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Veröffentlicht am 17.04.2018

Magus. Die Bruderschaft

Magus Die Bruderschaft
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„Magus“ beginnt mit dem Blick durch das Fadenkreuz eines Killers und endet auch genauso. Was zu dieser Situation führte ist Inhalt dieses Thrillers von Arno Strobel.

Es ist die Geschichte eines Geheimbundes, ...

„Magus“ beginnt mit dem Blick durch das Fadenkreuz eines Killers und endet auch genauso. Was zu dieser Situation führte ist Inhalt dieses Thrillers von Arno Strobel.

Es ist die Geschichte eines Geheimbundes, der sogenannten „Simonischen Bruderschaft“, die zielstrebig und durch gründliche Planung nur ein einziges Ziel anstreben: die Weltherrschaft zu übernehmen. Nicht durch Umstürze oder Kriege, sondern durch das Einschleusen von Priestern aus ihren Reihen, die sie bereits im Jungenalter rekrutiert und in eigenen Internaten für ihre Aufgaben ausgebildet hatten. Infiltration, Manipulation und Zeit – mit diesen drei „Waffen“ erreicht dieser Geheimbund beinahe sein Ziel …

Arno Strobel hat seine Idee ausgezeichnet umgesetzt. In umfassenden Rückblenden, durch Datum und Ortsangabe sehr übersichtlich gestaltet, erhält der Leser Einblick in die verschiedenen Stadien dieses globalen Plans. Ich konnte quasi die „Geburt“, den Grundgedanken bis hin zur letzten Konsequenz, dem Anschlag auf den neu gewählten Papst, rekonstruieren und hautnah mit verfolgen. Einzig die Herkunft der „Gründer“ hat mir einen schalen Nachgeschmack hinterlassen. Wieder einmal durften die Nazis die Bösewichte verkörpern und ein wenig zu oft wurden das Naziregime und seine Schrecken in diesem Buch erwähnt. Allein das große Thema „Katholische Kirche“ mit den erstaunlich detaillierten Erläuterungen über interne Vorgänge im Vatikan wäre zusammen mit dem Entstehen der Bruderschaft seitenfüllend gewesen.

Die bereits erwähnte Szene des Attentats, die Anfang und Ende des Buches einläutet, hat Strobel nicht nur textlich, sondern auch in der Cover-Gestaltung durch den Verlag gewählt. Ein sehr aussagekräftiges Element – denn dieser Anschlag könnte die jahrelangen, wenn nicht jahrzehntelangen Bemühungen der gefährlichen Bruderschaft zunichtemachen. Durch die Festnahme des Täters und seine Übergabe wichtiger Dokumente an Bischof Corsetti gelangt jener in Besitz des kostbarsten Schatzes der Bruderschaft: die Simonischen Tagebücher. Dort wird die Entwicklungsgeschichte dieser Verschwörung Wort für Wort wieder gegeben ... und der Leser darf gemeinsam mit dem Bischof in die Geschichte eintauchen, die diese Tagebücher erzählen.

Der Autor hat mit diesem Buch keinen Thriller geliefert, bei dem Verfolgungsjagden den Leser den Atem anhalten lassen. Er zieht hier vielmehr die Fäden im Hintergrund, lässt die Dinge ihren geordneten Lauf gehen und greift in den richtigen Momenten ein. Worauf lange hin gearbeitet wurde, scheint im Moment, als ein zielstrebiges Mitglied der Bruderschaft es ganz an die Spitze schafft, endlich in Erfüllung zu gehen. „Habemus Papam – Wir haben einen neuen Papst“ – ist das der Anfang vom Ende? Ein großartiger Einblick in den innersten „Kreis“ der Kirche mit Andeutungen über die Finanzgebaren, innere Machtkämpfe, Machenschaften und einer Truppe von Männern, die jederzeit zu etwaigen „Problemlösungen“ bereit stehen. Wie gesagt: Andeutungen, keine konkreten Aussagen. Dennoch genug, um dem Leser den Eindruck zu vermitteln, dass auch hier „mehr“ hinter der Fassade existiert, als man vermutet.

