Leidenschaft des Fahrradfahrens verfallen ist und alles dafür aufs Spiel setzt. In besagtem Roman wird auch das Entstehen der Freundschaft zwischen drei ungleichen Berliner Mädchen geschildert. Die praktisch veranlagte, forsche und waghalsige Tochter des Schmieds freundet sich mit der häuslichen und sanften Apothekerstochter Clara an, die nicht nur außergewöhnlich klug ist, sondern ihrem Vater auch bei seiner Arbeit als Apotheker geschickt zur Hand geht. Bei der dritten im Bunde handelt es sich um Isabelle, der einzigen Tochter des reichen Unternehmers Moritz Herrenhus, der eine ehemalige Primaballerina geheiratet hat und seine Tochter auf Händen trägt. Für sein ehrgeiziges Ziel, durch deren geschickte Verheiratung in höchsten Kreisen Macht und Einfluss zu erlangen, ist ihm kein Einsatz zu hoch, sind ihm keine Extravaganzen Isabelles zu ausgefallen oder gar kostspielig. Als seine Tochter ihn jedoch maßlos enttäuscht und mit dem berühmten Radrennfahrer Leon Feininger durchbrennt, sagt das Ehepaar Herrenhus sich von seiner Tochter los.

Und genau hier startet der zweite Teil dieser grandiosen Trilogie. Als Leser taucht man sofort wieder in die Geschichte ein und kann kaum erwarten, das neue Leben der „Prinzessin“ der Berliner Gesellschaft an der Seite ihres sportlichen Ehemannes mit zu verfolgen. Doch nach der abenteuerlichen Heirat ohne elterlichen Segen kommt sehr rasch die Ernüchterung. Der Landbesitz der Familie Feininger ist nicht, wie Isabelle es erwartet hat, und ihr neues Leben bei den wortkargen, verbitterten Schwiegereltern verwandelt die strahlende und begehrte Ballschönheit in ein Aschenputtel. Mitten in ihrer tiefsten Verzweiflung führt der Brief eines Notars eine plötzliche, völlig unerwartete Wende herbei: Jaques Feininger, Leons Onkel, hatte dem Neffen nach seinem Tod ein Weingut in der Champagne vererbt. Isabell ist Feuer und Flamme und die beiden machen sich unverzüglich auf den Weg nach Frankreich, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

Was wie ein Märchen klingt, wird nur zu rasch von der Realität und den Widrigkeiten des Alltags eingeholt. Im Weingut liegt einiges im Argen, der Verwalter scheint nachlässig und dem Wein sehr zugetan zu sein, es mangelt an finanziellen Mitteln, um notwendige Investitionen zu tätigen und dringliche Reparaturen vorzunehmen. Zudem macht dem jungen Paar eine missgünstige Nachbarin das Leben schwer, die scheinbar vor nichts zurück schreckt und das Weingut um jeden Preis kaufen möchte. Als Leon schließlich auch noch an den Folgen eines Fahrradunfalls stirbt, scheint seine junge Ehefrau daran zu zerbrechen. Sie gibt sich auf, zieht sich in eine innere Welt zurück, wo sie niemand herauszuholen vermag. Wie Isabelle es dennoch schafft, an allen Steinen, die ihr in den Weg gelegt werden, zu wachsen und ihren Weg zu gehen, erzählt uns dieses wundervolle Buch…

Die Autorin führt im zweiten Teil weiter, was sie bereits im ersten begonnen hat. Mit flüssigem Schreibstil, liebenswerten, sehr interessanten und unglaublich lebendigen Charakteren verzaubert sie den Leser und nimmt ihn vollständig für die drei Protagonistinnen ein. Die Freundschaft zwischen den Mädchen bildet eine Basis, die jeder Widrigkeit zu trotzen scheint. Petra Durst-Benning entführt uns in die Champagne, malt mit ihren Worten eine wundervolle, von Weinbergen dominierte Landschaft, und erzählt eine Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Sie berichtet von der harten Arbeit der Weinbauern, ihren Sorgen und Ängsten, ihrem Alltagsleben und liefert sehr viele Details über die Herstellung des Champagners. Die Autorin lässt dabei auch viele große Namen in ihren Roman einfließen und erläutert dazu Einzelheiten im Anhang. Sie berichtet aber auch von dem Zusammenhalt der Familien, von tiefer, unvergänglicher Freundschaft und von Liebe, die bis über den Tod hinausgeht. Der Leser wird in die harten Zeit der Trauer nach dem Tod des geliebten Menschen mit einbezogen, nach dem es sehr viel Zeit, Geduld und der Unterstützung wahrer Freunde bedarf, um wieder aufzustehen und weiter zu machen. Man erfährt aber auch von einer romantischen Liebe, die sich zart anbahnt und langsam, aber stetig entwickelt. Frau Durst-Benning hat mich mit dieser leidenschaftlichen Geschichte verzaubert, wobei die Leidenschaft sich ausnahmsweise nicht nur auf eine Liebesbeziehung beschränkt, sondern auch auf die Liebe der Menschen zu ihrem Land und ihren Visionen, die wahrzumachen ihnen tiefste Erfüllung gab.