Bei der Geschichte der Simoner empfand ich das Thema „Nazis“ ein wenig zu dominierend. Auch die Schilderungen der teilweise sehr brutalen Szenen waren mir zu blutrünstig. Strobel bringt die Allmacht der Gründerväter dieser Bruderschaft unter anderem durch Methoden wie Einschüchterung, Drohungen, Erpressung und Mord zum Ausdruck. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass nur ein einziger Kandidat dieser ausgewählten Jugendlichen seinem Gewissen folgt und während des Theologiestudiums und der Rekrutierung zum Simoner seine Prioritäten setzt - und verweigert. Die unausweichliche Folge, die allen Kandidaten klar ist, ist sofortige Eliminierung, Mord. Doch es sind allesamt charakterstarke, junge Männer, die zudem tief gläubig sind. Hier erkenne ich einen winzigen Widerspruch …

Das Thema „Macht“ und der Missbrauch dieser Macht wurden von Strobel sehr anschaulich beschrieben. Der Umgang des „Obersten Simoner“ mit seiner Frau, seinem Zu-Tode-Quälen des eigenen Kindes und die Schilderungen einiger brutaler Handlungen habe ich als sehr heftig empfunden. Sie verdeutlichen aber, was Strobel damit ausdrücken wollte. Nichts destotrotz möchte ich eine Szene zitieren, ein Rückblick des Papstes, der in diesem Thriller in drei verschiedenen Varianten erzählt wird - hier die wahre, unbeschönigte Version: „Er war zum mächtigsten Mann der Welt geworden. Er sah sich selbst noch einmal an der Hand des Vaters aus den Trümmern steigen, sah diesen jüdischen Jungen aus dem zerstörten Geschäft kriechen und Hilfe suchend auf sie zulaufen. Das grinsende Gesicht seines Vaters, als er ihm die Pistole hinhielt. Und dann dieses unvergleichliche, unbeschreibliche Gefühl, als er, der dreijährige Kurt, diese Waffe nahm. Als er sie, geführt vom starken Arm seines Vaters, an den Kopf des Jungen hielt und abdrückte. Damals hatte er nicht gewusst, was es war, das ihn daran so sehr faszinierte. Einige Jahre später war es ihm klar geworden: Macht! Nie wieder konnte etwas auch nur annähernd einen solchen Rausch in ihm entfachen.“

Sätze wie diese lassen mich beim Lesen schaudern. Und sie lassen mich zudem nicht nur die Gräuel dieser unseligen Zeit begreifen, sondern auch, wie gefährlich am Abgrund wir stehen, wenn Wahnsinnige in der Fassade des gesetzestreuen Bürgers, des Priesters, Bischofs oder Kardinals, an die Macht kommen. Wie zerbrechlich im Grunde unsere „heile Welt“ ist, wie abgrundtief böse das Handeln eines Menschen sein kann.

Bei den Hauptfiguren dieses Buches bin ich ein wenig im Zwiespalt. So grandios gezeichnet der Charakter des Protagonisten Friedrich von Keipen ist, so mangelhaft kam mir im Gegenzug die Beschreibung der Ehefrau vor. Strobel erzählt Friedrich von Keipens Lebensgeschichte in allen Details, lässt auch die Emotionen und Beweggründe nicht zu kurz kommen und vermittelt mithilfe einiger Dialoge mit seinem Gönner Hermann von Settler die überragende Intelligenz dieses Jungen. Seine Intelligenz, aber auch die erbliche Belastung, die sich im Verlauf des Buches in Wahnvorstellungen äußern wird. Evelyn Geimer, die junge Lehrerin, die durch Erpressung und Morddrohungen gegen ihre Eltern dazu gezwungen wird, Von Keipen zu ehelichen, wird als charakterschwach und hilflos gezeichnet. Woher diese Frau stammt, wie sie zur Bruderschaft gestoßen und Ausbilderin der rekrutierten Jungen wurde, aber auch ihr persönlicher Hintergrund – das alles wird mit keinem Wort erwähnt.

Meines Erachtens hätte Strobel viel mehr aus diesem Charakter machen können, hier fand ich einfach keinen richtigen Zugang zu ihr. Evelyns Aufschrei und der Gedanke daran, diesen bösartigen Mann zu verlassen, kommt spät, zu spät. Erst nach dem brutalen Quälen seines jüngeren, schwächlichen Sohnes Franz, der aufgrund der Torturen, die ihm sein Vater beibringt, stirbt, bringt sie zur Besinnung. Jede Mutter muss spätestens hier an diesem Punkt mit einem empörten Aufschrei reagieren. Evelyn erträgt nicht nur stumm die seelischen Qualen, sondern lässt sich ohne Aufmucken von ihren Kindern trennen, lässt sich bevormunden und wird zu einer Befehlsempfängerin und reinen Lust- und Gebärmaschine degradiert. Wahrlich – hier hätte ich mir sehr viel mehr von einer intelligenten Lehrerin erwartet.

Hermann ist der ältere Bruder und potentielle Nachfolger von Friedrich, dem Magus der Bruderschaft. Seine Person wird zwar nicht sehr ausführlich, aber dennoch überzeugend dargestellt. Die Bewunderung und Anerkennung der Allmacht des Vaters wird durch das hautnahe Miterleben vom Tod des Bruders rapide gewandelt. Hermann empfindet ab sofort nur noch abgrundtiefen Hass auf den Vater und schwört Rache. Einige Nebenfiguren werden namentlich erwähnt, charakterlich beschrieben, verleihen im Buch ihren Gedanken und Meinungen Ausdruck und runden das Bild ab.

Beim Cover dieses Taschenbuchs handelt es sich um ein sehr aussagekräftiges Foto eines Papstes im Visier der Mordwaffe – was den Einstieg und zugleich auch das Ende dieses Buches versinnbildlicht. Genialer Gedanke, klasse Ausführung!

Dieser Thriller beinhaltet ein großes Geheimnis, das es zu lösen gilt. Man durchlebt mit dem Autor die Auswirkungen der Nazizeit, schnuppert die Luft des Vatikans und erhascht einige Seitenblicke in Abgründe, wo man niemals welche vermutet hätte. Für interessierte Leser des Spannungsromans absolut zu empfehlen.


Veröffentlicht am 17.04.2018

Gnadenlos

Gnadenlos
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Ein Telefonanruf, der die heile Welt des Protagonisten Tom Meron in Sekundenschnelle zusammen brechen lässt, der blutige Verfolgungsjagden auslöst und skrupellose Auftragskiller auf den Plan ruft. Ein ...

Ein Telefonanruf, der die heile Welt des Protagonisten Tom Meron in Sekundenschnelle zusammen brechen lässt, der blutige Verfolgungsjagden auslöst und skrupellose Auftragskiller auf den Plan ruft. Ein lange zurück liegendes Verbrechen, das um jeden Preis vertuscht werden muss und welches das Ermittlerduo Mike Bolt und Mo Khan auf den Plan ruft. Simon Kernick schreibt von Korruption, Mord, Bestechung, Ehebruch und Kidnapping und verdeutlicht durch seine Geschichte, wie ein plötzliches Ereignis einen langweiligen Alltag in Sekundenschnelle durcheinander bringen kann, wie eine bisher heile Welt urplötzlich aus den Fugen gerät und den Menschen in einen tödlichen Strudel an seine physischen und psychischen Grenzen treibt. Die Umsetzung seiner Idee ist Kernick meines Erachtens bravourös gelungen, insbesondere im Bereich der Spannung.

Der Schreibstil des Autors fand durchaus meine Zustimmung. Die Ich-Form als gewählte Erzählform des Protagonisten Tom hebt sich gut von der Erzählung des Autors ab und verweist auf diese Art noch deutlicher auf den Szenenwechsel (Übergang Erzählung durch Tom zur Erzählung durch Kernick als Beobachter). Die Sprache war zeitweise durchaus brutal, die Beschreibungen blutrünstig – jedoch in diesem Fall zum Thema passend. Eine kleine Leseprobe, ein Dialog von S. 122, veranschaulicht vielleicht, wie sehr dem Leser durch die detaillierten Beschreibungen die Beklemmung, ja die Todesangst, nahe gebracht wird: "Der Bewaffnete trat auf mich zu, hob die Pistole und zielte auf meine Kniescheibe. Ich wand mich wie wild in meinen Fesseln, absolut hilflos, und Angst jagte in heißen, lähmenden Stößen durch meinen Körper. Der Lauf der Pistole kam näher und näher, bis er nur noch dreißig Zentimeter von meinem Knie entfernt war. Ich konnte den Mann dahinter atmen hören. Seine Augen waren grau und ausdrduckslos, ohne das geringste Fünkchen Mitgefühl. Ich wandte den Kopf ab, damit ich diesen Blick nicht länger ertragen musste."

Simon Kernick schafft es hier spielend, mich das ganze Buch hindurch "bei der Stange zu halten" und in gewisser Weise kam es mir vor, als säße ich anstelle von Tom handlungsunfähig und dem Tode nahe vor dem Killer.

Die Spannung wird bereits durch besagten Telefonanruf zu Beginn aufgebaut, Angst und Beklemmung begleiten den Leser bis zur letzten Seite und Szenen wie eben beschrieben verschärfen sich im Tempo und bezüglich Brutalität. Kernick jagte mich gewissermaßen durch dieses Buch und holte im letzten Teil noch einmal gewaltig aus, was Spannung und Thrill angeht. Ein fulminantes Ende mit einigen Überraschungen …

Kernicks Protagonisten, das Ehepaar Tom und Kathy Meron, das Ermittlerduo Mike Bolt und Mo Khan, und der gewissenlose und äußerst brutale Psychopath Lench werden sehr detailliert gezeichnet. Meine Reaktionen als Leserin waren jedoch zwiespältig. Einerseits empfand ich Erleichterung aufgrund der realistischen Beschreibung der Figur des Tom Kernick, der keinen strahlenden, unverwundbaren, mutigen und selbstlosen Held darstellt, sondern einen „Mann von nebenan“ mit all seinen Fehlern und Schwächen. Auf der anderen Seite war mir der Charakter des Auftragskillers Lench nicht stimmig genug … das ganze Buch über ein wenig zu perfekt – zu brutal, zu skrupellos, zu unmenschlich – um dann gegen Ende in ein Verhalten von beinahe weinerlicher Angst umzuschlagen. Hier blieb Kernick seiner Figur des knallharten Bösewichts nicht treu.

Eine bis zuletzt undurchsichtige Person stellt für mich Kathy Meron dar. Auf Kathy wird anfangs eher wenig eingegangen, Kernick übertreibt es jedoch bis zum Finale bei der Darstellung ihrer Person. Ohne zuviel verraten zu wollen, möchte ich dennoch bemerken, dass ich mir ihre vielen Fehltritte und Sünden in so kurzem Zeitraum nicht vorstellen kann. Der Autor gibt mir an dieser Stelle das Gefühl, so viel wie möglich in diesen Charakter verpacken zu wollen. Kathy ist trotz ihrer Schwächen keine Person, die Mitgefühl oder gar Verständnis hervorzurufen vermag. Sehr ansprechend wiederum wirkte das Ermittlerduo Bolt – Khan, das nicht nur realistisch dargestellt wurde, sondern bei dem es Kernick sehr gut gelungen ist, den Gewissenskonflikt der Polizei in Extremsituationen zu beschreiben. Er bringt durch Mike Bolt das viel diskutierte Thema zur Sprache, wie die Hüter des Gesetzes in Sekundenschnelle reagieren, im Grunde über Leben und Tod entscheiden müssen. Auf der einen Seite das strikte Befolgen der Vorschriften im Auge zu behalten – auf der anderen Seite das Richtige zu tun, Loyalität und vor allem Charakterstärke zu zeigen.
Auf die Nebenfiguren des Buches, wie beispielsweise den Freund des Ehepaares, Jack Calley, der den Stein ins Rollen brachte - aber auch auf den geheimnisvollen Drahtzieher im Hintergrund - wird meines Erachtens zu wenig eingegangen. Die Figur „Daniels“ bleibt ein Mysterium und als Leser schwankte ich laufend zwischen den Eindrücken „Guter Cop – böser Cop“, ohne auf die erstaunliche Entwicklung am Ende dieses Thrillers auch nur im Geringsten gefasst zu sein.

Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit einem optisch besonders ansprechendem Cover. Dunkler, fast schwarzer Hintergrund, der Blutfleck und die Aufschrift „Gnadenlos“ sind erhoben und mit blutroter Farbgestaltung eindrucksvoll gelungen – allein die Optik vermittelt Grauen und Spannung.

Für den Freund von Spannung ist dieses Paradebeispiel von atemberaubender Spannung und halsbrecherischem Tempo absolut zu empfehlen. Für einen Krimifreund, der die detaillierte Fährtensuche bevorzugt, könnten winzige Logikfehler im Buch störend wirken.

Gemäß dem Zitat der „Times“ habe ich mir zwar keinesfalls „vor Spannung sämtliche Fingernägel abgebissen“, ich muss jedoch zugeben, dass ich bei einigen Passagen durchaus nahe dran war …

Veröffentlicht am 17.04.2018

Die Kälte in dir

Die Kälte in dir
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Der Fund einer seit beinahe zwei Wochen in seinem eigenen Garten verwesenden Leiche des übergewichtigen Egon Osswald löst scheinbar eine Kettenreaktion von Gewalttaten aus, die der Kommissarin Kristina ...

Der Fund einer seit beinahe zwei Wochen in seinem eigenen Garten verwesenden Leiche des übergewichtigen Egon Osswald löst scheinbar eine Kettenreaktion von Gewalttaten aus, die der Kommissarin Kristina Reitmeier zu schaffen machen.

Aufgrund der Sommerurlaube mangelt es der Dienststelle nicht nur an Personal, durch die Brisanz der Mordfälle wird Kristina auch noch Hauptkommissar Thorwald Decher als Leiter der Sonderkommission vor die Nase gesetzt. Die eigenwillige Ermittlerin muss sich fügen und seinen Weisungen folgen, was ihr aufgrund ihres aufbegehrenden Temperaments sichtlich schwer fällt. Da ihr Führerschein wegen Raserei am Steuer entzogen wurde, wird ihr der aufgrund eines Disziplinarverfahrens beurlaubte Kommissaranwärter Daniel Wolf zur Seite gestellt. Doch auch Daniel hat seinen eigenen Kopf. Die beiden ähnlich tickenden Ermittler müssen sich zunächst erst zusammenraufen, um als Team arbeiten zu können, auch wenn dies den ausdrücklichen Anordnungen ihrer Dienststelle entgegensteht. Daniels Arbeit soll sich ausschließlich auf das Fahren beschränken, während Kristina Klötze durch ihren Vorgesetzten Decher zwischen die Beine geworfen werden.

Als logische Konsequenz beginnen die beiden Protagonisten, auf eigene Faust zu ermitteln, agieren eigenmächtig und begeben sich damit auf äußerst gefährliches Terrain. Der Mörder scheint sie zu beobachten, ist ihnen stets einen winzigen Schritt voraus, und droht allmählich die Kontrolle zu verlieren. Wie die Ermittler letztendlich auf die Spur des gefährlichen Mörders kommen, erzählt uns der Autor Oliver Kern in diesem hoch spannenden Thriller.

Die Umsetzung seines Plots ist Oliver Kern hervorragend gelungen. Der bereits zu Beginn hohe Spannungsbogen bleibt während des ganzen Buches hindurch erhalten. Seinen flüssiger Schreibstil mochte ich von Beginn an, und das Fehlen langer verschachtelter Sätze empfand ich als hervorragendes stilistisches Mittel, das den rasanten Lesefluss, zu dem man angehalten wird, noch ein wenig mehr zu beschleunigen scheint. Einmal an Kristinas Seite in die Ermittlungen vertieft kann man sich als Leser nur äußerst schwer wieder daraus lösen und ist stets versucht, noch eine weitere Seite zu lesen, und noch eine … bis hin zum fulminanten Finale, wo alles zu eskalieren scheint.

Doch gerade dieses Finale vereitelte letztendlich meine Fünfstern-Bewertung. Die Aufklärung des Falles erschien mir zu gerafft, das Motiv hinter den Morden – und ganz besonders auch die Person des Mörders selber – ein wenig zu konstruiert, um glaubwürdig zu sein. Die handelnden Personen hat der Autor gut beschrieben, konzentrierte sich dabei aber in erster Linie auf die beiden Protagonisten. Die Nebenfiguren erhalten zwar ebenfalls Aufmerksamkeit, von einigen hätte ich mir jedoch mehr Informationen gewünscht. Da ich aber davon ausgehen kann, dass uns Kristina Reitmeier als Ermittlerin erhalten bleibt und es noch weitere Bände mit der Kommissarin als Protagonistin geben wird, wird auf die Charaktere wohl zukünftig noch detaillierter eingegangen werden.

Die optische Aufmachung des Buches warnt den Leser bereits vor. Blutrote Lettern und große Blutstropfen zeugen bereits von dem schrecklichen Massaker, das der mysteriöse Mörder anrichtet. Der Thriller ist in zwanzig Kapiteln eingeteilt, durch die der hohe Spannungsfaktor den Leser rasch durch jagt. Für meinen persönlichen Lesegeschmack waren die Lettern ein wenig klein, was jedoch mein Lesevergnügen nicht erheblich schmälerte.

Fazit: Bei „Die Kälte in dir“ handelt es sich um einen Thriller, der mir viele spannende Lesestunden bereitet hat. Oliver Kern schaffte es, den Spannungsbogen sehr hoch zu halten und lieferte mir viele – teilweise auch falsche – Fährten. Ich bin dem Autor einige Male auf den Leim gegangen und hatte großes kriminalistisches Vergnügen mit seinem Buch. Obgleich ich ein klein wenig vom Ende enttäuscht war, kann ich es jedem Freund der Spannungsliteratur ans Herz legen und eine Leseempfehlung aussprechen. Ich vergebe vier Bewertungssterne und ziehe lediglich für das Finale und die Motivation bzw. die Person des Täters einen Stern ab.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Albtraum

Der Albtraum
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Animiert durch vorangegangene Lektüre dieser Autorin öffnete ich voller Neugier ihren Thriller „Der Albtraum“, um ihn nach einer schlaflosen Nacht zu Ende gelesen aufatmend zur Seite zu legen.

Natürlich ...

Animiert durch vorangegangene Lektüre dieser Autorin öffnete ich voller Neugier ihren Thriller „Der Albtraum“, um ihn nach einer schlaflosen Nacht zu Ende gelesen aufatmend zur Seite zu legen.

Natürlich ist der Plot an sich nichts Neues und weist sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Film „Die Hand an der Wiege“ auf. Dennoch ist die Geschichte um die junge Julianna Starr, die ihr Kind zur Adoption freigeben möchte und sich bei der dafür zuständigen Agentur in den zukünftigen Adoptivvater verliebt, höchst interessant erzählt.

Julianna fixiert sich auf Richard Ryan, drängt sich nach langer Beobachtungs- und Vorbereitungszeit geschickt in die Familie, imitiert seine Ehefrau Kate und treibt systematisch einen Keil zwischen das glücklich verheiratete Ehepaar. Allein die Intrigen der jungen Frau wären schon seitenfüllend. Doch Erica Spindler verpackt in „Der Albtraum“ auch die spannende Verfolgungsjagd Juliannas durch einen eiskalten Auftragskiller, der außer Rand und Band geraten ist und eine tödliche Bedrohung darstellt. John Powers mordet mit größter Skrupellosigkeit und als einer der Besten seines Faches scheint ein Entkommen unmöglich. Und der Killer hat ein Ziel, das er niemals aus den Augen verliert: Julianna! Die Autorin bietet in diesem Roman ein breites Gefühlsspektrum – beginnend von Liebe, Treue, gegenseitigem Respekt und Wertschätzung in der Ehe von Kate und Richard, über tiefe und verloren gegangene Freundschaft zum gemeinsamen Studienkollegen Luke Dallas, einem mittlerweile erfolgreichen Schriftsteller, der nie über die Tatsache, dass Kate sich für Richard entschieden hat, hinweggekommen ist.

Spindler schildert eindrucksvoll, wie gravierend sich das bequeme Leben eines karrierebewussten Paares durch die Adoption eines Kindes ändert und wie durch geschickte Manipulation aus Liebe Abscheu werden kann, wie Eifersucht und Betrug die solide Basis einer langjährigen glücklichen Ehe in kürzester Zeit zum Einsturz bringen.

Einiges Augenmerk wird auch auf die Praktiken der CIA gelegt, die aus den Fugen geratene Missionen geschickt tarnen und über den Mord an einem Senator den Mantel des Schweigens breiten. Die CIA scheint zudem die einzige Organisation zu sein, die alle beteiligten Figuren dieses Buches vor dem hemmungslosen Killer zu retten vermag … die Kontaktaufnahme birgt jedoch ebenfalls Gefahren.

Um die Spannung nicht vorweg zu nehmen und etwaige Spoiler zu vermeiden, möchte ich inhaltlich nicht näher auf dieses Buch eingehen.

Die Person der Julianna wurde für mich zwar teilweise ein wenig zu blass und unmotiviert dargestellt, der rasante Handlungsaufbau und der permanent hohe Spannungsbogen entschädigen jedoch dafür.

„Der Albtraum“ ist ein Thriller, der mich außerordentlich gut unterhalten hat und den ich durchaus weiter empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Bleicher Tod

Bleicher Tod
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In mehreren Handlungssträngen erzählt Andreas Winkelmann die Geschichte eines soziopathischen Serienkillers, der seine Opfer auf grausame Art und Weise tötet. Die Ermittlungen werden vorrangig durch Nele ...

In mehreren Handlungssträngen erzählt Andreas Winkelmann die Geschichte eines soziopathischen Serienkillers, der seine Opfer auf grausame Art und Weise tötet. Die Ermittlungen werden vorrangig durch Nele Karminter und Anouschka Rossberg geführt, die dem Leser unbedingt aus dem Vorgängerroman „Tief im Wald und unter der Erde“ bekannt sein sollten!

Da ich selber bei der Lektüre der Bücher dieses Autors die Reihenfolge des Erscheinens bislang nicht eingehalten habe, fehlte mir in diesem Band eben diese Vorgeschichte, auf die einige Male im Plot verwiesen wird.

Sowohl Nele Karminters als auch Anouschka Rossbergs Vergangenheit lassen so bis zuletzt einige Fragen bei mir offen. Zudem war ich auch von der Auflösung dieses Falls, nicht zuletzt der Motivation des Täters, ein wenig enttäuscht. Von einem dermaßen geplant und nüchtern vorgehenden Soziopathen hätte ich mir ein wenig „mehr erwartet“. Dennoch kann ich diesen Thriller mit gutem Gewissen weiter empfehlen. Andreas Winkelmanns flüssiger Schreibstil, sein stets hoher Spannungsbogen und die gut konstruierte Geschichte bereiteten mir auch diesmal großes Lesevergnügen, seine geschickt gelegten Fährten führten mich wie schon in vielen Thrillern zuvor eine Weile in die Irre. Andreas Winkelmanns Fähigkeit, seine Figuren detailliert und lebendig erscheinen zu lassen, bereiteten mir auch bei „Bleicher Tod“ Lesevergnügen, ich würde potentiellen Lesern aber anraten, sich bei der Lektüre dennoch an die Reihenfolge der Bucherscheinungen des Autors zu halten.

Fazit: Sehr gut konstruierter Thriller mit hohem Spannungsniveau und einem ausgeklügelten Plot, dessen Finale jedoch für meinen Geschmack ein wenig schwächelte. Daher diesmal nur vier Bewertungssterne für „Bleicher Tod“ von Andreas Winkelmann.